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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Im Falle Syriens strotzt die Debatte von Propagandaformeln und Behauptungen. Gestern auch auf den NDS. Mit Bedauern.
Datum: 15. September 2016 um 9:52 Uhr
Rubrik: Aufbau Gegenöffentlichkeit, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech
Verantwortlich: Albrecht Müller
„Schlächter“, „Diktator“, „Machthaber Assad“. Das ist das Übliche. Gestern erschien auf den NachDenkSeiten eine Buchbesprechung Ein Land, das es nicht mehr gibt, die zunächst differenziert erschien und sich dann eines ähnlichen Jargons bediente und – wie allgemein üblich – unverifizierte Behauptungen über das Morden und die Verantwortung dafür aufstellte. Der NachDenkSeiten-Leser E. H. hat das kritisiert. Hier ist seine Mail vom 14.9..Albrecht Müller.
„der heute veröffentlichte Aufsatz von Emran Feroz ist eine Zumutung – und zwar in mehrfacher Hinsicht. Damit mein Text nicht zu lange wird, beschränke ich mich auf zwei Aussagen von Herrn Feroz, dass Assads Machtapparat mehr Menschen umgebracht hat als der IS oder eine andere extremistische Gruppierung und Assad ein Täter sei.
- Ebene: Es geht also um das übliche Geschwafel, das eine Ausgrenzung anzeigt: der „Machtapparat“ ist Eigentum von Assad und gehört nicht zum Staat Syrien bzw. gehört nicht zu den Syrern, – ergo Assad ist nicht deren Präsident, sondern ein Machthaber eines (imaginären) Apparates. Feroz hat gute Lehrmeister; solche Zuordnungen decken die NDS gerne auf
- Ebene: Wie kann Feroz behaupten, dass die reguläre syrische Armee mehr Syrer umgebracht hat als die „oppositionellen“ bewaffneten Gruppen? Wie kann er so etwas wissen? Ist er allwissend? – Man sollte in den NachDenkSeiten nicht auf diese plumpe Art die Getöteten zählen. Ein Toter ist schon zu viel.
- Ebene: Herr Feroz sollte sich mal überlegen, ob Assad ein Täter wäre, wenn die syrische Opposition friedlich demonstriert hätte. In Assads Situation wird jeder zum Täter, wenn man das Amt nicht aufgibt. Für mich sieht es in Syrien (Afghanistan, Libyen …) eher so aus, dass die syrische Armee das Land von gewalttätigen Oppositionsgruppen, die auch mit ausländischen Kämpfern aus aller Herren Länder umhermorden und von Ausländern finanziert und mit ausländischen Waffen beliefert werden, befreien möchte. Wie man sieht, kommen bei der syrischen Opposition sehr viele Ausländer vor.
Freundliche Grüße“
Soweit die Lesermail. Zum Thema noch ein paar Anmerkungen:
Die NachDenkSeiten haben sich bisher des gängigen Propaganda-Jargons nicht bedient. So soll es auch bleiben.
Wir tun gut daran, weil gerade im Falle Syriens die Formeln des Propagandakriegs, der die mörderischen Auseinandersetzungen begleitet, ständig wiederholt werden und mit hoher Wahrscheinlichkeit so geplant und vereinbart sind. Immer wieder tauchen die gleichen Begriffe und die gleichen Behauptungen auf – eben die genannten Bezeichnungen „Machthaber“, „Schlächter“, „Diktator“ und – scheinbar harmloser – „Regime Assad“. Auch hat man sich offensichtlich auf die Wiederholung von besonders schlimmen Taten verständigt: Assad lässt „Fassbomben“ auf die Kinder des eigenen Volkes werfen und die Russen bombardieren vornehmlich Krankenhäuser. Usw.
Da unsere Meinungsmacher in Politik und Medien wissen, wo die Guten sind und wo die Bösen sitzen, bedienen sie sich eines differenzierten Jargons. Beim einen, dem Guten, sprechen sie vom „Präsidenten“, beim andern vom „Machthaber“ oder „Diktator“. Selbst wir NachDenkSeiten-Macher haben im Blick auf den Irakkrieg nicht vom „Lügner“ und „Schlächter“ George W. Bush gesprochen. Eigentlich gäbe es angesichts der Ungereimtheiten bei der Wahl von George W. Bush auch gute Gründe, wiederkehrend vom „unter ungeklärten Umständen gewählten US-Präsidenten“ zu sprechen. Wir tun das nicht. Wir nennen auch Barack Obama üblicherweise den „US-Präsidenten“ und nicht den „Drohnen-Mörder“. Und auch den aktuellen israelischen Ministerpräsidenten nennen wir Ministerpräsident, obwohl man mit Fug und Recht auch andere Bezeichnungen verwenden könnte.
Bitte betrachten Sie diese Klarstellung nicht als unnütz, sondern als Teil unseres Versuchs, die NachDenkSeiten von Manipulationen fernzuhalten und sie stattdessen zu beschreiben und zu analysieren.
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