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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 3. Januar 2008 um 9:27 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung: Aber die Konjunkturforschungsinstitute sagten doch voraus, dass der Konsum den Rückgang der Exporte kompensieren wird. Triebfeder der Entwicklung werde nach Überwindung des “Mehrwertsteuerschocks” der private Konsum sein.
Siehe aber dazu:
Führende Ökonomen der Bundesrepublik wehren sich gegen die Tarifforderungen der Gewerkschaften
Quelle: manager-magazin
Siehe dazu den heutigen Beitrag:
„Der schwarz-gelbe Präsident“.
Anmerkung: Besonders absurd ist die Warnung des DIW-Chefs, dass Mindestlöhne gefährlich seien, weil sie Preissteigerungen verursachen könnten. Das kann im Umkehrschluss eigentlich nur heißen, dass die Zahl der Betroffenen inzwischen so groß ist, dass ein existenzsichernder Lohn eine Übernachfrage und damit eine Inflation auslösen.
Anmerkung: Dass China als Wirtschaftsstandort noch besser abschneidet, dass sich die Manager um Ausbeutung, Menschenrechte, Demokratie oder Umweltverschmutzung einen Teufel scheren. Hautpsache niedrige Löhne. Dass Deutschland in der Rangliste gleich nach China folgt, sollte einen vor diesem Hintergrund eher das Gruseln lehren.
Um die Folgen einer Rezession in den USA und eines weltweiten Wirtschaftsabschwungs zu mildern, sollten die Fed und andere Zentralbanken die Zinssätze noch viel aggressiver senken, anstatt sich auf die Wirkung bescheidener Liquiditätsspritzen zu verlassen, die zum Scheitern verurteilt sind. Ebenso verfehlt ist die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen nicht zu senken – sie macht sich vor, dass sie die Zinsen anheben könnte, wenn die angeblich „temporäre“ Kreditkrise vorüber ist. Angesichts platzender Immobilienblasen, hoher Ölpreise und einem starken Euro, der jetzt schon das Wachstum behindert, garantiert die EZB damit praktisch den starken Abschwung in der Eurozone.
Quelle: Project Syndicate
Anmerkung: Über diese Nachricht werden sich die Fans des harten Euro aber freuen. Und das beweist nur wie stark die europäische Wirtschaft vor allem durch Deutschland ist.
Anmerkung Orlando Pascheit: Richard Schröder hat sich wohl etwas zu lange in den Gefilden der Politik aufgehalten, seine Argumentation ist in ihrer Schlichtheit eines deutschen Spitzenpolitikers würdig. Wohl kann man bei einem ehemaligen DDR-Bürger u.U. verstehen, dass alles, was des Staates ist, des Teufels ist. Aber von einem Theologen, dessen Geschäft die verstandesmäßige Durchdringung der Fundamente seines Glaubens ist, ist mehr zu erwarten. Kein Mensch hat angesichts der berichteten Kindesvernachlässigungen und Kindestötungen auch nur annähernd die Forderung erhoben „Kinder sofort kollektiv derselben Erziehung“ zu unterziehen. Da wird ein billiger Popanz aufgebaut, der sich dann leicht demontieren läßt. Und was ist die Lösung: „Zeit, Empathie, Engagement“ der „Verwandten und Bekannten und Nachbarn“ der Nachbarn der Kinder. Und als Kronzeuge dieser Forderung wird dann die Bundeskanzlerin mit ihrem Wort von der „Kultur des Hinsehens“ einbezogen. Also ich erwarte von einem Politiker, dass er selbst hinsieht, auf seine Polis, und handelt.
Aber natürlich ist es im wahrsten Sinn des Wortes billiger, vorausgesetzt man akzeptiert die Analyse, dass zwischen Bildung und Erziehung eine Beziehung besteht, wieder einmal an die Eigenverantwortung des Individuums zu appellieren: „Da müssen aber auch die Eltern mitziehen, statt zu sagen: Ich habe kein Abitur und meine Kinder brauchen auch keines.“ Das ist leider nicht nur die gedankenlose Übernahme des billigen individualistischen Weltbildes des Neoliberalismus, sondern ausgesprochen zynisch. Es darf Schröder nicht entgangen sein, dass 2,5 Millionen Kinder unter 15 Jahren in Deutschland in Armut leben, und dass die Bildungschancen von Kindern vor allem durch Armut beschnitten werden. Die Aussage Schröders ist vor diesem Hintergrund nicht nur zutiefst unmoralisch, sondern falsch: „In Deutschland verhungert kein Kind am Geld-, sondern zumeist am Zuwendungsmangel.“
Dort gibt es auch einen Fortschrittsindex für alle Länder der Erde – wobei Fortschritt verstanden wird als Ausrichtung an kapitalistischen Prinzipen und an westlichen Vorstellungen von Mehrheitsdemokratie. Das ist der Absicht nach diktatorisch und hat mit Toleranz und Empathie für andere Kulturen nichts zu tun. Das gilt aber auch für den wenig sichtbaren schwäbischen Riesen Holtzbrinck:
Der hat inzwischen (neben zahlreichen Zeitungen) alle wichtigen Taschenbuchreihen (bis auf Suhrkamp) aufgekauft und sogleich kritische Reihen – wie Rororo-Aktuell oder Fischer alternativ – eingestellt. Drittens hängen heute alle Medien entscheidend von den Werbeeinnahmen ab. Auf weite Strecken kann man sagen, dass die redaktionellen Teile dazu dienen, der Werbewirtschaft die entsprechend selektierten Publika anzuliefern. Das aber hat zur Folge, dass sich alle Medien heute durchgehend an den Einstellungen und Wünschen der kaufkräftigen Mittelschicht orientieren. Deshalb ist die Medienbotschaft insgesamt homogener und eintöniger geworden, obgleich die äußerliche Vielfalt des Medienangebots kaum noch zu überblicken ist.
Quelle: Telepolis
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
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