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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 5. März 2008 um 9:35 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Ende der 80er Jahre gelang es in Westdeutschland noch fast jedem fünften vollzeitbeschäftigten Niedriglohnbeziehenden, im Folgejahr einen besser bezahlten Job zu finden. Von 2004 auf 2005 war dies bei lediglich 8,6 Prozent der Beschäftigten der Fall. Über zwei Drittel (68,8 Prozent) der Niedriglohnbeschäftigten verblieben im Niedriglohnbereich. Knapp 14 Prozent waren im nächsten Jahr arbeitslos oder nicht mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt, die übrigen wechselten in Teilzeit oder Minijobs.
Quelle: Universität Duisburg-Essen
Im Report wird mit Hilfe von ökonometrischen Simulationen der Frage nachgegangen, warum dies so ist. Insbesondere werden die Faktoren identifiziert, die verhindert haben, dass ein starker realer Einkommenszuwachs entsteht. Es stellt sich heraus, dass das Zurückbleiben der Lohnentwicklung hinter der Produktivität und der Inflation von erheblicher Bedeutung ist. Dies wurde auch nicht durch einen entsprechend höheren Beschäftigungszuwachs ausgeglichen. Auch der Staat hat durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer in erheblichem Umfang zur schwachen Einkommensdynamik beigetragen.
Quelle: IMK Report 27 [PDF – 396 KB]
Anmerkung AM: Der Report bestätigt unsere Warnungen und Analysen. Wegen der inhaltlichen Nähe empfehlen wir unseren Lesern auch gerne, öfter mal beim IMK und der Hans-Böckler-Stiftung elektronisch vorbeizuschauen.
Siehe dazu auch:
Aufschwung – einfach so verpasst
Zunächst nur gefühlt, jetzt auch wissenschaftlich erwiesen: Der wirtschaftliche Aufschwung der vergangenen drei Jahre ist an den deutschen Arbeitnehmern weitgehend vorbeigegangen.
Schlimmer noch: Die realen Nettolöhne sind in diesem Zeitraum sogar um 3,5 Prozent gesunken. Das ist das Ergebnis einer am Dienstag in Düsseldorf vorgestellten Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Vom wirtschaftlichen Aufschwung hätten dieses Mal in Deutschland viel weniger Menschen profitiert als im letzten Aufschwung von 1998 bis Anfang 2001. Damals seien die realen Nettolöhne um vier Prozent gestiegen. Der Zuwachs an Wirtschaftsleistung sei ganz überwiegend in Unternehmensgewinne und Vermögen geflossen. Auch die staatlichen Transfers an die privaten Haushalte seien real deutlich zurückgegangen. Der Beschäftigungszuwachs sei nur unwesentlich mehr Arbeitslosen zu Gute gekommen als beim Aufschwung um die Jahrtausendwende, so die Wirtschaftsforscher.
Quelle: SZ
Über keine Riester-Rente verfügen rund 70 Prozent der Interviewten. Ein Viertel der Riester-Abstinenzler sagt nach Angaben des Kreditinstituts, dass das Modell zu kompliziert sei. Zudem geben 13 Prozent an, dass sie gar nicht wissen, ob sie die staatliche Förderung überhaupt erhalten. Weitere 28 Prozent geben zu, zu wenig über die Riester-Rente zu wissen und wünschen sich mehr Aufklärung. 38 Prozent der Befragten wissen noch nicht, ob sie sich dieses Jahr für eine Form der Altersvorsorge entscheiden werden. Die Deutsche Bank startet deshalb mit einer Beratungsoffensive zur Riester-Rente.
Quelle: Ihre Vorsorge
Anmerkung MB: Dieses Portal ist eine Initiative der Regionalträger der Deutschen Rentenversicherung und der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See und nennt sich „unabhängiger Altersvorsorge-Berater“. Und dann wird so kritiklos darüber berichtet – als würde das Schwein Werbung für den Schlachthof machen. Dass die Deutsche Bank AG eine Beratungsoffensive starten will, ist klar. Jeder investierte Pfennig dürfte sich lohnen und später in gesteigerter Rendite niederschlagen.
Ergänzende Anmerkung AM: Ich weiß nicht, ob die Dreistigkeit dieses Vorgangs jedem unserer Leser klar ist. Hier werden Beiträge für die gesetzliche Rente dazu benutzt, um Reklame für die Privatvorsorge zu machen. Die normalen Arbeitnehmer zahlen also nicht nur als Steuerzahler die Zulage und die Steuersubventionen für die Riester- und die Rürup-Rente, sie zahlen auch noch mit ihren Beiträgen für die Werbung pro Privatvorsorge, von der sie zu 70%, wie die erwähnte Umfrage zeigt, nicht Gebrauch machen beziehungsweise nicht Gebrauch machen können.
