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Titel: Hinweise des Tages
Datum: 7. Mai 2008 um 9:16 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Darüber hinaus legt der Vertrag fest, dass “durch die bevorstehende Privatisierung ursächlich bedingte Beendigungskündigungen” ausgeschlossen sind. Diese Klausel sei aber nichts wert, sagte am Dienstag Claus Weselsky, frisch gewählter Vorsitzender der mit Transnet und GBDA konkurrierenden Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL). Eine solche Formulierung habe es schon bei der ersten Stufe der Bahnreform 1994 gegeben. “Die galt exakt für eine juristische Sekunde.”
Ebenfalls nicht in den Tarifvertrag aufgenommen wurde die Begrenzung der Privatisierung auf 24,9 Prozent. Dies hatte die SPD zur Bedingung für ihre Zustimmung zum Teilverkauf gemacht und eine Verankerung im Tarifvertrag angekündigt. Nun findet sich dort nur die Formulierung, dass die bundeseigene DB AG die “Mehrheit der Anteile und Stimmrechte” an der zur Teilprivatisierung vorgesehenen Verkehrsholding behalten muss – sodass bis zu 49,9 Prozent verkauft werden können.
Quelle: taz
Anmerkung WL: So wird den Leuten Sand in die Augen gestreut. Wir hatten es ja gestern schon so vermutet. Aber leider braucht man ja kein Prophet mehr zu sein, um vorherzusehen, dass die Gewerkschaft Transnet nur noch der Wurmfortsatz von Bahnchef Mehdorn ist.
Anmerkung: Und wo bleibt etwa die Rücknahme der Förderung von Kreditverkäufen durch den Bundesfinanzminister? Vgl. Bundesfinanzminister förderte den unanständigen Kreditverkauf zulasten der Darlehnsnehmer.
Siehe dazu:
Heuschrecken schlagen zu
Machtkampf bei der TUI: Finanzinvestoren wollen Sonderausschüttung durchsetzen
Quelle: FR
Dazu:
Anmerkung: Der Vorkämpfer des Rentenabbaus Rürup pflegt weiter den Mythos der angeblich zu hohen „Lohnnebenkosten“. Vgl. dazu „Deutschland bei den „Lohnnebenkosten“ auf Rang 14 innerhalb der EU“
Wenn es aber um die Senkung der Unternehmenssteuern ging, war Rürup natürlich immer vorne mit dabei.
Anmerkung unseres Lesers T.F.: Die Inszenierung eines angeblichen Generationenkonfliktes hört nicht auf, dies war auch nicht zu erwarten. Das ZDF opfert nun auch seine bislang relativ seriöse Sendung „frontal 21“ dafür, siehe der Bericht von gestern, 6.5.2008. Es wird suggeriert, „die Alten“ würden „die Jungen“ bevormunden, diese „Jungen“ deshalb ungerecht behandelt. Zur Begründung dienen – wie immer – die Standardargumente vom demografischen Wandel bis hin zu untragbaren Rentenerhöhungen. Man kann nur immer wieder darauf hinweisen:
Anmerkung Martin Betzwieser: „Altersvorsorge macht Schule“ ist eine Aktion von u.a. der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, der Deutschen Rentenversicherung und des DGB. Die Deutsche Rentenversicherung zweckentfremdet Rentenversicherungsbeiträge, bezahlt damit Referenten und schult veränstigte Bürger/innen, wie sie am besten ihr Geld der Konkurrenz geben. Oder in Hundehalter-Deutsch: „Da legt sich jemand eine Wurst vor die eigene Tür.“ Der DGB dagegen vertreibt kommerzielle Altersvorsorge-Produkte über die eigene Tochtergesellschaft „Das Rentenplus“. Die eigene Kampagne gegen das Renteneintrittsalter 67 wird dadurch nicht glaubwürdiger. Aber die Zahnfleisch-Models, die an ihrem Laptop die tollen Riester-Renten-Angebote des DGB entdecken, könnten auch von der Internetseite jedes Versicherungskonzerns stammen – bezahlt von Beiträgen der Gewerkschaftsmitglieder!
