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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 15. Februar 2008 um 10:00 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung: „Er hat alle Orden, Auszeichnungen und Ehrerbietungen bekommen, die eine Gesellschaft einem Wirtschaftsführer geben kann“, schreibt die FTD. Das ist eben der Unterschied: Hartz-IV-Regelsatzempfänger gelten als Parasit, Raffkes wie Zumwinkel werden als Ehrenmänner ausgezeichnet. Er wird sicher Anwälte finden, die sein Verhalten als völlig legal darstellen können.
Die Absahnermentalität zeigte sich erst unlängst: Zumwinkel hatte den nach der Entscheidung für einen Post-Mindestlohn gestiegenen Aktienkurs dafür genutzt, eigene Aktienoptionen einzulösen und so auf einen Schlag 4,7 Millionen Euro verdient.
Anmerkung Orlando Pascheit: Wir wähnen uns immer so weit entfernt von jenen Zeiten und propagieren bei jeder Gelegenheit die Unwiederholbarkeit der NS-Schandtaten. Aber Geschichte wiederholt sich nicht in seiner äußeren Form. Heute haben wir die Aktion “Fördern und Fordern”, da schwingt dann schon mit, daß derjenige, der sich nicht fordern läßt, auch keine Förderung verdient. Darunter fallen dann auch die, welche laut Bildzeitung in Saus und Braus von Hartz IV leben können, aber dem arbeitenden Volkskörper auf der Tasche liegen. Ach so – keiner hat das Wort “Volkskörper” oder “arbeitsscheue Asoziale” in den Mund genommen, und “KZs für Bettler” sind auch nicht in Planung. Aber wie beginnt heutzutage Ausgrenzung? Gewiß wird heute nicht vom “Gemeinschaftsfremden” gesprochen, auch nicht von “Volksgemeinschaft”, aber ist der Titel der unsäglichen Broschüre des damaligen Wirtschaftsministers Clement “Vorrang für die Anständigen – Gegen Missbrauch, „Abzocke“ und Selbstbedienung im Sozialstaat” so weit entfernt von solcher Gesinnung?
So werden dann aus Opfern einer verfehlten Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik arbeitsscheue Asoziale gemacht. Wobei schon rein rechnerisch bei 3,5 Mio. Arbeitlosen und 1,5 Mio. offenen Stellen (sehr optimistische Zahlen) etliche beim Fördern und Fordern rausfallen. Diese übriggebliebenen 2 Mio. könnten laut Weltökonomen der Bildzeitung durch eine weitere Absenkung der Sozialhilfe und durch die Ausweitung des Niedriglohnsektors in Lohn und Brot kommen. Man muß also nur Druck auf diese Abzocker machen. Die obszöne Agitation der Bildzeitung unter Mitwirkung bekannter Wissenschaftler gegen Hartz-IV-Empfänger als arbeitsscheue Schmarotzer kommt der Selektion des Menschen in seinem Wert oder Unwert für den “Volkskörper” sehr nahe.
Die vielen Steuerprivilegien für die Finanzwirtschaft und den dort getätigten Glücksspielen müssen abgebaut werden. Und obwohl die Aktienkurse seit Jahren steigen, investieren die Unternehmen immer weniger in ihr operatives Geschäft, tätigen aber immer mehr spekulative Finanzgeschäfte.
Quelle: SZ
Der fzs sieht sich durch die Zahlen der HIS-Untersuchung bestätigt. Es hatten vor allem Studierende in den Ingenieurwissenschaften an Fachhochschulen ihr Studium abgebrochen. “Die soziale Zusammensetzung der Fächer ist unterschiedlich. In den am meisten betroffenen Studiengängen studieren viele Studierende aus bildungsfernen Schichten. Diese Zahlen zeigen, dass der Bachelor einmal mehr die Studierenden benachteiligt, die es schon durch Job und Studium schwerer haben”, fasst Weber zusammen.
