Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 1. Oktober 2015 um 8:36 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Albrecht Müller
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (RS/AM)
Hier die Übersicht. Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert.
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Moskau beginnt Luftangriffe Syrien
Russland hat mit Luftangriffen auf Syrien begonnen. Russische Kampfjets seien dabei, Positionen der Extremisten-Miliz “Islamischer Staat” (IS) in der Region Homs zu bombardieren, meldete das Verteidigungsministerium in Moskau. Das Parlament in Moskau hatte erst wenige Stunden zuvor Präsident Wladimir Putin die Erlaubnis zu einem Militäreinsatz im Ausland erteilt.
Nato kritisiert russisches Handeln
Die Nato hat das russische Handeln in Syrien kritisiert. Die Unterstützung Russlands für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad sei “nicht konstruktiv”, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter der Militärallianz am Mittwoch in Brüssel: “Assad ist Teil des Problems.” Er zitierte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg mit der Warnung, neue militärische Aktionen dürften nicht im Konflikt zu den von den USA geleiteten Einsätzen gegen den IS stehen. Seit Monaten greift eine internationale Allianz Stellungen des IS in Syrien und im benachbarten Irak aus der Luft an.
Quelle: SZ
Anmerkung Albrecht Müller: So oder ähnlich berichten die deutschen Medien und kommentieren sie auch. Interessant, zum Beispiel bei heute ZDF, die Personalisierung auf Putin. Zur Schärfung des Urteils als zusätzliche Information ein Interview mit Jürgen Todenhöfer:
„Inside IS“: Jürgen Todenhöfer über Assad, Terrormiliz und „dumme Strategien“
Apropos Syrien: Der Publizist und ehemalige CDU-Abgeordnete Jürgen Todenhöfer hat nicht nur mit Präsident Assad gesprochen, in seinem aktuellen Buch „Inside IS“ beschreibt er auch seine Begegnung mit den Kämpfern des Islamischen Staates in Syrien. Alle bisherigen Anti-IS-Strategien sind nach seiner Ansicht unwirksam. Ein Interview.
Herr Todenhöfer, am Rande der aktuellen UN-Vollversammlung haben Russlands Präsident Putin und US-Präsident Obama über das Vorgehen in Syrien gesprochen. Streitpunkt ist weiterhin, ob Syriens Präsident Assad in einen möglichen Friedensprozess mit einbezogen werden soll. Die USA wollen stattdessen lieber die Opposition im Kampf gegen den IS stärken. Welche Taktik kann Ihrer Meinung nach aufgehen?
Ich finde, dass man im Kampf gegen den IS, den ich für einen Menschheits- und Islamfeind halte, alle Kräfte bündeln muss. Und das Wichtigste ist im Augenblick, dass man verhindert, dass Saudi Arabien, Kuweit und Katar den Terroristen in Syrien weiter Geld und Waffen liefern. Das ist das Allerwichtigste. Und wenn man gegen eine Terroristenarmee dieser Größe kämpft, dann muss man alle Kräfte zusammenfassen, das ist wirklich selbstverständlich. Ich habe sehr viele Freunde in der syrischen Opposition.
Quelle: sputniknews
Weitere Anmerkung A.M.: Eine Gegenposition kommt von Nils Minkmar:
Verhandlungen mit Assad
Immer das gleiche miese Spiel
Ein Debattenbeitrag von Nils Minkmar
Jetzt soll wieder mit ihm geredet werden: Kommen uns Flüchtlinge oder Terror zu nahe, sind Diktatoren wie Syriens Assad plötzlich nicht mehr so schlimm. Wollen wir wirklich so schwach sein?
(…)
Unter Druck greifen Politiker zu den Mitteln, die sie schon kennen. Verunsichert eine nie dagewesene Flüchtlingswelle Europa, rufen sie nach Grenzern und Grenzanlagen. Obwohl wir die nicht mehr haben. Obwohl diese Maßnahme niemanden aufhalten wird.
Und wenn es um den Nahen und Mittleren Osten geht, wenn das Öl knapp wird, der Terror zu nahe kommt oder die Menschen aus den dortigen, unterversorgten Flüchtlingslagern fliehen, dann ergreift der Westen immer dieselbe Maßnahme: Er stützt ein diktatorisches Regime, damit es das Problem nicht löst, aber einige Jahre aus den Nachrichten hält.
Manchmal geschieht das mit militärischen Mitteln, mit Luftschlägen oder Waffenlieferungen, das strategische Ziel, das in Wahrheit doch bloß Taktik ist, bleibt gleich: Irgendjemand soll dort für Ruhe sorgen.
Gegen den einen Diktator bringen wir den anderen in Stellung
So geht das seit Jahrzehnten. 1953 stürzten ein amerikanischer Agent namens Kermit Roosevelt und ein Brite namens Monty Woodhouse den demokratisch gewählten, demokratisch gesinnten Premier von Persien, Mohammed Mossadeqh. Der junge Schah Mohammed Reza Pahlevi kam an die Macht, hielt die Kommunisten fern und die Ölleitungen offen. Er erwies sich auch als ruchloser Foltermeister und brutaler Unterdrücker seines Volks. Als er 1979 durch die islamische Revolution gestürzt wurde, brauchte man schleunigst einen Verbündeten, um das Mullah-Regime in Schach zu halten. Das wurde Saddam Hussein, der auch ein Virtuose der Folter war und die Kurden mit Giftgas ermordete, aber kein Islamist.
