Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 12. September 2008 um 9:34 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Steinmeier ist durchaus kreativ, wenn es gilt, den eigenen Unsinn zu variieren. Wird er nach Plänen gefragt, verspricht er “Konzepte und Ideen”. Soll er seine Politik erläutern, will er “Entscheidungen treffen”. Und Kanzler möchte er übrigens werden, weil er sich das “zutraut”. So werden Synonyme zum Inhalt und Tautologien zum Prinzip. Damit ist Steinmeier der perfekte Kanzlerkandidat für die SPD. Der Außenminister ist nicht der Retter der Sozialdemokraten, sondern das passende Symptom für ihre Krise. Er verkörpert eine maximale Unbestimmtheit, die auch den Rest der Partei befallen hat.
Quelle: TAZ
Kommentar AM: Hut ab vor Ulrike Herrmann. Genau getroffen.
Warum, so lautet die berechtigte Frage, haben dann die Europäer die Welt erobert und nicht die Chinesen? Die Antwort ist komplex, aber eine Ursache ist zweifellos im Bildungsverfall zu suchen. Das Reich der Mitte beschloss nämlich, die See-Expeditionen aufzugeben und sich von der Außenwelt weitgehend abzuschotten. China genügte sich selbst und verpasste so den Anschluss: Entwicklungen in anderen Regionen wurden nicht wahrgenommen bzw. bewusst ignoriert, die Wissenschaft aufgrund gesellschaftlicher Erstarrung und politischer Despotie nicht konsequent genug weiterentwickelt. Kurzum, es waren die Chinesen selbst, die ihren enormen Vorsprung verspielten. Sie fielen daher – relativ zu anderen – zurück, was sich später bitter rächen sollte, als die lernbereiten Europäer als Eroberer auftraten.
Deutschland, nach wie vor Exportweltmeister und in zahlreichen Branchen mit an der Spitze der Entwicklung (Autoindustrie, Maschinenbau, Chemie etc.), droht ebenfalls den Anschluss zu verlieren. Nicht, weil man hierzulande beschlossen hätte, sich zu isolieren, sondern weil man in puncto Bildung gegenüber anderen mehr und mehr zurückfällt. Deutschland steigt peu à peu ab. Wir unterliegen, ähnlich wie einst die Chinesen, ideologischen Beschränkungen. Letztere ist die eigentliche Ursache die Bildungsmisere. Die Unternehmen haben in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht nur die Ausbildung sträflich vernachlässigt, sie konnten sich obendrein mit ihrer Forderung nach umfassender Steuerentlastung durchsetzen. Wohlgemerkt: Steuerentlastung für Unternehmen und Besserverdienende, Arbeitnehmer gingen dabei größtenteils leer aus. Zwar beklagen die Arbeitgeber einerseits fortwährend den zunehmenden Bildungsverfall, andererseits denken sie nicht im Traum daran, auch die für eine hinreichende Ausstattung der Bildungseinrichtungen notwendigen Steuern zu bezahlen. Das sollen gefälligst andere übernehmen. Ihre Lösung: Studiengebühren. Alles zum Wohle des Standorts Deutschland, versteht sich. In Wahrheit ist das Ganze leider furchtbar kurzsichtig und langfristig für eine Wissensgesellschaft absolut tödlich.
Quelle: Michael Schöfer
Anmerkung KR: Um das deutsche Endlagerkonzept, die Einlagerung in Salzstöcken, steht es auch nicht besser: „Vor einigen Jahren beabsichtigte man auch in den Niederlanden, den hochradioaktiven Abfall in Salzstöcken endzulagern. Das Institut für Feststoffphysik von Professor den Hartog in Groningen erhielt den Auftrag, die grundsätzliche Eignung eines Salzstocks für diesen Zweck zu prüfen. Seit nunmehr über 15 Jahren arbeitet das Institut daran und hat alarmierende Ergebnisse vorzuweisen, die darauf deuten, dass eine Endlagerung in Salz zu unerwarteten und vermutlich unbeherrschbaren Gefahren führen kann: Salz wird durch radioaktive Bestrahlung zersetzt und dabei hochexplosiv!
In den Plänen der niederländischen Regierung steht deshalb der Passus, dass “die Probleme in Verbindung mit der radioaktiven Schädigung von Salz nicht gelöst sind”. In Deutschland ist man hinsichtlich einer radiolytisch bedingten explosiven Zersetzung von Salz nicht auf dem neuesten Informationsstand und hält diese Gefahr deshalb für nicht gegeben. Das könnte sich als gefährlicher Irrtum erweisen, wenn man die neueste Arbeit von Professor den Hartog liest (Veröffentlicht in: Radiation Effects and Defects in Solids” Heft 152/2000, Seiten 23 bis 37).“ Nachzulesen in Zur Sache Nr. 9, Fachtagung Endlager Gorleben, April 2000
taz:
Herr von Danwitz, was ist für den Europäischen Gerichtshof (EuGH) wichtiger, die Freiheit der Unternehmer im Binnenmarkt oder die sozialen Rechte der Beschäftigten?
Thomas von Danwitz:
Da gibt es keine Rangfolge. In den EU-Verträgen ist beides stark verankert. Gewerkschafter haben den Eindruck, der EuGH führe so etwas wie ein “Grundrecht auf ungestörtes Sozialdumping” ein. Das stimmt natürlich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der EU-Gerichtshof je die sozialen Aspekte der Integration vernachlässigen würde – schon wegen der Akzeptanz seiner Urteile in der Bevölkerung. Hat der EuGH zuletzt nicht bei einigen Urteilen das Recht der Unternehmen, sich mit Billigangeboten neue Märkte in anderen EU-Staaten zu erschließen, besonders hoch bewertet?
