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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Neue Konfrontation Ost-West! Haben wir dafür 40 Jahre gearbeitet?
Datum: 18. August 2008 um 9:34 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Albrecht Müller
Die Neocons in den USA brauchen aus innenpolitischen Gründen die Konfrontation des vermeintlich Guten mit dem Bösen. Die derzeitigen Bosse von Polen und Georgien und einige andere brauchen es wohl auch. Und sie wollen uns mit hineinziehen. Die Bundeskanzlerin gibt sich dafür her. Sie fordert die Russen „ultimativ“ auf, ihre Truppen abzuziehen, so SpiegelOnline, und macht sich für den Nato-Beitritt Georgiens stark. Sie will sogar die Nato helfen lassen, die zerstörten militärischen Anlagen Georgiens wieder aufzubauen. Sie schlägt sich damit auf die Seite des unberechenbaren georgischen Präsidenten. Das ist rational nicht mehr zu begreifen. Denn wir haben keinerlei Interesse an einer neuen Konfrontation mit Russland. Angela Merkel hat aber offenbar eine Funktion als Publicrelations-Agentin für die USA und Georgien übernommen. Siehe dazu den wichtigen Beitrag von Jens Berger in Spiegelfechter. Man muss leider davon ausgehen, dass sowohl der georgische Präsident wie auch die deutsche Bundeskanzlerin Befehlsempfänger Washingtons und seiner Dienste sind. Albrecht Müller.
Das Ganze erinnert an die fünfziger und sechziger Jahre. Damals war die Welt für Hardliner noch in Ordnung. Im Osten war das Böse, im Westen das Gute. Es ist schon interessant, dass der georgische Präsident das Begriffspaar gut und böse jetzt wieder benutzt.
Es war das große Verdienst der Sozialdemokratie, namentlich Willy Brandts und Egon Bahrs, mit dem Abbau der Konfrontation zu beginnen und damit einen Wandel im Inneren der Sowjetunion möglich zu machen. „Wandel durch Annäherung“ hieß die damalige Formel. Das war sehr erfolgreich und ist dennoch alles vergessen. Heute wird die Konfrontation angeheizt – ohne Rücksicht darauf, was das für die innere Entwicklung in Russland, für die Rüstungsausgaben und für den Frieden bedeuten kann.
Wir haben keinerlei Interesse an einer Verhärtung der ohnehin problematischen inneren Entwicklung Russlands. Schon deshalb ist es der helle Wahnsinn, was die Bundeskanzlerin verlautbart und tut.
Wo war eigentlich Außenminister Steinmeier in diesen Stunden? Wo bleibt die sachliche und von Nachdenklichkeit geprägte Debatte im Auswärtigen Ausschuss, von der wir vor zwei Tagen hörten?
Offensichtlich haben die USA in Abstimmung mit Georgien eine harte Linie verordnet. Sie wird von Frau Merkel umgesetzt, wie dies auch einige Journalisten in ihren Medien tun.
Jetzt erkennen zu können, welche Journalisten in wessen Diensten stehen, ist übrigens einer der wenigen Genüsse, die man sich in diesen Tagen gönnen kann.
Der Beitrag im Spiegelfechter ist sehr interessant. Dort wird erhellt, was wir von außen nur ahnen können: zum Beispiel dass die Intervention von Georgien lange vorbereitet ist oder die große Rolle der Publicrelations-Arbeit.
Es wird auch sichtbar, dass dieser Krieg vor allem dazu dienen soll, die Natostaaten für die Aufnahme Georgiens und der Ukraine aufzuschließen und übrigens auch die Mehrheit der Ukrainer, die bisher noch gegen den Nato Beitritt ist, umzudrehen. Hier mussten also Hunderte von Menschen sterben, um einem militärischen und politischen Ziel näherzukommen.
Anlagen:
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3407