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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Die Diskussion um CETA zeigt beispielhaft, in welchem jämmerlichen Zustand die öffentliche Debatte ist – in den Medien und in der Politik
Datum: 25. Oktober 2016 um 17:39 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Globalisierung, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Medienkritik
Verantwortlich: Albrecht Müller
Es wird so getan, als gäbe es keinen Welthandel und als würden wir auf ihn verzichten, wenn CETA nicht unterschrieben wird. Es wird unterschwellig unterstellt, der Vorteil des Freihandelsabkommens mit Kanada sei klar und unstrittig. Es wird so getan, als bringe die weitere Vermehrung des Transportes von Gütern auf der Welt keine Probleme. Von der Chance einer stärker regionalisierten Produktion und von der Notwendigkeit, Verkehr zu vermeiden, haben die Akteure in Medien und Politik offensichtlich nichts gehört. Lauter Hinterwäldler. Sie merken es nicht, weil es so viele sind. Albrecht Müller
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Mit vibrierender Stimme tragen sie vor, die Wallonen gefährdeten Arbeitsplätze und Wachstum. Die darüber geführte Debatte ist an den Meinungsführern vorbeigegangen.
Sie behaupten auch, die Wallonen gefährdeten Europa und die Demokratie. Das alles ist ein absurdes Theater.
Vermutlich ist dieser Niedergang des Wissens und der Kenntnis von notwendigen Analysen und Konzepten eine Folge der allgemeinen Entpolitisierung. In den Parteien wird inhaltlich kaum noch gearbeitet. Besonders augenfällig ist das bei SPD und bei den Grünen, weil es bei Ihnen einmal besser stand. Sie waren einmal die Vorhut beim Versuch, die wichtigen Probleme unserer Gesellschaft und des Zusammenlebens der Völker durchzukneten. Alles weg. Alles hohl.
In den Medien haben sich von der inhaltlichen Debatte unberührte Mittdreißiger oder Mittvierziger durchgesetzt. Und natürlich jene, die sich für jede Kampagne hergeben. Jetzt für die Kampagne gegen die Wallonen wie sonst gegen die Griechen und gegen die Russen. Es ist immer dasselbe.
Was haben diese Leute eigentlich gelernt? Schnell reden? Schön reden? Feinde ausmachen? Das reicht nicht.
Beobachten Sie einfach mal aufmerksam die ausgetauschten Formeln, wenn in den nächsten Tagen weiterhin über die Freihandelsabkommen diskutiert wird. Vielleicht haben Sie Glück und es begegnet Ihnen ein Journalistenkollege oder eine Kollegin, die nachdenken und wenigstens in einem Nebensatz mal verlauten lassen, was gut sein soll an CETA. Dann sollten Sie ihr oder ihm eine Lobesmail schicken. So wie wir von den NachDenkSeiten das machen. Wir loben die immer wieder auftauchenden qualifizierten Medienereignisse mit Freuden über den grünen Klee. Weil diese Ausnahmen das wirklich verdienen.
P.S.:
Wir machen Sie allerdings auch mit den schlimmen Produkten unserer Leitmedien bekannt.
Das ist auch deshalb möglich, weil uns NachDenkSeiten-Leserinnen und -Leser auf solche aufmerksam machen. Zum Beispiel auf einen ungeheuerlichen Vorgang, wie das der Hinweisgeber selbst nennt. Thematisch hat das nichts mehr mit CETA zu tun. Es geht um den Feindbildaufbau.
In der Kindersendung Kakadu des DLF wurden den Kindern Hassbilder vermittelt. Am 19.10.2016 strahlte Deutschlandfunk-Radio-Kulter in der Kindersendung folgenden Text aus:
[…] „Der russische Präsident Putin führt derzeit zwei Kriege. Einen in der Ukraine und einen in Syrien. Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Hollande wollen Putin dazu bewegen mit beiden Kriegen aufzuhören. Das wird wahrscheinlich nicht funktionieren, weil Putin sich nicht an internationale Regeln hält. Er ist der Ansicht, dass er den russische Einfluss in der Welt vergrößern muss und das auch mit Krieg. Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Hollande haben mehrfach gesagt, dass Putin in Syrien schwere Menschenrechtsverletzungen begeht. Die russische Luftwaffe bombardiert Krankenhäuser und Hilfskonvois der Vereinten Nationen. Deshalb fliehen viele Syrer mit ihren Familien nach Deutschland. Auch in der Ukraine kämpfen trotz eines Abkommens russische Soldaten. Wie man Putin davon abhalten kann, ist aber nicht klar. Man könnte ihn unter Druck setzen, in dem man Russland bestimmte Waren nicht mehr verkauft. Das nennt man Sanktionen. Aber dafür müssten sich alle Europäer einig sein und das sind sie zur Zeit nicht.“
Quelle: Deutschlandfunk – von Minute 0:50 bis 1:55
Das ist rechtsradikale Agitation vom Feinsten. Vom Feinsten deshalb, weil sie nicht grob daherkommt, sondern besorgt erscheint.
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