Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 21. Januar 2008 um 9:54 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Siehe hierzu auch
Bush will US-Konjunktur mit Steuernachlässen ankurbeln
US-Präsident George W. Bush will der Gefahr einer Rezession mit massiven Steuernachlässen in Höhe von einem Prozent des amerikanischen Bruttosozialprodukts abwenden. Bush forderte am Freitag in einer Rede in Washington den Kongress auf, so schnell wie möglich die benötigten Mittel zur Verfügung zu stellen. Finanzminister Henry Paulson erklärte nach Bushs Rede, ein Prozent des Bruttosozialprodukts seien etwa 140 bis 150 Milliarden Dollar (95 bis 102 Milliarden Euro).
Quelle: FR
Kommentar Orlando Pascheit: “Die Gewinne von gestern sind verteilt. Und Verteilungskämpfe in der Abschwungsphase helfen auch den Arbeitnehmern nicht” Der Experte macht es sich etwas einfach, wann bitte sollen denn die Arbeitnehmer an den Gewinnen partizipieren? Im Aufschwung heißt es doch, die Gewinne seien noch unsicher. Wenn die zunehmende Ungleichheit Deutschland, wie auch andere Länder, nicht zerreißen soll, durch welche Art von Verteilungskämpfen kann dann der Schaden behoben werden?
Anmerkung: Natürlich sehen wir es nicht als unsere Aufgabe an, Ratschläge für die Wahl des richtigen Fertigungsstandorts weiterzureichen. Schaden kann es aber sicher nicht, wenn Argumente gegen die Verlagerung in osteuropäische Länder, die den Status von Billiglohnländern noch nicht hinter sich lassen konnten, etwas bekannter gemacht werden. Der eigentliche Skandal besteht ohnehin darin, dass die deutschen NOKIA-Arbeitnehmer unnötig große Schwierigkeiten haben, neue Jobs zu finden – aufgrund einer Wirtschaftspolitik, die den Binnenmarkt hungern lässt.
Anmerkung: Auch wenn Rüttgers nur von Produktionskosten sprach, gemeint sind Lohnsenkungen. Damit wäre Deutschland endgültig im Niedriglohnbereich angekommen. Im Jahre 2006 betrugen die Arbeitskosten pro Stunde im Produktions- und Dienstleistungssektor (im wesentlichen Bruttolöhne und Gehälter + Sozialbeiträge der Arbeitgeber) in Ungarn 6,34 € und Rumänien 2,68 €, während sie in Deutschlamd 27,70 € bzw. in den EU-15 25,10 € betrugen.
Der frühere Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hat ungewohnt deutlich vor einer Wahl der SPD in Hessen gewarnt. Clement begründete dies mit den Plänen der SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti in der Energiepolitik. Ypsilanti habe in einem Interview gesagt, dass sie in Hessen weder Atomkraftwerke noch neue Kohlekraftwerke wolle. „Wer es wie sie will, der muss sich klar sein: Das geht nur um den Preis der industriellen Substanz Hessens“, so Clement in einem Beitrag für die “Welt am Sonntag”. Weil Ypsilanti wohl darüber hinausdenke, gelte dies auch für ganz Deutschland. Clement ist 2005 aus der Politik ausgeschieden. Seitdem arbeitet er für Unternehmen, unter anderem im Aufsichtsrat der RWE-Kraftwerkstochter RWE Power AG. Sein Verhältnis zur SPD ist zunehmend distanziert. Vor Weihnachten hatte er die SPD davor gewarnt, sich weiter an die Linkspartei anzunähern. Einen solchen Schritt würde er nicht mitmachen. Die kaum verblümte Warnung eines prominenten SPD-Mitgliedes vor einer Stimmabgabe für die SPD ist dennoch ungewöhnlich.
