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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 1. Mai 2008 um 8:49 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung: Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur Frank-J. Weise tritt inzwischen wie ein Vorstandvorsitzender eines DAX-Unternehmens bei einer Bilanzpressekonferenz auf. Er verkündet Erfolge über Erfolge:
Die Arbeitsmarktentwicklung wird weiter von der guten Konjunktur getragen. Die Arbeitslosigkeit ist im April allerdings geringer als erwartet gesunken. Das liegt zum einen daran, dass wegen weniger Winterarbeitslosigkeit deren Abbau entsprechend geringer ausgefallen ist. Zum anderen hat ein Ausfall der zentralen Netzwerkkomponenten der Bundesagentur für Arbeit (BA) die Datenerfassung am statistischen Zähltag beeinflusst.
Die Beschäftigung wächst weiter und die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften bleibt auf hohem Niveau.
Nach den Erfolgsmeldungen, werden die weniger erfreulichen Tatsachen ins Kleingedruckte abgeschoben:
Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten hat nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit im Februar 4,89 Mio. betragen, 83.000 oder 1,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Darüber hinaus übten 2,15 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zusätzlich einen geringfügig entlohnten Nebenjob aus, gegenüber dem Vorjahr 192.000 oder 9,8 Prozent mehr. Dabei gehen in die Erwerbstätigenrechnung allein die ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten ein, da die Nebenjobber schon mit ihrer Hauptbeschäftigung gezählt werden.
Im April nahmen 1,048 Mio. Personen an Fördermaßnahmen teil, die kurzfristig allein durch die Teilnahme gesamtwirtschaftlich die Arbeitslosenzahl reduzieren …
Der gemeldete Stellenbestand hält sich auf hohem Niveau, allerdings mit rückläufiger Tendenz.
Das gilt auch für Stellenzugänge für ungeförderte „normale“ sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, die ein besserer Indikator für die Einstellungsbereitschaft der Betriebe sind; auch sie nehmen im Vormonats- und Vorjahresvergleich ab …
Das gemeldete Stellenangebot (einschließlich geförderter Stellen)7 ist im April saisonbereinigt um 9.000 gesunken; die ungeförderten Stellen für „normale“ sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, die besser die Marktentwicklung widerspiegeln, sind um 4.000 zurückgegangen. In den letzten drei Monaten hat sich der gesamte Stellenbestand um monatsdurchschnittlich 5.000 und die ungeförderten „normalen“ Stellen um 2.000 reduziert…
Die Arbeitslosigkeit hat sich von März auf April im Zuge der Frühjahrsbelebung um 94.000 auf 3.414.000 verringert. Ein Rückgang ist in diesem Monat üblich; er fiel aber nur etwa halb so groß aus wie im Durchschnitt der letzten drei Jahre (-183.000), und war auch schwächer als im April 2007 (-148.000).
Quelle: Bundesagentur für Arbeit Monatsbericht April 2008 [PDF – 1.2 MB]
Die etwas andere Statistik können sie bei Egon W. Kreutzer nachlesen.
Und so taxiert die Wirtschaft das Übernahmeobjekt:
Was ist die Börsenbahn wert?
Und wer soll die Bahn-Aktien kaufen? Nach Friedrichs Ansicht kommen nur strategische Investoren infrage, vor allem solche, die langfristig darauf setzen, dass die von der SPD ausgerufene “rote Linie” (mehr als 24,9 Prozent werden nicht verkauft) nicht ewig ist. “So wie es jetzt angelegt ist, züchtet sich die SPD die Heuschrecken heran”, sagt FDP-Verkehrspolitiker Friedrich.
Demnach wären Blackstone und Co. die natürlichen Interessenten, ebenso große Staatsfonds, die ihre enormen Kapitalsummen weltweit unterbringen müssen und nicht unbedingt Maximalrendite erwarten. Bei der australischen Macquarie Bank, deren Infrastrukturfonds in fast alle wichtigen Transport- und Versorgeraktien in Europa investiert haben, hält man sich auf Anfrage bedeckt.
