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Titel: „Enteignet von der Eigentümer-Gesellschaft“ – ein bemerkenswerter Artikel von Naomi Klein in „Nation“
Datum: 11. Februar 2008 um 8:43 Uhr
Rubrik: Banken, Börse, Spekulation, Finanzkrise, USA
Verantwortlich: Albrecht Müller
Darauf macht uns Werner Calmus mit einer Zusammenfassung und Kommentierung aufmerksam. Der Artikel ist leider nur in Englisch verfügbar: “Disowned by the Ownership Society” – by Naomi Klein
Quelle: THE Nation
Albrecht Müller.
Zusammenfassung:
„Enteignet von der Eigentümer-Gesellschaft“ beschreibt einen langjährigen Prozess gesellschaftlicher Umgestaltung in den USA und Großbritannien – hin zur „Shareholder“- sowie zur „Haus- und Grundbesitzer“-Gesellschaft.
Klein beschreibt mit bestechender Klarheit die sozio-ökonomischen Verhältnisse in den USA, sowie die Auswirkungen dieses vermeintlichen gesellschaftlichen Umbaus, der zuerst von der Finanzindustrie initiiert, von der Politik in ein „Wohlstandversprechen“ gegossen, und danach wie eine heiße Kartoffel von beiden fallen gelassen wurde.
Angeblich als „Leistungs-Motivationsverstärker“ gedacht, war die Arbeitnehmer-Beteiligung an Unternehmen – per Prämien in Form von Aktien („Shares“) – letztendlich nur ein Instrument zur Verwischung der Wahrnehmung gesellschaftlicher Realitäten – der Wahrnehmung nämlich, dass diese in „Reiche“ und „Habenichtse“ gespalten ist. Mit dem Schwinden dieser Wahrnehmung verloren die an Eigentum „beteiligten“ Arbeitnehmer auch ihr „Klassenbewusstsein“ als Arbeitnehmer – da sie fortan ein immer ausgeprägteres „Aktionärsbewusstsein“ entwickelten.
Denn diese beiden, eigentlich diametral entgegengesetzten Interessenlagen mussten die vermeintlich am Unternehmenseigentum beteiligten Arbeitnehmer quasi auch für ihre eigene Entlassung stimmen lassen, um den Wert ihrer Aktien zu erhalten – oder zu steigern!
Klar analysiert Klein auch, wie die US-Regierung die Rentenversicherungen („Social Security“) auf dem Altar von Wall Street opferte – Parallelen zur Zerstörung der Rentenversicherung in Deutschland erscheinen nicht mehr rein „zufällig“…!
Des Weiteren beschreibt Klein auch, wie in gleicher Weise über viele Jahre hinweg ein Popanz in Form der Haus- und Grundstücksfinanzierung für einen großen Teil der konsumfreudigen US-Arbeitnehmer aufgebaut wurde: Hypothekenkredite – mit variablen Zinsen! – wurden hemmungslos und in steigender Zahl auch an Bezieher niedriger Einkommen verteilt – mit dem Resultat, dass der derart verschuldete US-Konsument, der sich als „Haus- und Grundbesitzer“ fühlen durfte, diesen (Kredit-) Spielraum in Zeiten steigender Immobilienwerte kräftig in Anspruch nahm,
jedoch gleichzeitig seine Schulden anwuchsen. Dass ein derart verantwortungsloses, zerbrechliches Finanzierungsgebilde nur in Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs bestehen kann, wurde verschwiegen. Auf Grund der abzusehenden, zunehmenden Arbeitslosigkeit und der Rentenverluste durch „Casino-Effekte“ in den USA – mit der Folge, dass ein Großteil der US-Immobilienbesitzer seine Kredite künftig nicht mehr bedienen konnte – führten dann zur geradezu kriminellen, weltweiten „Verteilung“ dieser faulen Kredite in Form von „Wertpapieren“, die fast nur noch von steil abstürzenden US-amerikanischen und britischen Immobilienwerten „gedeckt“ waren.
Werner Calmus Kommentar:
Spätestens die Implosion des “Neuen Marktes” kurz nach der Jahrtausendwende sowie die kriminellen Vorgänge bei ENRON und MCI-WORLDCOM hätte eigentlich allen Verantwortlichen die Augen dafür öffnen müssen, dass dieses weitestgehend unkontrollierte „System“ der „Wohlstandbeteiligung“ der Arbeitnehmer und Immobilienbesitzer über börsliche „Casino-Effekte“ nicht funktionieren kann – und es vermutlich auch gar nicht soll.
Aus eigener Erfahrung konnte ich miterleben, dass die meisten großen IT- und Telekommunikationsfirmen in dieser Zeit nahezu 80% ihrer großspurig „Mitarbeiter/Miteigentümer“ genannten Arbeitnehmer entließen, und deren Aktien ins Bodenlose fielen. Und aller „Wohlstand“ war futsch – auch der vor dieser Zeit erarbeitete. Die „Habenichtse“ waren danach noch ärmer, und teilweise noch dazu hoch verschuldet, die Reichen hingegen noch reicher. So können „Wohlstandsversprechen“ enden.
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