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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 7. März 2008 um 9:10 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Martin Betzwieser: Die ständig wachsende Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland wird also nicht nur von Aufschwung und Wirtschaftswachstum profitieren sondern auch von einem vereinfachten und transparenten Arbeitsrecht. Genug der Ironie – die Vorstellung des Arbeitsrechtskonzepts im September 2007 lässt tief blicken: “…es ist Aufgabe des Gesetzgebers, eine Art Kundenfreundlichkeit auch auf diesem Gebiet herzustellen. Was im Sozialrecht möglich ist, sollte im Arbeitsrecht auch möglich sein.” Diese Drohung sollte sehr ernst genommen werden.
Anmerkung AM: Wo soll hier der Kompromiss sein? Steinbrück (und Tiefensee, Steinmeier und Mehdorn) setzen sich durch. Und es wird gelogen wie bisher schon, wenn es heißt: “Zweitens erhielte die Bahn die nötigen Milliarden, die sie für den weiteren Ausbau des Konzerns braucht.” Das Geld ließe sich auch auf dem Kapitalmarkt locker beschaffen. Außerdem zahlt der Bund und damit der Steuerzahler den wesentlichen Teil auch in Zukunft. Und Mehdorns Welt-Expansionspläne sind ohnehin Irrsinn. Des Rätsels Lösung: Hier verdient jemand. Deshalb der Fanatismus für Privatisierung. Siehe auch NachDenkSeiten: “Thema Bahn bei Anne Will – ganz gut, aber es fehlte der Blick hinter die Kulissen“.
Anmerkung AM: Bei Rügemers Argumentation gegen die Rückkehr in die öffentlichen Hände geht leider manches durcheinander. Seine Argumente gegen den Filz sind ja berechtigt. Aber das könnte man ja vielleicht etwas anders organisieren. Jedenfalls sehe ich nicht, was an die Stelle öffentlichen Eigentums und öffentlicher Verantwortung treten soll, wenn man die Chance zur Abkehr von der Privatisierung hat.
Dazu schickte uns ein Leser einen angemessenen Kommentar:
Die neoliberale Allzweckwaffe der SZ hat wieder zugeschlagen – Sibylle Haas!
Lassen wir uns die einzelnen Sätze auf der Zunge zergehen, und wie immer bei Frau Haas – das dicke Ende kommt zum Schluss.“Die Zeit ist reif für Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst – und der Zeitpunkt von den Gewerkschaftern geschickt gewählt.”
Wie im Deutschunterricht in der zehnten Klasse gelernt, fangen wir mit der These an, die es zu zerpflücken gilt. Bitte nicht erwarten, dass Solidarität für den Arbeitnehmer folgt.
“Verspätete Flüge und stillstehende Busse – es ist kein schönes Image, das Deutschland soeben verpasst wird.”
Heben wir sogleich den Zeigefinger. In Frankreich und Italien vergeht kein Jahr ohne großen Streik. Nein, Frau Haas, Sie irren, es ist ein schönes Image, dass der aus dem Schurkenstaat anreisende IT-Experte gewinnt. Man darf in Deutschland streiken, Demokratie wird gelebt!
“Sie gehen auf die Straße, weil es wohlfahrtsstaatliche Aufgaben nicht zum Nulltarif gibt. Krankenschwestern und Altenpfleger, Straßenreiniger und viele andere Arbeitnehmer bei städtischen Einrichtungen gehören keineswegs zu den Großverdienern in diesem Lande.”
Das zweite Ablenkungsmanöver. Nicht verwirren lassen, es ist nicht die Solidarität, die hier spricht, denn die Haas’sche Keule folgt auf dem Fuß. Sogleich werden wir aufgeklärt, es sind Begehrlichkeiten. Wie ein Kind vor dem Süßigkeitenregal schreit das Ver.di-Mitglied, wohl wissend, dass es nur den 4,5%-Lutscher geben wird.
“Auch die städtische Müllabfuhr wird zur Ausnahme. Staatliche Aufgaben werden der Privatwirtschaft übertragen, weil sie effizienter ist und die gleichen Dienste oft qualifizierter anbieten kann. Das liegt daran, dass private Firmen klein und flexibel sind und sich wenig bürokratisch aufs so genannte Kerngeschäft konzentrieren können.”
Endlich sind wir angekommen, beim Haaschen Neoliberalsimus par excellence. Einfallslos wie seit Jahren wird wieder und wieder die absurde Behauptung aufgestellt, Privates sei effizienter. Nein, Frau Haas, Private denken an ihr Wohl, hier geht es aber um Aufgaben, die der Allgemeinheit dienen – und die können Private nicht erfüllen. Sie haben immer noch nicht verstanden, dass es volkswirtschaftlicher Unsinn ist, wenn der nächste Briefkasten erst im nächsten Ort steht, Sie werden nie verstehen, warum seit Jahren die Preise im Gesundheitswesen und anderen ehemals öffentlichen Diensten explodieren und es den meisten Menschen heute schlechter geht.
