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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 7. Dezember 2007 um 9:28 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/AM)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Es ist deprimierend, dass die neoliberalen Meinungsmacher nach wie diese Geschütze ohne entlarvenden Widerspruch auch in den öffentlich-rechtlichen Sendern auffahren können.
Ihr gestriger 2. Tageshinweis “Das Zeitalter der Propaganda” wird also aktuell vehement bestätigt. Gott sei Dank gibt es ja noch die Nachdenkseiten!
Anmerkung: Die völlig unkritischen Fragen der WDR-Redakteure sind wirklich erschütternd.
Kommentar: Lesenswert.
Kommentar Orlando Pascheit: Es ist schon seltsam: Die USA, das gelobte Land der freien Marktwirtschaft, setzen die Marktwirtschaft aus, und keiner merkt es. Kein Aufschrei in unseren wirtschaftsliberalen Blättern. Wir beobachten doch einen in der jüngsten Wirtschaftsgeschichte ziemlich einmaligen Vorgang. Da pumpen diverse Notenbanken innerhalb kürzester Zeit in einem Ausmaß Liquidität in die Märkte wie nie zuvor, da bilden die amerikanischen Banken einen Notfallfonds von 85 Mrd. USD, und jetzt verpflichtet das US-Finanzministerium die im Hypothekengeschäft engagierten Banken hohe Zinsausfälle hinzunehmen, um eine Ausweitung der Krise zu verhindern.
Natürlich ist das sinnvoll, da die durch Zinserhöhungen ausgelösten Kreditpleiten unweigerlich Zwangsversteigerungen nach sich ziehen würden, was sowohl die Schuldner als auch die Gläubiger treffen würde. Der so erzielte Verkaufserlös würde nämlich erheblich unter der Darlehensschuld und den in der Zwischenzeit nicht bezahlten Zinsen liegen. So bluten zwar die Hypothekenbanken und die Investoren in Wertpapiere, die mit Subprime-Krediten besichert sind, aber ein Einbruch an breiter Front, der, wie wir inzwischen wissen, nur vordergründig nur die US-Wirtschaft betrifft, wird zunächst verhindert.
Wie gesagt, diese Intervention ist sinnvoll, aber es muß auch einmal ausgesprochen werden: Der Markt hat versagt. Und es liegt nicht an den armen ‚Schweinen‘, die mit wenig Sicherheiten (subprime) sich den Traum von eigenen Haus verwirklichen wollten, oder nur beschränkt an denjenigen, die auf ewig steigende Hauspreise gesetzt haben und sich nun verspekuliert haben – sondern vor allem an einem aus den Fugen geratenen Weltfinanzsystem, in dem größenwahnsinnige, profitgeile Akteure, die altbekannten Smithschen Nutzenmaximierer, im Namen des freien Marktes ohne jegliche Kontrolle schalten und walten konnten.
Die amerikanische wie die globale Konjunktur hängen anscheinend am Erfolg dieser staatlichen Intervention. May God bless us!
Kommentar: Hier wie auch bei Hartz IV und den anderen Hartz-Gesetzen wird sichtbar, wie sehr entgegen anders lautenden Bekenntnissen die so genannten Reformen zu mehr Bürokratie führen können. Da wird viel von Markt geredet, tatsächlich sind viele auch der konservativen Gesetzgeber in der Praxis ziemlich dirigistisch veranlagt.
So nebenbei fällt in diesem Text noch auf, mit welcher Selbstverständlichkeit inzwischen die eingetrichterten Parolen übernommen werden. Der Verband Forschende Arzneimittelhersteller spricht ganz selbstverständlich von Alterskrise, wenn der Altersdurchschnitt der Gesamtbevölkerung von 42,6 auch 48,8% bis zum Jahr 2030 steigen wird. Im letzten Jahrhundert hatten wir so gesehen ständig Alterskrisen. Die Meinungsmache hinterlässt ihre Spuren.
Kommentar: Es fällt auf, mit welcher Chuzpe staatliche Stellen heikle Daten zurückhalten und für geheim erklären – hier bei Schleichwerbung genauso wie bei vielen Privatisierungsprojekten.
Kommentar AM: Den Optimismus von Peter Hettling, es komme in dieser Legislaturperiode nicht mehr zum Börsengang der Bahn, teile ich nicht. In dieser Absicht stecken so mächtige Interessen derer, die am Privatisierungsvorgang verdienen wollen, dass man versuchen wird, auf welchen Wegen auch immer größere Teile zu verscherbeln. Siehe auch die nächste Meldung.
Bahn verkauft 50 Bahnhöfe in Hessen
Die Deutsche Bahn hat 50 Bahnhöfe in Hessen verkauft und damit fast jeden zehnten ihrer insgesamt 470 Bahnhöfe und Haltepunkte im Land. Die Gebäude gingen nach Angaben eines Bahn-Sprechers vom Donnerstag an ein Bieterkonsortium aus dem Londoner Finanzinvestor Patron Capital und dem Hamburger Immobilienentwickler Procom Invest. Der Kaufpreis wurde nicht mitgeteilt. “Die Investoren haben sich verpflichtet, die Gebäude instandzusetzen”, sagte der Bahn-Sprecher. Bundesweit belaufen sich die Investitionen in 490 verkaufte Gebäude nach Angaben der Bahn auf 15 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Wie die Immobilien dann
genutzt würden, sei Sache des neuen Besitzers.
Quelle: FR
Bahn plant Zukauf in England
Die Deutsche Bahn setzt ungeachtet ihrer ungewissen und politisch umstrittenen Teilprivatisierung den Expansionskurs im Ausland fort. Der Konzern will nach FTD-Informationen das britische Eisenbahnunternehmen Chiltern Railways übernehmen.
Quelle: FTD
Kommentar AM:
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