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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 14. Dezember 2015 um 9:03 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Ein unglaublicher Kommentar. In welcher Parallelwelt lebt Lisa Caspari? Mit dem “Rechtsruck” ist hier das immer stärker Aufkommen von ausländerfeindlichen Parteien gemeint; nur droht kein solcher Rechtsruck, sondern er findet seit mindestens zwei Jahren statt, seit der Gründung der AfD. Seit etwa einem Jahr gibt es Pegida – vor welchem Rechtsruck soll Deutschland stehen? Zweitens ist die SPD keine Gegenkraft, sondern hat durch ihre Politik diesen Rechtsruck massiv befördert. Drittens hat die SPD ihren Rechtsruck in der Arbeitsmarkt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik, also die Hinwendung zum Neoliberalismus, inoffiziell vor etwa 30 Jahren und offiziell mit der Regierung Schröder ab 1999 vollzogen – vor diesem Rechtsruck steht Deutschland auch nicht, und vor dem kann die SPD uns leider nicht bewahren. Besonders schön: die paar vermutlich “linken” Abweichler sind am neokonservativen Rollback schuld, den Gabriel doch in Wahrheit als Schröderianer schon seit mindestens 15 Jahren und als SPD-Vorsitzender trotz linker Rhetorik fast pausenlos verfolgt. Die Kriegstreiber SPD wird für die Diplomatie in der Außenpolitik gebraucht und als Gegengewicht in der Europapolitik, in der gerade die SPD durch brutale Austeritätsdiktate und undemokratischste Machenschaften die rechte Radikalisierung vorangetrieben hat? Im Ernst?
Und noch das: Gabriel hat erklärt, daß die SPD sich um die Leistungsträger kümmern will, also die “Normalbeschäftigten”, nicht um die Abgehängten – bei Gabriel sind das wohl die zunehmende Schar der Hartz-IV-Betroffenen, der Armutsrentner, der Niedriglohnbezieher und prekär Beschäftigten, das Produkt von 12 Jahren SPD-Regierungszeit seit 1999. Im nächsten Atemzug beschwert sich Gabriel darüber, daß diese “Abgehängten”, denen er den Rücken gekehrt hat, AfD oder schlimmer wählen. Wählerbeschimpfung und inhaltlich nicht besonders überzeugend, nachdem diese Menschen von SPD, CDU/CSU, Grünen und FDP sowieso für überflüssig erklärt worden sind und überhaupt keine politische Interessenvertretung sehen. “Das ist dann der Dank?” 74,3 Prozent sind noch 74,3 Prozent zu viel für diesen Vorsitzenden.
Richtig, Frau Caspari: Deutschland bräuchte Sozialdemokraten. Aber nicht diese SPD und ganz sicher diesen ihren Vorsitzenden, die fast für das Gegenteil der Sozialdemokratie stehen.
Anmerkung C.R.: Herr Gabriels Aussage “Ich glaube, dass ich nichts falsch gemacht habe” ist im „n-tv“-Video zu sehen. Um im Stil von Herrn Steinmeier darauf einzugehen: Wir sind hier nicht in einer Kirche. Es wäre ab und zu ganz gut, wenn Herr Gabriel etwas weiß und nicht lediglich etwas glauben würde.
Herr Gabriels Verhalten kann wohl auch beratungsresistent genannt werden. Er klammert sich an den Begriff der sog. Mitte wie sein „Lehrmeister“ Gerhard Schröder. Zugleich grenzt er – wie einst der gescheiterte Kanzlerkandidat Steinbrück – mit seiner „Mitte“-Definition Gruppen der Gesellschaft aus. Zu Steinbrück über „Mitte“ sehen Sie bitte hier (PDF, Seite 43f.) und über „soziale Gerechtigkeit“ hier (letzter Absatz).
Ein wesentlicher Unterschied zur Ansicht von Herrn Gabriel vom letzten Wochenende ist nicht festzustellen. Das lässt eigentlich nur einen Schluss zu: Aus den bisherigen Wahlniederlagen hat er – aber leider auch zu viele Andere in der SPD-Spitze – nichts dazugelernt.
Anmerkung Albrecht Müller: Auf diese Stellungnahme bin ich von einem Pfarrer der Evang. Landeskirche Badens hingewiesen worden. Er schrieb dazu:
„Es ist das erste Mal in der Geschichte der Evangelischen Landeskirche in Baden, dass sich die Kirche gegen einen vom Parlament beschlossenen Bundeswehreinsatz ausspricht. Vorausgegangen ist der neu erwachten friedenspolitischen Kompetenz ein zweijähriger friedensethischer Konsultationsprozess in allen Kirchenbezirken Badens, der im Jahre 2013 zu einem Beschluss führte und die Landeskirche auf klaren Kurs in Sachen Friedensethik führt: Nein zu Militäreinsätzen, ja zu einer internationalen Polizei und die Befürwortung gewaltfreier Alternativen.“
Wir veröffentlichen den Text auch deshalb, weil unsere Medien auf solche kriegskritischen Texte in diesen Tagen selten hinweisen.
siehe dazu auf den NachDenkSeiten: Kompakte Aufklärung gegen den Kriegseinsatz im neuen „Stern“. Bitte weiterverbreiten!
