Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (PS/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
- US-Präsidentschaftswahlen
- Putin spielt Weltmacht und gewinnt
- Eine Stadt als Geisel
- How Brussels is obstructing the prosecution of corruption cases in Greece
- Deutsche Bank: US-Wirtschaftskrieg oder hausgemachte Misere?
- Reich sind immer die anderen
- The main problem with mainstream economics
- Hartz IV
- Krankenkassen mogeln bei der Abrechnung
- Zynischer Populismus
- 15 Jahre Einsatz in Afghanistan: Warlords mit westlichem Segen
- Flüchtlinge
- Brasiliens Parlament beschließt Sparpaket
- Die Welt bleibt hungrig
- Wie Sahra Wagenknecht dank ZDF zur “Putinistin” wurde
- Studenten gestresster als Arbeitnehmer: Bologna-Reform hat den Druck erhöht
- Wie Facebook Rassisten produziert
- Das Letzte: Stunde der Amateure: Nichts gelernt, und auch noch stolz darauf
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
- US-Präsidentschaftswahlen
- Der Wadenbeisser aus Washington
Ein einziger Reporter der «Washington Post» ist für einen grossen Teil der Negativschlagzeilen über Trumps Wahlkampagne verantwortlich. Auch die Enthüllung der lüsternen Prahlerei geht auf sein Konto.
Es war am Freitagvormittag, etwa elf Uhr, als der Reporter David Fahrenthold von der «Washington Post» einen Anruf erhielt. Ein Unbekannter bot ihm eine bisher nicht veröffentlichte Videoaufnahme Donald Trumps an. Fünf Stunden später löste Fahrentholds Bericht auf der Website der «Post» in Washington Schockwellen aus.
Wenigstens den Kongress in den eigenen Händen halten. Das scheint zunehmend die Losung führender Republikaner zu sein.
Die rund drei Minuten lange Videosequenz stammt aus einem Showbusiness-Informationsmagazin namens «Access Hollywood» aus dem Jahr 2005 und zeigt, wie Donald Trump zusammen mit dem Präsentator Billy Bush – ein Verwandter der Ex-Präsidenten Bush – in einem Bus in die Studios der Fernsehserie «Days of Our Lives» gefahren wird, wo er einen überraschenden Kurzauftritt haben soll. Wie so oft sind die Mikrofone bereits angestellt, als die Hauptpersonen erst hörbar, aber noch nicht sichtbar sind. Trump erklärt Bush, wie er hartnäckig, aber erfolglos versucht habe, eine andere, verheiratete Präsentatorin der Sendung zu verführen.
Quelle: NZZ
Anmerkung Jens Berger: Auch das ist bezeichnend. Wikileaks veröffentlicht mehr als 30.000 Mails mit brisanten Inhalten von Hillary Clinton. Dann gibt es noch die rund 20.000 Mails der Demokratischen Partei, die unter anderem belegen, wie Bernie Sanders am Rande der Legalität aus dem Rennen gedrängt wurde. Und last but not least gibt es noch die Podesta Mails von Clintons Wahlkampfleiter John Podesta. Auch hier gibt es zahlreiche hoch brisante Inhalte. Und was macht die „Qualitätspresse“? Die Washington Post setzt ihre besten Männer daran, alte Aufzeichnungen nach Zitaten Donald Trumps zu durchwühlen, in denen er sich „unanständig“ äußert. Und nun klopft sich die gesamte Branche gegenseitig auf die Schultern: Man hat doch tatsächlich einen Beleg dafür gefunden, dass Trump das P-Wort benutzt! Ei der Daus! Dafür muss es den Pulitzer-Preis geben! Und da wundert sich die Branche ernsthaft darüber, dass ihr die Leserr weglaufen und sie nicht mehr ernstgenommen wird?
- Trump’s Lies About a Nuke ‘Gap’
One of Donald Trump’s most dangerous lies is his claim about Russia surging ahead of the U.S. on nuclear weapons, a Cold War-style assertion of a nuke “gap” that goes unchallenged, writes Jonathan Marshall.
“The country has never had a presidential candidate who lies the way that [Donald Trump] does,” remarked New York Times editor David Leonhardt after Sunday’s presidential debate. Yet his impressive list of 20 Trump lies is notably silent about one unchallenged whopper: that Russia is gaining military superiority over the United States.
Trump told debate watchers that Hillary Clinton “talks tough against Russia. But our nuclear program has fallen way behind, and they’ve gone wild with their nuclear program. Not good. Our government shouldn’t have allowed that to happen. Russia is new in terms of nuclear. We are old. We’re tired. We’re exhausted in terms of nuclear. A very bad thing.”
In recent months, Trump has repeatedly peddled the same myth of Russian nuclear (and conventional military) superiority. It’s a familiar and politically potent lie dating back to 1950s, when militarists warned of alleged bomber and missile “gaps” favoring the Soviet Union.
Quelle: Consortium News
Anmerkung Jens Berger: Trump legt mit Lügen die Grundlagen für den nächsten Rüstungswettlauf und Hillary Clinton widerspricht ihm nicht … warum nicht? Ist es wirklich so abwegig, dass Clinton mit Trumps Lügen sehr gut leben kann, da sie als künftige Präsidentin darauf aufbauen will?