Wo bleiben eigentlich die Arbeitnehmervertreter und die Vertreter der Sozialverbände in den Aufsichtsgremien des Rentenversicherungsträgers Deutsche Rentenversicherung? Schlafen die? Oder sind sie auch wie Walter Riester von den Privatvorsorgern über Vortrags- und Beratungshonorare eingekauft?
Anmerkung: Der Spiegel heizt mal wieder den SPD-Streit an, hätte die Überschrift heißen müssen. Und es erweist sich ein weiteres Mal, dass die Schröder-Truppe gegen alle Mehrheiten in der Partei ihr eigenes Süppchen kocht. Die SPD-Bundesfraktion spielt sich immer mehr als Partei in der SPD auf.
Ergebnis ist: Union und Linke legen zu Union und Linke haben in der Wählergunst zugelegt. Laut einer Emnid-Umfrage verbesserten sich CDU und CSU auf 37 Prozent. Für die Linke entschieden sich 14 Prozent. SPD 28 Prozent.
Quelle: Spiegel Online
Und so wird das Credo Döpfners in den Springerzeitungen umgesetzt:
BILD: „So raubt uns der Staat aus“.
Insgesamt 52 Prozent vom Brutto, das der Arbeitgeber zahlt, gehen bei einer Durchschnittsfamilie (1 Kind) für Steuern und Abgaben drauf. Das hat der Bund der Steuerzahler errechnet.
Quelle: BILD
Anmerkung: Nach der verlorenen Kampagne für Koch in Hessen kehrt BILD wieder zur Tagesordnung zurück: Hungert den Staat aus. Glaubt wirklich jemand, dass wenn Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung bei der „Allianz“ versichert würden, dass die privaten Versicherer den Bürger nicht noch viel mehr „ausrauben“ würden. Nebenbei senkt BILD auch noch die Rentenversicherung von 19,9 auf 16,7 Prozent.
Siehe dazu auch:
Back Dir Deine Meinung
Quelle: Bildblog
Anmerkung: Schon die Überschrift des SPIEGEL ist falsch: Dräger „verlässt“ nicht die Politik, nein, bei der Bertelsmann Stiftung und dem CHE kann er endlich ohne Widerstände von Studierenden und Hochschullehrern die Politik fortsetzen, die er schon immer gemacht hat. Dräger kam vom Unternehmensberater Roland Berger, dem er auch im Amt munter weiter Aufträge zugeschanzt hat. Dräger rechtfertigte Ein-Euro-Jobs für Wissenschaftler. Und Dräger war als Wissenschaftssenator einer der willigsten Gefolgsleute der Bertelsmann Stiftung und der Vorschläge des CHE. Von daher ist sein Gang durch die Drehtür nur konsequent – und vermutlich gut honoriert. Dräger nannte den Wechsel denn auch eine Chance, „den Bildungsstandort Deutschland weiter mit gestalten zu können“. Mit der Wahl Drägers macht der neue Bertelsmann-Konzernchef Ostrowski offenbar ernst mit der Expansion von Bertelsmann im Bildungsbereich. (Siehe die Hinweise von gestern.) Dass ihn der Spiegel im Nachruf noch als erfolgreichen „Reformer“ feiert, nimmt nicht Wunder. Der Spiegel gehört zu über einem Viertel dem Verlag Gruner + Jahr, und Gruner + Jahr gehört wiederum zu drei Vierteln der Bertelsmann AG. Der Spiegel als his masters voice wird also diesen Wechsel bestimmt nicht kritisieren dürfen und Dräger schon gar nicht, den er kann ja jetzt seine „Reformen“ im Mutterhaus dieser „Reformen“ bei Bertelsmann weiterentwickeln.
Anmerkung: Und jetzt soll auch noch der Staat diese privaten Stipendien subventionieren, damit die Wirtschaft die „ihr“ passenden Studierenden als Stipendiaten aussuchen kann.
Dazu auch:
Auf Promille-Niveau
Als an deutschen Unis Gebühren eingeführt wurden, hat die Wirtschaft Stipendien versprochen. Passiert ist wenig. Der BDI tut nun so, als ob er nie eine Förderung in Aussicht gestellt hätte. Als vor drei Jahren die Verfassungsrichter Studiengebühren erlaubten, gleichzeitig aber forderten, dass die “Belange der Einkommensschwachen” berücksichtigt werden, tönten Gebührenbefürworter in Politik und Wirtschaft: Alles kein Problem! Wir bauen die Stipendien für Studenten aus!
Quelle: taz
Anmerkung: Bei dieser Zusammensetzung führt Frankfurts Zukunft zurück in die Vergangenheit.
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