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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 7. Januar 2008 um 9:06 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Dazu auch:
Britische Bahn wird Schritt für Schritt rückverstaatlicht
Das alte nationale Transportunternehmen British Rail war Anfang der 90er-Jahre verkauft worden; die Privatisierung brachte den Reisenden einigen Nutzen, hatte aber auch schwerwiegende Fehler, stellte ein Weißbuch der Regierung vor wenigen Monaten fest. Die Trennung von Schienennetz und Zugbetrieb wird rückblickend als fatal angesehen, weil die Bahn sowohl verkehrspolitisch als auch finanziell völlig außer Kontrolle geriet. 2001 zog die Regierung die Notbremse: Der börsennotierte Schienenbetreiber Railtrack wurde unter Aufsicht gestellt und später durch Network Rail ersetzt, ein Non-Profit-Unternehmen, das seine Gewinne ins Netz investiert. 2003 wurde weiter reguliert: Network Rail kündigte an, sich von Firmen zu trennen, die kleinere Reparaturen ausführten und die Wartung mit eigenen Leuten zu übernehmen. Nur der Ausbau des 34 000 Kilometer langen Schienennetzes wird an Fremdfirmen delegiert.
Quelle: Berliner Zeitung
Dazu auch:
Wahlkampf in Hessen: Gangster als Glücksfall für Koch
Die Überfälle in München hätten für Roland Koch kaum passender kommen können: Denn zum Wahlkampfauftakt fehlte dem Ministerpräsidenten ein echtes Thema, das er jetzt hat: die Kriminalitätsbekämpfung. Darauf wird er nun herumreiten, brutalstmöglich.
Quelle: Stern
Siehe dazu:
GdP Hessen zur Debatte über Jugendgewalt
Ministerpräsident Koch hat in Hessen in den letzten Jahren fast 1000 Stellen bei der Polizei abgebaut und jetzt stellt er sich auf unsere Marktplätze und beklagt den Mangel an Sicherheit. Das ist purer Populismus, der nur einem Ziel dient, nämlich der Machterhaltung. Das hilft keinem weiter, sagte der hessische GdP-Vorsitzende Jörg Bruchmüller.
Quelle: GdP
Anmerkung: Und noch eine wichtige Information zu den jetzt ach so hochgelobten Erziehungs-Lagern nach amerikanischem Vorbild: Laut offizieller Statistik wurden in den USA 62 Prozent der dort eingewiesenen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus den Lagern erneut festgenommen.
Quelle: NZZ
Dazu auch:
Der Leiter der Jugendvollzugsanstalt Adelsheim, Joachim Walter, über Erziehungscamps, verschärfte Strafen und Ausländergewalt:
„Herr Walter, stimmt es, dass die Jugend immer krimineller wird?“
„Nein. Die Jugendkriminalität steigt auch in der offiziellen Kriminalstatistik seit Jahren nicht mehr. Auch unsere Haftanstalt ist derzeit nicht überbelegt. Ich habe da schon ganz andere Zeiten erlebt.“
Quelle: Südkurier
Dazu auch:
Martin Buchholz: Aus gegebenem Anlass: Die Akte Roland Koch zur Wiedervorlage
Quelle: Buchholzens Wochenschauer
Dazu auch:
Die Unwahrheit über kriminelle Ausländer (in Bild mal wieder)
So macht man das, wenn man den ohnehin erschreckend hohen Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund an den Mehrfach-Gewalttätern noch höher wirken lassen will: Die Schlagzeile auf Seite 1 spricht von Ausländern, die Überschrift über dem Artikel spricht von Ausländern, der erste Satz spricht von Ausländern, der folgende Satz spricht von Ausländern — aber die konkreten Angaben beziehen sich nicht auf Ausländer, sondern sind die Gesamtzahl der Mehrfach-Gewalttäter aller Nationalitäten. “Bild”-Autor Dirk Hoeren, sonst für Renten-Lügen zuständig, hat sich heute an Kriminelle-Ausländer-Lügen versucht und einfach zwei Sätze hintereinander montiert, die sich scheinbar, aber nicht tatsächlich aufeinander beziehen.
Quelle: Bildblog
Anmerkung: „Deutschlands mutigster Oberstaatsanwalt“ hat übrigens zugegeben, dass “Juristenkollegen” seine Vorschläge allesamt für verfassungswidrig oder zumindest unvereinbar mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes halten könnten.
Dazu:
Attac begrüßt Urteil des Bundesgerichtshofes und fordert Ende der Kriminalisierung politischen Engagements
Das heutige Urteil ist eine gute Gelegenheit, die Praxis massiver Polizeiübergriffe gegen politische Initiativen und Einzelpersonen zu hinterfragen. Wir fordern, dass der Strafrechts-Paragraph 129a abgeschafft wird, der regelmäßig missbraucht wird, um politisches Engagement zu diskreditieren und mit Polizeigewalt Kritikerinnen und Kritiker einzuschüchtern. Demokratie funktioniert anders!