- In the Democratic Echo Chamber, Inconvenient Truths Are Recast as Putin Plots
Donald Trump, for reasons I’ve repeatedly pointed out, is an extremist, despicable, and dangerous candidate, and his almost-certain humiliating defeat is less than a month away. So I realize there is little appetite in certain circles for critiques of any of the tawdry and sometimes fraudulent journalistic claims and tactics being deployed to further that goal. In the face of an abusive, misogynistic, bigoted, scary, lawless authoritarian, what’s a little journalistic fraud or constant fearmongering about subversive Kremlin agents between friends if it helps to stop him? But come January, Democrats will continue to be the dominant political faction in the U.S. — more so than ever — and the tactics they are now embracing will endure past the election, making them worthy of scrutiny. Those tactics now most prominently include dismissing away any facts or documents that reflect negatively on their leaders as fake, and strongly insinuating that anyone who questions or opposes those leaders is a stooge or agent of the Kremlin, tasked with a subversive and dangerously un-American mission on behalf of hostile actors in Moscow. (…) These are smart, rational people falling for a scam. Why? It’s in part because Twitter fosters this group-think and lack of critical thought — you just click a button and, with little effort, you’ve spread whatever you want people to believe — but it’s also because they’re so convinced of the righteousness of their cause (electing Clinton/defeating Trump) that they have cast all limits and constraints to the side, believing that any narrative or accusation or smear, no matter how false or conspiratorial, is justified in pursuit of it.
Quelle: Glenn Greenwald in The Intercept
Anmerkung Paul Schreyer: Glenn Greenwald greift hier einen wichtigen Punkt auf: Selbst intelligente Clinton-Anhänger, darunter führende US-Journalisten, koppeln sich mit ihrer pauschalen Unterstellung einer „Achse Putin-Trump“ immer mehr von der Realität ab und fröhnen einem seltsamen Wunschdenken. Demzufolge stehen innenpolitische Angriffe auf Clinton stets im Verdacht, aus Moskau gelenkt zu sein. Solches im Grunde lupenreines verschwörungstheoretisches Denken immunisiert gegen eine rationale Wahrnehmung der Realität. Und an dem Punkt wird es gefährlich für die politische Kultur insgesamt, so Greenwald. Vergleichbares lässt sich mit Blick auf die Russland-Berichterstattung auch in Deutschland beobachten. Die um sich greifende Hysterie, derzufolge der russische Präsident den Westen bedroht, macht eine sachliche politische Debatte mehr und mehr unmöglich, da die Putin-Warner in ihrer „Wir sind die Guten“-Pose für nüchterne Argumente kaum mehr zugänglich sind.
- Behind Closed Doors, Hillary Clinton Sympathized With Goldman Sachs Over Financial Reform
EXCERPTS OF HILLARY CLINTON’S previously secret speeches to big banks and trade groups in 2013 and 2014 show her exalting the work of her hosts, hardly a surprise when these groups paid her up to $225,000 an hour to chat them up.
Far from chiding Goldman Sachs for obstructing Democratic proposals for financial reform, Clinton appeared to sympathize with the giant investment bank. At a Goldman Sachs Alternative Investments Symposium in October 2013, Clinton almost apologized for the Dodd-Frank reform bill, explaining that it had to pass “for political reasons,” because “if you were an elected member of Congress and people in your constituency were losing jobs and shutting businesses and everybody in the press is saying it’s all the fault of Wall Street, you can’t sit idly by and do nothing.”
Clinton added, “And I think the jury is still out on that because it was very difficult to sort of sort through it all.”
Clinton praised Deutsche Bank in a 2014 speech for “the work that the Bank has done in New York City on affordable housing.”
While Deutsche Bank has given to anti-homelessness campaigns in the past, it was also cited in a New York State Senate report in January for refusing to maintain foreclosed properties in New York City neighborhoods and costing those communities millions in unpaid fines. Deutsche is also about to face a multi-billion-dollar penalty from the Justice Department for defrauding investors with low-quality mortgage securities, leading to the housing meltdown.
Quelle: The Intercept
- Putin spielt Weltmacht und gewinnt
Russland provoziert einen Kalten Krieg herauf und sucht zugleich den Schulterschluss mit der Opec. Die Ölpreise steigen, die Angst des Westens auch. Putin wird auf der Weltbühne nicht sympathischer, aber immer erfolgreicher. (…) Er strebt seit einiger Zeit wieder in die Rolle einer eingreifenden Weltmacht. Atomwaffen, Kuba, Vietnam, Raketen – im Laufe einer Woche hat er im Duktus alter Sowjetlenker weltpolitische Ketten rasseln lassen, die den Westen zielsicher zum Erschaudern bringen. Es tönt nach Kaltem Krieg, und genau das soll es auch. Am vergangenen Montag kündigte Putin das Abkommen über die Entsorgung von waffenfähigem Plutonium. Am Freitag ließ das Verteidigungsministerium verbreiten, Russland werde seine Militärbasen auf Kuba und in Vietnam reaktivieren, die seit dem Ende der Sowjetunion verlassen sind. Am Samstag bestätigte das Verteidigungsministerium, das Kurzstreckenraketen-System Iskander per Schiff in die russische Exklave Kaliningrad verlegt zu haben. Nebenbei wird Syrien flächendeckend bombardiert und in der Ukraine werden die Militärbasen ausgebaut. Während Putin also querfeldein attackiert, erklären die USA allerorten, sich zurückzuziehen, und sei es von Friedensgesprächen über Syrien.
