Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 16. November 2015 um 9:19 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/AT)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Dazu: Westliche Politiker und Journalisten müssen ihre Ignoranz und Selbstgerechtigkeit aufgeben und endlich reflektieren lernen
Sascha Lehnartz bringt die westliche Ignoranz und Selbstgerechtigkeit in seiner Reaktion auf die schockierenden und betroffen machenden Anschläge in Paris sehr gut auf den Punkt, wenn er schreibt: “Sie haben es geschafft, ihren irren Krieg vor unsere Haustür zu tragen.” Wer aber hat den irren Krieg in den Irak, nach Syrien, nach Libyen, nach Afghanistan getragen? Und haben Sascha Lehnartz und “Die Welt”, für die er schreibt, diese Kriege jemals als irre bezeichnet, das Bombardieren von Hochzeitsgesellschaften, Kunduz, die Zerstörung jeder Staatlichkeit im Irak und in Libyen? Natürlich nicht. Sie haben sie mit angeheizt, für notwendig befunden und tun das bis heute. Das aber, was Paris gestern Nacht erlebt hat, erleben die Menschen in Bagdad, in den Städten und Dörfern Syriens, Libyens und Afghanistans jeden Tag. Hat Sascha Lehnartz, haben Merkel, Gabriel, Obama wirklich geglaubt, dieser Terror würde nicht als Terror zu uns kommen? Hat Hollande das geglaubt, der sich zwar nicht um die Massenarbeitslosigkeit und die Integration in seinem Land schert, sich dafür aber umso besser als Kriegsherr zu gefallen scheint und seine Bomber und Militärs in alle Herren Länder schickt? Wenn es aber nach den tonangebenden Politikern und Journalisten im Westen geht, ist das, was gestern in Paris passiert ist, Terror, das, was der Westen zuvor in den genannten Staaten angerichtet hat aber Krieg oder gar eine gerechte Sache. Das ist vielleicht der eigentliche Irrsinn.
Quelle: Wirtschaft und Gesellschaft
Dazu auch: Paris: Der Krieg ist zurück in Europa
Um es vorweg zu sagen: Meine ungeteilte Anteilnahme gilt den Opfern, den 128 Toten, den fast 200 Verletzten und den unzählbaren Angehörigen der Opfer der Terroranschläge von Paris. Kein politisches Ziel, keine Ideologie ist es Wert, dass dafür Menschen ihr Leben lassen müssen. Jedes Menschleben, dass durch Gewalt ausgelöscht wird, ist ein Menschenleben zu viel.
Aber haben wir wirklich geglaubt, die Saat der Gewalt, die nun schon seit Jahren ausgebracht wird, würde ausgerechnet hier bei uns in Europa nicht eines Tages aufgehen? Haben wir geglaubt, dass in einer Zeit, in der Jedermann, der genug Geld und genug kriminelle Energie besitzt, um Waffen zu kaufen und um Menschen zu radikalisieren, in einer Zeit, in der mehr Kriege gleichzeitig geführt werden wie nie zuvor, in einer Zeit in der die Güter der Welt ungleicher verteilt sind als je zuvor, wir weiter leben können auf einer Insel der Seeligen?
Haben wir wirklich geglaubt, wir könnten auf Dauer die Resourcen der ganzen Welt als unser Eigentum betrachten, Urwälder roden um darauf Vieh zu züchten, damit wir täglich Fleisch essen können, die Weltmeere leerfischen, die Böden veröden, das Klima dermassen stören, dass breite Landschaften der Erde zur Wüste werden? Haben wir wirklich geglaubt, das wir die ganze Welt nach unseren Vorstellungen gestalten können, die sozialen Gefüge zerstören, die Menschen entwurzeln, ihnen unsere Wertvorstellungen aufzwingen?
Quelle: Spiegelkabinett
Anmerkung unseres Lesers R.S.: Das Spiegelkabinett faßt die Ursachen für Elend und Gewalt auf diesem Planeten erdrückend zusammen. Es ist die Arroganz und die Aggression des Westens, die sich in einem gnadenlosen globalen Dominanzanspruch ausdrücken. Zweifellos sind Al Kaida und Daesch nur eine Perversion von Freiheitskampf, so wie ihre ideologische Rechtfertigung nur eine Perversion des islamischen Glaubens ist. Aber ebenso stellt das geopolitische Handeln der “westlichen Wertegemeinschaft” auch nur eine Perversion der Werte der Aufklärung dar, auf die es sich so gerne beruft. […]
Anmerkung C.R.: Und das alles, obwohl in Frankreich die Vorratsdatenspeicherung längst in Kraft ist. Nach den Verbrechen im Januar in Paris ist dieses schreckliche Ereignis ein weiteres Indiz für die Untauglichkeit der Verhinderung von Straftaten. Aber dennoch scheint die Diskussion hierzulande wieder an Fahrt aufzunehmen.
