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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 1. August 2008 um 8:50 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
So aber könnte der Streik eine Demonstration dafür werden, dass Solidarität auch heute noch funktioniert. Wenn die für die Wartung zuständigen Techniker zusammen mit leicht zu ersetzenden Servicekräften streiken, können auch Letztere von höheren Lohnabschlüssen profitieren. Der Lufthansa-Streik könnte so zum Gegenmodell zu den Streiks der Lokführer, Piloten oder Ärzte werden, die sich Privilegien nur für sich erstritten. Ver.di hat jetzt die Chance, an Legitimität und damit an Schlagkraft zurückgewinnen.
Quelle: taz
Anmerkung Orlando Pascheit: Wie abgewogen und nüchtern wirken die Antworten von Klaus Amoneit gegenüber dem Schwadronieren alter Weggefährten Clements und dem unsicheren Taktieren der Funktionselite der Partei, die es immer noch nicht wagt, sich vom Schröderklüngel loszusagen.
…wenn die Manager weiter an 15 Prozent plus für das Eigenkapital festhalten, werden ganz viele Fabriken erst gar nicht gebaut, ganz viele Menschen erst gar nicht eingestellt. Und das, obwohl die Investitionen Werte schaffen würden, rechneten die Finanzchefs mit realistischen Renditen von acht Prozent. Dieselbe Logik ist es auch, die Wettbewerb verhindert. Wenn alle Firmen gierig sind, bringt es nichts in Märkte einzudringen, in denen sich gerade drei globale Firmen den Markt teilen und 15 Prozent erwirtschaften. So führt die falsche Rendite-Anforderung dazu, dass die Preise zu hoch sind.
Quelle: FR
Kommentar Orlando Pascheit: Für jeden, der sich jenseits der Mainstreamökonomie mit Entwicklungstheorie beschäftigt, ist das Verhalten der aufstrebenden Schwellenländer nichts Neues. Kennzeichen aller Aufholprozesse weniger entwickelter Volkswirtschaften gegenüber fortgeschritteneren Ländern ist die Nichtbeachtung der Regeln des Freihandels. Sowohl der Aufholprozess Kontinentaleuropas und der USA gegenüber England als auch Japans und. Südkoreas sowie in jüngster Zeit Chinas und Indiens gründet auf derselben Strategie: Selektive Protektion und Förderung des einheimischen Produktionspotentials in Verbindung mit Exportoffensiven. Von Alexander Hamilton (1757-1804) und Friedrich List (1789-1846) bis zur Analyse des „East Asian Miracle“ durch die Weltbank in den frühen 90ern lautet die Rezeptur erfolgreicher Aufstiegsökonomien, dass nur eine sorgfältig abgestimmte Abfolge interventionistischer Politiken bis hin zu verschiedenen Liberalisierungsschritten einen erfolgreichen Entwicklungsprozess garantieren kann. Die Schwellenländer betreiben keineswegs einen simplen Protektionismus, sondern handeln durchaus rational. Offensichtlich kann das reine Freihandelsregime der WTO den unterschiedlichen Interessen seiner Mitglieder nicht mehr gerecht werden.
Anmerkung Orlando Pascheit: Das ist nicht mehr der Wolfgang Münchau, der in seinem Buch, “Das Ende der Sozialen Marktwirtschaft”, mit dem “Rheinischen Kapitalismus” abrechnet und sich für Deutschland das angelsächsische Modell herbeiwünscht. Zumindest, aber immerhin, in Teilbereichen musste Münchau umdenken:”
Ich stelle mir schon lange die Frage, ob die modernen angelsächsischen Finanzmärkte die Blasen vielleicht sogar benötigen, um überhaupt am Leben zu bleiben. In Zeiten der Blasenbildung wird viel Geld verdient. In den zwischenzeitlichen Korrekturphasen kommt großzügige Hilfe vom Staat wie auch jetzt wieder in den USA. … Ich kann mir nicht vorstellen, dass die USA und andere angelsächsische Gesellschaften eine solche Entwicklung auf ewig tolerieren. Meine Erwartung ist deshalb, dass wir nach der aktuellen Finanzkrise eine lange Periode äußerst restriktiver Regulierung vor uns haben. …Der moderne Finanzkapitalismus angelsächsischer Prägung hingegen gehört der Vergangenheit an.” Also mehr Staat und weniger Markt. Das ist bitter für jemanden, der vor zwei Jahren noch schrieb: “Deutsche und französische Intellektuelle … haben den Markt, seine wesentlichen Komponenten wie die Finanzmärkte und seine Institutionen wie die Börse nie richtig begriffen. Vor allem aber haben sie sie unterschätzt. Sie haben insbesondere unterschätzt, dass diese Marktwirtschaft sich auch in Europa durchsetzen wird.
Anmerkung Orlando Pascheit: Die eigentlich interessante Frage lautet, warum niemand in den Führungsetagen die Analyse gelesen hat oder warum man sie bewusst ignoriert hat. Letzteres läuft auf eine Betrugsklage hinaus. Im Falle der UBS hat vor einer Woche der Generalstaatsanwalt des Staates New York eine weitere Betrugsklage erhoben. Ihr wird vorgeworfen, Papiere (sogenannte Auction-Rate Securities) noch als sicher angepriesen zu haben, als man intern die durch die Finanzkrise ausgelösten Risiken bereits erkannt hatte.
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