Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 2. Juli 2008 um 9:17 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Die positive Entwicklung der Beschäftigung setzte sich somit fort, wenn auch in gegenüber den vergangenen Monaten leicht abgeschwächter Form. Von Januar bis März dieses Jahres hatte die Zahl der Erwerbstätigen jeweils noch um 1,8% über dem Vorjahresmonat gelegen, im April 2008 betrug die Zunahme dann 1,6% gegenüber April 2007. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht abzusehen, ob dieser Trend als generell schwächer werdende Entwicklung am Arbeitsmarkt gewertet werden kann. Zumindest teilweise dürfte die Abschwächung auch dadurch zu erklären sein, dass die Wintermonate wegen der milden Witterung hinsichtlich der Beschäftigung außergewöhnlich günstig ausgefallen waren und somit die übliche Frühjahrsbelebung geringer ausfiel.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Anmerkung: Dass der Beschäftigungsaufschwung an Fahrt verliert, darauf hat der Chef der Bundesagentur heute nicht hingewiesen. Immerhin scheint die Kritik an der beschönigenden Statistik allmählich anzukommen, denn auch Weise hat heute angemerkt, dass es jenseits der amtlichen Statistik von 3,26 Millionen Arbeitslosen insgesamt 5 Millionen sind, die Arbeit suchen.
Anmerkung Martin Betzwieser: Für gut informierte Leser/innen ist es durchaus interessant, da mal herumzutüfteln. Da z.B. beim Deutschen Institut für Altersvorsorge überhaupt nicht nach der Höhe der Wunschrente gefragt wird, ergibt sich natürlich immer eine Vorsorgelücke. Wir wissen ja: „Ziel des Instituts ist es, Chancen und Risiken der staatlichen Altersversorgung bewusst zu machen und die private Initiative zu fördern. Gesellschafter des Instituts sind die Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Bauspar AG, DWS Investment GmbH und Deutscher Herold AG, Kooperationspartner ist die Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG.“
Quelle 2: Deutsches Institut für Altersvorsorge (Rentenschätzer)
Quelle 3: Deutsches Institut für Altersvorsorge
Die Fonds-Lobbyisten bemühen sich in Berlin um eine Gleichstellung von Fondssparplänen mit Lebensversicherungen: Fondssparer sollten wie die Inhaber von Lebensversicherungen nur die Hälfte der Erträge mit dem persönlichen Steuersatz versteuern müssen, wenn ein Fondssparplan mindestens zwölf Jahre angespart wurde und das Kapital nicht vor dem 60. Lebensjahr ausgezahlt wird.
Dass in Sachen private Altersvorsorge für den Steuerehrlichen nachgebessert werden muss, ist für Finanzexperten unstrittig. Angesichts der in den nächsten Jahrzehnten dramatisch abschmelzenden gesetzlichen Rente (!) reicht die bisherige Förderung für privates Alterssparen über die Riester-Rente nicht aus (!) und ist zudem noch relativ starr reglementiert. Die geplante Abgeltungsteuer belastet das Sparen in Aktien und -fonds massiv: So zwackt sich der Fiskus von jemandem, der 30 Jahre lang monatlich 100 Euro mit einem Fondssparplan rund 150 000 Euro ansparen konnte, knapp 32 000 Euro ab. Die daraus zu finanzierende monatliche Rente von knapp 1 000 Euro über zwanzig Jahre schmilzt damit immerhin um rund 200 Euro im Monat. Andere Lobby-Verbände wie der Bankenverband teilen die Auffassung, dass man weitere Produkte und Rahmenbedingungen definieren muss, um einen stärkeren Anreiz für das Sparen fürs Alter zu setzen.
Quelle: Handelsblatt
Zur Erinnerung WL: Die Abgeltungssteuer ist eine Steuer auf Zinsen, Dividenden und Kursgewinnen, sie wird im Rahmen der Unternehmensteuerreform ab 1. Januar 2009 pauschal 2008 auf 25 Prozent gesenkt. Bis dato unterliegen private Kapitalerträge der Einkommensteuer und damit dem persönlichen Steuersatz, der zwischen 15 und 42 Prozent liegt. Die Gewinner der geplanten Neuregelung sind allein Besserverdienende. Steuerzahlern mit hohen Einkommen bringt die Abgeltungssteuer neben der finanziellen auch eine bürokratische Entlastung, weil sie ihre Kapitalerträge künftige nicht mehr gegenüber dem Finanzamt angeben müssen. Der Aufwand für Geringverdiener steigt hingegen: Liegt ihr persönlicher Einkommenssteuersatz unter 30 beziehungsweise später unter 25 Prozent müssen sie die zu viel gezahlte Steuer vom Finanzamt aktiv zurückfordern.
Ziel dieser Abgeltungssteuer ist nach Ansicht der Bundesregierung, die internationale Kapitalflucht einzudämmen. Dazu meint allerdings der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Dieter Ondracek: “Wir stellen fest, dass wegen der Abgeltungssteuer mehr Geld ins Ausland fließt”.
Wenn jetzt die Finanzlobbyisten weitere Vergünstigungen bei der Abgeltungssteuer anstreben, würde das Prinzip der Besteuerung nach der ökonomischen Leistungsfähigkeit für die Einkünfte auf Vermögen noch mehr aufgeweicht. Vermögen wird gegenüber der Besteuerung von Einkommen (wegen der dort ggf. höheren Steuersätze) noch stärker privilegiert.
