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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 29. August 2008 um 9:09 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Auch die staatlichen Transfers an die privaten Haushalte, darunter die Renten, haben sich real deutlich reduziert. Preisbereinigt sanken diese Transfers um sieben Prozent. Im vorigen Aufschwung waren sie hingegen um rund vier Prozent gestiegen. Insgesamt stagnierte das preisbereinigte verfügbare Einkommen der privaten Haushalte, während es im letzten Aufschwung noch um sieben Prozent gewachsen war.
Quelle 1: WSI Mitteilungen
Quelle 2: Langfassung der Studie [PDF – 232 KB]
Der Optimismus des Arbeitsministers wirkt jedoch etwas überhastet. Erfahrungsgemäß dauert es rund ein halbes Jahr, bis die Firmen auf eine Krise reagieren und mit Entlassungen beginnen. Erst im Winter wird man also wissen, welche Folgen die Konjunkturdelle auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt. Vor allem aber bilden die offiziellen Zahlen nur sehr ungenügend ab, wie viele Menschen ohne hinreichendes Einkommen sind. Allein im August gab es 5,734 Millionen erwerbsfähige Hartz-IV-Empfänger. Doch nur 49 Prozent von ihnen waren arbeitslos gemeldet.
Quelle: taz
Anmerkung: Nach den Daten des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe treffen die Zahlen von Ulrike Herrmann nicht ganz zu. Danach gab es 5.240.560 Arbeitslosengeld II-Empfänger/innen und Arbeitslose im Rechtskreis SGB II. Die Quote der arbeitslos registrierten Arbeitslosengeld II-Empfänger/innen reicht von 37,8 Prozent in Hamburg bis 48,7 Prozent in Nordrhein-Westfalen.
Quelle: Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe [PDF – 372 KB]
Die ehemaligen Führungskräfte der an den Finanzinvestor Lone Star verkauften Mittelstandsbank IKB gehen gegen die verlangte Rückzahlung der für 2006/2007 gezahlten Boni vor. Alle betroffenen Mitglieder hätten die Rückzahlung abgelegt, sagte IKB-Aufsichtsratschef Werner Oerter am Donnerstag auf der Hauptversammlung. Der Ende Juli 2007 geschasste Vorstandschef Stefan Ortseifen habe das im Rahmen eines laufenden Prozesses geltend gemacht. Ortseifen klagt zudem gegen seine Kündigung vor gut einem Jahr.
Ortseifen war auch als Zuständiger für das Verbriefungsgeschäft und die IKB-Einheit IKB Credit Asset Management (IKB Cam) wesentlich verantwortlich für die Anlagen am US-Hyppothekenmarkt. IKB Cam hatte diese Entscheidungen maßgeblich getroffen. Wer im Investmentkommittee der Einheit saß, wollte die Bank nicht verraten.
Vergangene Woche hatten sich die Staatsbank KfW als größter IKB-Aktionär mit Lone Star auf den Kauf geeinigt. Der Finanzinvestor zahlt nur 137 Mio. Euro. Der niedrige Verkaufspreis – Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat bis zu 800 Mio. Euro avisiert – hat vor allem bei Oppositionspolitikern für Verärgerung gesorgt.
Die IKB verspekulierte sich heftig mit US-Ramschanleihen und musste seit Ende Juli 2007 mit mehreren Rettungspaketen vor der Pleite gerettet werden. Inzwischen belaufen sich die Hilfen auf rund 11,5 Mrd. Euro. Neben den drei deutschen Bankenverbänden und dem Bund trägt vor allem die Staatsbank KfW die Lasten. Sie ist dadurch selbst in Bedrängnis geraten. Der IKB-Aktienkurs fiel seit Krisenausbruch um 90 Prozent auf gerade noch 2 Euro.
Siehe dazu auch:
Lone Star Investments und die tiefschwarze Seite unserer Politiker
Aus einem anonymen Brief eines IKB-Mitarbeiters: (…) Die Lonestar Investment war selbst Kunde bei der IKB und kaufte in den Jahren 1999 bis 2004 noch so genannte faule Hypothekenkredite, und jetzt halten Sie sich fest, im Wert von etwas über 9 Milliarden Euro von der IKB. Das ist genau der Betrag, den wir als Steuerzahler zuvor zur Sanierung der IKB aufbringen mussten!
Quelle: Mehr Demokratie
Anmerkung WL: Was Lone Star recht ist, müsste den Chinesen doch billig sein.
