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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 14. September 2015 um 9:34 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/AM/WL/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Albrecht Müller: Dies ist ein sehr lesenswerter Beitrag. Der Autor macht deutlich, welche Rolle unsere Bundeskanzlerin beim Desaster spielt und was zu tun wäre.
Dazu gab es auf dem Titelblatt der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von gestern eine zusätzliche Erläuterung der Rolle von Mama Merkel:
Anmerkung JB: Es war so sicher wie das Amen in der Kirche, dass nun neoliberale Wortführer auch den Mindestlohn unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise unter Sperrfeuer nehmen.
Besonders hart getroffen sind Länder und Kommunen. Um die finanziellen Spielräume zu vergrößern, erwartet Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) jetzt eine Diskussion über Lockerungen bei der verfassungsrechtlich verankerten Schuldenbremse. “Ich glaube nicht, dass die Schuldenbremse in allen Bundesländern eingehalten werden kann”, sagte Seehofer der Süddeutschen Zeitung.
Er sprach von einer dynamischen Kostenentwicklung aufgrund des starken Andrangs von Flüchtlingen. “Wir wollen alle diese Menschen mit Anstand behandeln”, sagte der CSU-Chef. Das erfordere erhebliche zusätzliche Mittel: “Bei den Kosten für die Unterbringung sind wir schon an der Belastungsgrenze. Wir müssen aber auch jetzt sofort die Integrationsbemühungen massiv verstärken, um soziale Spannungen zu vermeiden”, sagte Seehofer.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Anmerkung unseres Lesers U.D.: Ist Bildung, Infrastruktur, Soziales weniger wert, als die Flüchtlinge? Wer versteht es?
Meine Enkelin, 7 Jahre alt geht bei den Nachbarn mit ihrer Spardose aus eigenem Antrieb sammeln, dass das Schwimmbad in Steinfurt, Westfalen nicht geschlossen wird. Die Stadt hat kein Geld mehr. Nicht nur Kinder leiden unter der schwarzen Null des Herrn Schäuble und seinem parlamentarischer Staatssekretär, Jens Spahn. Er kommt aus diesem Kreisgebiet Steinfurt und hatte eine Lehre bei einer örtlich Sparkasse in Ahaus absolviert, bevor er in den Bundestag einzog – seine einzige Finanzerfahrung.
Passend dazu: Wie viele Flüchtlinge können wir uns leisten?
Wer übernimmt die Kosten für die steigende Zahl der Flüchtlinge, der Bund oder die Länder? Bis zum 24. September soll ein Kompromiss gefunden sein. Aber wie teuer ist die Versorgung der Neuankömmlinge eigentlich? Dazu hat das RWI in Essen heute als erstes der großen Wirtschaftsforschungsinstitute ein paar Zahlen vorgelegt:
Die Aufwendungen für Unterbringung, Versorgung und Integration können sich durchaus in einer Größenordnung von 10 Mrd. € bewegen, und sie dürften 2016 nochmals höher liegen, selbst wenn der Zustrom abebbt, da der Bestand an Asylsuchenden über das Jahr hinweg höher sein wird als 2015.
Das entspricht in etwa den Schätzungen der Bundesregierung, die mit rund 12.000 Euro pro Flüchtling und Jahr kalkuliert. Der Tenor aus dem Bundesfinanzministerium ist: Es wird extrem eng für den Haushalt. Das RWI relativiert diese Einschätzung allerdings etwas:
Im laufenden Jahr dürfte der Budgetüberschuss des Staates sogar von 9 auf knapp 20 Mrd. € bzw. in Relation zum nominalen BIP von 0,3% auf 0,6% steigen. Für das kommende Jahr ist mit einem geringeren Überschuss von reichlich 8 Mrd. € (0,3% des BIP) zu rechnen, da die Einnahmendynamik abnimmt, die Finanzpolitik weiterhin expansiv ausgerichtet ist und hohe Mehraufwendungen für Asylsuchende und Flüchtlinge anfallen.
