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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 24. November 2016 um 8:37 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (AT)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung André Tautenhahn: Die Rede von Sahra Wagenknecht ist von einigen Medien (unter anderem hier und hier) mal wieder absichtlich missverstanden worden. Das fing schon bei der ARD an, die live berichtete und im Nachgang eine Wiederholung der Passage über Trump durch Wagenknecht als „Klarstellung“ bezeichnete. Da fragt man sich, wieso eine Wiederholung des bereits gesprochenen Wortes eine Klarstellung sein soll, wenn es doch gereicht hätte, bei der Rede im Bundestag nur richtig zuzuhören. Hier noch einmal die Passage, die für Aufsehen sorgte und einige dazu veranlasst hat, Sahra Wagenknecht in die rechte Ecke zu stellen. Dabei sollten die unqualifizierten Zwischenrufe von Oppermann und Co, wie sie im Protokoll vermerkt sind, ein Thema in den Medien sein und die Frage, was die SPD eigentlich noch von Volkswirtschaft versteht.
Offenbar hat selbst ein Donald Trump wirtschaftspolitisch mehr drauf als Sie.
(Lachen bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD – Zuruf von der SPD: Der neue Rassismus!)
Denn immerhin hat der Mann begriffen,
(Thomas Oppermann (SPD): Neuer Bündnispartner!)
dass staatliche Industriepolitik besser ist als billige Dienstleistungsjobs und dass gegen Krise und marode Infrastruktur nicht Kürzungspolitik hilft, sondern ein groß angelegtes öffentliches Investitionsprogramm.
(Beifall bei der LINKEN – Thomas Jurk (SPD): Vor 27 Jahren ist das in der DDR zusammengebrochen! – Thomas Oppermann (SPD): Sie haben jetzt den richtigen Partner gefunden!)
Weil schon die Ankündigung dieses Programms zu höheren Zinsen in den USA geführt hat, wird Europa unter Ihrer Führung wohl lieber mit seinem Geld neue Brücken und moderne Netze in den USA finanzieren, statt den Niedergang der europäischen Infrastruktur endlich zu stoppen und Industriearbeitsplätze auch in Frankreich und Italien zu verteidigen und zu retten. Aber merken Sie denn gar nicht, dass es genau diese fatale Politik ist, die Europa spaltet und immer mehr kaputtgehen lässt?
Sollte im nächsten Jahr tatsächlich Marine Le Pen französische Präsidentin werden, dann werden Sie wieder alle geschockt sein, und wahrscheinlich beklagen Sie dann wieder die Verführungsmacht geschickter Populisten und das Zeitalter des Postfaktischen. Aber wenn etwas postfaktisch ist, dann sind das nicht die Emotionen der Menschen, die sich von Ihrer Politik im Stich gelassen fühlen, sondern die Lügenmärchen, die Sie ihnen erzählen, um zu begründen, dass diese Politik angeblich alternativlos ist.
dazu: Wer hat Angst vor Rot-Rot-Grün?
Sahra Wagenknecht lobt Donald Trump und spielt der Union in die Hände. Durch ihre Polemik funktioniert die Warnung vor einer Koalition, die wohl niemals kommen wird.
Den vor ihr liegenden Bundestagswahlkampf hat Angela Merkel einen “schwierigen” genannt. Die Kanzlerin meint nicht nur die auftrumpfende AfD: Merkel warnt auch vor der Möglichkeit eines rot-rot-grünen Regierungsbündnisses. Die angeblich drohende Linksfront wird von diversen Christdemokraten gerade nur allzu gern ins Spiel gebracht: CDU-Generalsekretär Peter Tauber hat Rot-Rot-Grün sogar zum “Hauptgegner” im Wahlkampf ausgerufen.
