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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 11. November 2008 um 9:35 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung WL: Anstöße zur Lösung eines bisher viel zu wenig beachteten Problems. Statt Reformen am Arbeitsvertragsgesetz oder am Mitarbeiterbeteiligungsgesetz nennt der Beitrag die eigentlichen Ursachen für die Aushöhlung des Arbeitsrechts auf und zeigt Lösungsperspektiven auf.
Da die Dresdner Bank von der Commerzbank übernommen wird, gilt es als wahrscheinlich, dass der vorgesehene Abbau von 9000 Arbeitsplätzen vorrangig Dresdner-Bank-Mitarbeiter treffen wird. Sie werden vermutlich nicht so weich fallen wie die Investmentbanker, denen sie aber die Schieflage der Dresdner Bank zuschreiben.
Quelle: FAZ
Einfach gesagt geht es dabei um die Praxis, verlustreiche Unternehmen allein deshalb zu kaufen, um damit die Gewinnsteuern des kaufenden Unternehmens zu mindern. Ende September hat Finanzminister Paulson amerikanischen Finanzinstituten genau diese Praxis wieder erlaubt. Senatoren, Kongressabgeordnete und Experten wittern hinter diesem Schachzug ein Geschenk des Ministers an seine ehemaligen Kollegen. Paulson war vor seinem Amtsantritt Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs.
Quelle: SZ
Anmerkung Orlando Pascheit: Die Zockerei war auf jeden Fall erfolgreich, die VW-Übernahme hängt “nur” von der Änderung des VW-Gesetzes ab.
Denn tatsächlich sind neue Verluste zu erwarten – und zwar nicht nur von der angeschlagenen Commerzbank. Auch die Aktiendepots dürften weiter an Wert verlieren, denn alle Industrieländer sind auf dem Weg in die Rezession. Allerdings machen Aktien nur einen kleinen Teil der Anlagen bei Lebensversicherern aus. Sie investieren vor allem in festverzinsliche Papiere. Aber auch dort droht neues Unheil: Weltweit werden die Leitzinsen gesenkt, fluten die Zentralbanken den Markt mit Geld. Da ist mit langfristigen Anleihen kaum noch Gewinn zu machen.
Quelle: taz
Die Anzahl der Rentenzugänge werde insbesondere durch die demografische Entwicklung determiniert. Aus diesem Grund sei die Anzahl der 65-Jährigen in der Bevölkerung ein geeigneter Indikator für die künftige Entwicklung. Diese wird den Angaben der Regierung zufolge auf 915.000 Personen im Jahr 2009 und auf 717.000 Personen im Jahr 2011 geschätzt. Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren wird im gleichen Zeitraum konstant auf etwa 16,8 Millionen geschätzt.
Quelle: Deutscher Bundestag
Anmerkung WL: Neben den Schätzungen für die Finanzsituation der Rentenversicherung sind vor allem die Aussagen zur demografischen Entwicklung interessant. Die Rentenreformen wurden ja stets mit der dramatischen Überalterung begründet. Nun stellt sich heraus, dass der Anteil der Älteren für die nächsten Jahre konstant bleibt. Mit der demografischen Entwicklung konnten die Renten-„Reformen“ der letzten Jahre jedenfalls nichts zu tun gehabt haben.
Wal Buchenberg hat in seinem Marxforum aus diesen Angaben nachfolgende Grafik erstellt.
Quelle: Marx-Forum
Anmerkung WL: Einige Angaben sind mir im Detail nicht nachvollziehbar und (aber darauf macht der Autor ausdrücklich aufmerksam) außerdem geht aus der Grafik nicht hervor, dass es Firmen mit geringerem Umsatz als die beiden erstgenannten Automobilkonzerne gibt – wie etwa EADS oder HochTief oder Maschinenbaufirmen –, die noch in viel stärkerem Maße exportorientiert sind. Dennoch vermag die Grafik einen Eindruck vermitteln, wie stark die größten deutschen Unternehmen vom Export abhängen.
Wir haben auf den NachDenkSeiten vielfach darauf hingewiesen, wie die Regierung ihre „Reformpolitik“ vor allem an den Interessen der Export-Industrie ausrichtet und sich auch von ihr abhängig macht und zwar nicht nur zu Lasten der Arbeitnehmer sondern auch des Mittelstandes. (Z.B. Unternehmensteuersenkungen, Mehrwertsteuererhöhung (die die Exportunternehmen nicht trifft), Niedriglohnpolitik, Abgabensenkungen begründet mit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, Appelle für „moderate“ Lohnabschlüsse etc.)
Wir teilen einige der Schlussfolgerungen von Wal Buchenberg ausdrücklich nicht. So etwa die Aussage, dass dort, wo die Inlandsnachfrage nur noch ein Drittel der Gesamtnachfrage wichtiger Unternehmen liefert, sich das Hoffen auf die Binnenkaufkraft erledigt habe. Dies deshalb nicht, weil nach wie vor rund 60 % des Bruttoinlandsprodukts auf der Binnennachfrage beruht.
