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Titel: Dramatischer Einbruch der Lohnquote: von 2000 bis 2007 um 8% gesunken!
Datum: 9. Mai 2008 um 9:58 Uhr
Rubrik: Ungleichheit, Armut, Reichtum, Wichtige Wirtschaftsdaten, Wirtschaftspolitik und Konjunktur
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Inzwischen werden jährlich 135 Milliarden EUR vom Arbeitnehmer/Staat/Sozialversicherung wegverteilt.
Die Lohnquote – der Anteil der Arbeitnehmerentgelte (d.h. der Bruttolöhne incl. Lohnsteuern, Sozialabgaben und incl. AG-Anteile an Sozialversicherungsbeiträgen) am Volkseinkommen lag noch Anfang der 80er Jahre bei 76%. Bis zum Jahr 2000 ist der Anteil auf 72,2% (Destatis) nur langsam zurückgegangen. In den letzten 7 Jahren seit dem Jahr 2000 hingegen brach die Lohnquote regelrecht ein: im Gesamtjahr 2007 auf nur noch 64,6% (Destatis)! Zum Vergleich: Die USA haben seit Jahr-zehnten eine konstante Lohnquote von etwa 70%!
Was steckt hinter diesem scheinbar harmlosen Rückgang der Lohnquote um rd. 8%? Nun, dieser Rückgang bedeutet schlicht, dass die Arbeitnehmer und mit Ihnen die Sozialversiche-rungssysteme und der Staat auf nunmehr jährlich 135 Milliarden Euro (in den letzten 4 Jahren insgesamt über 400 Milliarden Euro) verzichten zugunsten der Unternehmer und Vermö-genden. Von Uwe Hans Staub
Fazit: Wäre die Verteilung zwischen Unternehmens-/Vermögenseinkommen einerseits und Arbeitnehmerentgelt andererseits in 2007 unverändert wie in 2000 geblieben, hätten sich Unternehmer/Vermögende gleich wie Arbeitnehmer um jeweils 20% Steigerung (nicht inflati-onsbereinigt) in den letzten 7 Jahren freuen können.
UND: das Arbeitnehmerentgelt hätte dann allein in 2007 um 135 Milliarden Euro höher gelegen!! Das hätte bedeuten können:
44 Mrd. Euro mehr für die Sozialversicherungskassen
(Renten, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung)
20 Mrd. Euro mehr Steuereinnahmen (Lohnsteuer)
71 Mrd. Euro mehr Nettolohn für die Verbraucher,
d.h. höhere Kaufkraft zu Stärkung unseres Binnenmarktes
Die indirekten Wirkungen (z.B. keine notwendigen Nullrunden für Rentner, damit noch höhere Kaufkraft – keine notwendige Mehrwertsteuererhöhung, aber dank Mehrkonsum trotzdem höhere Steuereinnahmen, mehr binnenmarktgetragenes und damit stabileres Wirtschafts-wachstum usw.) sind noch viel größer.
Herr Prof. Dr. Heinz-Josef Bontrup, Wirtschaftswissenschaftler, kommentiert seine ganz ähnlichen Berechnungen in der Sendung vom Deutschlandradio 29.04.2008 wie folgt:
Das zeigt die gigantische Umverteilung. Das ist im Grunde des Pudels Kern. Darin liegt unsere Krise begründet und wenn wir dort nicht zur Besinnung kommen, dann werden wir unser Land noch weiter vor die Wand fahren.
Schlussbemerkungen:
Alle Zahlen entnommen aus: Statistisches Bundesamt Wiesbaden (www.destatis.de), mit Ausnahme der kursiv gedruckten Zahlen (vom Autor hochgerechnet). Einige der Destatis-Zahlen sind noch als vorläufig deklariert.
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