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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 29. Februar 2008 um 9:12 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Siehe dazu:
Warum Konzerne im Boom Stellen abbauen
Das Wirtschaftswachstum hält im dritten Jahr an, führende Forschungsinstitute erwarten ein Plus von knapp zwei Prozent. Dennoch kündigen eine Reihe großer Unternehmen Entlassungen an. Sie begründen die Einschnitte gerne mit steigenden Rohstoffpreisen oder einer veränderten Nachfrage. Doch der Jobabbau lässt sich auch anders erklären – drei Beispiele.
Quelle: Tagesspiegel
Dazu passt:
24 Millionen Euro für frühere Chrysler-Vorstände
Vorstandsmitglieder des Stuttgarter Autoherstellers Daimler haben im vergangenen Jahr insgesamt knapp 25 Millionen Euro verdient. Davon entfallen 8,55 Millionen Euro auf den Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das rund zwei Drittel mehr Einkommen für die Daimler-Vorstände, was vor allem mit der deutlich besseren Rendite im Konzern und dem gestiegenen Aktienkurs begründet wird.
Beinahe ebenso viel wie die noch amtierenden Daimler-Vorstandsmitglieder erhielten die nach dem Chrysler-Verkauf ausgeschiedenen amerikanischen Vorstandsmitglieder, nämlich insgesamt 24,1 Millionen Euro.
Quelle: FAZ.Net
Anmerkung: Mal sehen, was die entlassenen BMW-Henkel-Siemens-Mitarbeiter von der Rendite abbekommen.
Und dazu passt auch:
Viele Tarifabschlüsse im zweiten Halbjahr 2007 erneut bei rund 3%
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, fielen im zweiten Halbjahr 2007 viele Tarifabschlüsse mit einem Plus von rund 3% erneut deutlich höher aus als in den Vorjahren. Gleichzeitig lag der Anstieg der Verbraucherpreise in diesem Zeitraum zwischen 1,9% (Juli, August) und 3,1% (November) gegenüber dem Vorjahres-monat.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Die Meldung des Statistischen Bundesamtes erweckt den Eindruck, die realen Einkommen der Arbeitnehmer hätten sich im 2. Halbjahr 2007 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zwischen +1,1% (Juli, August) und -0,1% (November) verändert. Dieser Eindruck täuscht. Netto haben sich die realen Löhne und -Gehälter je Arbeitnehmer sowohl im 3. Quartal als auch im 4. Quartal 2007 zum entsprechenden Vorjahreszeitraum vermindert, wie sich aus dem Datenmaterial des Statistischen Bundesamtes zur vierteljährlichen BIP-Quartalsberichterstattung ermitteln läßt:
Die Diskrepanz zu den heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes resultiert insbesondere aus folgenden Faktoren:
Kommentar: Das Erfreuliche an dieser Meldung ist, so paradox es klingt, die Tatsache, dass Journalisten die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zunehmend realistisch einordnen.
Anmerkung Volker Bahl: Und somit findet die Basarökonomie des Herrn Sinn für Deutschland keine empirische Grundlage.
Anmerkung: Mit diesem überraschenden Deal zeigt E.on mal wieder, wer in diesem Land Koch und wer Kellner ist. Seit Monaten leistet nämlich die Bundesregierung heftigen Widerstand gegen die Pläne Brüssels, Monopole der Energieriesen zu knacken und die Konzerne zu einer Trennung von Stromproduktion und -netzen zu zwingen. Offenbar ohne Vorwarnung lässt E.on nun selbst die Kanzlerin im Regen stehen.
Quelle 2: FR
Anmerkung: Gelernt ist eben gelernt. Warum sonst hätte Kleinfeld von Alcoa 5,6 Millionen Euro Begrüßungsgeld erhalten sollen.