Anmerkung JB: Warum nur bekommt man so was nicht in deutschen Zeitungen zu lesen?
Anmerkung C.R.: Die NachDenkSeiten haben auf die Asyl-Dialoge [PDF] hingewiesen.
So gut und eindeutig sich das anhört – es ist eine trickreiche Täuschung. Hier werden nämlich nicht die acht ILO-Kernarbeitsnormen herangezogen, sondern lediglich die „ILO-Erklärung“ aus dem Jahr 1998.
Quelle: Gegenblende
Anmerkung unseres Lesers H.H.: Man hätte auch eine andere Überschrift wählen können, die jedem Leser sofort klar macht, worum es hier geht, nämlich um Abzocke in ganz großem Stil. Skrupellose Manager haben wieder einmal bestehende Gesetzeslücken genutzt, um sich ihre Taschen zu füllen. Leider benötigte die Politik Jahre, um diese Lücke zu schließen. Die Frage, weshalb die Politiker so lange gebraucht haben, um zu handeln, ist deshalb mehr als berechtigt. Es wird allerhöchste Zeit, den Finanzmarkt in seine Schranken zu weisen und entsprechende Weichenstellungen vorzunehmen. Aber das wird wohl ein frommer Wunsch (zu Weihnachten) bleiben!
Quelle: Hans Böckler Stiftung
Dazu: Rechtsgutachten zur polizei- und ordnungsrechtlichen Unterbringung von Obdachlosen
Wir möchten auf ein aktuelles Rechtsgutachten von RA. Karl-Heinz Ruder hinweisen zu den
Grundsätze der polizei- und ordnungsrechtlichen Unterbringung von (unfreiwillig) obdachlosen Menschen unter besonderer Berücksichtigung obdachloser Unionsbürger
Quelle: Tacheles e.V.
Anmerkung C.R.: Thematisiert werden die Grundsätze der ordnungsrecht- und polizeilichen Unterbringung von (unfreiwillig) obdachlosen Menschen unter besonderer Berücksichtigung obdachloser Unionsbürger. Da es auch hierzulande viele obdachlose Menschen (Inländer, EU-Bürger und Flüchtlinge) gibt, ist es ein wichtiges Dokument, das hier [PDF] nachgelesen werden kann.
Anmerkung unseres Lesers H.K.: Was hätte man unter diesem Titel alles kluge schreiben können. Er kann es aber nicht (lassen), der Herr Neubacher. Ob er für dieses pseudointellektuelle Durcheinander ein gesondertes Honorar bezieht? Verdient hat er es bei derartiger Oberflächlichkeit und Bösartigkeit sicher nicht. Daß es dem Spiegel nicht mehr gelingt, gesellschaftliche Verhältnisse seriös zu analysieren und darzustellen, ist mehr als nur bedauerlich. Es ist aber sicher ein erfolgreicher Versuch, Leser und Interessierte weiter abzuschrecken. So wie sich Hollande nicht in die Herzen der Franzosen bomben kann, so kann der Spiegel mit der Dreckschleuder keine Leser gewinnen. Niveau, Niveau, wo bist Du hin? Und wer hat jetzt erfolgreich das Preis-Leistungs-Verhältnis abgeschafft? Verblödung und Kommerzialisierung ik hör dir trappsen!
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Wir halten fest: 1. Linke sind nur rot lackierte Faschisten (Anti-TTIP-Demo). 2. Man wundert sich, warum Menschen, die ihre ökonomischen Interessen von der angeblichen politischen Mitte (in meinen Augen: der neoliberalen Front von FDP bis SPD) nicht vertreten sehen, das Vertrauen in die Demokratie und in die klassischen Parteien verlieren. 3. Dieser Artikel ist eine einzige unverschämte Polemik. (Natürlich hat der Autor mit seiner Verurteilung der rechtsradikalen Umtriebe Recht.) Gleich im nächsten Artikel beschreibt der SPIEGEL, wie die SPD-Führung die Parteitagsdelegierten von vorne bis hinten eingeseift hat, um eine Mehrheit für ihren TTIP-Antrag zu erhalten. Von der brutalen Unterdrückung der Demokratie in Rest-Euroland gar nicht zu reden: wer pflegt hier Demokratieverachtung?
Anmerkung C.R.: Angeklagte Personen müssen nichts – auch keine Vorwürfe – widerlegen. Denn: Die Ermittlungsbehörden sind in der Beweispflicht und müssen Angeklagten wie Frau Zschäpe ein Fehlverhalten nachweisen, das strafrechtlich geahndet werden kann.
Bitte lesen Sie dazu erneut Im Zweifel für Zschäpe.
dazu: Lieber Götz Aly
Ist es antisemitisch, wenn man das Geschäftsgebaren Mark Zuckerbergs kritisiert? Der Historiker Götz Aly behauptet das. Dem muss widersprochen werden.