Muss die Union wirklich fürchten, dass Sigmar Gabriel und Sahra Wagenknecht bald gemeinsame Wahlkampfprojekte präsentieren, wie es die Spitzen von SPD und Grünen im Wahlkampf 2013 taten? Dass SPD, Grüne und Linke gar mit einem Versprechen für eine gemeinsame Koalition in den Wahlkampf ziehen? Ganz und gar nicht: Warum Rot-Rot-Grün absehbar nicht Wirklichkeit wird, hat die Rede von Sahra Wagenknecht bei der Haushaltsdebatte im Bundestag am Mittwoch wieder gezeigt. Wagenknecht hat, das ist ihre Aufgabe als linke Fraktionsvorsitzende, die Bundesregierung für ihr Spar-Mantra scharf kritisiert. Angesichts der sozialen Spaltung brauche Deutschland jetzt dringend Investitionen statt weitere Kürzungen, sagte sie. Soweit, so normal. Doch dann folgte eine kalkulierte Provokation: “Offenbar hat ja selbst noch ein Donald Trump wirtschaftspolitisch mehr drauf als Sie”, sagte Wagenknecht in Richtung von Union und SPD.
Die Antwort folgte prompt – vom SPD-Fraktionsvorsitzenden. Er sei irritiert über den bewundernden Unterton gegenüber dem neuen US-Präsidenten, sagte Thomas Oppermann. Dieser war in Wagenknechts Rede nicht nur einmal herauszuhören. “Ihre Antwort auf den Populismus von rechts ist mehr Populismus von links”, schmetterte der SPD-Politiker der Linken empört entgegen.
Der Fraktionschef der Grünen, Anton Hofreiter, ignorierte Wagenknechts Entgleisung lieber. Denn linke Politiker, ob in der SPD oder bei den Grünen, haben ein Problem. Sie wollen wenigstens die Option für Rot-Rot-Grün ins Jahr 2017 retten.
Quelle: Zeit Online
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Mit welchem Recht fordert eigentlich eine Zeitung, die Sahra Wagenknechts Rede (“Entgleisung”) dermaßen verkürzt und sinnentstellend wiedergibt, *nicht* als “Lügenpresse” bezeichnet zu werden? Oder als Kampagnenpresse? Nichts anderes wird hier dargeboten. Richtig ist aber, dass SPD und Grüne mit dem Pseudo-Flirt mit Rot-Rot-Grün lediglich zum x-ten Mal links blinken, um wieder einen großen Teil ihrer Wähler zu täuschen.
dazu auch: Rot-Rot-Grün nur bei “wirklichem Politikwechsel”
Der Linken-Politiker Oskar Lafontaine hat sich grundsätzlich offen für eine Koalition mit der SPD nach der Bundestagswahl gezeigt. “Einen Regierungswechsel wird es aber nur geben, wenn die Sozialdemokratie sich neu orientiert”, sagte Lafontaine im DLF. In einem Punkt könne die Bundesregierung auch von Donald Trump lernen. […]
Konkret forderte Lafontaine Steuerentlastungen für die Mittelschicht. Diejenigen mit einem Jahreseinkommen von 30.000 oder 40.000 Euro würden “am meisten gemolken”. Das müsse sich ändern. Zur Gegenfinanzierung wolle die Linke bekanntlich diejenigen mit Millioneneinkommen stärker heranziehen. Eine Katastophe sei zudem, dass viele Menschen im Niedriglohnsektor beschäftigt seien. Ihnen drohe Altersarmut.
Lafontaine kritisierte zudem, der Haushalt der Großen Koalition passe nicht in die jetzige politische Landschaft. Es werde viel zu wenig in die öffentliche Infrastruktur investiert, hier sei Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestaaten ganz hinten. “Wir sind ökonomisch in einer ungünstigeren Lage, als es aussieht”, so der Linken Politiker. Der neue US-Präsident Donald Trump habe gerade gesagt, dass er in die Infrastruktur investieren wolle. “An dieser Stelle könnte die Bundesregierung durchaus von Herrn Trump lernen.”
Quelle: Deutschlandfunk
Anmerkung Christian Reimann: Insbesondere die derzeitige SPD-Spitze sollte sich mal selbstkritisch fragen, welchen Anteil ihre Partei an diesem katastrophalen Zustand hat – Aussicht auf Besserung ist aktuell (leider!) nicht zu erkennen. Könnte es sein, dass die Politik der Agenda 2010 und vor allem die sog. Hartz-Gesetzgebung maßgeblich mitverantwortlich sind?
