Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 20. Juni 2008 um 9:04 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Auch der Aufschwung am Arbeitsmarkt hat zum gleichen Zeitpunkt begonnen und ist genau zum gleichen Zeitpunkt zu Ende. Nun aber sinkt (die Zahl der Arbeitslosen) … zum ersten Mal seit März 2005 schon drei Monate in Folge nicht mehr; im Mai 2008 wurde exakt die gleiche Zahl wie für den März 2008 errechnet. Auch die Zahl der offenen Stellen, die im Aufschwung fast durchgängig gestiegen war, sinkt seit Herbst des vergangenen Jahres langsam, aber stetig.
Das wird bitter werden für die glühenden Verfechter der Arbeitsmarktflexibilisierung, wenn sie zur Kenntnis nehmen müssen, dass die alten Muster noch immer gelten: Ist Aufschwung, sinkt die Arbeitslosigkeit und die Zahl der offenen Stellen steigt; ist Abschwung, geht es genau umgekehrt. Hatten sie doch jahrelang darauf gesetzt, dass man den Arbeitsmarkt von der Konjunktur entkoppeln kann, indem man den Arbeitslosen die notwendigen Anreize gibt, sich um einen Arbeitsplatz zu bemühen, und die Arbeitgeber durch Senkung der Arbeitskosten entlastet.
Hält die deutsche und europäische Politik nicht gegen den Abschwung mit Zinssenkungen und einer anregenden Finanzpolitik, wird die Diskussion um die „strukturellen Verhärtungen“ am deutschen Arbeitsmarkt rasch wieder aufflammen. Angesichts der Verbissenheit, mit der bei uns diese Debatten geführt werden, ist der Marsch in eine erneute mehrjährige Stagnation nahezu unausweichlich.
Quelle: Rheinischer Merkur
Hickel setzte sich nachdrücklich dafür ein, dass auch die Finanzpolitik des Staates auf die jetzigen Preissteigerungen reagiere. Die Orientierung auf einen schuldenfreien Haushalt mit dem Ziel Neuverschuldung null, wie sie die Bundesregierung verfolge, sei in der gegebenen Lage »wirklich eine Katastrophe«. Auf dem Altar einer ökonomisch nicht begründbaren Nulllinie der Verschuldung werde geopfert, was eine aktive Finanzpolitik im Augenblick leisten könne und müsse. Hickel forderte deshalb nachdrücklich, das »Verschuldungstabu« zu durchbrechen und im Interesse kommender Generation ein staatliches Investitionsprogramm mit den Schwerpunkten Ökologie und Bildung aufzulegen. Schließlich habe der Staat in den vergangenen Monaten allein drei Milliarden Euro an den steigenden Benzinpreisen verdient.
Quelle: Freitag 25
Anmerkung WL: Ein weiterer Beleg dafür, wie mit der Ruinierung der gesetzlichen Rente gegen die überwiegende Mehrheitsmeinung Politik gemacht wird. Und da wundert sich unser Bundespräsident über Politikverdrossenheit.
Anmerkung WL: Diese Ausländerhetze des „Sozialgelehrten“ Miegel gibt der Spiegel unkommentiert wieder. Wie abwieglerisch und gleichzeitig demagogisch Miegel argumentiert, lässt sich alleine dadurch belegen, dass die Armut in Deutschland vor allem ein Problem der neuen Länder ist. Dort gibt es jedoch kaum Ausländer und auch kaum Ausländerzuzug. Selbst wenn es richtig wäre, dass seit 1996 3,5 Millionen Ausländer hinzugekommen sind, und selbst wenn dies ein „Import von Armut“ gewesen wäre, dann müsste Miegel erklären, warum in Deutschland knapp 8 Millionen Menschen nur durch staatliche Leistungen ihre Existenz gesichert bekommen und warum laut DIW 5,5 Millionen aus der Mittelschicht abgestiegen sind. Miegel bedient sich bei seinen Angriffen auf den Sozialstaat immer der gleichen Masche: Er manipuliert mit der Bevölkerungsstatistik.
Ein bisschen kritischer wenigstens der stern
Anmerkung WL: Man muss ja die politischen Auffassungen des Herrn Gauweiler nicht teilen, aber wo er recht hat, hat er recht. Ich teile seine juristische Positionen, etwa dass Europäisches Recht endgültig höherrangig eingestuft wird als nationales Recht und dass in den Mitgliedstaaten das Machtverhältnis von Regierung und kontrollierendem Parlament faktisch “gedreht” wird. Ich teile auch seine Meinung, dass Staat und Recht an den Wettbewerb verkauft werden. Vgl. z.B. Beschränkung der Onlineangebote der Rundfunkanstalten: Zensur durch den Markt oder Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes – Dienstleistungsfreiheit steht über nationalen Arbeitnehmerrechten.
