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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Link zum Artikel von Asmussen über die begehrenswerten Verbriefungen und Derivate funktioniert nicht mehr
Datum: 22. Oktober 2008 um 8:56 Uhr
Rubrik: Finanzkrise, Finanzpolitik, Medien und Medienanalyse
Verantwortlich: Albrecht Müller
Schon am 6. April 2008 hatte ich auf einen Artikel des zuständigen Staatssekretärs im Bundesfinanzministeriums hingewiesen. Damals wörtlich: „Noch ein Beleg für die Verantwortung des Steinbrück-Ministeriums für die hohen Verluste an den internationalen Finanzmärkten… Das Desaster und die hohen Verluste, für die wir jetzt als Steuerzahler geradestehen müssen, wurden von den Verantwortlichen in Berlin mitverursacht. Lesen Sie im Anhang Auszüge oder den gesamten Text des Aufsatzes mit dem Titel „Verbriefungen aus Sicht des Bundesfinanzministeriums”.
Die Verknüpfung zum gesamten Text in der „Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen“ vom 26.9.2006 ist inzwischen leider gelöscht. Die Auszüge können Sie im NachDenkSeiten-Beitrag vom 6. April nachlesen.
Erstaunlich ist, dass die deutschen Medien erst jetzt langsam die Brisanz dieses Vorgangs erkennen und beginnen, ihn zu kommentieren. Die Tatsache, dass die große Koalition in ihrem Koalitionsvertrag auf den Seiten 86 und 87 fast wörtlich Asmussens euphorische Empfehlungen für innovative Finanzprodukte, Hedgefonds und Private Equity aufgenommen hat, ist allerdings immer noch nicht wahrgenommen worden. Erstaunlich! Das ist doch spannend.
P.S.: Hier noch ein Hinweis auf einen einschlägigen Kommentar von Heribert Prantl in der SZ vom 20.10.2008. Er bezieht sich auch auf den nicht mehr erreichbaren Zeitschriftenaufsatz Asmussens:
Banken, Schattenbanken, Zombiebanken
Es gibt Banken und es gibt Nebenbanken. Man nennt sie auch Schattenbanken, Zombiebanken oder schlicht Zweckgesellschaften. In diese Schattenbanken, vorbei an ihren Bilanzen, haben die richtigen Banken alle dreckigen Geschäfte ausgelagert. Dort, in den Schattenbanken, Zombiebanken, Zweckgesellschaften, galten nämlich die Regeln nicht, die für die richtigen Banken gelten, dort konnten die Banken also Wahnsinnsgeschäfte mit nur mickrigem Eigenkapital machen.
Jeder lobt den Retter, kaum einer fragt: Wie konnte das alles geschehen? Kaum jemand will heute vom Schattenbanken-System gewußt haben. Aber das stimmt nicht. Wer heute in den Abgrund der Weltwirtschaft sieht, sieht zugleich in einen Abgrund von Aufsichtsversagen. Es ist ein Versagen der staatlichen Aufsicht. Sowohl die Bundesbank als auch die Bafin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, haben gewußt, dass es die Zweckgesellschaften gibt. Man hat das System der Schatten- und Zombiebanken geduldet, weil man darauf vertraute, es würde schon irgendwie gut gehen. War es bewußte Fahrlässigkeit? Bedingter Vorsatz?
Im Oktober 2006 schrieb Jörg Asmussen, seinerzeit Leiter der Abteilung “Geld und Kredit” im Bundesfinanzministerium, jetzt dort Staatssskretär, einen Aufsatz in der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, der dies illustriert: Es müsse, schrieb er, seitens des Finanzministeriums darauf geachtet werden, “dass den Instituten keine unnötigen Prüf- und Dokumentationspflichten entstehen werden, wenn sie in ‘gängige’ ABS-Produkte mit gutem Rating investieren”. ABS steht für Asset Backed Securities und meint jene Finanzpakete, in die Kredite zerstückelt, verschnürt und dann weiterverkauft werden. Denn: Es “war uns stets wichtig, dass sich auch der Markt für Asset Bank Securities in Deutschland stärker als bislang entwickelt”. Der “Giftmüll des internationalen Finanzsystems” konnte also unter den Augen des Staates steuergefördert deponiert werden.
Man stelle sich einmal vor: chemische Großunternehmen hätten Gift in den Rhein, in die Isar, in Elbe, in Spree und Havel geleitet – und die Umweltaufsicht hätte zugeschaut, um die Wettbewerbsfähigkeit dieser chemischen Fabriken nicht zu gefährden. Was würde man wohl über die Unternehmensvorständen und über die rechtlich und polítisch Verantwortlichen der Aufsichtsbehörden sagen? Dabei war es im Fall der Banken noch schlimmer: Einige Zeitlang haben sie den abgeleiteten Dreck in Flaschen abgefüllt und sehr erfolgreich als Heilwasser verkauft.
Quelle: SZ
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