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Titel: Neoliberalismus ist Mist, die Riester-Rente wird scheitern – das wusste Horst Seehofer auch schon vor zwölf Jahren und wacht erst jetzt auf? Schade.
Datum: 11. April 2016 um 15:52 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Lobbyismus und politische Korruption, Rente, Riester-Rürup-Täuschung, Privatrente
Verantwortlich: Albrecht Müller
Der CSU-Vorsitzende und Bayerische Ministerpräsident Seehofer hat am Wochenende hart über den Neoliberalismus geurteilt und eine Korrektur der Rentenpolitik verlangt. (Siehe hier im Hinweis Nr. 6) Die Riester-Rente sei gescheitert. Das Rentenniveau müsse wieder angehoben werden, um die weite Kreise betreffende Altersarmut zu vermeiden. Für mich ist das wie ein Déjà-vu. Der CSU-Abgeordnete Seehofer hat am 30. August 2004 freundlicherweise (zusammen mit Wibke Bruhns) mein Buch „Die Reformlüge. 40 Denkfehler …“ vorgestellt und dabei betont, dass er praktisch mit allem übereinstimme, was in dieser Kritik des Neoliberalismus, der Agenda 2010 und insbesondere der privaten Altersvorsorge (wie Riester-Rente) zu lesen ist. Warum dieses Bekenntnis Horst Seehofers dann in den entscheidenden Jahren von 2004 bis heute keine Folgen für die praktische Politik hatte, ist nicht zu begreifen. Wie glaubwürdig ist seine Kurskorrektur heute? Albrecht Müller.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Was wir heute über die Mängel der verschiedenen Methoden der Privatvorsorge und über die Vorteile der gesetzlichen Rente und des Umlageverfahrens wissen, wussten wir auch schon vor zwölf Jahren und früher. Zum Beispiel:
Obwohl man dies alles wusste, sind Millionen Menschen auf einen Irrweg geschickt worden.
Infame Verkaufsstrategien
Was jetzt notwendig und sinnvoll ist:
Fehlleistungen der Politik bleiben meist ohne Sanktionen, ohne Strafe. Das ist eine fatale Fehlentwicklung. Wenigstens sollten wir uns noch daran erinnern, wer die Hauptmatadore der Privatvorsorge waren und sind:
Es waren Heerscharen von Propagandisten, die uns auf den Irrweg geschickt haben. Wissentlich. Als Lobbyisten. Deshalb bleibt wirklich die Frage, ob das für eine Demokratie wichtige Instrument von Belobigung und Sanktionen noch funktioniert. Es funktionierte in diesem Bereich nicht. Deshalb hat auch die Demokratie nicht funktioniert. Und deshalb der Irrweg.
Seehofers Strategie, eine Wahlkampfstrategie
Dass sich Horst Seehofer jetzt an frühere Erkenntnisse erinnert, hat vermutlich viel mit Wahlkämpfen zu tun. Wenn es ihm gelingt, der SPD damit auch die Chance zu klauen, endlich eine Kurskorrektur ihrer fatalen Altersvorsorge-Politik zu machen, dann wird das zu weiteren Verschiebungen der Wahlchancen zulasten der SPD und zugunsten der Union führen.
In Anhängen folgen jetzt noch einige Informationen zu oben erwähnten Dokumenten, Texten usw.:
Alternativen zum „sozialen Ausverkauf“
Generalanzeiger Bonn 31.8.2004. Das aktuelle politische Buch – Brandts Planungschef rät Schröder zum Kurswechsel. Von Helmut Herles.
BERLIN. Es war eine Montagsdemonstration besonderer Art. Horst Seebofer (CSU) und Albrecht Müller (SPD) gemeinsam mit Wibke Bruhns als Moderatorin in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz gegen Gerhard Schröders Reformpolitik. Wobei Müller – früherer Redenschreiber bei Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller, 1972 als Öffentlichkeitsarbeiter der SPD verantwortlich für den Wahlkampf Willy Brandts und von 1973 bis 1982 Leiter der Planungsabteilung im Bonner Bundeskanzleramt bei Willy Brandt und Helmut Schmidt – dem CSU-Politiker in der Kritik nicht nachstand. Seehofer sagte, zum erstenmal in der Geschichte drohe die Gefahr, „dass die Kosten einer Reform höher sind als der Ertrag“. Müller warf den Modernisierern vor, sie „bewegen sich wie die Hamster im Laufrad“.
…
Der SPD- und der CSU-Poliliker sehen den Neoliberalismus ihrer Parteien als Gefahr. Müller zitiert düster George Orwells „1984″: „Wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten, wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.“ Dennoch sind Seehofer und Müller überzeugt, dass sie beide „konstruktiv und optimistisch“ seien. Das Buch widerlege Untergangsvorstellungen zur demografischen Entwicklung, den Wachstumschancen, zur mangelnden Wettbewerbsfähigkeit, der angeblichen Erosion des Normal-Arbeitsverhältnisses und beschreibt die Sozialstaatlichkeit als eine „moderne und erhaltenswerte Regel unseres Zusammenlebens“.
Denkfehler 5:
»Wir werden immer weniger!«
(Ohne Link)
Denkfehler 6: »Wir werden immer älter. Der Generationenvertrag trägt nicht mehr.«
Albrecht Müller. Auszug aus „Die Reformlüge. 40 Denkfehler, Mythen und Legenden, mit denen Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren“ / München 2004
Quelle: Denkfehler Nr. 6: „Wir werden immer älter …“ [PDF – 117 KB]
Denkfehler 7: „Jetzt hilft nur noch private Vorsorge.“
Auszug aus dem Buch „Die Reformlüge – 40 Denkfehler, Mythen und Legenden, mit denen Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren“, von Albrecht Müller.
„Die Reformlüge – 40 Denkfehler, Mythen und Legenden, mit denen Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren“.
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