Die Reaktionen ließen am Samstag nicht lange auf sich warten: Der Bundestagsabgeordnete und Umweltpolitiker Scheer sagte der dpa, der ehemalige Regierungschef von Nordrhein-Westfalen sei inzwischen „Lobbyist für den Energiekonzern RWE (…) und die Kritik am hessischen SPD-Programm seinem neuen Arbeitgeber schuldig“. Clement missbrauche seine frühere Rolle in der SPD, „indem er diese nun als bezahlter Lobbyist in klingende Münze umsetzt“. Dies sei aber nicht überraschend, denn schließlich gehe es in Hessen um das von der SPD unterstützte Abschalten der zu RWE gehörenden Atomreaktoren Biblis A und B, während Ministerpräsident Roland Koch (CDU) die Laufzeiten verlängern wolle. „Wenn Clement noch einen Rest-Charakter hat, sollte er den von ihm schon selbst in Aussicht gestellten Parteiaustritt vollziehen.“
An Stelle einer Anmerkung zitieren wir den Leserkommentar in der WELT von Annalux (19.01.2008, 22:24 Uhr): „Ekelhaft. Mehr fällt mir dazu nicht ein, obwohl ich gar nicht SPD wähle. Die Stromfutzis pfeifen – und Dackelchen Clement beißt gehorsamst der eigenen Partei ins Bein.“
Dazu passt:
FDP bietet Clement die Mitgliedschaft an
Quelle: Spiegel Online
Dazu passt auch:
Steinbrück und Steinmeier setzen sich für „Netzwerker“ und „Seeheimer“ ein
Nahles sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (F.A.S.):
Nach meiner Wahl zur stellvertretenden Parteivorsitzenden habe ich mein Amt als Sprecherin der Partei-Linken abgegeben. Denn es ist ein ungeschriebenes Gesetz in der SPD, dass man in der Aufgabe als stellvertretende Parteivorsitzende für die gesamte SPD spricht. Das nun gleich zwei Kollegen einen anderen Weg beschreiten, ist zumindest ungewöhnlich.
Quelle: FAZ.Net
Kommentar: Leider mag kaum eine Zeitung die Dinge in der richtigen Reihenfolge und beim Namen zu nennen. Clement, wie auch eine Reihe anderer Politiker, haben bereits als aktive Politiker die Interessen bestimmter Unternehmen und Branchen vertreten. Der etwas naive Glaube, dass das, was für private Unternehmungen gut sei, auch immer für Deutschland gut sei, heißt schlicht Korruption, wenn Politiker sich nach Ausscheiden aus dem politischen Tagesgeschäft die in diesen Glauben getroffenen Entscheidungen in Form von diversen gut dotierten Posten in eben diesen Unternehmen bezahlen lassen.
Kommentar Roger Strassburg: Ich kann die Äußerungen zum Genehmigungsverfahren nicht beurteilen. Die Stromkonzerne haben damit aber eine schöne Ausrede, weshalb sie ihre durch ungerechtfertigte Preiserhöhungen für Strom erzielten Rekordgewinne einfach einstecken anstatt sie zu investieren.
Anmerkung: Lafontaine pariert elegant die naiven Fragen des SZ-Redakteurs. Auszüge aus dem Interview:
Lafontaine: Wir werden den Anlagebetrug bei der Riester-Rente zum zentralen Thema der nächsten Wochen machen. Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung am Donnerstag erklärt hat, sie wolle daran nichts ändern. Man hat Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen aufgefordert, die Riester-Rente abzuschließen, damit sie im Alter eine höhere Rente haben. Und man hat sie betrogen – denn wenn sie ein niedriges Einkommen haben, zahlen sie ihre Beiträge umsonst.
sueddeutsche.de: Wie wollen Sie das ändern?
Lafontaine: Die Rentenpolitik der Union, von SPD, Grünen und FDP hat die Rentenformel total zerstört. Sie hat für Millionen Menschen Altersarmut programmiert, wie die OECD soeben wieder festgestellt hat. Wir wollen eine Rentenformel, die Altersarmut vermeidet. Dazu müssen die Dämpfungsfaktoren zurückgenommen werden. Wir brauchen eine Reform der Rentenreform.
sueddeutsche.de: Das bedeutet, dass die Sozialabgaben steigen und die Arbeitnehmer belastet werden.
