Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 25. Januar 2008 um 9:22 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL/AM)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Kommentar: Die gesamte wiederkehrende Euphorie zu den Chancen der SPD-Kandidatin sollte man ausgesprochen vorsichtig genießen. Nach unserer Einschätzung dienen solche Meldungen vornehmlich der Mobilisierung des konservativen Potenzials und dem Versuch, die Warnung vor einem Volksfront-Bündnis als glaubhaft darstellen. Zur gängigen Manipulation mit Umfragen siehe unseren Eintrag vom 7. Dezember 2007: Gezielte Manipulation mit Umfragen
Fundamentalisten glauben, dass der Markt zu einem Gleichgewicht tendiert. Danach ist dem allgemeinen Interesse am besten gedient, wenn die Teilnehmer ihr Eigeninteresse verfolgen können. Dies ist jedoch ein offensichtlicher Fehlschluss, denn der Kollaps der Finanzmärkte wurde durch die Intervention der Zentralbanken verhindert, nicht durch die Märkte selbst. Dennoch hat sich der Marktfundamentalismus in den 80er-Jahren als vorherrschende Ideologie durchgesetzt. Damals setzte die Globalisierung der Märkte ein, und die USA begannen mit der Anhäufung ihres Leistungsbilanzdefizits.
Die Finanzmärkte ermutigten die Verbraucher, Geld aufzunehmen, indem sie immer ausgeklügeltere Finanzinstrumente auf den Markt brachten und immer großzügigere Konditionen gewährten. Die Behörden unterstützten diesen Prozess, indem sie immer dann eingriffen, wenn das globale Finanzsystem in Gefahr war. Seit 1980 wurden die regulatorischen Bestimmungen schrittweise gelockert, bis sie praktisch völlig verschwanden.
Eine Rezession in den Industrienationen ist mittlerweile ziemlich unvermeidbar, aber China, Indien und einige Öl produzierende Länder befinden sich in einem sehr starken Gegentrend. Die Finanzkrise dürfte deshalb weniger eine globale Rezession auslösen als zu einer radikalen Neuordnung der Weltwirtschaft führen.
Quelle: FTD
Transnet hat beim Mindestlohn vor allem die weitere Liberalisierung im europäischen Schienenverkehr von 2010 an im Blick. Dann sollen auch ausländische Bahnen in Deutschland problemlos Personen befördern können. “Wir wollen verhindern, dass dieser Wettbewerb dann vor allem über Niedriglöhne auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird”, sagt Transnet-Sprecher Oliver Kaufhold. Für die Bahn hätte ein Mindestlohn, abhängig von der Höhe, mehr Vor- als Nachteile. Denn von der Billiglohnkonkurrenz zum Beispiel aus Osteuropa bliebe der Ex-Monopolist so auf dem wichtigen Heimatmarkt verschont.
Quelle: FR
Anmerkung WL: Und Rürup meint wohl, dass man diese „Dynamik“ mit der Riester-Rente aufhalten könnte.
Ergänzung AM: Bert Rürup tut so, als wäre das eine zwangsläufige Entwicklung. Die Politik hat mit wichtigen Entscheidungen zu diesen Schwierigkeiten beigetragen: mit der Weigerung zum Beispiel, eine expansive Beschäftigungspolitik zu betreiben, welche (die Weigerung) beiläufig von Rürup gestern wieder bestätigt worden ist (siehe Tagebucheintrag „Konstruktionsfehler“ von heute); mit mehreren Entscheidungen zur Minderung der Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente; mit der Entscheidung, den Beitragssatz festzuhalten; mit der Entscheidung Minijobs und die Privatvorsorge über Entgeltumwandlung zu fördern, und so weiter. Rürup beklagt jetzt eine Entwicklung, die er maßgeblich mitgestaltet hat.
Anmerkung: Der stern betätigt sich mal wieder als Werbebroschüre für die private Rente. Dazu braucht man nur mal die Links auf der Website anzuklicken. Schauen Sie auch noch einmal. Damals haben wir geschrieben: Um ein Zeichen zu setzen, sollten die stern-Leserinnen und Leser die nächste Woche einfach mal auf den Kauf verzichten.
