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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 11. September 2015 um 9:08 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JW/WL/AT)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Quelle: Cicero
Quelle: empirca S. 4 [PDF]
Deutschland steht weltweit auf Platz zwei der Nationen mit den meisten Multimillionären, gleich hinter den USA. Außerdem sind die superreichen Deutschen eher als in anderen Ländern durch Erbschaft an ihr Vermögen gekommen und seltener durch eigenes Wirtschaften…
Wie aber kommt es, dass laut UBS-Studie in Deutschland 28 % aller Multimillionäre ihren Reichtum allein einer Erbschaft verdanken?…
Quelle: Reiner Braun empirica ag in einer Studie für das Deutsche Institut für Altersvorsorge [PDF]
Dazu: Erbschaften helfen den Wohlhabenden
Bis zum Jahr 2024 werden laut der Studie Vermögenswerte von 3,1 Billionen Euro übertragen, so viel wie nie zuvor. Bei einem Gesamtvermögen aller privaten Haushalte von gut elf Billionen Euro wechselt also jeder dritte Euro den Besitzer. Ein Drittel reichen Eheleute aneinander weiter. Zwei Drittel gehen an die nächste Generation…
Zwar sind die Vermögen insgesamt laut Empirica in den vergangenen zehn Jahren kaum oder gar nicht gestiegen, weil Börsenkrisen und bis 2008 sinkende Immobilienpreise nachwirken. Dennoch nimmt das Volumen der Erbschaften deutlich zu. Denn jetzt kommt eine wohlhabende Generation ins hohe Alter. Es ist die Aufbau-Generation, die zumindest im Westen ihr ganzes Berufsleben vom Nachkriegsboom profitierte und enorme Werte anhäufen konnte.
Etwas entschärft wird die Konzentration auf einige, wenige durch die hohe Zahl der Erben…
Im Schnitt vererben die Deutschen pro Todesfall 363 000 Euro. Rechnet man die zwei Prozent wertvollsten Hinterlassenschaften heraus, sinkt der Mittelwert auf 242 000 Euro. Nur jeder Zweite erbet eine Immobilie und kann sich daher auf eine größere Summe freuen. Ohne Haus oder Wohnung bringt die Erbschaft in jedem vierten Fall gar nichts ein und nur selten summiert sie sich auf mehr als 150 000 Euro…
Quelle: Markus Sievers in der Berliner Zeitung
Dazu auch: Christoph Butterwegge: Vererbte Privilegien
Finanzminister Wolfgang Schäuble legte am 27. Februar 2015 ein zweiseitiges Papier mit Eckwerten zur Neuregelung der Erbschaftsteuer für Unternehmensvermögen vor. Dabei wollte er sich nach eigener Feststellung auf „minimalinvasive Korrekturen“ beschränken.[2]
Schäuble nahm eine Umdefinition des begünstigten Vermögens vor: Nunmehr sollte ausschließlich solches Vermögen von der Erbschaft- bzw. Schenkungsteuer verschont bleiben, das seinem Hauptzweck nach einer originär land- und forstwirtschaftlichen, gewerblichen oder freiberuflichen Tätigkeit dient. Waren bisher Betriebe mit 20 oder weniger Beschäftigten – das heißt weit über 90 Prozent der Unternehmen – von der Lohnsummenpflicht befreit, wollte Schäuble nur bei Unternehmen mit einem Wert bis eine Mio. Euro auf die Prüfung verzichten, ob der Begünstigte die Arbeitsplätze über einen bestimmten Zeitraum hinweg erhält.
Unter diesen Voraussetzungen sollten Schäubles Eckwerten zufolge erst bei Vermögenswerten über 20 Mio. Euro Steuern anfallen. Dies aber auch nur, wenn das Finanzamt bei einer „individuellen Bedürfnisprüfung“ festgestellt hat, dass der Begünstigte persönlich in der Lage ist, die Steuerschuld aus dem mitübertragenen (nichtbetrieblichen) oder dem sonstigen, bereits vorhandenen (Privat-)Vermögen zu begleichen. Zumutbar sollte laut Eckwertepapier der Einsatz von 50 Prozent des verfügbaren Privatvermögens sein. Falls nicht ausreichend liquide Mittel zur Verfügung stehen und erst noch Vermögensgegenstände veräußert werden müssen, käme eine Stundung der Steuer in Frage…
Steuerrechtlich leben wir längst wieder in einer Dreiklassengesellschaft: Während die Angehörigen von Familienunternehmern einen ganzen Konzern erben können, ohne einen einzigen Cent betriebliche Erbschaftsteuer zahlen zu müssen, werden die Witwen und Waisen ihrer Belegschaftsangehörigen ganz normal zur Steuer herangezogen, sofern die für sämtliche Erben geltenden Freibeträge überschritten werden. Die allermeisten Beschäftigten haben jedoch gar nichts, was sie ihren Familienangehörigen hinterlassen könnten…
Nur in wenigen Industriestaaten ist die Erbschaftsteuer so niedrig und ihr Finanzvolumen so gering wie hierzulande. Mit 4 bis 5,5 Mrd. Euro erbringt sie weniger als ein Prozent des jährlichen Gesamtsteueraufkommens. Die betriebliche Erbschaftsteuer bleibt auch nach der Neuregelung eine reine Phantomabgabe…
Quelle: Blätter für deutsche und internationale Politik
Dagegen allerdings die Mainstream-Ökonomen:
Die Ökonomen im Verein für Socialpolitik sind sich einig, dass die Vermögensungleichheit ein „gehyptes Thema“ ist.
Deutschlands führende Ökonomen sehen die Einkommensungleichheit hierzulande gelassen. Das zeigte sich bei einer Podiumsdiskussion der Chefs der Wirtschaftsforschungsinstitute bei der Jahrestagung der Ökonomen am Mittwoch in Münster….