Anmerkung unserer Leserin C.K.: Die Springer-Presse beginnt wieder, bei der Rente die einen gegen die anderen auszuspielen.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Mäandernder Blödsinn, der an keiner Stelle argumentativ begründen kann, welchen Nutzen eine Teilprivatisierung für den Bürger (als Eigentümer) und die Autobahnnutzer haben soll. Im Gegenteil: die Renditeerwartungen der Versicherungen zu erfüllen, wäre zwar teurer für den Bürger, aber “ein lobenswertes Ziel”. (??????) Besonders dreist, dass die Zeitung, die sonst aus angeblich marktwirtschaftlichen Überlegungen gegen jede Subvention für Unternehmen argumentiert, “die sich am Markt nicht behaupten können”, und sei die Subventionierung aus sozialen Gründen noch so angemessen, für die krasse Umverteilung zugunsten der Versicherungswirtschaft eintritt, die volkswirtschaftlich nicht nur nutzlos, sondern obendrein viele Schäden verursacht.
dazu: SPD im postfaktischen Zeitalter
Die Partei bricht zentrale Zusagen aus ihrem Konventsbeschluss. Damit konfrontiert, verbreiten Abgeordnete schlicht die Unwahrheit.
Um grünes Licht für Ceta zu bekommen, hatte die SPD-Führung vor dem kleinen Parteitag im September weitreichende Versprechen gemacht: „Wir erwarten, dass zunächst das Europäische Parlament umfassend berät und wo erforderlich, Klarstellungen erwirkt“, hieß es im Beschluss des SPD-Konvents zum umstrittenen Ceta-Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada. Die Beratungen sollten „unter Einschluss der Zivilgesellschaft“ erfolgen und es solle eine „gemeinsamen Anhörung von Vertretern des Europäischen Parlaments und der nationalen Parlamente“ zu Ceta geben. Davon ist in der Realität nicht viel zu spüren. Das umstrittene Abkommen soll unter großem Zeitdruck noch in diesem Jahr durchs EU-Parlament gebracht werden – ohne Beteiligung wichtiger Ausschüsse.
Quelle: taz
dazu auch: Nichts gelernt: Wie Christ- und Sozialdemokraten die europäische Demokratie untergraben und rechten Demagogen die Tür öffnen
Nicht mal debattieren darf das Europäische Parlament. Das hat das Parlament selbst beschlossen. Die konservativen Fraktionen blockierten jüngst eine Debatte über das umstrittene Handels- und Investitionsschutzabkommen CETA zwischen der EU und Kanada. Es ging darum, ob das EU-Parlament eine Stellungnahme des Europäischen Gerichtshofes zu dem Abkommen einholen wird. Man sollte meinen, die Befragung des höchsten Gerichtes sei in einer Demokratie, in der Gewaltenteilung eine zentrale Rolle spielt, selbstverständlich. Zumal bei einem Vertragswerk, das tief in die Struktur des Rechtsstaates eingreift und eine Paralleljustiz für Konzerne schaffen soll. Nun aber darf darüber im Parlament nicht einmal mehr gesprochen werden. Auch die Ausschüsse für Umwelt und Soziales und sogar der Wirtschaftsausschuss dürfen sich damit nicht befassen und Stellungnahmen abgeben. Das haben nicht nur die Christdemokraten sondern auch die Sozialdemokraten durchgesetzt. Damit wird eine ernsthafte parlamentarische Bewertung von CETA verhindert. Stattdessen wird der 2200 Seiten lange Vertrag nun im Eilverfahren durchgepeitscht. Eine Schlüsselfigur dabei: der als potentieller Kanzlerkandidat gehandelte Martin Schulz (SPD), Präsident des EU-Parlaments. Er und seine Fraktion setzen sich damit über die Beschlüsse des SPD-Parteikonventes hinweg, der eine ausführliche Prüfung des Abkommens durch die Parlamente gefordert hatte.
