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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 24. Februar 2016 um 8:43 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CW/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Dazu: Armutsbericht 2016 – Zeit zu handeln
Ein Verharren der Armutsquote in Deutschland auf hohem Niveau beklagt der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem aktuellen Armutsbericht, der erstmals in erweiterter Form und unter Mitwirkung weiterer Verbände und Fachorganisationen erscheint. Während in neun Bundesländern die Armutsquoten 2014 gesunken seien, belegt der Bericht einen Anstieg der Armut in den bevölkerungsreichen Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen. Hauptrisikogruppen seien Alleinerziehende und Erwerbslose sowie Rentnerinnen und Rentner, deren Armutsquote rasant gestiegen sei und erstmals über dem Durchschnitt liege. Die Herausgeber sehen daher auch keinerlei Anlass zur Entwarnung und fordern von der Bundesregierung einen sozial- und steuerpolitischen Kurswechsel, um dringend notwendige Maßnahmen zur Armutsbekämpfung auf den Weg zu bringen.
Quelle: Der Paritätische
Und dazu leider auch: Der gefährliche Blues vom bitterarmen Deutschland
Es ist fahrlässig, den Eindruck zu erwecken, dass es vielen Menschen in Deutschland immer schlechter geht. Wer wider besseres Wissen so tut, als könnten immer mehr Männer und Frauen trotz harter Arbeit oder gestiegener Hartz IV-Bezüge kein würdiges Leben führen und zum Beispiel ihren Nachwuchs nicht mehr angemessen ernähren, der handelt verantwortungslos. Er trägt weitere Unruhe in jene Teile der Bevölkerung, die wegen der Flüchtlingskrise ohnehin schon verunsichert sind, und treibt denjenigen Wähler und Unterstützer zu, die einfache Antworten liefern.
Quelle: Spiegel online
Anmerkung JK: Was für ein mieses Stück Meinungsmache. Die herrschenden Eliten scheinen das Thema jedenfalls zu fürchten, sonst würden sie nicht ihre Lohnschreiber von der Kette lassen. Die Masche der “Qualitätsmedien” ist inzwischen wohl bekannt. Jede Kritik an den sozialen und ökonomischen Verhältnisse soll in die rechte Ecke gestellt und so delegitimiert werden. Es ist die gleiche Masche, die bereits die Proteste gegen das Freihandelsabkommen TTIP in die rechte und nationalistische Ecke stellte und die gleiche Masche, die den NachDenkSeiten andichtet, sie seien ein Bestandteil einer rechten Querfront. Niemand sollten auf diesen billigen Trick hereinfallen.
Die Definition von Armut ist natürlich immer abhängig vom sozialen und ökonomischen Kontext. Jemand, der 500 Euro im Monat verdient kann in Litauen vielleicht gut davon leben, in München oder Hamburg könnte er vermutlich nicht einmal eine 1-Zimmerwohnung bezahlen. Ist die betreffende Person nun arm oder nicht? Aber solche Differenzierung müssen deutsche Qualitätsjournalisten nicht tangieren. Hauptsache die neoliberale Gesinnung sitzt.
Anmerkung unseres Lesers J. A.: Ulrich Schneider und der Paritätische Wohlfahrtsverband sind schuld an AfD und Pegida, weil sie “die Mär vom bitterarmen Deutschland” verbreiten? Nicht schlecht, Herr Specht.”Guido Kleinhubbert ist seit 2005 beim SPIEGEL. Er arbeitet im Propaganda-Ressort. In den nächsten 10 Jahren beim SPIEGEL besteht zumindest die theoretische Möglichkeit, daß er das Konzept der relativen Armut versteht und die wachsende Anzahl von Flaschensammlern und Armutsrentnern um sich herum wahrnimmt.”