Der Spence-Bericht ist Ausdruck eines tiefgreifenden intellektuellen Wandels in der entwicklungspolitischen Profession, eines Wandels, der nicht nur Wachstumsstrategien umfasst, sondern auch die Bereiche Gesundheit, Bildung und andere sozialpolitische Fragen. Universelle Allheilmittel sind dem neuen Ansatz suspekt. Stattdessen bemüht man sich um strategische Innovationen, die ökonomische oder politische Komplikationen im jeweiligen Land überwinden. Wenn es also so etwas wie einen neuen Washington-Konsens gibt, dann besagt er, dass die Regeln im betroffenen Land und nicht in Washington geschrieben werden müssen. Und das ist ein echter Fortschritt.
Quelle: FTD
Hinweis: Dani Rodrik ist Professor für Politische Ökonomie an der Kennedy School of Government in Harvard.
Michael Spence, nach dem dieser Bericht genannt wurde, ist Nobelpreisträger, er leitete eine Wachstums- und Entwicklungskommission, eine mit hervorragenden Experten besetzte Gruppe von Entscheidungsträgern – der neben Spence ein weiterer Nobelpreisträger angehörte. Ihr Schlussbericht wurde Ende Mai veröffentlicht.
Besonders von dem Abschwung betroffen ist Großbritannien. Nicht nur der Bankensektor ist stark angeschlagen …, sondern die gesamte Wirtschaft befindet sich im Abwärtsstrudel. In Japan blicken die Unternehmen so skeptisch in die Zukunft wie seit vier Jahren nicht mehr… Auch Ozeanien wurde in Mitleidenschaft gezogen…Gleichermaßen kann sich Südkorea der Inflation nicht entziehen.
Quelle: FTD
Dazu auch:
Ute Gerhard: 50 Jahre Gleichberechtigung – eine Springprozession
Die Besonderheit der westdeutschen Entwicklung liegt gleichwohl darin, dass sie sich in der Gleichberechtigung der Geschlechter immer wieder eine Verspätung leistete, ihr die nachholende Entwicklung in eine moderne, geschlechtergerechte Gesellschaft nicht gradlinig gelang, vielmehr den zwei Schritten nach vorn – wie in der Echternacher Springprozession – mindestens ein Rückschritt folgte.
Ohne Zweifel hat der neue Feminismus der 1970er Jahre viel erreicht: Er hat eine kulturelle Revolution in den Geschlechterverhältnissen ausgelöst, die Leitbilder und Lebensentwürfe junger Frauen grundlegend verändert, und dabei Männer, alt und jung, in mancher Hinsicht weit hinter sich gelassen. Zugleich ist die ungleiche Teilhabe von Frauen im Hinblick auf berufliche Karrieren, politische Entscheidungsmacht und die häusliche Arbeitsteilung noch immer fest mit alten Gewohnheiten und Machtverhältnissen verzurrt.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
Anmerkung J.A.: Wohin auch sonst mit dem unverhofften Geldsegen? Höhere Löhne, bessere Tarifbedingungen oder mehr Beschäftigte sind natürlich nicht drin. Wieso verfolgt die Bundesregierung immer noch den Wahnsinnsansatz, durch Steuererleichterungen, Senkung der Lohn“neben“kosten (also der Löhne) und die Förderung des Niedriglohnsektors „mehr Beschäftigung“ erreichen zu wollen? Es gibt keinen einzigen empirischen Beleg, dass diese Strategie funktioniert.
Siehe zum Bund der Steuerzahler auf den NachDenkSeiten: Sozialstaatsfeindlich
Anmerkung: Machen wir es doch einfach den Schweden nach.
Der Grünen-Abgeordnete aus Baden-Württemberg staunte nicht schlecht, als er kürzlich in Berlin ein vertrautes Gesicht auf ungewohntem Terrain entdeckte. War das nicht Klaus von Trotha (CDU), der frühere baden-württembergische Wissenschaftsminister? Und was machte der hier, auf einem Kongress der Energiebranche? Jawohl, stellte sich heraus, es war von Trotha, ein paar Jährchen älter als zu Regierungszeiten, aber immer noch vor Vitalität sprühend. Die zweite Frage beantwortete seine nach kurzem Plausch übergebene Visitenkarte: Vorstandsvorsitzender war der Expolitiker demnach, und zwar beim “IZ Klima – Informationszentrum klimafreundliches Kohlekraftwerk” mit Sitz in der Hauptstadt.
Das Informationszentrum ist ein gemeinnütziger Verein, der von derzeit acht Unternehmen der Energiewirtschaft getragen wird; aus Baden-Württemberg sind die Karlsruher EnBW und demnächst vielleicht auch die Mannheimer MVV dabei. Informieren wollen sie über eine Technologie, die Kohlekraftwerke mit dem Klimaschutz versöhnen soll: CCS lautet das bisher nur Fachleuten geläufige Kürzel, das für Carbon Capture and Storage steht.
Quelle: Stuttgarter Zeitung
Auch die Befreiungstatbestände sind absolut unzureichend. Hierzu erklärt Florian Hillebrand, fzs-Vorstand: “Sich mit der Einschränkung von Befreiungsmöglichkeiten zu rühmen, die gerade Studierende mit Kindern und Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen betreffen, ist vollkommen verfehlt.” Erklärt wird die Einschränkung mit der Möglichkeit ein Darlehn aufzunehmen. “Ein Darlehen aufnehmen zu müssen macht Studiengebühren in keiner Weise sozial verträglicher”, so Hillebrand weiter.
Ein weiteres Problem stellt die Kappungsgrenze dar, die mit 17.000 Euro fast unerreichbar hoch liegt und damit kaum positive Effekte hat. Ein Darlehen kann jedoch nur noch für die Regelstudienzeit plus zwei beantragt werden. “Die Kappungsgrenze zu erreichen ist also selbst für BAföG-Empfänger und Empfängerinnen nahezu utopisch”, kritisiert Bianka Hilfrich abschließend.
Quelle: fzs
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3313