Quelle: attac
Anmerkung WL: Das kennen wir doch von der vorletzten Steuerreform, dort wurden doch angeblich auch die mittleren und unteren Einkommen „unheimlich“ entlastet. Das Motto war vielmehr: Die Kleinen ins Töpfchen, die Großen ins Kröpfchen.
Anmerkung WL: Die Rollenverteilung der gesellschaftlichen Gruppen bei ihrem „bürgerschaftlichen Engagement“ ergibt sich dabei ziemlich naturwüchsig daraus, was eben jeder einzelne mit seinem bürgerschaftlichen Engagement zu leisten vermag. Diejenigen, die nicht so viel Geld und Vermögen haben, machen Sozialarbeit, also Altenpflege oder Übungsleiter im Sportverein, die Vermögenden vergeben Forschungsaufträge oder Stiftungslehrstühle oder sie stiften gleich ganze Denkfabriken und prägen damit den Gang der Wissenschaft oder den gesellschaftlichen Diskurs und bestimmen so die gesellschaftliche und die politische Weiterentwicklung.
So hat sich inzwischen eine private institutionelle Macht des Reichtums herausgebildet.
Dazu auch:
Trichet: Zentralbank steht zum Handeln bereit
Am Donnerstag entscheidet die Zentralbank, ob sie die Zinsen auf dem jetzigen Niveau belässt. Jean-Claude Trichet warnte vor einer Inflationsspirale und rief die Tarifparteien zu moderaten Abschlüssen auf: “Damit der jüngste Anstieg der Inflation vorübergehend bleibt, darf die jetzige Preissteigerung keinen Einfluss auf die Lohn- und Preispolitik haben”, erklärte er.
Quelle: TAZ
Anmerkung Orlando Pascheit: Es könnte ein Stück absurdes Theater sein, wie unsere Zentralbanker sich mit schöner Regelmäßigkeit in die Angelegenheiten der Tarifparteien einmischen, wäre die Situation nicht so ernst.
Offensichtlich hat der normale, deutsche Konjunkturzyklus seinen Höhepunkt überschritten, von Boom konnte nie die Rede sein, gleichzeitig zeichnen sich eine Rezession in den USA und ein weltweiter Wirtschaftsabschwung ab, und unsere Notenbanker faseln von überhöhten Lohnabschlüsse, denen sie mit Zinserhöhungen entgegentreten müssten. Selbst der wirtschaftswissenschaftliche Mainstream tritt z.Z. für höhere Lohnabschlüße ein, nicht nur wegen der jahrelangen Enthaltsamkeit der Arbeitnehmer, sondern weil er angesichts nachlassender Impulse seitens der Außenwirtschaft auf eine ausgleichende Wirkung einer Stärkung des Binnenkonsums hofft.
Beschämend ist, dass unsere Notenbanker, obwohl sie genau wissen, daß die gegenwärtige Inflation vor allem durch den hohen Ölpreis und die steigenden Lebensmittelpreise verursacht wird, nicht auf ihre gewohnten Reflexe verzichten können. Wütend kann einen machen, dass die geldpolitischen Institutionen in Europa wieder einmal Ihre Unfähigkeit zur Selbstreflexion, ja ihren generellen Mangel an Analysefähigkeit unter Beweis stellen. Wer hätte denn, wenn nicht die Zentralbank, die weltweite Liquiditäts- und Kreditkrise antizipieren müssen? Wer hätte denn eine effiziente Bankenaufsicht, geschweige denn ein sinnvolles Regelwerk für die Finanzmärkte etablieren müssen? Die Herren haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht, sind aber wie üblich bereit, die Konjunktur im Namen der Preisstabilität an die Wand zu fahren.
Aber auch in der aktuellen Situation bewegt sich die Analyse der Notenbanker nicht auf der Höhe der Zeit. Da haben wir einmal die Tatsache, dass die Erdölreserven begrenzt sind, dass Ölkonzerne zu wenig in neue Raffinerien investiert haben und dass die Lagerstätten z.T. in politisch instabilen Regionen liegen. Hinzu kommt der wachsende Ölhunger vieler Schwellenländer. Aber nicht nur beim Erdöl, sondern auch die Preise vieler Nahrungsmittel wie Soja, Mais und Weizen steigen, weil sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verschoben hat. Und hier kommen die Finanzmärkte in das Spiel. Nachdem die Anleger riskante Aktien und Schuldverschreibungen von Unternehmen verkauft hatten, haben sie sich nach neuen Wettgeschäften umgesehen. Und nun haben wir die Situation: die Anleger haben auf langfristige Trends gesetzt und auf höhere Rohstoffpreise gewettet und so den Anstieg mit verursacht. Der spekulative Anteil am Ölpreis wird gegenwärtig auf etwa 20 Prozent geschätzt.
Auch diese Entwicklung haben die Notenbanker nicht antizipiert, geschweige denn Antworten entwickelt, um diesen Übertreibungen zu begegnen. Gewiss ist das nicht einfach, aber es ist erbärmlich und erkennbar falsch, stattdessen moderate Lohnabschlüsse einzufordern, d.h. auf die bereits geschwächte Arbeitnehmerschaft einzudreschen
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