Quelle: Kontext-TV
dazu: Terrorunterstützer
Die Bundesanwaltschaft erhebt zum wiederholten Male Anklage gegen Unterstützer einer von der Bundesregierung begünstigten syrischen Miliz. Die drei Angeklagten hätten mit der 20.000 Mann starken Jihadistentruppe Ahrar al Sham eine terroristische Vereinigung gefördert, erklärt die Bundesanwaltschaft, die bereits mehrere Prozesse gegen Helfer der Organisation angestrengt hat. Das Stuttgarter Oberlandesgericht, das Anfang Oktober ein erstes Urteil in Sachen Ahrar al Sham gefällt hat, stuft die Miliz sogar als “eine besonders schlagkräftige terroristische Vereinigung” ein. Damit wirft die deutsche Justiz ein Schlaglicht auf die Berliner Außenpolitik und auf die Berichterstattung der deutschen Medien. Ahrar al Sham wird in der Bundesrepublik gewöhnlich den syrischen “Rebellen” zugeordnet, die die Bundesregierung fördert und die entsprechend mit Sympathie bedacht werden. Frank-Walter Steinmeier, Außenminister und künftiger Bundespräsident, hat sich im Januar dafür eingesetzt, die Miliz nicht von den Genfer Syrien-Verhandlungen auszuschließen; Russland hatte gefordert, mit Terroristen – darunter der IS und Al Qaida, aber eben auch Ahrar al Sham – nicht zu verhandeln. Laut Urteil der deutschen Justiz hat sich Steinmeier mit dem Einsatz für die Miliz für eine terroristische Organisation stark gemacht.
Quelle: German Foreign Policy
Anmerkung Christian Reimann: Es herrschte offenbar Einigkeit: Putins Russland sei der Aggressor. Ein “Kalter Krieg” bestehe jedoch nicht. Zumindest noch nicht, denn die Vorzeichen deuten stark in diese Richtung. Oder wird hier schlicht “Kalter Krieg” mit “Heißen Krieg” verwechselt? Übrigens: Scheinbar haben diese Marine-Vertreter die Entwicklungen des Westens gegenüber Russland vor 2014 ignoriert oder haben sie insbesondere die Ausdehnung der NATO vergessen?
dazu: Donald Trumps Interview in der New York Times vom 23.11.2016
Donald Trump: „Ich möchte gern mit Russland gut auskommen und ich denke, dass auch Russland gerne mit uns gut auskommen möchte. Das ist in unserem gemeinsamen Interesse… Wäre es nicht schön, wenn wir gut mit Russland auskämen. Wäre es nicht schön, wenn wir gemeinsam gegen den Islamischen Staat vorgingen… Wir müssen dem Wahnsinn, der sich in Syrien abspielt, ein Ende setzen.“
Quelle: The New York Times
dazu: Anmerkung von Bernd Riexinger
Mich überrascht die Absage der Grünen an Christoph Butterwegge nicht, schließlich gehört die Verarmungs- und Sanktionsmaschine Agenda 2010 den Grünen wie Frank-Walter Steinmeier. Wir können sie deshalb weder Steinmeier noch den Grünen “als Klotz ans Bein binden”, das haben sie selber gemacht. Wenn also etwas “reflexhaft” ist, dann die Sympathie der Grünen für Steinmeier als Bundespräsident. Der Vorwurf, unser Kandidat sei ein taktisches Manöver ist noch absurder. Auch die Grünen sollten wissen: Alternativen sind Basis der Demokratie. Und unsere Alternative ist die bessere Wahl!
Quelle: Facebook
Anmerkung JK: Diese Nachricht wirft ein bezeichnendes Licht auf das Gesellschaftsverständnis von Politikern wie Stoiber, der damit sicher nicht alleinsteht. Wer über eine entsprechende soziale und vor allem ökonomische Position verfügt, darf sich in Deutschland fast alles erlauben.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
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