Dazu: Pariser Anschläge: Polizei ruft nach erweiterter Vorratsdatenspeicherung
Der Vizechef der Gewerkschaft der Polizei, Jörg Radek, hat angesichts der jüngsten Terrorserie in Paris mehr Überwachungsbefugnisse gefordert. Verbindungs- und Standortdaten sollten mindestens ein Jahr aufbewahrt werden.
Quelle: heise online
Anmerkung C.R.: Ein Automatismus zum militärischen Beistand besteht nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages nicht, denn von einer NATO-Partei wird lediglich erwartet, dass sie „Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet“. Das könnten auch diplomatische Bemühungen sein.
Dazu: Der asymmetrische Krieg hat Fronten in Europa
So brutal die Anschläge in Paris sind – sie fordern politische Reaktionen mit Augenmaß. Ob der Westen dazu fähig ist?
Bisweilen ist es klug, seinen eigenen Worten zu glauben – bis zur letzten Konsequenz. Immer wieder weisen Militärs und Geheimdienstler darauf hin, dass der Krieg zwischen dem Westen und den islamistischen Terroristen ein asymmetrischer ist. Spätestens seit den Attentaten vom 11. September 2001 in New York und Washington ist auch klar, dass die allgegenwärtige Globalisierung Terrorismusexport nicht ausschließt.
Wer also wollte da glauben, dass die Schlachten zwischen Goliath und David nur auf den Territorien von Afghanistan, Irak und Syrien ausgetragen werden? Zumal David längst nicht mehr so schwach und besiegbar ist, wie es noch zu Zeiten der Terrorstrukturen von Al Qaida wirkte. Inzwischen hat man einen auch durch eigene Machtpolitik geschaffenen langlebigen Islamischen Staat zum Feind. Auch weil man nicht weiß, wie man dem beikommen soll, wird er noch immer verharmlost als »Terrormiliz«. Dabei handelt es sich längst um ein staatliches System mit noch unbestimmtem Territorium, das wohl gegliedert und verwaltet ist. Es verfügt über erstaunliche Einnahmen und ein internationales Netzwerk. Dieser islamische Staat motiviert zudem kleinere konkurrierende Terrornetzwerke, die – um ihre Attraktivität zu erhalten – gleichfalls mit spektakulären Anschlägen auf sich aufmerksam machen müssen.
Quelle: Neues Deutschland
Anmerkung AT: Springer-Chef Döpfner fordert angesichts der Pariser Anschläge gar eine Radikalisierung der gesellschaftlichen Mitte. Das ist unverantwortlich, passt aber zu der hilflosen Reaktion einer politischen Führung, die die Beantwortung von Fragen schuldig bleibt und stattdessen lieber auf Mobilmachung setzt.
Anmerkung C.R.: Nun zeigen sich offenbar andere, für Frau Merkel ebenfalls typische Eigenschaften, die gelegentlich auch als „merkeln“ bezeichnet werden: „Merkeln bedeutet, eine Fragestellung oder ein Problem auszusitzen, also keine Entscheidung zu treffen und sich nicht genau festlegen. Es gibt immer ein “sowohl – als auch”.“. Dieser Begriff stand auch auf der Liste zur Auswahl des Jugendwortes 2015.
Dazu: “Alles, was sie sagte, widersprach den Fakten”
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik in einem ZDF-Interview verteidigt. Heribert Prantl, Innenpolitik-Chef der Süddeutschen Zeitung, sprach im DLF von “einer Politik der gespaltenen Zunge” der Kanzlerin: “Jeder weiß, dass sie die Lage nicht im Griff hat.”
Prantl: Es war ein bemerkenswerter Auftritt. Es war ein Auftritt, der mich irgendwie an Helmut Kohl erinnerte. Alles, was sie sagte, widersprach den Fakten. Sie sagt, die Bundeskanzlerin hat die Lage im Griff; jeder weiß, dass sie sie nicht im Griff hat. Sie leugnet das Tohuwabohu in der Union. Sie erklärt schlichtweg die abweichenden Positionen, die es in der Partei zuhauf gibt, für ihre eigenen. Der Innenminister kehrt zurück zu Dublin. Es passt überhaupt nicht zu ihrer politischen Linie. Sie sagt, das ist genau das, was ich will.