„Ein großes Problem ist die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen nicht“, sagte Christoph Schmidt, Vorsitzender des Sachverständigenrates und Chef des Rheinisch-Westfälischen Instituts (RWI)…
Auch der Wirtschaftsweise Lars Feld betonte, wie stark der Steuerstaat die Nettoeinkommen ausgleiche…
Clemens Fuest, Chef des ZEW-Instituts, ergänzte, dass nur zwei OECD-Länder noch mehr umverteilten als Deutschland….
Ifo-Chef Hans-Werner Sinn betonte, dass mit der Agenda-2010-Politik vor gut zehn Jahren bewusst ein Niedriglohnsektor geschaffen wurde. Gleichzeitig wurden aber niedrige Einkommen durch Zuschüsse aufgestockt. Die Agenda-Politik habe mehr als 2 Millionen Arbeitsplätze geschaffen…
Als der Direktor des Arbeitsmarktforschungsinstituts IAB Joachim Möller einwandte, dass keine negativen Beschäftigungseffekte durch den Mindestlohn zu sehen seien, gab es Widerspruch vom Podium: Derzeit werde alles von der guten Konjunktur überdeckt….
Quelle: Philip Plickert und Maximilian Weingartner in der FAZ
Anmerkung WL: „Konform, uniform, chloroform“ (Heribert Prantl), so sind sie unsere Mainstream-Ökonomen. Für sie gilt: Um so schlimmer für die Wirklichkeit, wenn diese unserer Ideologie nicht entspricht.
Anmerkung WL: Alle Institute zeigen sich verwundert, das die weltwirtschaftlichen Turbulenzen, den deutschen Export (bisher) nur wenig beeinträchtigt hätten und alle gehen davon aus, dass der Export den größten Wachstumsbeitrag leistet. Sie bejubeln, dass sich die Welt weiter gegenüber Deutschland verschuldet. Wer aber bei der (optimistischen) Annahme einer Zunahme des BIP um 1,8% als „Hochkonjunktur“ bezeichnet, hat den Bezug zur ökonomischen Realität verloren.
Anmerkung C.R.: Die berechtigte Kritik von Oskar Lafontaine betrifft leider nicht lediglich das Saarland. Auch andere Bundesländer – und hier ist insbesondere die SPD gefordert – sollten sich für eine Erhöhung der Einnahmen “durch eine gerechte Besteuerung von Millionen-Einkommen, -Vermögen und -Erbschaften bei gleichzeitiger Entlastung von mittleren und niedrigen Einkommen” einsetzen und die sogenannte Schuldenbremse beenden, da sie notwendige Investitionen hemmt. Die NachDenkSeiten haben frühzeitig und mehrfach auf die negativen Auswirkungen von “Schuldenbremsen” hingewiesen:
Zu befürchten ist, dass zumindest bei den entscheidenden Personen innerhalb der Spitze der SPD auch in der Zwischenzeit kein neuer Erkenntnisgewinn eingetreten ist.
Quelle 1: Martin Brussig IAQ
Quelle 2: Martin Brussig, Altersübergangsreport 2015 [PDF]
Anmerkung JB: Diese Meldung legt die Hybris der USA offen; sicher ohne dies zu wollen. Wäre Russland jedes Mal „irritiert“, wenn irgendwo auf der Welt drei(!) amerikanische Militärflugzeuge landen, käme man in Moskau aus dem „irritiert sein“ gar nicht mehr raus.
Anmerkung AT: In meiner Tageszeitung kann ich heute morgen den besorgten Satz lesen:
„Westliche Politiker und Kommentatoren warnen dagegen, die von Russland gelieferten Waffen könnten im Bürgerkrieg auch gegen Rebellen der gemäßigten Opposition eingesetzt werden.“
Die Sorge gebe es bei westlichen Politikern vermutlich nicht, wenn Moskau auf die Unterzeichnung von Endverbleibserklärungen gedrungen hätte, wie es beispielsweise die Bundesregierung bei ihren Waffenlieferungen in die Region getan hat.
dazu: Unterschiedliche Meinungen zum Umgang mit Syrien und Russland
Die Außenminister von Österreich und Spanien plädieren für eine Einbindung Baschar al-Assads in den Kampf gegen den IS, während US-Außenminister Kerry und NATO-Chef Stoltenberg russische Waffenhilfen für die syrische Regierung kritisieren
Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz hat bei einem Besuch in Teheran eine Zusammenarbeit aller Kräfte gefordert, die gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) kämpfen. Dazu gehören seiner Aussage nach auch Russland, der Iran und der syrische Präsident Baschar al-Assad, der in dieser Frage auf derselben Seite stehe, wie der Westen.
Quelle: Telepolis
dazu auch: NATO-Transporte gefährden Neutralität
Seit Jahresbeginn 2014 haben führende NATO-Staaten mehr als 3.200 Transporte an Militärpersonal und Material durch Österreich durchgeführt. Das geht aus der Antwort von Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) auf eine parlamentarische Anfrage hervor. Grünen-Abgeordneter Peter Pilz warnte am Mittwoch in Wien davor, Österreich mache sich zum “Komplizen” der Aufrüstung der Ukraine durch die NATO.
Seit dem Umsturz in der Ukraine im Februar 2014 bekämpft die prowestliche Regierung mithilfe der NATO die prorussischen Separatisten im Osten des Landes. Die USA liefert der Regierung in Kiew militärische Ausrüstung und das US-Militär bildet in der Westukraine Soldaten aus. Auch stockten die NATO-Staaten ihr Verteidigungspotenzial in den baltischen Staaten, Bulgarien, Rumänien und Polen auf.
Quelle: Kurier
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