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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Zur Abschlusserklärung des „Weltfinanzgipfels“
Datum: 17. November 2008 um 7:26 Uhr
Rubrik: Finanzkrise, Finanzpolitik
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Mit ein bisschen mehr Regulierung, ein bisschen mehr Transparenz und einem Appell für eine bessere Aufsicht werden weder die Finanzmärkte neu geordnet und krisenfester gemacht noch wird die Weltkonjunktur wieder in Schwung gebracht. Hier der Wortlaut der Abschlusserklärung. Wolfgang Lieb
Eine kurze Übersicht:
Zuerst viele schöne Absichts- und Grundsatzerklärungen:
Als Krisenursachen werden genannt:
Dann eine Menge Selbstlob über die bisherigen Anstrengungen.
Bekenntnisse zu mehr politischer Verantwortung und engerer makroökonomischer Zusammenarbeit. Als nächste Schritte sollen alle Maßnahmen ergriffen werden, das Finanzsystem zu stabilisieren. (Geldpolitik, fiskalische Maßnahmen um die Binnennachfrage zu erhöhen, den schwächsten Ländern Finanzhilfen leisten, Weltbank und Entwicklungsbanken sollen alle ihre Möglichkeiten nutzen.)
Gemeinsame Prinzipien für eine Reform der Finanzmärkte:
Die Finanzminister werden beauftragt, bis zum 31. März 2009 bis zu 50 konkrete Empfehlungen zu erarbeiten, u.a. zur Ausfallsicherheit und Transparenz von Kreditderivaten und deren Märkten. Die Regierungschefs wollen darüber am 30. April nächsten Jahres weiter beraten.
Der Rest sind wieder Bekenntnisse zu den Marktprinzipien, zum Freihandel und gegen den Protektionismus und – notabene – die Warnung vor Überregulierung.
Man verpflichtet sich für die nächsten 12 Monate keine neuen Barrieren für Investitionen oder im Waren- und Dienstleistungsverkehr zu errichten oder Maßnahmen zu ergreifen, die den Vorschlägen der Welthandelsorganisation (WTO) widersprechen.
Die Wirtschaftsminister sollen noch in diesem Jahr eine Einigung über die Modalitäten des Doha-Welthandelsabkommens erreichen.
Die Millennium-Entwicklungsziele werden bekräftigt (zum wievielten Mal eigentlich?)
Und natürlich sollen die Herausforderungen der Energiesicherheit, des Klimawandels, der Nahrungsmittelversorgung angenommen und der Kampf gegen Terrorismus, Armut und Krankheit fortgesetzt werden.
Über konkrete Maßnahmen zur Geldpolitik, wie etwa Zinssenkungen, über eine Einflussnahme des Staates auf die Banken, damit Geld in der Realwirtschaft ankommt und nicht in neue spekulative Blasen fließt, über Investitionsprogramme zur Ankurbelung der Weltwirtschaft, über eine gerechtere Verteilung des Reichtums, über konkrete Schritte zur Stabilisierung der Wechselkurse oder Maßnahmen gegen Rohstoffspekulationen liest man leider wenig bis nichts. Kein Satz auch zur Trockenlegung von Steueroasen. Geschweige denn, dass ein Verbot von kriminellen spekulativen Geschäftsmodellen in Aussicht gestellt wurde.
Kein Wort darüber, wie die Globalisierung sozialer und gerechter gestaltet werden könnte. Im Gegenteil: Mit dem Vorantreiben der Doha-Verhandlungen wird einer weiteren Liberalisierung der Finanzmärkte Tür und Tor geöffnet.
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