Lafontaine: Was wir fordern, belastet die Arbeitnehmer nicht. Im Gegenteil: Derzeit sollen sie neben der gesetzlichen Rentenversicherung auch noch Beiträge in private Zusatzversicherungen stecken. An letzteren beteiligen sich die Arbeitgeber nicht, die müssen die Arbeitnehmer ganz allein zahlen. An höheren Abgaben an die gesetzliche Rentenversicherung müssten sich hingegen auch die Arbeitgeber beteiligen. Das wollen die Unternehmer nicht und daher macht es auch die Große Koalition nicht.
sueddeutsche.de: Die Linke fordert, den Spitzensteuersatz für Einkommen über zwei Millionen Euro im Jahr auf 65 Prozent zu erhöhen. Glauben Sie, dass dann noch irgendein Spitzenverdiener in Deutschland bleibt?
Lafontaine: Dann müssten die Großverdiener ja auch aus den Ländern abwandern, in denen es höhere Spitzensteuersätze gibt. Wir glauben, dass die Behauptung lächerlich ist, Manager würden auswandern, wenn sie nicht das Hundertfache eines Arbeitnehmers verdienen. In Japan erhalten die Toyota-Manager “nur“ das Zwanzigfache eines Arbeitnehmergehaltes. In den Vorstandsetagen der deutschen Wirtschaft breiten sich hingegen Unmoral und Verantwortungslosigkeit aus.
Anmerkung: Dafür versucht Mehdorn Kapital zu beschaffen. Die Frage lautet: Was bedeutet des für die Reisenden – die englischen wie die deutschen? Nach allen bisherigen Erfahrungen nichts Gutes.
Anmerkung: Die Kölnische Rundschau liefert damit ein Beispiel für unkritischen Journalismus. Für eine umfassende Information der Leser hat der Redakteur an dieser Stelle den Hinweis versäumt, dass Bertelsmann nicht nur Studien über angeblich überflüssige Beamte und Angestellte des Öffentlichen Dienstes anfertigen lässt, sondern zugleich von der Privatisierung staatlicher Aufgaben profitiert. Dabei er dies in einem Hintergrundbericht vom 19.1.2007 in seiner eigenen Zeitung nachlesen können:
Arvato: Die Industrie- und Dienstleistungstochter von Bertelsmann ist ein wahrer Gemischtwarenladen. Die Palette reicht vom industriellen Tiefdruck (Prinovis) bis hin zu Dienstleistungen wie einer Telefonauskunft (“1 18 18”) und sogar der Übernahme ganzer Kommunalverwaltungen wie im englischen East Riding.
Anmerkung Volker Bahl: Illegale in Deutschland – ein Leben ohne Papiere – sind gemäß einer europaweit einzigartigen Vorschrift im deutschen Ausländergesetz. (“Öffentliche Stellen haben unverzüglich zu unterrichten….” §87,2 Aufenthaltsgesetz) so etwas wie Freiwild. Rund 500 000 bis zu einer Million leben in Deutschland. Dem Rechtsstatus nach sind sie ähnlich wie die “Wanderarbeiter” in China rechtlos – nur dass in Deutschland die Illegalen noch weit rechtloser sind als die Wanderarbeiter in China auf der untersten Stufe der Arbeitshierarchie – freigegeben zur absoluten Ausbeutung. Über die Wanderarbeiter in China können wir uins “wunderbar” menschenrechtlich erregen – denn China ist ja auch ein wirtschaftlicher Konkurrent von uns. (deshalb müssen wir ihnen ihre “Billigst”Arbeitskräfte neiden – pfui, Konkurrenzvorteil !!! ). Etwas mehr Mitgefühl für unsere Illegalen wäre dann aber wichtige Voraussetzung für alles Engagement in dem Rest der Welt.
Anmerkung: Wieder einmal ein Hinweis darauf, dass in Deutschland notorisch gegen den Willen der Mehrheit regiert wird.
Zu guter Letzt:
Georg Schramm über Friedrich Merz
Quelle: YouTube
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=2907