Für die Ärzte bedeutet die Einigung eine durchschnittliche Einkommensverbesserung von über 10 Prozent oder rund 17 000 Euro im Jahr. Derzeit liegt der durchschnittliche Praxisüberschuss nach Betriebskosten laut statistischem Bundesamt bei rund 126 000 Euro. Dafür zahlen müssen die Versicherten: Ihr ab 2009 geltender Einheitsbeitrag zur Krankenversicherung wird um 0,25 Prozentpunkte höher ausfallen als es ohne die Honorarreform der Fall gewesen wäre. Da außerdem vom Gesetzgeber noch zusätzliche Finanzhilfen für die Krankenhäuser in Milliardenhöhe geplant sind, droht den Arbeitnehmern 2009 ein Kassenbeitrag von bis zu 16 Prozent. Aktuell liegt der Durchschnittssatz aller 215 Krankenkassen bei etwas über 14,9 Prozent.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung WL: Die Beitragserhöhung dürfte wohl nach Einführung des Gesundheitsfonds allein die Arbeitnehmer treffen.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung WL: Das kann nur bedeuten, dass die bisherigen Verbraucherschutzregeln in Deutschland bei Internetgeschäften fallen werden.
Eine Privatschule kann man nicht einfach schließen, weder aus fiskalischen Gründen noch mit Verweis auf die demographische Wende. Denn die hat auch Potsdam nicht verschont. Und so schrumpfte das Bildungsangebot des Staates, das der Privaten wuchs, weil sie blieben.
Das Privatschulwesen hat in Deutschland eine gute Tradition, als Ergänzung und als gesunde Konkurrenz zum staatlichen. Inzwischen aber profitiert es vor allem von der Phantasielosigkeit des Staates und den Mängeln der Öffentlichen, die keine glaubwürdigen Verteidiger haben. Weder bei den Konservativen, schon gar nicht bei den Sozialdemokraten, die ihre eigenen Ideale – wie man etwa den „Aufstieg der Begabten“ fördert – vergessen haben. Alle schauen zu, wie ein Konsens aufgekündigt wird, der mehr als zweihundert Jahre lang hielt und einst weltweit Nachahmer fand: dass die Schulen zuvörderst Veranstaltungen des Staates sind, der dafür zu sorgen hat, dass jeder nach seinen Fähigkeiten „nützliche Kenntnisse“ erwirbt. So stand es schon im achtzehnten Jahrhundert im Preußischen Landrecht, daran haben sich bisher alle folgenden Verfassungen orientiert. Und die Mittelschicht.
Wenn es so geht wie in Potsdam, werden wir keinesfalls finnische, eher amerikanische oder britische Verhältnisse bekommen. Dann zählt nicht mehr, was man kann, sondern wo man das, was man kann, gelernt hat. Staatliche Schulen aber, zu Konfliktlösern degradiert, werden in den Ruf geraten, dass man sie seinem Kind lieber erspart.
Quelle: FAZ
Anmerkung WL: Ein bemerkenswert kritischer Bericht in der FAZ
Anmerkung WL: Wieder wird eine völlig unsachliche „Reform“, wie die Einführung eines niemanden rechenschaftspflichtigen, meist von Wirtschaftsvertretern beherrschten Hochschulrats als oberstes Entscheidungsorgan über die Hochschulen, als ein Kommunikationsproblem verharmlost. Siehe dazu „Hochschulfreiheit“ oder das Ende der Hochschulautonomie
Ob im Verhältnis zur gleichaltrigen Bevölkerung generell mehr Menschen zu akademischen Weihen gelangten, hat das Statistische Bundesamt noch nicht errechnet. “Die steigende Zahl an Absolventen weist nicht auf eine größere Durchlässigkeit im Bildungssystem hin”, so Scharfe. Dazu müsste die Zahl der Studienanfänger steigen. Doch diese brach 2006 zunächst ein. Bund und Länder steuerten mit einem Hochschulpakt gegen. Laut dem ersten Zwischenbericht vom Juni 2008 stieg die Zahl der Studienanfänger 2007 wieder um 1,5 Prozent. Damit nehmen 37 Prozent der jungen Menschen eines Altersjahrgangs ein Studium auf – zu wenig im OECD-Vergleich. Wie Deutschland hier Anschluss an andere EU-Länder gewinnen kann, soll der Bildungsgipfel im Oktober zeigen. Zudem sollen Wege gefunden werden, Bildungsaufsteigern den Zugang zum Studium zu erleichtern. Für Kinder ohne akademisches Elternhaus haben sich die Studienbedingungen verschlechtert.
Quelle 1: taz
Quelle 2: Statistisches Bundesamt
Während … für 81 Prozent der Einser-Abiturienten aus Akademikerfamilien die Studienaufnahme als absolut sicher gilt, sind es bei der gleich leistungsstarken Gruppe aus Nicht-Akademikerfamilien nur 68 Prozent. Mehr als jeder vierte derjenigen, die nicht studieren wollen, führt dafür materielle Gründe wie unzureichender Unterhalt, Angst vor Studiengebühren und Verschuldung an.
Quelle: manager-magazin
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