Der Innenminister will den Familiennachzug der Syrer stoppen; Sie sagt, genau das will ich auch. Der Schutz für Bürgerkriegsflüchtlinge soll in der bisherigen Form entfallen; Sie erklärt das für in Ordnung, obwohl es im Sinne ihrer angeblichen Politik überhaupt nicht in Ordnung ist. Es ist eigentlich ein, die Lateiner würden sagen, ‘Protestatio facto contraria’. Sie erklärt etwas, was mit den Realitäten überhaupt nicht übereinstimmt, macht es aber mit einem solchen Selbstbewusstsein, ja einer Chuzpe, dass es schon wirklich erstaunlich ist.
Quelle: Deutschlandfunk
Dazu: Die deutsche Wirtschaft wächst – nicht
Na, das war sicher ein fröhliches Rechnen im Bundesamt, denn weniger als 0,3 konnte man wirklich nicht abliefern, weil dann jeder gewusst hätte, dass das Ergebnis im statistischen Unschärfebereich liegt und die deutsche Wirtschaft in Wirklichkeit stagniert.
Quelle: flassbeck-economics
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Es ist gut, daß Münchau wieder in dieselbe Kerbe haut: Deutschland ist schuld an der Eurokrise. Besonders deutlich die folgende Sequenz: “Deutschland unterhält mit dem Rest der Welt einen Leistungsbilanzüberschuss von 8,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das ist ungefähr der Betrag, den wir mehr exportieren als importieren. Diese Zahl ist ungeheuerlich, keineswegs ein Zeichen deutscher Stärke, sondern eines in sich kranken Systems.” In der Prognose folgt Münchau Flassbeck: in Frankreich oder Italien kommen unter dem Druck der Krise die EU-Feinde an die Macht. Etwas schade: Münchau erwähnt als einzige Chance die Auflösung des Euro; die Alternative “deutliche Lohnsteigerungen in Deutschland” wird nicht erwähnt, vielleicht aus Resignation. Ganz und gar nicht kann ich seine Meinung teilen, Merkel hätte die Probleme nur geerbt und ausgesessen: “geerbt” stimmt, aber dann Merkel den Kurs noch einmal verschärft und jedenfalls gar nichts gegen das deutsche Lohndumping getan. Im Gegenteil, nach Merkels Mantra sollen doch alle Länder “wettbewerbsfähiger” werden, sogar das hyperwettbewerbsfähige Deutschland. Das ist verrückt.
Der Schäuble spart,
Ab geht die Fahrt
Ins Schrottland rein
Denn Geiz muss sein.
Frag nicht: Warum ?
Die schwarze Null geht um
Ich racker schon
Fürn Hungerlohn
Und hab kein Geld
Konsum entfällt.
Die Nachfrag` sinkt
Der Abschwung winkt
Infrastruktur ?
Da lach ich nur.
Frag nicht: Warum ?
Die schwarze Null geht um.
Kaputte Brück
Ich fahr zurück.
Gesagt getan
Ich nehm´ die Bahn.
Advent, Advent
Das Stellwerk brennt
Ersatz gibt’s keins
Wir ham nur eins.
Frag nicht: Warum ?
Die schwarze Null geht um
Nun Stunden schon
Auf Bahnstation
Durchsage stumm
Ich wart´mich dumm.
Der Ruhrpott ruht
Schon rostet ´s Gleis
Der fasse Mut,
Der´n Umweg weiß.
Frag nicht: Warum ?
Die schwarze Null geht um
Am Zielort dann
der große Run
Aufs Bahnhofsklo
Der Ort hat Zoo !
Laternen aus
Vor meinem Haus
Das Schlagloch lacht
Das Schienbein kracht.
Frag nicht: Warum ?
Die schwarze Null geht um
Das Geld der Welt
Bereitgestellt
Für Medizin ?
Wo käm´wir hin !
Kein Moos im Schrank
Der Alte krank
Die Bildung mau
Das Kind nicht schlau.
Frag nicht: Warum ?
Die schwarze Null geht um
Aus Sachsenland
Wird nun verbannt
Wer angstfrei lebt
Und Neues webt.
Investition?
Wer macht die schon
Als Fremder dort
– Bedroht von Mord.
Frag nicht: Warum ?
Die schwarze Null macht dumm!
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=28747