Quelle: manager-magazin
Anmerkung: Achten Sie mal auf die Überschrift und auf die Anmoderation des Gesprächs. Brüderle in der Überschrift, Bontrup in der Unterzeile. Brüderles Positionen werden breit zitiert, Bontrup kommt mit seinen Forderungen gar nicht vor.
Am Montag, den 28. April hat die Arbeitsgruppe alternative Wirtschaftspolitik ihr „Jahresgutachten“, das Memorandum 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Memorandum wurde von einigen hundert Menschen unterzeichnet, darunter auch durchaus renommierte Ökonomen. Haben Sie davon in den Nachrichten etwas gehört? Haben Sie in ihrer Tageszeitung ein Wort darüber gelesen? Außer in der Frankfurter Rundschau, der taz, dem Neuen Deutschland, der Junge Welt und dem Tagesspiegel war bisher nichts darüber zu lesen.
Wenn aber die Miegels, die Straubhaars, die Raffelüschens oder die Sinns ihre immer gleichen Parolen wiederholen oder wenn die INSM, der BürgerKonvent (Roman Herzog) oder Bertelsmann irgendeinen Presseevent veranstalten, dann findet das ein breites Medienecho, mit Vorabmeldungen, Berichterstattung, Kommentaren oder Interviews.
Man muss die ökonomischen Lehren oder die Positionen der Arbeitsgruppe alternative Wirtschaftspolitik ja nicht teilen, aber zu einer ausgewogenen und fairen Berichterstattung gehörte es, diese nicht totzuschweigen. Es ist ja nicht so, dass dort Auffassungen vertreten würden, die in anderen Ländern, wie etwa in Frankreich oder sogar in den USA nicht auch in der öffentlichen Debatte wären.
Die mediale Schweigespirale gegenüber vom neoliberalen Mainstream abweichenden Positionen ist ein ganz typisches Beispiel für die weitgehende Eindimensionalität der veröffentlichten Meinung und für die einseitige Parteinahme für die herrschende Lehre und ihrer Protagonisten. Darin zeigt sich, wie in Deutschland Meinung gemacht wird und wie die Qualität der öffentlichen Meinungsbildung auf den Hund gekommen ist.
Anmerkung: Selbst die konservative „Welt“ mokiert sich über diese hinlänglich bekannten „Rentner-Demokraten“ von Clement, Herzog, Oswald Metzger, Henkel bis zum RWE-Energiemonpolistenvertreter Großmann, die mit Interviews auf 600 Seiten voller Verachtung vor den „Gesetzesmachern“ warnen, das Parlament – wohl zugunsten der Exekutive – „von seiner Fülle von Gesetzespflichten“ befreien möchten, möglichst selten Wahlen haben wollen, die in ihrer Altersstarrheit Deutschland seit Jahren nur noch in einer „Reformstarre“ sehen. Es ist die inzwischen längst bekannte Methode, man vertuscht das Scheitern der selbst vorangetriebenen Reformen zu vertuschen, indem man alles miesmacht und eine Erhöhung der Dosis der gescheiterten Rezeptur verlangt.
Das Grundgesetz war 30 Jahre gut für Deutschland, jetzt mache es das Land „unbeweglich“ und der RWE-Chef Großmann setzt noch einen drauf und verlangt „nichts Geringeres als eine Revolution“: Der BürgerKonvent eine Altherrengruppe von Verfassungsgegnern und Volksverächtern.
Siehe auch:
Christiansen in der Dauerschleife
Das Gejammer über die deutsche Starre klingt altbekannt.
Quelle: Netzeitung
Dazu:
“Die Zeiten, wo die Reichen dem Rest der Welt sagen können, wo es lang geht, sind endgültig vorbei”
Zweiter Teil des Gesprächs mit Harald Schumann über Krisen und Potentiale vorhandener Institutionen, Gewerkschaften, Menschenrechte sowie das “Ende des Neoliberalismus”
Quelle: Telepolis
Anmerkung: Vorstandschef Gunter Thielen meinte damit wohl eher: Es ist uns egal, wer unter uns regiert! Bertelsmann sagt ohnehin, wo es lang geht.
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