Wenn man die Urteile genau ansieht, erkennt man, dass es keine derart einseitige Linie gibt. Nehmen wir das Viking-Urteil, das in meinen Augen die grundsätzlichste Bedeutung hat. Hier wurde klar das Streikrecht der Gewerkschaften als Grundrecht anerkannt. Zwar werden Streiks als potenzieller Eingriff in die Binnenmarkt-Grundfreiheiten der Unternehmen eingestuft, laut EuGH sind Streiks aber grundsätzlich gerechtfertigt, wenn sie für die Verteidigung von Arbeitnehmerinteressen notwendig sind.
Quelle: taz
Anmerkung KR: Ein Abschnitt verweist auf die Handlungsspielräume innerhalb der EU-Länder, von denen viele behaupten, dass es sie nicht mehr gebe: „Wenn ein Staat die Möglichkeiten der Richtlinie nutzen will, kann er doch weiterhin Mindestlöhne einführen oder Tarifverträge für allgemein verbindlich erklären. Man sollte nicht den EuGH kritisieren, nur weil man in Deutschland mit diesen Möglichkeiten unzufrieden ist.“
Laut der Umfrage sprechen nur 19 Prozent der befragten Arbeitnehmer von einem guten Arbeitsklima, das sich positiv auf ihre tägliche Motivation auswirkt. 42 Prozent registrieren dagegen eine enttäuschende Arbeitsatmosphäre in ihrem Unternehmen, während 39 Prozent im Großen und Ganzen zwar zufrieden sind, bisweilen aber auch schlechte Tage diesbezüglich erleben.
Im internationalen Vergleich ist das Arbeitsklima nur in italienischen Unternehmen noch schlechter als in deutschen. So bewerten hier nur 14 Prozent der Befragten ihre Arbeitsatmosphäre positiv. Am besten ist diese in Norwegen, wo 35 Prozent von einem täglich motivierenden Arbeitsklima in ihrem Unternehmen berichten. Zusammengefasst bewerten 20 Prozent der europäischen Fach- und Führungskräfte die Arbeitsatmosphäre in ihrem Unternehmen positiv, während 38 Prozent ein schlechtes Arbeitsklima beklagen.
Quelle: Haufe online
Anmerkung KR: Was wäre so schlimm daran, der staatlich geförderten betrieblichen und privaten Altersvorsorge, also der staatlichen Subventionierung der Geschäfte von Versicherungen und Finanzdienstleistern, “die Grundlage zu entziehen“? Als es darum ging, der Gesetzlichen Rente die Fähigkeit zum Schutz vor Altersarmut zu nehmen, gab es diese Beißhemmung nicht.
VW-Konzernbetriebsratschef Osterloh attackiert Brüssel: Die EU wolle das Volkswagen-Gesetz von der “Landkarte der sozialen Rechte wegradieren.
Der Konzernbetriebsratschef von Volkswagen, Bernd Osterloh, hat die geplante Klage gegen das VW-Gesetz vor dem Europäischen Gerichtshof durch EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy scharf kritisiert.
“Die EU-Kommission will das Volkswagengesetz von der Landkarte der sozialen Rechte wegradieren”, schrieb Osterloh in einem der Berliner Zeitung vorliegenden Brief an die Belegschaft.
“Wir brauchen dieses Gesetz, weil es uns Schutz bietet.” Es habe dem Konzern “seit 48 Jahren Mitspracherechte gegeben, wenn es um Verlagerung und Neugründung von Produktionsstätten ging.”
Quelle: SZ
Erziehung ist für Bueb wesentlich Führung und Gefolgschaft, immer mit den besten Absichten, versteht sich von selbst. Ansonsten tischt Bueb Binsenweisheiten und oberflächlichen bildungspolitischen Konsens auf.
Quelle: Der Bildungswirt
Neue Kunden für Ackermann
Die Deutschen Banken ordnen sich neu – die Konzentration nimmt zu. Der Kauf der Postbank ist eine Reaktion auf die Finanzkrise. Die Banken entdecken wieder den Heimatmarkt.
Quelle: tagesspiegel
Anmerkung: Bleibt die Frage, warum die Post ein recht solides Geschäft überhaupt veräußert, zumal die Kurse von Bankaktien darnieder liegen. Es läuft also eher auf ein Schnäppchen der “Deutschen” Bank hinaus. Auch wenn der Kaufpreis für die erste Tranche (30 Prozent) über dem Marktpreis liegt. Welche Motive Mister 25 Prozent treiben, bleibt eigentlich auch unklar, auch den Börsianern, denn die Kurse beider Banken fielen.
Anmerkung Orlando Pascheit: Jenseits der grundsätzlichen Frage fällt auf, dass die CSU die Gelegenheit nicht wahrgenommen hat, Ihre Position vor einem ernstzunehmenden Gremium zu erläutern. Der Verdacht liegt nahe, dass die CSU die Wiedereinführung der alten Pendlerpauschale nur entdeckt hat um im Wahlkampf zu punkten, aber kein ehrliches Interesse an einer Realisierung. hat. Hier zeichnet sich eine bewußte Täuschung des Wählers ab.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3452