Quelle 2: SZ
Anmerkung: Im Einzelnen wäre dazu viel zu sagen, z.B. dass die Körperschaftssteuer im Jahr 2000 23,6 Mrd. Euro erbrachte, nach der Steuersenkung 2001 Steuerrückerstattungen von 400 Millionen Euro vom Fiskus zu zahlen waren und der Betrag 2007 noch immer über 3 Mrd. unter den ursprünglichen Einnahmen lag.
Unberücksichtigt bleiben auch die Steuerreformen
Dazu passt:
Grünen-Chef Tarek Al-Wazir: “Einen Blankoscheck kriegt keiner”
Wir haben uns sehr früh dagegen entschieden, zu sagen, wir reden mit denen nicht. Wir Grüne erinnern uns gut an die Zeit, als auch mit uns niemand reden wollte.
Mir ist auch nicht entgangen, dass die CDU die Grünen plötzlich für vernünftige Menschen hält. Bisher waren wir wechselweise ein Sicherheitsrisiko, ein Arbeitsplatzrisiko oder gleich der Untergang des Abendlandes. Aber niemand kann von uns erwarten, dass ausgerechnet die hessischen Grünen dem Wahlverlierer Roland Koch zur Mehrheit verhelfen.
Das ist nicht nur ein Personalproblem, sondern auch ein inhaltliches Problem. Koch hat diesen Wahlkampf ja nicht alleine gemacht. Ich finde bemerkenswert, dass es einen Monat nach der Wahl noch keinen einzigen in der hessischen Union gibt, der diesen Kurs kritisiert.
Quelle: Frankfurter Rundschau
Meine Tochter ist schulpflichtig und wird in diesem Sommer eingeschult. Hierfür musste sie in einer Grundschule – einer ganz normalen, also keiner Elite-Grundschule o.ä. – erst einmal einen Test absolvieren. Man mokierte sich dort, dass sie noch nicht ihren Namen fehlerfrei schreiben und nicht korrekt bis 10 addieren und subtrahieren könne. Auf meine verwunderte Frage hin, ob man das denn nicht in der Schule lerne, erhielt ich die Antwort, die Kinder sollten das „ruhig schon zuhause“ üben. Klar, wo sonst, im Kindergarten nämlich wird Grundschulwissen nicht eingeübt und Vorschulen gibt es in Nordrhein-Westfalen schon lange nicht mehr.
Der fünfjährigen Tochter eines befreundeten Elternpaares, die vorzeitig eingeschult werden sollte, wurde bei einem solchen Schultest attestiert, dass ihre mathematischen Fähigkeiten nur „im Altersdurchschnitt“ lägen. Daher solle man sie am besten gezielt fördern, denn sie sei ja doch, O-Ton, „Kandidatin für eine Gymnasial-Empfehlung“. Nur zur Information: Die Empfehlung der Grundschullehrer in NRW ist Grundlage für die Entscheidung, auf welche weiterführende Schule ein Kind gehen darf. Es ist schon ausgesprochen fragwürdig, diese Entscheidung im vierten Schuljahr zu treffen, weit mehr natürlich, fünfjährige Vorschulkinder hier bereits einzusortieren.Doch der Test in der Schule war noch ein Vergnügen im Vergleich zur Schuleingangsuntersuchung im Gesundheitsamt. Hier in NRW – zumindest in der Stadt, in der ich lebe – werden die Kinder mittlerweile anderthalb Stunden lang mit irgendwelchen Standard-Testverfahren sowie Sprachtests frei nach Delphin4 getestet. Hierbei werden sie im Gesundheitsamt bei gleich drei verschiedenen Personen durchgeschleust. Meine Tochter war extrem eingeschüchtert. Man attestierte ihr denn auch – in ihrem Beisein – Defizite in der Konzentration und der visuellen Wahrnehmung und legte mir, obgleich diese Schwächen „noch im Normbereich“ lägen, eine gezielte Förderung nahe. Der Vortrag der Amtsärztin gipfelte in der Aussage, meine Tochter sei zu verträumt, was sich ja auch in ihrer rosa Kleidung niederschlagen würde.