Mit anderen Worten: Obwohl viel Geld für die Flüchtlinge ausgegeben wird, ergibt sich gesamtstaatlich ein Haushaltsüberschuss. Was das für die einzelnen Ebenen bedeutet und ob die schwarze Null gehalten wird, hat das RWI nicht ausgerechnet, aber es ist gleichwohl interessant. Eine Erklärung für das positive Bild: Das für die Flüchtlinge ausgegebene Geld verschwindet konjunkturell betrachtet nicht in einem schwarzen Loch. Es wird ausgegeben, zum Beispiel für Nahrungsmittel oder Einrichtungsgegenstände. Dann fällt Umsatzsteuer an, die dem Staatshaushalt zugutekommt. Und wenn die Flüchtlinge nicht gekommen wären, wäre dieses Geld überhaupt nicht ausgegeben worden, sondern man hätte damit Schulden getilgt – was ebenfalls nicht nachfragewirksam gewesen wäre. Es sei denn, man argumentiert, dass durch die geringere Nachfrage des Staates nach Krediten das Zinsniveau sinkt und daher Unternehmen mehr investieren – was allerdings angesichts der gegenwärtigen Niedrig-Zinspolitik sehr weit hergeholt wäre.
Quelle: Zeit Herdentrieb
und: “Wir müssen über steuerliche Mehrbelastung der Reichen reden”
In der Debatte über die Finanzierung der Flüchtlingshilfe rede kaum einer darüber, wie man die Einnahmen des Bundes erhöhen könnte, kritisierte die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Sahra Wagenknecht, im DLF. Dies dürfe jedoch nicht zulasten der kleinen Leute gehen.
Sahra Wagenknecht im Gespräch mit Christiane Kaess
Quelle: Deutschlandfunk
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Der beste und verständigste Kommentar zu Jeremy Corbyn erscheint ausgerechnet in der rechtskonserativen WELT, während Corbyn von den angeblichen liberalen Blättern SPIEGEL und ZEIT niedergemacht wird.
Anmerkung C.R.: Kann es sein, dass die USA und die Europäische Union (bzw. deren Mitgliedsländer) ein Abkommen über die Geheimhaltung dieser Verträge geschlossen haben. Falls das so sein sollte, könnte es sein, dass der EU-Kommissionschef der falsche Ansprechpartner für ein derartiges Anliegen ist.
Zumindest suggeriert die Überschrift den Eindruck als hänge die Offenlegung dieser Dokumente – wohlgemerkt lediglich für die Volksvertretung; nicht jedoch für die gesamte Öffentlichkeit – alleine von den USA ab.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Der SPIEGEL wird immer mehr zur neoliberalen Hetzpostille. Nicht die Piloten, die die Höhe ihrer Gehälter und der Altersvorsorge im Wesentlichen erhalten wollen (und dabei sogar Abschläge akzeptieren), sind dreist, sondern der Konzern, der trotz Milliardengewinnen immer noch mehr “Sparbeiträge” aus den Mitarbeitern herauspressen will. Aber beim SPIEGEL scheint man Worte wie “Arbeitnehmerrechte” oder “Solidarität” nicht mal mehr im Duden zu finden.
Anmerkung JB: Marburg ist überall. Weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit betreiben privatisierte Krankenhausketten seit geraumer Zeit eine katastrophale Personalpolitik – Personalmangel, Überlastung, ein hoher Krankenstand, Überstunden und eine horrende Arbeitsverdichtung sind die Folgen. Würden die Gesundheitsämter ihre Aufgabe ernst nehmen, müssten wohl viele privatisierte Krankenhäuser geschlossen werden, weil durch die Arbeitsverdichtung simpelste Hygieneregeln nicht mehr eingehalten werden können. Und wo bleibt eigentlich die Gewerbeaufsicht, wenn man sie mal braucht? In einem Punkt ist Marburg nämlich eine positive Ausnahme: Am UKGM gibt es zumindest noch vernehmbaren Widerstand durch Gewerkschaften und Mitarbeiter. An anderen Krankenhäusern haben Gewerkschaften und Mitarbeiter längst resigniert und hier wären nun eigentlich die Aufsichtsbehörden gefordert. Dies scheint jedoch politisch nicht gewollt zu sein, da dadurch der Irrsinn der Privatisierungspolitik offen gelegt würde.
Anmerkung Albrecht Müller: Deutliche Kritik ertragen unsere Leitmedien nicht mehr, auch wenn sie von einem Urgestein der Unterhaltungsbranche kommen. Vielleicht gerade deshalb.
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