Quelle: Wolfram Weimer auf n-tv.de
Anmerkung unseres Lesers S.L.: Was bitte ist denn das für ein Verriss und Verdrehen/Weglassen von Tatsachen und Historie? Im Krieg stirbt wohl die Wahrheit immer zuerst bzw. zäumen wir das Pferd von hinten auf! Kein Wort über die NATO-Ausdehnung seit den 90ern entgegen allen Absprachen bis an die Grenzen Russlands. Kein Wort über UNSERE Kriege im Irak, Afghanistan, Syrien, Libyen. Oder die Einflüsse von US-NGOs zum Putsch in der Ukraine. Was soll dieses fortdauernde Russland-Bashing? Unsere Birnen weich und die Geschichte vergessen machen, damit die Bevölkerung auf Krieg getrimmt wird? Eine widerliche Journaille ist das, nix anderes mehr. Sowas hat, auch bei aller Kritik an Russland, wo sie nötig sei, nichts, aber auch gar nichts mehr mit Journalismus zu tun, das ist billigste Propaganda. Oder ist da jemand noch verstimmt, weil es dem Westen in den 90ern nicht gelungen ist, mit Hilfe eines versoffenen Jelzin das Land gemäß unserer neoliberalen und für alle Menschen so tollen Wirtschaftsdoktrin auszuplündern? Ganz ehrlich? Unser System in dieser Art wird scheitern, da es auf reinen Profit für wenige basiert, auf Dauer ist das nicht zu schaffen. Von dem her – antiwestlich, was soll das sein? Ist denn unsere Lebensweise überhaupt noch nachahmenswert?
- Eine Stadt als Geisel
Westliche Staaten halten an Unterstützung für islamistische Kampfverbände in Aleppo fest
Im UN-Sicherheitsrat wird Aleppo zur Geisel gemacht. Die westlichen Vetomächte – USA, Frankreich und Großbritannien – werfen Russland und Syrien vor, die Stadt zu vernichten. Moskau fordert einen Waffenstillstand und die Trennung der »moderaten bewaffneten Opposition« von terroristischen Gruppen wie der Fatah-Al-Scham-Front oder dem »Islamischen Staat«. Die syrische Armee schafft mit ihren Verbündeten vor Ort Fakten. Die Nachschubwege in den Ostteil von Aleppo wurden abgeriegelt, Bodentruppen rücken vor, bei Al-Scheich Said im Süden der Stadt finden heftige Kämpfe statt.
Die Militärführung erneuerte das bereits Anfang August unterbreitete Angebot für freies Geleit, wenn die Kämpfer Ostaleppo verlassen. Es wurde von der Fatah-Al-Scham-Front, die bis Juli unter dem Namen Nusra-Front firmierte, postwendend zurückgewiesen. Als der UN-Sondervermittler für Syrien, Staffan de Mistura, daraufhin anbot, den Abzug persönlich zu begleiten, um das Leben der Kämpfer zu garantieren, wurde er von der Dschabha Fatah Al-Scham und ihren Verbündeten verhöhnt.
Quelle: Junge Welt
- How Brussels is obstructing the prosecution of corruption cases in Greece
From the Commission’s spokesperson to the president of Eurogroup himself, a crowd of EU officials have been trying to block Greek judges from doing their jobs. As for the new privatization fund, board members and experts, from top to bottom, can commit crimes as they please: By law, no judge can investigate them, no court can try them. (…) Demoralized, a judicial source that followed closely the EU experts’ dossier for months, told Investigate Europe: “What’s the point of having an anti-corruption prosecutor after all if by law they are forbidden to prosecute corruption?”
Quelle: Investigate Europe
- Deutsche Bank: US-Wirtschaftskrieg oder hausgemachte Misere?
Einige Experten vermuten einen US-Wirtschaftskrieg gegen europäische Banken: 14 Milliarden Dollar Strafe drohen der Deutschen Bank für die Teilhabe an unseriösen Immobiliengeschäften in den Jahren vor der Finanzkrise. Die Bank will und kann sie wohl nicht bezahlen. (…) Warum wird die Deutsche Bank so hart von den amerikanischen Justizbehörden angegangen? (…) Es gehe den US-Behörden dabei nicht um Wiedergutmachung und Gerechtigkeit, vermutet der Finanzwissenschaftler Max Otte: „Die Milliardenstrafen für die Deutsche Bank, die vom Justizministerium gefordert werden, sind sicherlich auch Teil eines systematischen Wirtschaftskrieges, auch bei VW, bei anderen europäischen Unternehmen. Die Strafen, die parallel für amerikanische Unternehmen verhängt werden, wie zum Beispiel jetzt für die Wells Fargo Bank, sind sehr viel geringer. Also, man muss da schon motiviertes, parteiisches Verhalten der amerikanischen Behörden annehmen.“
Quelle: Deutschlandfunk
- Reich sind immer die anderen
Warum viele Besserverdiener nicht glauben wollen, dass sie Besserverdiener sind (…) Man muss keine Millionen besitzen, um zum reichsten Zehntel zu gehören (…) Die Illusion über die eigene Lage hat politische Konsequenzen. So gibt bei vielen Umfragen eine geradezu überwältigende Mehrheit an, der Reichtum sei ungerecht verteilt, und der Staat müsse stärker umverteilen. Dem stimmen in Deutschland regelmäßig mehr als 80 Prozent der Befragten zu. Zum großen Teil ist das wohl nur leeres Gerede – “cheap talk”, wie es Carina Engelhardt formuliert. Die 28-jährige Volkswirtin hat die schizophrene Gefühlswelt rund um das Geld untersucht. Bei einer ihrer repräsentativen Befragungen gaben 83 Prozent der Teilnehmer an, sie seien für mehr Umverteilung. Auch die meisten Besserverdiener waren dafür – allerdings in der Überzeugung, sie stünden in der Einkommenshierarchie nicht besonders weit oben. Klärte die Forscherin sie über den Irrtum auf und sagte ihnen, dass sie die Umverteilung mitfinanzieren müssten, änderten sie schlagartig ihre Meinung. “In dem Moment, wo es an die eigene Brieftasche geht”, sagt Engelhardt, “geraten die guten Absichten ins Hintertreffen.”