Ich fuhr nach dieser Diagnose in heller Aufregung zum Kinderarzt – der das Kind seit Jahren kennt und mich sofort beruhigte –, sowie in den Kindergarten, wo mir die Erzieherinnen ebenfalls Entwarnung gaben. Ich habe daraufhin im Bekanntenkreis ein wenig nachgeforscht. Anscheinend werden mittlerweile jedem zweiten Kind irgendwelche kognitiven, feinmotorischen oder sonstigen Defizite bescheinigt. Diese Bescheinigungen werden im Übrigen auch an die Schulen verschickt und kommen zu den Schulakten.
Das Ganze treibt teilweise kuriose Blüten. Eine Freundin meiner Tochter leidet laut amtsärztlichem Gutachten an visuellen Wahrnehmungsstörungen. Sie hatte nämlich einen Baum abzeichnen sollen und in der Vorlage nicht vorhandene Blätter hinzugefügt. Den Eltern eines meiner Ansicht nach völlig normal entwickelten Jungens wurde gar eine psychologische Untersuchung ihres Sohnes angeraten, da das Kind kein Selbstbildnis, sondern lieber einen Zauberer malen wollte.
Mein vorläufiges Fazit: Bereits für die Eingangsklasse der Grundschule müssen mittlerweile Kinder fitgemacht werden. Zu viel Phantasie ist schon im Vorfeld nicht erwünscht. Fähigkeiten, die Kinder früher in der Grundschule lernen und entwickeln sollten, sollen sie jetzt schon mitbringen. Die Anpassung der Kinder an die geforderten Normen müssen normalerweise die Eltern leisten – wohl dem, der dazu überhaupt in der Lage ist! So beginnt der Leistungsdruck bereits bei Vorschulkindern. Meiner Tochter wurde jedenfalls die Vorfreude auf die Schule und der Stolz, bald ein Schulkind zu sein, bereits gründlich ausgetrieben.Hinzu kommt eine andere beunruhigende Entwicklung: nämlich die schleichende „Ausdifferenzierung“ von Grundschulen in heimliche Eliteschulen und Schulen für sonstige Kinder. Seit nämlich in NRW die Grundschulbezirke gefallen sind, können die Schulen aus dem ganzen Stadtgebiet Schüler annehmen. Das ist besonders für konfessionelle Schulen interessant. Ich habe meine Tochter auf einer katholischen Schule angemeldet, weil dies die einzige Schule ist, die sie zu Fuß erreichen kann. Wir hätten dort beinahe keinen Platz bekommen, weil meine Tochter nicht katholisch ist. Die konfessionellen – wohlgemerkt staatlichen! – Schulen selektieren hier mittlerweile zunehmend. Dies ist auf den ersten Blick nicht besonders aufsehenserregend, ergibt aber ein anderes Bild, wenn man, wie bei uns, in einem Stadtbezirk mit hohem Ausländeranteil lebt. Die Gemeinschaftsgrundschulen weisen mittlerweile Ausländerquoten von um die 90% auf, während die konfessionellen Schulen im selben Viertel wesentlich weniger ausländische Kinder in ihren Klassen haben.
Obwohl diese Regelung seit vergangenem Jahr in vielen Städten NRWs gang und gäbe ist, habe ich übrigens noch keinen einzigen Zeitungsbeitrag gefunden, der hierüber kritisch berichtet hätte.
Siehe dazu auch:
Macht Auslesedruck in Schulen krank?
Quelle: Telepolis
Anmerkung: Kreationisten sind in den USA eine weit verbreitete Bewegung der Neo-Konservativen, die die Evolutionslehre bekämpfen und vor allem auch in Schulen verlangen, dass dort gelehrt werde, die Welt sei, wie in der Bibel beschrieben, in sechs Tagen von Gott erschaffen worden.
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