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Titel: Krieg ist die Ultima irratio. Auf Deutsch: Wahnsinn. In Afghanistan, in Syrien und anderswo.

Datum: 30. September 2015 um 16:45 Uhr
Rubrik: Militäreinsätze/Kriege
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In Afghanistan entdecken die westlichen Kriegsführer seit langem, dass ihr Kriegseinsatz nichts gebracht hat. Gar nichts. Aber sie geben es nicht zu. In Syrien hat sich jetzt Russland in die Bombenfront eingereiht. Die halbe Welt tobt sich in Syrien aus, meint Oskar Lafontaine. Von ihm sind die beiden folgenden Texte. Albrecht Müller

Zwei Texte von Oskar Lafontaine:

Frieden lässt sich nicht herbeibomben

Russland hat heute offenbar erste Luftangriffe in Syrien durchgeführt, mindestens 65 Menschen sollen dabei getötet worden sein. Die USA, Kanada, Bahrain, Katar, Saudi-Arabien, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Großbritannien und Frankreich werfen schon länger Bomben in diesem brutalen Krieg. Die halbe Welt tobt sich mittlerweile in Syrien aus. Doch der Frieden wird sich dort ebenso wenig herbeibomben lassen wie im Irak oder Afghanistan. Im Gegenteil: Eine weitere Eskalation des Krieges wird die Flüchtlingszahlen noch weiter in die Höhe treiben. Unter Bombenteppichen wächst nun mal kein Frieden – unabhängig davon, ob die Bomben aus Moskau, Washington, Berlin oder Damaskus stammen. Mehr als vier Millionen Syrer haben ihre Heimat bereits verlassen müssen, weitere rund 7,6 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung, schätzt das UNHCR. Mehr als 240.000 Menschen sind im blutigen Krieg bereits getötet worden. Syrien braucht nicht noch mehr Bomben! Willy Brandt hatte Recht: „Krieg ist nicht mehr die Ultima ratio, sondern die Ultima irratio.“

Unbelehrbar

Die deutsche „Verteidigungsministerin“ von der Leyen, die gerne richtige Kriegsministerin sein will, stellt den geplanten Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan im nächsten Jahr in Frage. Sie warnt vor einem zu frühen Truppenabzug. Ist denn noch immer nicht genug? In Afghanistan kamen 54 junge deutsche Soldaten ums Leben. Wofür? Von einer Stabilisierung der Lage in der Region kann wirklich nicht die Rede sein. Rund 1,3 Millionen Menschen sind durch den sogenannten „Krieg gegen den Terror“ allein in Afghanistan, im Irak und in Pakistan bislang getötet worden, nach Angaben der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ im März 2015 gezeigt hat. Dieser Krieg wird von vielen selbst als Terror empfunden – und hat Terrororganisationen wie Al Quaida und ISIS Auftrieb gegeben. Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hat den internationalen Kriegseinsatz in Afghanistan schon vor vier Jahren für gescheitert erklärt. Der Einsatz habe zwar „den politischen Zweck, Solidarität mit den Vereinigten Staaten zu üben, erfüllt. Wenn man aber das Ziel zum Maßstab nimmt, ein Land und eine Region zu stabilisieren, dann ist dieser Einsatz gescheitert”, sagte er. In Deutschland sind selbst die Militärs klüger als die Politiker. Das Ganze ist ein Beispiel für die Ideologisierung und Unbelehrbarkeit der deutschen Politik.


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