Es braucht recht wenig, um ein Alliierter des Westens zu werden. Also erhielt er eine ganze Weile lang Hilfe aus den Vereinigten Staaten und vor allem aus Frankreich, wo sich wichtige Politiker seiner Freundschaft rühmten. Der damals noch laizistisch gesinnte Militärherrscher wurde gegen die fanatischen Schiiten in Teheran ins Feld geführt. Es ist dieselbe politische Logik, nach der gerade die Herrscher in Algerien und in Ägypten gestützt werden.
Für die autoritären, aber nicht offen islamistischen Machthaber im arabischen Raum sind islamistische, paramilitärische Terrorgruppen eine Lebensversicherung. Und wir wundern uns, dass diese Form des Terrorismus Jahr um Jahr weiter fortbesteht, eher noch schlimmer wird?
Das ist das Spiel, dass das Leben von Millionen Menschen am Mittelmeer, der arabischen Halbinsel und in der Region drumherum vergiftet hat.
Gegen den einen Diktator bringen wir den anderen in Stellung oder halten an ihm fest, wenn seine Gegner sich als noch schlimmer erweisen. Die Älteren mögen sich noch an das Jahr 2008 erinnern. Da war Assad ein geschätzter Gesprächspartner des Westens. Er stand am 14. Juli 2008 an der Seite von Nicolas Sarkozy auf der Tribüne am oberen Ende der Champs-Élysées in Paris und nahm die Militärparade ab. Damals stand ihm alles offen, er hätte als Mandela des Nahen Ostens in die Geschichtsbücher eingehen können. Nun ist er nur noch ein Fall für den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.
Quelle: Spiegel-Online
Anmerkung Albrecht Müller: In der Tat kommen wir zum Beispiel im Falle Syriens nicht darum herum, abzuwägen, bei welcher Entscheidung die Folgen weniger schlimm sind. Diese Abwägung wird aus meiner Sicht von Jürgen Todenhöfer verantwortlicher betrieben als von dem geschätzten Nils Minkmar.
Vorbemerkung von J.K.: Wahnsinn, das ist wieder eine Kampagne, da ist man sprachlos. Man fragt sich nur was wollen die Hetzer des Spiegel? Keine Verhandlungen mit Assad, keine Verhandlungen mit Putin. Was dann? Dann wird der Bürgerkrieg ewig weiterlaufen. Vor allem: wie stellen sich die “Qualitätsjournalisten” des Spiegel die Situation eigentlich vor? Assad ist der Verbündete Russlands im Nahen Osten. Der Westen bzw. die USA wollen Assad stürzen und Russland sieht dabei zu und dreht Däumchen? Putin wird Assad nicht fallen lassen. Wie soll der Bürgerkrieg dann gelöst werden? Brechen die rudimentären staatlichen Strukturen, die durch das Assad-Regime noch aufrechterhalten werden zusammen, hat man die gleiche Situation wie im Irak, dann wird Syrien an den IS fallen und man hat ein noch viel größeres Problem. Vielleicht legen die “Qualitätsjournalisten” des Spiegel uns einmal ihre Lösungsstrategie dar?
Anmerkung Albrecht Müller: Der Kommentator verharmlost das Problem.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das hier:
Axel Springer sieht Journalismus nur als Vehikel für Werbung
Der Werbeblocker Adblock Plus hat einen weiteren Prozess gegen Medien gewonnen. In dem Verfahren vertrat der Verlag Axel Springer eine sehr ehrliche Auffassung, wozu ihm Journalismus dient und was er von Adblock-Nutzern hält. […]
Nach Angaben von Eyo erklärte die Springer-Anwälte dem Gericht in einem Schriftsatz:
“Das Kerngeschäft der Klägerin ist die Vermarktung von Werbung. Journalistische Inhalte sind das Vehikel, um die Aufmerksamkeit des Publikums für die werblichen Inhalte zu erreichen.”
Für den Schutz dieses Kerngeschäfts habe der Verlag im Verfahren gerichtliche Hilfe gesucht und gefordert, es solle keinem Produkt erlaubt sein, Werbeanzeigen im Internet zu blockieren. Damit wandten sich die Springer-Anwälte explizit gegen eine Entscheidung des Landgerichts Hamburgs. Dieses hatte im April 2015 darauf verwiesen, dass Werbeblocker nicht das Kerngeschäft von Medien, die Vermittlung journalistischer Inhalte, beeinträchtigten.
Quelle: golem.de
Anmerkung AT: Das mit dem Journalismus ist also gar nicht so ernst gemeint. Dennoch möchte Springer in Sachen Kachelmann-Entschädigung in Berufung gehen. Begründung: „da wir unsere umfassende Berichterstattung über das Strafverfahren gegen Jörg Kachelmann nicht auf diese Weise diskreditiert sehen möchten“. Das ist wohl Springer-Dialektik.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=27764