Quelle: Die Zeit Online
Anmerkung unseres Lesers C.W.: Was für ein dreister Manipulationsversuch dieser angeblich seriösen deutschen Zeitung. Schön das ‘Die Zeit’ so weit verbreitet ist, somit kommen viele Leser in den Genuss dieses Artikels – auch wenn das vermutlich leider genau die Falschen sind, um daraus einen Skandal zu machen.
- The main problem with mainstream economics
Many economists have over time tried to diagnose what’s the problem behind the ‘intellectual poverty’ that characterizes modern mainstream economics. Rationality postulates, rational expectations, market fundamentalism, general equilibrium, atomism, over-mathematisation are some of the things one have been pointing at. But although these assumptions/axioms/practices are deeply problematic, they are mainly reflections of a deeper and more fundamental problem.
The fixation on constructing models showing the certainty of logical entailment has been detrimental to the development of a relevant and realist economics. Insisting on formalistic (mathematical) modeling forces the economist to give upon on realism and substitute axiomatics for real world relevance. The price for rigour and precision is far too high for anyone who is ultimately interested in using economics to pose and (hopefully) answer real world questions and problems.
Quelle: Real World Economics Review
- Hartz IV
- Hartz-IV-Empfänger immer länger ohne Beschäftigung
Die Arbeitslosigkeit von Hartz-IV-Empfängern dauert immer länger. Das geht aus neuen Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegen. Demnach lag die durchschnittliche Dauer der Hartz-IV-Arbeitslosigkeit 2015 bei 619 Tagen – im Jahr 2011 waren es 555 Tage. Das ist eine Steigerung von mehr als zwei Monaten. Trotz guter Konjunktur ist die Verweildauer im Hartz-IV-System damit den Angaben zufolge innerhalb von vier Jahren um 11,5 Prozent gestiegen. Der Trend hält dem Bericht zufolge an: Im September 2016 waren Hartz-IV-Empfänger im Durchschnitt 635 Tage arbeitslos. Die Daten hatte die Bundesagentur auf Anfrage der Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann erstellt. „Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung Millionen Menschen aufs Abstellgleis schiebt und sie ihrem Schicksal überlässt“, sagte sie den Zeitungen.
Quelle: Welt
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Angeblich sollte Hartz IV – als “aktivierende Sozialhilfe”, und was es noch an Beschönigungen gab – “Menschen in Arbeit bringen”. Nicht nur wurde dieses angebliche Ziel weit verfehlt, sondern haben Hartz-IV-Betroffene noch schlechtere Chancen als Arbeitslose vorher schon. Dafür werden diese Menschen noch härter in Armut gedrängt. Ganz tolle “Reform”. Konsequenzen: keine, denn “Hartz IV war richtig und notwendig”.
- Hartz-Karrieren früher stoppen
Die Arbeitgeber im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit fordern ein Investitionsprogramm von 5 Milliarden Euro, um Hartz-IV-Karrieren früher zu unterbrechen. Außerdem verlangen sie eine Neuverteilung der Behördenaufgaben. Der deutsche Arbeitsmarkt steht trotz Rekordbeschäftigung vor gewaltigen Herausforderungen. Die Digitalisierung der Wirtschaft schraubt die Anforderungen an die Qualifikation der Arbeitnehmer permanent nach oben, gleichzeitig sollen in den kommenden Jahren Hunderttausende zumeist geringqualifizierte Flüchtlinge zumindest vorübergehend integriert werden. Vor diesem Hintergrund schlagen die Arbeitgeber nun neben einer Neuverteilung der Aufgaben zwischen den beteiligten Behörden ein Investitionsprogramm von rund 5 Milliarden Euro innerhalb von fünf Jahren vor. Dies soll aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung bestritten werden.
Quelle: FAZ.net
Anmerkung J.K.: Aha, Arbeitgeber fordern ein 5 Milliarden Investitionsprogramm, an den Kosten wollen sie sich selbstverständlich nicht beteiligen, dass soll die öffentliche Hand wieder einmal ganz alleine bestreiten.