Lieber Götz Aly, Sie haben gerade in einem Beitrag für die „Berliner Zeitung“ gegen den Ressortleiter Medien unserer Zeitung, Michael Hanfeld, einen ungeheuerlichen Vorwurf erhoben. Sie nennen ihn einen Antisemiten. Genauer: Sie werfen ihm vor, er erfülle die Kriterien für einen „modernen, stillen“ Antisemiten. Denselben Vorwurf erheben Sie außerdem gegen einen Kolumnisten von „Spiegel Online“ und eine Reihe weiterer Journalisten.
Was hat Michael Hanfeld getan, um sich Ihre Behauptung zuzuziehen? Er hat einen Artikel über den offenen Brief von Mark Zuckerberg an seine soeben geborene Tochter geschrieben. In diesem Brief kündigte der Gründer und Vorstandsvorsitzende von Facebook an, einen Großteil seiner Firmenanteile im Wert von derzeit 45 Milliarden Dollar für Bildung, Chancengleichheit und medizinische Forschung verwenden zu wollen. Michael Hanfeld hat diesen Brief als unaufrichtige Mitteilung gelesen: als Reklame für einen Unternehmer, der sich unter Nutzung eines sentimentalen Moments als gemeinnützig darzustellen versucht, was uns mit der Tatsache aussöhnen soll, dass er Politik für ein Anhängsel der Wirtschaft hält, mit Daten handelt, gegen Datenschutz lobbyiert und in Europa zwar Geschäfte macht, aber kaum Steuern zahlt. Auch dass seine Gemeinnützigkeit, anders als bei Bill Gates und Warren Buffett, in Ratenzahlung erfolgt und Zuckerberg die 45 Milliarden, die ohnehin nicht in eine Stiftung fließen sollen, sondern in eine GmbH, erst „im Laufe meines Lebens“ ins Karitative überführen will, hielt Hanfeld fest.
Quelle: Frankfurter Allgemeine
Anmerkung C.R.: Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ist der Antisemitismus-Vorwurf nicht irgendein Vorwurf, sondern ein schwerwiegender. Er sollte nicht leichtfertig erhoben und in inflationärer Weise verwendet werden. Insbesondere historisch interessierte Politikwissenschaftler sollten das eigentlich wissen.
und: “There’s No Business Like Shoah Business”
[…] Dass zuviel “Shoah-Business” in der Tat zu völliger Betriebsblindheit führt, demonstrierte unlängst Götz Aly, als er Kritikern der 45 Milliarden – “Stiftung” des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg Antisemitismus vorwarf, obwohl sie in ihren Artikel irgendein Judentum des sich selbst als areligiös bezeichnenden Zuckerberg mit keinem Wort erwähnen. Doch schon die Hinweise, dass der sich als globaler Wohltäter gerierende Jungmilliardär nicht allein aus philantropischen, sondern aus steuersparenden Gründen handelt – und sein Geschäftsmodell des Datensammelns nicht mit wahrer Menschenliebe zusammenpasst – wertet Aly als antisemtisch und vergleicht sie mit Hitlers “Mein Kampf”. Das ist zwar absolut gaga, zeigte aber Wirkung, weil der Historiker Aly einige Bücher über Nationalsozialismus und Judenhass geschrieben hat und als renommierte Autoriät gilt. Der angegriffene SpOn-Kolumnist Sachsa Lobo zog denn auch sofort den Irokesen ein, konzedierte in einem langen Blogbeitrag, dass Alys Unfug “nicht völlig aus der Luft gegriffen sei”, versprach, künftig “im Kontext des Antisemitismus noch intensiver auf meine Wortwahl und meine Begriffswelten” zu achten und gelobte sein nachweisliches “Engagement gegen Antisemitismus” noch zu steigern. […]
Dass Antisemitismus nicht verurteilenswerter ist als jede Form von Rassismus und Fremdenhass, dass Juden weder historisch noch aktuell die einzigen sind, die solchen Diskriminierungen zum Opfer fielen und sehr wohl (sei es in Gaza, sei es was die Geschäftsmoral betrifft) auch “Täter” sein können – solche rationalen Selbstverständlichkeiten fallen schlicht unter den Tisch, wenn jener rasende Philosemitimus weiter um sich greift, wie ihn “Antideutsche” oder Broder, Jutta Ditfurth und nun auch Götz Aly praktizieren. Wenn die geschäftlichen Aktivitäten eines Milliardärs Zuckerberg oder Bankiers Rothschild oder von wem auch immer wegen ihrer religiösen Herkunft nicht kritisiert werden können, wenn man Machenschaften der “Finanzeliten” oder “Federal Reserve” nicht benennen kann, ohne mit “Hitler” gleichgesetzt zu werden, dann läuft etwas gehörig schief mit der historischen Verantwortung Deutschlands bei der Bekämpfung von Antisemitismus. Scheindebatten über scheinbare Judenfeinde, “Shoah-Business” mit Hitler,- und Holocaust-Keulen, helfen nämlich nicht gegen den real existierendem Rassismus und Judenhass, sie machen ihn mit ihren Alles Antisemiten außer Mutti ! – Unterstellungen qua Inflationierung nur unsichtbar.
Quelle: Matthias Bröckers
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