Und es sind eben nicht die kleinen, privaten Unternehmen, die privatisiert werden. Eine geschickt geworfene Nebelbombe. Nein, die Rhön-Kliniken aus dem MDAX sind kein kleines und auch kein flexibles Unternehmen, Frau Haas.
Ihre Verweigerung gegenüber makroökonomischen Zusammenhängen ist von gestern.“Er behindert nicht nur die Wirtschaft mit immer neuen Gesetzen und Regelungen, sondern auch sich selbst. Gesetze müssen kontrolliert werden, und das kostet Geld.”
Richtig Frau Haas, private Unternehmen müssen kontrolliert werden, und das kostet richtig Geld. Ganz zu schweigen davon, dass die Gewinne der ehemals staatlichen Unternehmen dem Staat und damit der Gemeinschaft fehlen. Wären die Unternehmen noch staatlich, bräuchten wir die Gesetze nicht.
“Außerdem wird der Staat als Anbieter öffentlicher Leistungen von den Bürgern immer noch als Rundum-Anbieter in die Pflicht genommen. Das führt dazu, dass er Leistungen anbieten muss, die ihm nichts einbringen, aber vor allem die öffentlichen Kassen belasten.”
Endlich, wir sind am Ziel. Von einer berechtigten Lohnforderung sind wir angelangt beim neoliberalen Staat und dem Kniefall vor dem Antlitz Milton Friedmanns. Verdi und die Bürger sind in Ihren Augen Schmarotzer, die den Staat aussaugen. Nein, Frau Haas, private Unternehmen, die in Großbritannien die Wasserversorgung verrotten lassen, nehmen den Staat in die Pflicht und belasten die öffentlichen Kassen, wenn verhindert werden muss, dass die Infrastruktur, die auch Sie gerne in Anspruch nehmen, zusammenbricht.
Buchen Sie ein Ticket nach Chicago, Frau Haas, aber bitte one-way! Damit der beispiellose Niedergang des Wirtschaftsteils der Süddeutschen Zeitung endlich ein Ende hat.
Zur Vorgeschichte:
Thomas Voß, Leiter des Landesbezirks Thüringen, hat Lucifero am 14.Dezember 2007 formlos von seinem Amt suspendiert und ihm Hausverbot erteilt; er betrieb außerdem ein außerordentliches Kündigungsverfahren, gegen das der Betriebsrat jedoch Einspruch eingelegt hatte – über den sich Voß aber hinwegsetzen wollte. Am 16.1.2008 hatte die Ver.di-Landesleitung nach seiner Auskunft seiner Rechtsanwältin die fristlose Kündigung zugestellt –Angelo ist zu 50% hörgeschädigt und damit schwerbehindert, deshalb hat das Integrationsamt auch noch ein Wort mitzureden. Aber Voß ist notfalls auch bereit, vors Arbeitsgericht zu ziehen. Er will Angelo loswerden. Der Vorwurf: Angelo habe durch die Herausgabe von Karussell Gewerkschaftsgelder veruntreut, “persönliche politische Arbeit” auf Kosten und mit Mitteln der Gewerkschaft betrieben. Zu diesem Zeitpunkt lief bereits, unabhängig von diesem Vorwurf, ein Verfahren gegen Angelo, das die NPD angestrengt hat.
Quelle 2: Linksnet
Anmerkung von Martin Betzwieser: Wer sich gegen Faschismus einsetzt, setzt sich für Menschenrechte und damit auch für Arbeitnehmerrechte ein. Wenn so jemand von den „eigenen“ Leuten so tyrannisiert wird und dabei noch so ungeschickt vorgegangen wird, stellt sich die Frage, wer von seinem Arbeitsplatz entfernt werden sollte.
Aber jetzt mal Klartext zum Missbrauch von Mitteln der Gewerkschaft. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und Einzelgewerkschaften beteiligen sich an der Initiative „Altersvorsorge macht Schule“, bei der Arbeitnehmer/innen lernen können/sollen, wie private Altersvorsorge richtig gemacht wird. Darüber hinaus betreiben DGB und mehrere Einzelgewerkschaften Tochtergesellschaften, welche ihren Mitgliedern private Altersvorsorge zu besonders günstigen Konditionen anbieten. Wer subventioniert denn diese Vergünstigungen für die Mitglieder? Wer bezahlt denn das Personal dort? Hier werden Beiträge von Gewerkschaftsmitgliedern (bei „Altersvorsorge macht Schule“ auch Rentenversicherungsbeiträge!) für Zwecke missbraucht und zweckentfremdet, welche die eigenen Ziele (Kampagne gegen Rente mit 67) unglaubwürdig machen.
Quelle 3: Altersvorsorge macht Schule
Quelle 4: DGB-Rentenplus
Quelle 5: ver.di-Mitgliederservice
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3046