Anmerkung WL: Damit ich nicht missverstanden werde: Ich bin dafür, dass effizientere Energiesparlampen vorgeschrieben werden. Das bleibt aber, angesichts des geringen Anteils des „Lichts“ an der gesamten Energiebilanz reine Symbolik. Nun kann man der EU ausnahmsweise nicht vorwerfen, dass sie bei der Durchsetzung von Klimaschutz und Energieeffizienz auf dem falschen Weg wäre, aber warum sperrte sich gerade die Bundesregierung gegen die Kraft-Wärme-Koppelungs-Richtlinie der EU, warum gegen die CO 2-Richtlinie bei den Autos, warum bei der Reduzierung des Energieverbrauchs von Stand-by-Elektrogeräten?
Wenn es wirklich ernst wird, Richtlinien der EU-Kommission für den Umweltschutz umzusetzen, siehe z.B.:
Industrie schickt Brandbrief an Merkel
Die Unternehmen aus energieintensiven Branchen bangen um ihre Zukunft. In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, der dem Handelsblatt vorliegt, warnen sie vor den Plänen der EU-Kommission zur Versteigerung von Emissionsrechten. Selbst nach konservativen Schätzungen würde die Versteigerung “für die energieintensiven Industrien in Deutschland zu Kosten von mindestens sieben Milliarden Euro im Jahr führen”, heißt es in dem Brief. Die Versteigerung der Zertifikate würde eine Kostenlawine auslösen, “die die Belastungen aller bisherigen klimapolitischen Instrumente übersteigt”, schreiben die Verbände der energieintensiven Branchen Chemie, Stahl, Metalle, Papier, Zement und Glas. Die Unternehmen stehen für 700 000 Arbeitsplätze. Im Falle einer Versteigerung der Zertifikate ließ sich nach Überzeugung der Unternehmen ein großer Teil dieser Jobs in Deutschland nicht mehr halten.
Die EU-Kommission hatte im Januar ihren Entwurf einer Richtlinie für den Emissionshandel zwischen 2013 und 2020 vorgestellt. Der Entwurf sieht die schrittweise Einbeziehung energieintensiver Branchen in die Auktionierung der Emissionszertifikate vor. Bis Ende 2012 bekommen diese Unternehmen die für den Betrieb ihrer Anlagen erforderlichen Zertifikate kostenlos zugeteilt. In der Regel ist die Ausstattung großzügig bemessen. Nur wenn die Unternehmen mit den Zertifikaten nicht auskommen – etwa weil sie die Produktion steigern – müssen sie Zertifikate nachkaufen.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung: Wenn es beim Umweltschutz wirklich über Symbole hinausgeht, dann kommen sofort die Drohungen mit dem massenhaften Verlust von Arbeitsplätzen. Wenn es um die Steigerung von Gewinnen geht, werden jedoch zur Kosteneinsparung schnell mal tausende von Arbeitsplätzen abgebaut.
Anmerkung WL: Ein ziemlich ambivalenter Artikel. Einerseits werden die GrünenpolitikerInnen, die die Seite gewechselt haben (m.E. zu Recht) in die Pfanne gehauen. Andererseits schwingt stets der Unterton mit, würde sich die Partei der Grünen, wie ihre Renegaten, endlich der Wirtschaft vollends öffnen, dann würden sie endlich auf einen (für die Wirtschaft) richtigen Kurs kommen.
Die SPD hat seit 1998, das damalige Wahlergebnis zugrunde gelegt und, mit den aktuellen Umfragewerten verglichen, zehn bis elf Millionen Wähler verloren. Im selben Zeitraum haben Hunderttausende Mitglieder die Partei verlassen, die SPD hat sechs Ministerpräsidenten und Tausende von Kommunalmandaten eingebüßt. Dieses Desaster allein Kurt Beck anzulasten, der erst zwei Jahre im Amt ist, ist doch lächerlich. Dass die Kritik an ihm auch noch aus den eigenen Reihen bestärkt wird, ist typisch für die SPD zurzeit. Man blendet die vergangenen zehn Jahre aus, also den Zeitraum, in dem die eigentlichen Gründe für die Krise liegen.