- Fordern ohne Fördern
Bezieher des Arbeitslosengeldes II (Hartz IV) bleiben immer länger ohne Job. Das geht aus neuen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die jW vorliegen. Danach hat sich die durchschnittliche Dauer der Erwerbslosigkeit der Betroffenen innerhalb von fünf Jahren um 11,5 Prozent erhöht. 2011 waren sie im Jahresschnitt noch 555 Tage ohne Stelle, im vergangenen Jahr schon 619 Tage, also mehr als zwei Monate länger. Und die Tendenz ist weiter steigend, trotz immer neuer Meldungen über Beschäftigungsrekorde und brummende Konjunktur in der Bundesrepublik. Im September waren Hartz-IV-Bezieher im Durchschnitt sogar 635 Tage arbeitslos, wenn sie endlich in einen neuen Job vermittelt wurden.
Die Angaben hatte die Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Die Linke) erfragt, am Dienstag berichteten zunächst die Zeitungen der Funke-Mediengruppe darüber. Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion kommentierte, die aus den Zahlen ablesbare wachsende Perspektivlosigkeit der Betroffenen sei eine Blamage für die Bundesregierung. Ein wesentlicher Grund, erklärte Zimmermann, sei die drastische Kürzung der sogenannten Leistungen zur Eingliederung.
Vor Inkraftsetzung der neuen Arbeitsmarktgesetze Anfang 2005 hatten der damalige SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Leiter der »Kommission für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt«, der VW-Manager Peter Hartz, das Konzept des »Förderns und Forderns« als Kern ihrer Vorhaben angepriesen. Spätestens seit dem Zusammenstreichen der Gelder für gezielte Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen ist gänzlich vorbei, was ohnehin nur halbherzig angegangen worden war. Funktioniert hat stets nur das »Fordern« bzw. das Bestrafen für »Vergehen« und Versäumnisse.
Quelle: junge Welt
- Krankenkassen mogeln bei der Abrechnung
Es klingt unglaublich – ist aber offenbar alltäglich: Ärzte manipulieren Angaben über Patienten, damit Krankenkassen mehr Geld erhalten. Nach den Vorwürfen von TK-Chef Baas werden nun Rufe nach der Staatsanwaltschaft laut. (…) Hintergrund der Vorwürfe ist der sogenannte Risikostrukturausgleich – ein System, das dafür sorgt, dass Kassen mit überdurchschnittlich vielen alten und kranken Mitgliedern von den übrigen Kassen alimentiert werden. Diese Regelung wird den Schilderungen Baas’ zufolge offenbar von Ärzten und Krankenkassen systematisch missbraucht: “Die Kassen bezahlen zum Beispiel Prämien von zehn Euro je Fall für Ärzte, wenn sie den Patienten auf dem Papier kränker machen.” Es gebe sogar Verträge mit Ärztevereinigungen, die mehr und schwerwiegendere Diagnosen zum Ziel hätten. Die Kassen ließen sich dabei von Unternehmensberatern helfen.
Quelle: tagesschau.de
Anmerkung Paul Schreyer: Ein tieferliegendes Problem des Gesundheitssystems wird im Artikel leider ausgeblendet: Der Kassenwettbewerb selbst. Der im Text erwähnte Risikostrukturausgleich soll eigentlich die (unsozialen) Folgen dieses Wettbewerbs unter den Kassen abmildern. Schon der Wettbewerb selbst ist allerdings überaus problematisch. Denn das politisch gewollte Gegeneinander setzt diejenigen Kassen unter Druck, die nicht schnell genug betriebswirtschaftlich „optimieren“. Damit wird das Selbstverständnis der solidarischen Krankenversicherung im Kern untergraben. Die Erfolgsmerkmale für Wirtschaftsbetriebe sind grundsätzlich andere als jene von Solidarkassen. Letztere dienen der öffentlichen Wohlfahrt. Ihr Erfolg lässt sich nicht einfach an ihrer Bilanz in Euro und Cent darstellen. Anders als Wirtschaftsbetriebe sind die Kassen Treuhänder öffentlicher Gelder und daher einer bedarfsgerechten Versorgung aller Versicherten verpflichtet. Trotzdem gibt es bis heute kaum öffentliche Kritik am Kassenwettbewerb. Es ist offensichtlich kaum wahrgenommen und diskutiert worden, dass es einen kategorischen Unterschied gibt zwischen dem Wettbewerb von jenen, die Leistungen erbringen und jenen, die Leistungen und Medikamente für die Allgemeinheit einkaufen. Während ersterer geeignet ist, für gute Qualität bei niedrigen Preisen zu sorgen, führt die zweite Art von Wettbewerb zu steigenden Preisen und systematischen Versorgungslücken für jene, die besonders krank und dabei auch noch arm sind. Die pauschale Forderung nach mehr „Wettbewerb im Gesundheitswesen“ ignoriert und verschleiert diese Zusammenhänge.
- Zynischer Populismus
Warum und wie rechte Demagogen die Armen verächtlich machen
Bestrebungen, die Interessenkonflikte zwischen »Volk« und »Elite« zum Dreh- und Angelpunkt der Politik zu machen, werden als rechtspopulistisch bezeichnet. Rechtspopulisten grenzen sich gleichermaßen nach oben: gegen eine »politische Klasse«, die sich dem »Volk« gegenüber entfremdet hat und dessen wahre Probleme ignoriert, wie nach unten: gegen »Arbeitsscheue«, »Asoziale« und (migrantische) »Sozialschmarotzer« ab.