Sowie die Reaktion des kritisierten Ulrich Schneider auf diesen unglaublichen Spiegel-Artikel
Jetzt brennen wohl bei einigen neoliberalen Hardlinern endgültig alle journalistischen Sicherungen durch… Sehen wir mal von den zahlreichen sachlichen Fehlern in dem kurzen Kommentar ab – von den armen Studenten etwa oder davon, dass nach dem relativen Armutskonzept immer irgendjemand unter die Armutsgrenze fallen müsse, …. Jetzt fangen die Neoliberalen sogar schon an, die Nazi-Keule zu schwingen, um uns zum Schweigen zu bringen: Wer von Armut spreche, unterstütze letztlich AfD, NPD und Pegida, und handle deshalb unverantwortlich. Eine offensive Sozialpolitik ist die beste Prävention gegen Rechtsextreme … Wer gegen Rechts ist, Herr Kleinhubbert, darf Armut nicht totschweigen, sondern muß sie bekämpfen. Und es sind Menschen wie Sie, die offenbar genau das nicht wollen …
Quelle: Ulrich Schneider via facebook
Passend dazu: Menschenrechtsbeauftragter Strässer tritt zurück
Die Bundesregierung verliert ihren Menschenrechtsbeauftragten: Der SPD-Mann Strässer nannte als Grund für seinen Rücktritt persönliche Überlastung – und die Verschärfung des Asylrechts.
Sozialdemokrat Christoph Strässer, 66, hadert mit den Asylrechtsverschärfungen der Bundesregierung – auch deshalb gibt er nun sein Amt als Menschenrechtsbeauftragter auf. In einem Schreiben an die SPD-Mitglieder in seinem Wahlkreis Münster nennt Strässer neben persönlicher Überlastung das Asylpaket II als Grund für den Rückzug. “Gleichzeitig will ich nicht verhehlen, dass sich auch in meinem Arbeitsfeld, insbesondere im Bereich der Flüchtlingspolitik (Asylpaket II), politische Entscheidungen abzeichnen, die für mich nur schwer vereinbar sind mit meinen eigenen Positionen und meiner eigenen Glaubwürdigkeit”, heißt es in dem Schreiben.
Quelle: Spiegel Online
Anmerkung Jens Berger: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Wir militarisieren die Flüchtlingsabwehr und machen gleichzeitig ein Riesen-Bohei, wenn die AfD laut über einen Schießbefehl nachdenkt. Das ist hochgradig schizophren.
Anmerkung CW: Warum wundert mich der Kursanstieg der E.on- und RWE-Aktien irgendwie gar nicht? Vielleicht weil ich schon vorher großes Vertrauen in die Kommission hatte, und das obwohl sie “unter anderem eine Beendigung der anhängigen Rechtsstreite der Betreiber mit den Ländern und dem Bund unter anderem vor einer internationalen Schiedsstelle” (wegen des Atomausstiegs) zur Bedingung machen will. Im Klartext: „Wir ärgern Euch nicht weiter wegen der Formfehler beim Atomausstieg, dafür übernehmt Ihr die unabsehbar hohen Kosten und Risiken der Mülllagerung.“
Anmerkung unserer Leserin R. K.: Interessant: Wenn China seinen Überschuss zu Dumpingpreisen exportiert, ist das der EU-Kommission eine Untersuchung wert. Wenn Deutschland seine Überschüsse zu Dumpingpreisen exportiert, dann nicht?
Anmerkung unseres Lesers M. H.: … und dabei sagte Kanzlerin Merkel im letzten Fernseh-Wahlkampfduell mit Steinbrück: “… während meiner Kanzlerschaft werden die Steuern nicht erhöht“; Von Abgabenerhöhungen der Kommunen hat sie ja nicht gesprochen!
Anmerkung CW: Zu früh gefreut, wer nur die Headline und den Abstract liest. Deutschlands Ökonomen geben zwar zu, dass das Riester-Modell gescheitert ist. Der grundsätzliche Glaube an die Privatvorsorge ist aber felsenfest und offenbar durch nichts zu erschüttern, denn in die Analyse geht man nicht, nach dem Motto: „Ist doch schon viel, dass wenigstens mal die Faktenlage einigermaßen ungeschönt anerkannt wird.“ Ausgerechnet Privatvorsorge-Modelle à la USA gelten jetzt als Vorbild, selbst wenn von dort bereits seit langem mehr als eindeutige Signale kommen, dass Privatvorsorge eben nicht funktioniert. Obwohl – vielleicht auch alles nur eine Frage der Perspektive: Für Maschmeyer und Co. hat das doch alles ganz prima funktioniert, und das wird es bei Neuauflage unter anderem Namen sicher auch noch ein weiteres Mal …
Anmerkung CW: Da trifft womöglich beides zu: Zuckerberg als der eitel-coole Typ, dem es gefällt, die Show zu stehlen, und Zuckerberg als der große Manipulator – was längst nicht mehr nur im Planungsstadium ist.
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