Die Heuchelei ist unerträglich: Die Politiker, die sich jetzt vor die Kameras schieben und vor Betroffenheit und Mitgefühl nur so triefen, sind dieselben, die die Verträge mit Nokia unterschrieben haben, und die jedem Konzern Millionen Subventionen hinterher werfen, der auch nur eine kleine Produktionsstätte in Deutschland aufbaut. Es waren Rüttgers und Merkel und ihresgleichen, welche die Gesetze gemacht haben, die es Unternehmen ermöglichen, Subventionen zu kassieren und sich danach aus dem Staub zu machen. Sie sind es, die – im Verbund mit Sozialdemokraten – in den vergangenen 15 Jahren ein EU-Vertragswerk aufgebaut haben, das als oberste Priorität für unsere Gesellschaft “den ungehinderten Wettbewerb” und den “freien grenzenlosen Kapitalverkehr” in einer erweiterten EU vorschreibt – zuletzt wieder bekräftigt im neuen EU-Vertrag, der dank Angela Merkel an die Stelle der EU-Verfassung getreten ist.
Hier wird aus Steuermitteln ein Infrastrukturwettbewerb finanziert, der nur global operierenden Konzernen zugute kommt, aber nicht der Regionalwirtschaft vor Ort. Übrigens auch in Rumänien nicht. Marktforscher unken, Nokia werde höchstens zehn Jahre in Rumänien bleiben; in absehbarer Zeit werde die komplette Handyproduktion nach Asien verlegt sein (heute: 70%) – spekuliert wird über eine Verlagerung von Forschung und Entwicklung nach Indien und von Produktionsstätten nach Vietnam, das noch billiger ist als China.
Ist man in Düsseldorf und Berlin dagegen jetzt machtlos? Nein. Rüttgers und Merkel und all die anderen heulen nur über eine Politik, die sie selber beschlossen und zu verantworten haben. Sie könnten sie auch ändern – wenn sie wollten.
Quelle: Linksnet
Unter massivem Globalisierungsdruck sollte die Humboldtsche Kopplung von Staat und Wissenschaft aufgelöst und durch eine andere Kopplung ersetzt werden – die von Wirtschaft und Wissenschaft. Wer das für eine Polemik hält, der lese nur die Reformförderungs-Prosa, die die außerparlamentarische Bertelsmann-Stiftung in die Welt setzt und bei der man oft nicht weiß, ob damit ein undichtes Wasserwerk oder eine deutsche Universität repariert werden soll.
Der Geburtsfehler der Reform besteht in der fixen Idee, man könne unter Vorgabe von Effizienzkriterien die Universität neu erfinden und dem Forscher die Idee des scharfen Wettbewerbs in die versponnene Seele pflanzen.
Quelle: Die Zeit
Freier Fall an den Börsen – Michael Krätke zur Weltfinanzkrise. Seit dieser Woche ist es an den Börsen mit der trügerischen Ruhe vor dem Sturm endgültig vorbei. Professionelle Gesundbeter wie Jürgen Stark, Chefökonom der Europäischen Zentralbank (EZB), hatten wieder und wieder verkündet, die »Turbulenzen« seien vorüber, von einer Krise könne keine Rede sein. Stattdessen gingen in nur wenigen Tagen die Kursgewinne eines ganzen Jahres verloren.
Josef Reindl zur Rückeroberung sozialer Souveränität: 2009 wird im Saarland ein neuer Landtag gewählt, was mit einer interessanten Konstellation verbunden sein könnte. Sollte Oskar Lafontaine als Spitzenkandidat der Linken antreten, womit zu rechnen ist, wird es die Wahl zwischen zwei wirklichen Alternativen geben. Lafontaine unterscheidet von Amtsinhaber Peter Müller (CDU) und SPD-Landeschef Heiko Maas, dass er eine konsequente Verteidigung der öffentlichen Daseinsvorsorge und damit eine radikale Umkehr bei der Privatisierung öffentlichen Eigentums will.
Auf einen Beitrag von Rudolf Hickel „Nokia-Village“ hatten wir am 24.1.08 schon hingewiesen.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=2920