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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Können wir uns vor kollektivem Wahn und seinen Folgen schützen? Die Grundsatzfrage, die am Anfang des Projekts NachDenkSeiten stand.
Datum: 12. Juli 2016 um 12:03 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Aufbau Gegenöffentlichkeit, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Albrecht Müller
Und dort immer noch steht. – Vor zwei Tagen erschien in der Süddeutschen Zeitung ein bemerkenswerter Artikel. „Die gesetzliche Rente ist viel besser als ihr Ruf“ heißt es dort. Er beginnt mit der Feststellung, „Am Anfang war eine Art kollektive Gehirnwäsche“. Gemeint ist das vor „20 Jahren“ entdeckte „neue Mantra“ von „Ökonomen, Rentenexperten, Lobbyisten der Finanzindustrie und Politiker“, die gesetzliche Rente sei eine “tickende Zeitbombe”. Deshalb brauchten wir die Privatvorsorge, so die Vorstellung. – Die späte Einsicht der Süddeutschen Zeitung muss uns deshalb interessieren, weil es andere wichtige Felder der Politik gibt, auf denen die entscheidenden Personen ähnlichen fixen Ideen (Mantra) verfallen sind oder verfallen sein werden. Albrecht Müller.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Reihenweise Beispiele für den kollektiven Wahn der entscheidenden Personen und Institutionen
Ähnlich wie bei der Debatte um den richtigen Weg zur Altersvorsorge von vor 20 Jahren geht es zu:
Die Warnungen einer Minderheit sind offensichtlich ohne Relevanz. Zum Mainstream zu gehören ist attraktiv und trägt dann die für die Entscheidungsfindung notwendige Meinungsbildung.
Zu Schäubles Austeritätspolitik, zu den Klagen über die angeblich zu hohen Löhne und Lohnnebenkosten und den angeblichen Reformbedarf gab es immer Gegenstimmen:
Heiner Flassbeck, Peter Bofinger, wir in den NachDenkSeiten und ich zuvor als Autor der „Reformlüge“ und zum Beispiel mit einem Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 12. Februar 2003, wiedergegeben am Eröffnungstag der NachDenkSeiten, dem 30.11.2003. – Wir sind bei diesen Fragen bis heute in der Minderheit geblieben. Wie aus einem Automaten kommt heute, wenn die großen Entscheider gefragt werden, was den ökonomisch schwächeren Völkern in Europa zu empfehlen wäre, der Rat: Reformen. Eine Art kollektiver Gehirnwäsche, kann man in Anlehnung an die Süddeutsche Zeitung sagen.
Beim Thema Rente, Altersvorsorge, demographischer Wandel war die Lage vor 20 Jahren nicht anders.
Es gab nicht nur die von der Süddeutschen Zeitung zitierten Lästerer und Feinde der Gesetzlichen Rente. Der von der Süddeutschen Zeitung zitierte Norbert Blüm hielt dagegen. Man machte ihn zur Witzfigur. Das DIW zum Beispiel beklagte die Belastung der gesetzlichen Rentenversicherung mit versicherungsfremden Leistungen und machte Verbesserungsvorschläge. Ich selbst machte schon im November 1999 in mehreren Beiträgen für das „Kritische Tagebuch“ des WDR auf den Propagandacharakter der Attacken auf die Gesetzliche Rente aufmerksam. Und in dem im Aufbau Verlag erschienenen Buch „Mut zur Wende“ von 1997 gibt es ein ganzes Kapitel mit dem Titel „Der Generationenvertrag zur Altersvorsorge hält“. Die einschlägigen Seiten finden Sie im Anhang.
Aber recht gehabt zu haben bringt nichts. Das ist die bittere Erkenntnis.
Was bleibt? Weitermachen. Mit Ihrer Hilfe.
Nutzen Sie bitte den Artikel aus der Süddeutschen Zeitung, um in Ihrem Umfeld darüber aufzuklären,
Wir werden auf den NachDenkSeiten demnächst verstärkt und mit Unterstützung von Videos auf die Methoden mit der Manipulation und Meinungsmache zu sprechen kommen.
Zum Schluss noch eine Bitte an die Journalistinnen und Journalisten unter unseren Leserinnen und Lesern:
Es wäre wichtig und nützlich, dass gerade auch Sie mit Bezug auf die Einsicht der Süddeutschen Zeitung beim Thema Gesetzliche Rente und Altersvorsorge ihre Kolleginnen und Kollegen darauf aufmerksam machen, dass ein solcher Umweg das Ergebnis eines kollektiven Wahns ist und ausgesprochen teuer.
Vielleicht gibt es ja doch noch Kolleginnen/en, die erkennen, dass es so dumm doch nicht ist, zunächst zu einer Minderheit zu gehören, wenn die Chance besteht, dass die Mehrheit später ein Einsehen hat.
Anhang:
Titel und Auszüge aus dem Buch „Mut zur Wende“ von Albrecht Müller, 1997
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=34170