Quelle: Freitag
Anmerkung WL: Wir weisen auf diesen Beitrag nur hin, weil er typisch ist für die Paranoia, die sich in Deutschland verbreitet. Da treffen sich drei wirklich nicht gerade einflussreiche SPD-Bundestagsabgeordnete (Niels Annen, Christine Lambrecht, Frank Schwabe) mit fünf Angehörigen der Partei Die Linke, und wegen dieser Nichtigkeit werden in bürgerlichen Blättern in Anspielung auf das Walter-Ulbricht-Zitat „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ antikommunistische Klischees aus dem Kalten Krieg ausgegraben. Vielleicht sollte die SPD beantragen, dass im alten Reichstag neben den Damen- und Herrenklos noch zusätzliche Toiletten für die Abgeordneten der Linken eingerichtet werden, damit bloß kein SPD-Politiker in die Verlegenheit gerät, neben einem Parlamentarier der Linken seine Notdurft zu verrichten. Es könnten ja an diesem stillen Örtchen geheime Koalitionsabsprachen getroffen werden.
Angesichts der Tatsache, dass selbst nichtigste Anlässe benutzt werden, um der SPD die Glaubwürdigkeitsfrage zu stellen, müsste doch endlich mal jemand aus der Parteiführung begreifen, welches lächerliche Spiel mit den Sozialdemokraten getrieben wird. Wann steht endlich ein Mitglied der SPD-Führung bei solchen schwachsinnigen Kampagnen auf und fragt schlicht und einfach: Seid Ihr eigentlich noch ganz bei Trost? Aber nein, „weite Teile der SPD-Fraktion“ sind bestürzt: „Für unsere Glaubwürdigkeit ist das fatal“, meint etwa die SPD-Abgeordnete Lale Akgün. Fatal ist eigentlich nur, wie man so naiv sein kann, sich auf Attacken dieses niedrigsten Niveaus überhaupt einzulassen.
Wer sich wirklich für die Bildungsrepublik Deutschland entscheiden will, muss für ein solches Ziel schmerzhafte Entscheidungen treffen. Eine müsste wahrscheinlich sein, zugunsten der Bildung auf Steuersenkungen vor 2015 zu verzichten. Denn beides wird kaum möglich sein, wenn Bund und Länder tatsächlich die stärkere Begrenzung der Neuverschuldung in der Verfassung festschreiben, die in der Föderalismuskommission II diskutiert wird. Eine andere Möglichkeit wäre die Wiedereinführung einer Vermögensteuer, wie sie die SPD in ihrem Wahlprogramm für 2009 ziemlich sicher fordern wird. Die Vermögensteuer ist eine Ländersteuer, käme also beim richtigen Adressaten an. Geben wird es sie nur, wenn auch Unionspolitiker sie verlangen.
Quelle: FTD
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Die Fensterreden von Köhler, Merkel und Co. gehen völlig an den Realitäten vorbei. Wer die ökonomisch völlig unsinnige, verfassungsmäßige Festschreibung von Verschuldungsgrenzen fordert, gleichzeitig jedoch die generelle Senkung von Steuern und Abgaben verlangt, verdient jenes Etikett, welches sonst gerade aus dieser Ecke so gerne der Linkspartei verpasst wird: Populismus. Wer darüber hinaus noch Studiengebühren rechtfertigt, zeigt, dass das Gerede von der “Bildungsrepublik Deutschland” nur hohles Geschwätz ist.
Dazu ein aktuelles Beispiel, wie der Spiegel Partei für die Verlegerinteressen ergreift:
PR-Film mit Nachwirkungen
Was haben ARD und ZDF im Internet verloren? Sehr viel, befand eine SWR-Reportage, und verteidigte die Online-Expansion der Öffentlich-Rechtlichen – mit unlauteren Mitteln, wie Kritiker monierten. Jetzt befasst sich der zuständige Rundfunkrat mit dem umstrittenen Film.
Quelle: Spiegel Online
Anmerkung WL: Man kann die eitle Selbstdarstellung von Thomas Leif in diesem Film kritisieren, ja man kann sogar die Tendenz des Beitrags „Quoten, Klicks und Kohle“ kritisieren, aber warum sollen sich die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender nicht wehren dürfen, wenn ihnen die privaten Verleger im Namen des Wettbewerbs eine Zensur auferlegen wollen. Dass sich damit gleich der Rundfunkrat befassen und sogar mit Gutachten gearbeitet werden muss, belegt einmal mehr den mächtigen Einfluss der Verleger-Lobby auch innerhalb der Gremien des öffentlichen Rundfunks. Wenn in ARD und ZDF „Werbesendungen“ etwa für die private Rente ausgestrahlt werden, regt sich niemand darüber auf.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3292