Populismus ist mehr als eine Stilfrage und eine Agitationstechnik, worauf schon die ursprüngliche Wortbedeutung verweist, die den Anspruch damit Bezeichneter erkennen lässt, Politik im Namen des Volkes und/oder für das Volk zu machen. Je nachdem, ob man diese Zielgruppe im Sinne von »Ethnos« oder »Demos« versteht, bildet das »eigene« oder das »gemeine Volk« den Fixpunkt. Zwar haben Rechtspopulisten nur wenig Hemmungen, ihrerseits – etwa als Parlamentsabgeordnete oder Minister – die Privilegien der Mächtigen und Regierenden in Anspruch zu nehmen, verlangen von diesen jedoch, sich nicht persönlich zu bereichern, sondern selbstlos »der Sache des Volkes« zu dienen. Rechtspopulisten stellen die soziale Frage, beantworten sie aber mitnichten überzeugend. Meistens verknüpfen solche Gruppierungen die soziale mit der nationalen Frage, wo doch eine Verbindung von sozialer und demokratischer Frage nötig wäre.
Quelle: Junge Welt
- 15 Jahre Einsatz in Afghanistan: Warlords mit westlichem Segen
15 Jahre nach dem Beginn der amerikanischen “Operation Enduring Freedom” und später des NATO-Einsatzes in Afghanistan herrscht dort weiterhin Gewalt. Verursacht werde diese auch von jenen brutalen Milizen, die erst dank westlicher Unterstützung mächtig geworden seien, sagt der Journalist Emran Feroz.
Quelle: Deutschlandradio Kultur
- Flüchtlinge
- EU lagert Migrationsabwehr nach Ägypten aus
Der Versuch, mit al-Sisis Hilfe die Migration im östlichen Mittelmeer einzudämmen, ist auf Treibsand gebaut
Das umstrittene Flüchtlingsabkommen mit der Türkei macht Schule. Derzeit arbeitet die EU mit Hochdruck an einer engeren Einbindung Ägyptens in die Festung Europa. Das autoritäre Regime von Ägyptens Präsident al-Sisi wird mit Waffen- und polizeilichen Ausbildungshilfen, aber auch politischer Rückendeckung bei Laune gehalten, doch der Versuch, mit al-Sisis Hilfe die Migration im östlichen Mittelmeer einzudämmen, ist auf Treibsand gebaut.
Denn die staatliche Repression gegen jedwede Form der Opposition und die Last der Wirtschafts- und Währungskrise im Land lassen inzwischen vermehrt Ägypter die Überfahrt nach Europa wagen.
Ägypten ist schon seit Jahren das wohl wichtigste Transitland für Flüchtlinge und Migranten aus Ostafrika, die meist nach Libyen weiterreisten und von dort in Richtung Europa in See stachen. Wirtschaftliche Perspektivlosigkeit und politisch motivierte Gewalt am Horn von Afrika treibt auch weiterhin Menschen aus dem Sudan, Südsudan, Somalia, Eritrea und Äthiopien dazu, die gefährliche Reise nach Europa anzutreten.
Quelle: Telepolis
- Flüchtlinge in Italien: Gekommen, um zu bleiben
Als Mittelmeerstaat war Italien von der Flüchtlingskrise ohnehin schon immer stark betroffen. Nun allerdings kommt eine neue Erfahrung hinzu: Die Schutzsuchenden reisen nicht mehr weiter gen Norden – sondern bleiben im Land. (…) Dass viele Flüchtlinge inzwischen in Italien bleiben, hat vor allem zwei Gründe. Zum einen ist der Grenzübertritt nach Norden sehr viel schwieriger geworden. Fast überall werden Flüchtlinge zur Not gewaltsam an der Weiterreise gehindert. Außerdem wirkt die Registrierung, die in Italien nach anfänglichen Problemen inzwischen sehr gut funktioniert.
Quelle: tagesschau.de
- Äthiopien: Der Diktator als Partner gegen Flüchtlinge
Die Kanzlerin reist nach Äthiopien, weil sie Partner sucht gegen die Migrationsbewegung nach Europa. Mit Kritik am repressiven Regime wird sie deshalb vorsichtig sein. (…) Äthiopien gilt als stabiler Partner der westlichen Staatengemeinschaft – trotz zahlreicher dokumentierter Menschenrechtsverletzungen und einer Zensur, wie sie sonst nur in Nordkorea und Saudi-Arabien besteht. Die Europäische Kommission unterzeichnete im Juni mit Äthiopien eine “Strategische Partnerschaft”; für 2014-2020 hat die EU dem Land 745 Millionen Euro an Entwicklungshilfe versprochen. Äthiopien – eines der ärmsten der Welt – ist in den vergangenen Jahren wirtschaftlich stark gewachsen. Die Regierung setzte diese Entwicklung autoritär durch. Tote und Menschen, die vertrieben werden – das passt nicht ins positive Narrativ der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsmacht Afrikas. Die neuen Proteste zeigen die Gegenseite. Am Mittwoch wird sich der Menschenrechtsausschuss des Europaparlaments mit der brutalen Reaktion der äthiopischen Regierung auf die jüngsten Konflikte beschäftigen.