Auch die These von der „sozialen Wagenburg im Innern“ halten wir nicht für richtig. Warum sollten gewerkschaftliche Bemühungen, durch höhere Lohnabschlüsse die Binnennachfrage zu stärken verpuffen? Die Binnennachfrage ist nach wie vor von erheblicher Bedeutung für das Wirtschaftswachstum. Und zweitens höhere Lohnabschlüsse könnten die auf Dauer für die importierenden Länder schädliche Exportabhängigkeit eher verringern und die unausgewogene Handelsbilanz eher wieder ausgleichen.
m Falle einer doppelten Verurteilung käme der Manager eigentlich um eine Haftstrafe nicht herum. Doch in der nordrhein-westfälischen Justiz wird mit einer wenig bekannten Auslegung von Paragraf 56 des Strafgesetzbuchs geliebäugelt. Danach würde Zumwinkel eine hohe Geldstrafe zahlen, die in Gefängniszeit umgerechnet und von der Gesamtfreiheitsstrafe abgezogen würde. Dieser Strafrest wäre dann so gering, dass er zur Bewährung ausgesetzt werden könnte.
Quelle: FTD
Anmerkung WL: Alles andere hätte einen auch erstaunt. Die Kleinen hängt man…
Siehe auch:
Beschuldigte kaufen sich mit sechs Millionen Euro frei
Sie haben Steuern hinterzogen, doch zu einem Prozess kommt es nicht: Gegen die Zahlung millionenschwerer Geldauflagen werden die Verfahren gegen zehn Beschuldigten in der Liechtensteiner Steueraffäre eingestellt.
Quelle: Spiegel Online
Der Gesamtversicherungsbeitragssatz müsse auf jeden Fall unter 40 Prozent liegen, argumentieren die Arbeitgeber und etliche Politiker. Ansonsten beschränke das »den Spielraum zur Schaffung von Arbeitsplätzen«. Gerade jetzt würde ein Beitragssatzanstieg »den zu erwartenden Konjunkturabschwung noch beschleunigen«.
Stimmt diese These? Wie stark beeinflussen die Sozialbeiträge die gesamten Arbeitskosten? Der folgende Beitrag kommt zu dem Schluss: Die These von den Lohnnebenkosten als Dreh- und Angelpunkt für Wachstum und Arbeitsmarkt ist lediglich ein Mythos.
Quelle: Soziale Sicherheit 10/2008 [PDF – 72 KB]
Anmerkung Orlando Pascheit: Wir sind inzwischen Einiges gewöhnt, was Aufsichtsräte betrifft, neu ist der Aufgabenbereich: Kontrolle und Kritik der Eigentümer. Die Aufgabe des Aufsichtsrats ist es eigentlich, die Geschäftsführung, den Vorstand, zu kontrollieren. Was wir gerade in der heutigen Finanzkrise schmerzlich vermisst haben. Eggert Voscherau sieht anscheinend seine vorrangige Aufgabe darin, Mehdorn also den Vorstand, beim bedingungslosen Börsengang der Bahn zu unterstützen. Dass bei dem Ziel, die Bahn börsengängig zu machen, durch den Vorstand eklatante Sicherheitsmängel in Kauf genommen wurden, interessiert das Aufsichtsratsmitglied anscheinend kaum. Zumindest ist in diesem Zusammenhang keine Rücktrittsandrohung eines Aufsichtsratsmitglieds bekannt.
Natürlich stimmt die Diagnose, dass der Bund erlaubt habe, dass die Bahn zu einem internationalen Logistikdienstleister „mit angehängtem Personenverkehr“ umgemodelt wurde – zur Schande der Politik. Wie schön, dass die Politiker vor Ort, die Bürgermeister, sich dem Gemeinwohlanspruch des Personenverkehrs nicht ganz entziehen können. Aber selbst wenn man den Börsengang akzeptiert, zeugt es von der bodenloser Abgehobenheit eines Aufsichtsratsmitglieds, den Eigentümer, den Bund also uns, quasi aufzufordern, sein Eigentum zum Schleuderpreis dem Markt zu überlassen. – Dass der Tagesspiegel auch noch titelt, “Bund provoziert Krach im Bahn-Aufsichtsrat” statt “Aufsichtsrat provoziert Bund”, zeigt, dass auch angesichts des Scheiterns vieler Privatisierungsprojekte nicht ein Hauch von Skepsis in unsere Redaktionen eingekehrt ist.
Der amerikanische Autokonzern verlangt derartige Schritte offenbar als Beitrag zur Sanierung. Opel-Betriebsrat Franz beziffert das Gesamtpaket der nun zu verhandelnden Einsparungen auf rund 750 Millionen Euro.
Quelle: FAZ
Anmerkung WL: So darf dann der europäische Steuerzahler dann auch noch die Pleite von GM finanzieren.
Anmerkung WL: Nun beschließen also CDU und FDP was linksextremistisch ist.
Anmerkung Martin Betzwieser: Dass die Wiesbadener Bevölkerung hier nicht den nötigen Humor aufbringt, liegt nicht nur an dem grenzwertigen Klamauk. Immerhin vergaß die Wiesbadener SPD bei der letzten Oberbürgermeisterwahl, den eigenen Kandidaten anzumelden.
Dazu auch:
Bekanntlich ist man nur zusammen stark
Für den bundesweiten Schulstreik engagieren sich Schüler an der Basis. Ein Gespräch mit Jakob Treptow (14), neunte Klasse auf dem Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Berlin-Lichtenberg und dort im Streikkomitee aktiv
Quelle: junge Welt
Den Reigen eröffnet ein alter Bekannter. Einer der Mitbegründer der INSM steht Frage und Antwort zu diesem Thema, nämlich Carl-Ludwig Thiele. Allein das könnte man einen Skandal nennen. Der größere Skandal aber ist, dass seine Aktivitäten bei der INSM mit keinem Wort erwähnt werden.
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