Quelle: fzs
Anmerkung: Die von der FAZ gewählte Überschrift ist Ausdruck von Ideologie, von dem Versuch, die Verantwortung der Reformer auf andere abzuwälzen. Wäre „Bachelorstudiengänge erhöhen die Abbruchquote“ nicht treffender?
„Selbstverständlich werden unsere Kinder Türkisch lernen. Das ist Ihre Muttersprache und es ist Ihr natürlichstes Recht, Ihre Muttersprache Ihren Kindern weitergeben. Jedoch würden Sie, wenn Sie die Sprache des Landes erlernen, in dem Sie leben, oder sogar noch einige Sprachen dazu, in jeder Hinsicht davon profitieren. Schauen Sie, viele unserer Kinder hier lernen im frühen Alter keine Fremdsprachen. Diese Kinder werden mit Deutsch erst dann konfrontiert, wenn sie mit dem Schulbesuch beginnen. Und das führt dazu, dass diese Kinder im Vergleich zu den anderen Schülern, die Schullaufbahn mit einem Nachteil von 1 – 0 beginnen müssen. Doch würde es für Sie und für Ihre Kinder in jeder Hinsicht vorteilhaft sein, wenn Sie die Möglichkeiten maximal ausschöpfen, die das hiesige gute Schulsystem Ihnen bietet. Sie werden einen Beruf ausüben, Sie werden öffentliche Dienste in Anspruch nehmen. Wenn Sie die Sprache des jeweiligen Landes nicht beherrschen, nicht lernen, so fallen Sie unweigerlich in eine Situation der Benachteiligung.“
Quelle: SZ
Dazu:
Tabubruch reloaded
Kampagnenjournalismus ist ein einträchtiges Geschäft für moderne Medienhäuser. Man erzielt eine gute Auflage, setzt politische Themen und kann Bücher der eigenen Autoren „crosspromoten“. Neben der BILD und der FAZ zählt der SPIEGEL zu den Leuchttürmen des Kampagnenjournalismus. Das Thema „Integration“ eignet sich perfekt für eine Kampagne – es polarisiert, hat politische und gesellschaftliche Relevanz, eignet sich aufgrund von vorhandenen Ressentiments hervorragend für Polemiken und oberflächlichen Betrachtungen. Zudem ist ein gewisser Nachholbedarf in der Diskussion sicher vorhanden, weshalb Brodermann und die Brandstifter sich gerne als Tabubrecher aufspielen, was zwar ihrem profilneurotischen Ego schmeicheln mag, aber gänzlich falsch ist. Das Thema „Integration“ ist kein Tabu und wer sich des Themas in polemisierender Art annimmt, bricht keine Tabus, sondern verstößt höchstens gegen den guten Geschmack.
Nachdem Roland Koch mit seinem populistisch geprägten Wahlkampf rund um das Thema „Integration“ vom Wähler zu Recht abgestraft wurde, wurde in den Reihen der CDU, die sich so gerne als Hüterin der deutschen Leitkultur verkauft, merklich ruhig. Natürlich wurde anlässlich des Erdogan-Besuchs pflichtgemäß an dessen „Integrationsvorschlägen“ gekrittelt, aber dies ist man seiner Basis halt schuldig – dass sich Politiker wie Bosbach oder Huber echauffieren würden, war natürlich vorhersehbar und ist nicht weiter bemerkenswert.. Ob türkischsprachige Schulen und Universitäten einen Beitrag zur Integration leisten, mag natürlich angezweifelt werden – das Bundesamt für Auslandsschulwesen betreibt 117 deutsche Auslandsschulen (natürlich auch in der Türkei), die 70.000 Schüler unterrichten und es gibt 439 weitere Schulen im Ausland, die 203.000 Schüler deutschsprachig unterrichten. Ob diese Schulen unbedingt „integrativ“ wirken, mag auch dahingestellt sein, aber manche Staaten sind halt gleicher als andere und was dem Deutschen recht ist, kann dem Türken noch lange nicht billig sein.
Quelle: Spiegelfechter
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