Quelle 2: DGB-Rentenplus
Anmerkung Orlando Pascheit: Blamabel ist nicht, dass die Sicherheitskonferenz der SPD nicht viel gebracht, sondern dass sie überhaupt stattgefunden hat. Gelächter oder Spott wäre vielleicht die angemessenere Reaktion auf diesen recht dürftigen Versuch, mit dem großen Vorbild jenseits des Atlantiks gleichzuziehen. Diese reflexartigen Reaktionen der Empörung auf geradezu alles, was die Gegenseite ins Spiel bringt, nerven nicht nur, sondern halten gerade auch unhaltbare Themen am Laufen. – Übrigens ist der Hinweis der taz auf die Stärkung des Bundessicherheitsrats im rot-grünen Koalitionsvertrag von 1998 irreführend. Es ging damals vorwiegend um die stärkere Kontrolle des Rüstungsexports. Im Koalitionsvertrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen heißt es 1998:
Die transnationale europäische Rüstungsindustrie wird für ihre Exporttätigkeit einem verpflichtenden europäischen Verhaltenskodex unterworfen. Die neue Bundesregierung wirkt darauf hin, dass ein Transparenzgebot und der Menschenrechtsstatus möglicher Empfängerländer dabei als Kriterien enthalten sein sollen. Der nationale deutsche Rüstungsexport außerhalb der NATO und der EU wird restriktiv gehandhabt. Bei Rüstungsexportentscheidungen wird der Menschenrechtsstatus möglicher Empfängerländer als zusätzliches Entscheidungskriterium eingeführt. Die neue Bundesregierung wird jährlich dem Deutschen Bundestag einen Rüstungsexportbericht vorlegen.
Anmerkung WL: Ich bin durchaus dafür, dass „Volksvertreter“ ordentlich bezahlt werden. Aber es ist nicht mehr vermittelbar, wenn ordentlich bezahlte Volksvertreter vor laufenden Kameras erklären, in Deutschland gebe es keine Armut, weil es ja die Hartz-Grundsicherung gibt. Es ist unglaubwürdig, wenn sich „Volksvertreter“ bei einem ordentlichen Einkommen einen Zuschlag von 9 Prozent genehmigen und gleichzeitig eine Rentenerhöhung von 1,1 Prozent attackieren. Es ist niemandem plausibel zu machen, dass Menschen, die Jahrzehnte in die Rentenkasse einbezahlt haben, nicht mehr als die Grundsicherung, „Volksvertreter“ hingegen nach wenigen Jahren ein Mehrfaches an „Rente“ erhalten.
Wenn man sich schon an den Gehaltserhöhungen im Öffentlichen Dienst orientiert, dann wäre es angemessen, dass man sich auch an die viel zitierte „Rentenformel“ anpasst. So wie das jetzt geschieht, muss sich der Eindruck verfestigen, unsere „Volksvertreter“ haben den Bezug zu dem, worüber sie im Parlament debattieren, komplett verloren.
Anmerkung WL: Die Studie berücksichtigt noch nicht die Einführung von Studiengebühren in Deutschland. Sie stellt dennoch klar, dass ein Studium in Deutschland auch bisher keineswegs „kostenlos“ ist. Immerhin tragen die privaten Haushalte nach den Berechnungen dieser Studie auch ohne Studiengebühren 44 % der Kosten für die Hochschulbildung. Interessant ist auch, dass bei den indirekten staatlichen Unterstützungen für die Familien, etwa durch Steuererleichterungen bei auswärts wohnenden Studierenden, die Eltern mit niedrigem Einkommen keinerlei Entlastung erfahren, während die Eltern mit hohem Einkommen jährlich 982 Euro (Ausbildungsfreibetrag, Kinderfreibetrag) erhalten. Die öffentlichen Subventionen für niedrige Einkommen (BAföG und Zinssubventionen) liegen im Jahreswert nicht einmal 600 Euro höher als bei den hohen Einkommen. Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass diese Steuerprivilegierung der Eltern mit hohem Einkommen die sozialen Unterschiede eher verschärft.
Zur steuerlichen Privilegierung der Ausbildungskosen von Familien mit hohem Einkommen passt:
Steuervorteil für Privatschüler wird abgeschafft
Keine Extrawurst mehr für Privatschüler. Eltern, die ihre Kinder auf eine Privatschule schicken, können das Schulgeld ab 2011 nicht mehr als Sonderausgabe von der Einkommensteuer absetzen.
Quelle: Tagesspiegel
Anmerkung WL: Wetten, dass es darüber einen Aufstand der Wohlhabenden gibt?
Dabei übernimmt z.B. in NRW der Staat 94 Prozent der Kosten für private Ersatzschulen. Mit Ausnahme der Konfessionsschulen, die in der Regel Kinder mit jeweils anderen Religionen benachteiligen, sind jedoch Privatschulen – wie gut sie auch immer sein mögen und trotz Sozialquoten –überwiegend Schulen für die Wohlhabenden und Bessergestellten. Warum sollte zu den hohen Staatszuschüssen auch noch eine Steuerprivilegierung hinzukommen?
Zu guter letzt:
Neuseeländischer Irrweg?
Die Regierung Neuseelands hat die 1993 privatisierte Bahn wieder zurückgekauft. Die erste Freude deutscher Privatisierungsgegner über diese Renationalisierung verpuffte schnell. Ein Sprecher der Deutschen Bahn AG nahm ihnen mit der Warnung vor “voreiligen Schlüssen” den Wind aus den Segeln. Die deutsche Situation lasse sich nicht mit Neuseeland vergleichen, sagte er.
Quelle: SPIEGEL
Anmerkung: Eine Satire über Privatisierung im SPIEGEL – kurios.
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