Quelle: Zeit Online
- Brasiliens Parlament beschließt Sparpaket
Der seit Mai amtierende brasilianische Präsident Temer hat seinen größten politischen Erfolg erzielt. Das Parlament billigte mit großer Mehrheit seine Vorschläge für ein drastisches Sparprogramm. (…) Nach achtstündiger Debatte billigten die Abgeordneten im Parlament in Brasilia in erster Lesung einen Gesetzentwurf, der ein Einfrieren der öffentlichen Ausgaben für 20 Jahre vorsieht. Die Staatsausgaben sollen insgesamt künftig nur noch im Umfang der Inflationsrate steigen.
Quelle: Deutsche Welle
Anmerkung Paul Schreyer: Die neue Regierung Brasiliens verfolgt nach dem fragwürdigen Machtwechsel die bekannten neoliberalen Rezepte wie das „Einfrieren der öffentlichen Ausgaben“. Die Ergebnisse einer solchen Politik sind ebenso hinlänglich bekannt: allgemeiner Mangel, Niedergang der öffentlichen Infrastruktur, weniger Spielraum für den Staat, mehr Abhängigkeit von Investoren.
- Die Welt bleibt hungrig
Im vergangenen Herbst einigte sich die Weltgemeinschaft auf ein Ziel, dass – anders als das Pariser Klimaabkommen – nicht für die breite mediale Aufmerksamkeit sorgte, die es verdient hätte. Tatsächlich klingt es eher nach einem Wunschtraum und nicht nach einem realistischen Ziel: Bis 2030 soll kein Mensch auf der Erde mehr an Hunger leiden. Das ist eines der wichtigsten Vorhaben der Agenda 2030 der UN. Der neueste Welthungerindex der Welthungerhilfe und des Internationalen Forschungsinstituts für Ernährungs- und Entwicklungspolitik (IFPRI) zeigt zwar, dass es bei der Hungerbekämpfung deutliche Fortschritte gibt. Das Tempo reicht aber bei weitem nicht aus, das Ziel einer Welt ohne Hunger bis 2030 auch wirklich zu erreichen.
Quelle: Frankfurter Rundschau
passend dazu: Hunger as the primary economic problem
If any group of concerned citizens would gather to discuss economic problems, it would seem natural to begin with the problem of feeding the hungry. Strangely enough, one would not encounter this problem within a standard course of study of economic theory at any of the leading universities throughout the world. This is due to two major mistakes made in the formulation of conventional economic theories currently being taught and practised throughout the globe. The first mistake is the idea that the goal of an economic system is the production of wealth, broadly defined. For example, Adam Smith takes the fundamental economic problem to be the production of wealth. The maximisation of GNP per capita currently forms the core of economic growth theory. The value of human life can be evaluated in terms of how much wealth the human can produce. This also accounts for the use of the degrading term ‘human resource’, which basically puts humans on a par with other resources, like factories and machines, as inputs to the production process.
A revolution in economic theory would result if we replace this completely mistaken idea with its opposite: the goal of an economic system is to increase human welfare. Wealth is important only to the extent that it can bring about increases in human welfare. In conjunction with wealth, many other types of invisible inputs, such as social capital, cultural norms and institutional structures also play an important role in determining human welfare, broadly understood in terms of all dimensions of life which contribute to our collective well-being. Wealth, industry and production of goods and services are resources to be used to help improve human lives. A central goal of economics should be the relation between resources, and their relative efficiency at contributing to human welfare. In particular, providing food to the hungry is clearly the single most important and universal invariant in production of human welfare. The fundamental economic problem is to study how to use a given amount of wealth to produce the maximum amount of welfare.
Quelle: WEA Pedagogy Blog
- Wie Sahra Wagenknecht dank ZDF zur “Putinistin” wurde
Friedensbewegung hat angesichts des vorherrschenden Kriegskurses einen schweren Stand – eine Nachlese zur Berliner Demonstration “Die Waffen nieder!” – Die Berliner Friedensdemonstration vom vergangenen Samstag hat in den Augen der meisten Medien nicht stattgefunden. Die links, humanistisch und christlich geprägten Reden zu Auftakt und Schlusskundgebung sind ausnahmslos im Netz veröffentlicht. Sie wurden jedoch in der sehr spärlichen Berichterstattung weithin ausgeblendet.
Quelle: Telepolis
- Studenten gestresster als Arbeitnehmer: Bologna-Reform hat den Druck erhöht
Studierende in Deutschland fühlen sich nach einer aktuellen Umfrage stärker gestresst als Beschäftigte im Job. Insgesamt leiden Studentinnen mehr unter der Belastung als ihre männlichen Kommilitonen, und an staatlichen Universitäten ist das Stressgefühl höher als an privaten Hochschulen. Dies geht aus einer repräsentativen Online-Befragung durch Wissenschaftler der Universitäten Potsdam und Hohenheim bei mehr als 18 000 Studenten im Auftrag des AOK-Bundesverbandes hervor. Ein Grund für den hohen Belastungsgrad sei die “Bologna-Reform” von 1999 zur Schaffung eines einheitlichen Hochschulraumes, die auch erhöhten Prüfungsstress zur Folge habe. In der Befragung werde nun offenbar der gestiegene Druck an den Hochschulen sichtbar, hieß es. Studienleiterin Uta Herbst von der Uni Potsdam: “Es ist vor allem der Stress, der durch Zeit- und Leistungsdruck sowie die Angst vor Überforderung entsteht, was Studierenden das Leben schwer macht. 53 Prozent geben ein hohes Stresslevel an.” Eine vergleichbare Studie aus dem vorigen Jahr habe gezeigt, dass der Anteil der in der Arbeitswelt Beschäftigten mit hohem Stresslevel bei 50 Prozent liege.
Quelle: Deutschlandradio Kultur
- Wie Facebook Rassisten produziert
Facebook tut sich schwer, Beiträge mit diskriminierenden Inhalten zu löschen. Doch das ist nicht die einzige Weise, auf die das soziale Netzwerk rassistischem Gedankengut Vorschub leistet. Vielnutzer von Facebook sind für diese Inhalte besonders empfänglich.
Macht Facebook uns zu Rassisten? Möglicherweise. Das ist zugegebenermaßen eine gewagte Behauptung, allerdings gibt es wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür. Zumindest scheinen wir rassistischen Inhalten und Meinungen auf Facebook eher zuzustimmen. Das behaupten die amerikanischen Psychologinnen Shannon Rauch und Kimberley Schanz. Trotz dieser kühnen These hat die deutsche Presse die Studie, die 2013 veröffentlicht wurde, bisher nicht thematisiert.
Die Publikation mit dem Titel “Fortschreitender Rassismus durch Facebook: Häufigkeit und Zweck der Facebook-Nutzung und die Akzeptanz von vorurteilsbehafteten und egalitären Nachrichten”1 erschien in der Zeitschrift “Computers in Human Behavior”. Die Autorinnen wollten herausfinden, ob die Häufigkeit und die Motivation, mit der Menschen Facebook nutzen, Aussagen darüber zulassen, wie sich jemand gegenüber rassistischen Posts und Nachrichten verhält.
Quelle: Katapult
- Das Letzte: Stunde der Amateure: Nichts gelernt, und auch noch stolz darauf
Immer mehr Menschen glauben, sie wären die besseren Journalisten oder Politiker – dabei beherrschen sie nicht einmal den Konjunktiv. Das Land braucht wieder ein gesundes Elitebewusstsein. (…) Man mag mir verzeihen, wenn ich den Do-it-yourself-Journalismus, der die “Mainstreampresse” und damit Leute wie mich auf den Komposthaufen der Geschichte befördern soll, nicht besonders überzeugend finde. Wahrscheinlich bin ich dafür einfach zu voreingenommen. Außerdem hänge ich der altmodischen Idee an, dass eine ordentliche Ausbildung nicht schadet, nicht einmal bei etwas so Zweifelhaftem wie Journalismus. Bedenklicher finde ich, dass der Glaube an die Überlegenheit des Amateurs auch im politischen Raum zunehmend seine Anhänger findet. “Es gibt zu viele, die nicht mehr begreifen, dass Politik nichts ist, was ein paar Hasardeure mal im Handstreich und im schmierigen Schulterschluss mit dem Volk machen können”, hat der wunderbare Hilmar Klute neulich in der “Süddeutschen Zeitung” geschrieben. “Politik ist ein ehrwürdiges Handwerk – genau wie das Drucken.” Klute hat mit jedem Wort recht, wie ich finde. Es sieht nur so aus, als ob wir beide mit unserer Meinung eher in der Minderheit sind. (…) Rund eine Million Menschen in Deutschland lesen die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”. Damit habe man die Zahl der intelligenten Menschen in diesem Land einigermaßen erfasst, hat einer der “FAZ”-Herausgeber einmal gesagt. Mir würden noch ein paar Zeitungen einfallen, die man hinzurechnen sollte, aber im Prinzip ist die Schätzung plausibel.
Quelle: Jan Fleischhauer bei Spiegel Online
Anmerkung unseres Lesers T.E.: Der „Pöbel“ weiß es halt nicht besser. Man sollte die Herrschenden und den ihnen folgenden Hofadel, auch bekannt als Journalisten von SPON et al., einfach machen lassen.
Anmerkung Paul Schreyer: Fleischhauer schreibt in dieser Kolumne auch: „Ausgerechnet bei der Beurteilung von Politik hat sich die Meinung festgesetzt, dass Erfahrung etwas ist, das verdächtig macht. Erfahrung heißt jetzt: Zugehörigkeit zur Elite. Elite bedeutet: korrupt.“ Diese Analyse geht am Punkt vorbei. Nicht die Erfahrung eines Politikers oder Journalisten macht ihn kritikwürdig (warum auch?), sondern eben die häufige Nähe zur Elite. Was eine solche Elitennähe aber automatisch mit „Erfahrung“ zu tun haben soll, bleibt schleierhaft. Man kann ja kenntnisreich und erfahren in seinem Beruf sein, ohne sich dazu bei Mächtigen anbiedern zu müssen. Auch bedeutet „Elite“ für manche nicht etwa „korrupt“, wie der Autor behauptet, sondern zunächst einmal „nicht im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung handelnd“. Dass ein intelligenter Kollege wie Fleischhauer – der sich noch dazu, seiner Kolumne zufolge, recht viel auf seinen Scharfsinn einbildet – zu solchen Differenzierungen nicht fähig sein soll, mag man kaum glauben.