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Titel: ILO-Studie: Warum sich Arbeitsmarktregulierung auszahlt: In Arbeitsmotivation, Arbeitskoordination und Produktivitätswachstum

Datum: 23. Oktober 2007 um 15:24 Uhr
Rubrik: Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Medien und Medienanalyse
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Neben den ständig wiederholten Behauptungen, wonach die Deregulierung des Arbeitsmarktes mehr Beschäftigung und den Abbau von Arbeitslosigkeit brächte, werden Studien, die das Gegenteil und die Vorteile von Regulierungen belegen, nicht zur Kenntnis genommen und in den Medien allenfalls am Rande erwähnt. So ergeht es offenbar auch einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation [PDF – 292 KB], einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Wolfgang Lieb

Die „Deregulierer“ stellen die Vorteilen von dauerhaften Anstellungen und „rigiden“ Regeln auf dem Arbeitsmarkt in Frage und behaupten, dass angesichts der heutigen globalisierten Märkte, unelastische Festschreibungen von Löhnen und von Anstellungen bei ökonomischen Schocks zu einer Einschränkung von Produktivitätswachstum (und Beschäftigung etc.) führten.
Solche Botschaften würden etwa im „World Economic Outlook“ des IWF, oft von der OECD oder von der Weltbank vertreten, heißt es in der ILO-Studie. (In der in Deutschland vorherrschenden ökonomischen Lehre kann man diese Behauptungen fast durchgängig wiederfinden.)

Die Autoren der Studie stützen sich nicht auf ökonomische Modellannahmen sondern auf empirische Forschungsergebnisse. Sie zeigen, dass „rigide“ Arbeitsmarktregulierungen auch positive ökonomische Effekte mit sich bringen.

Das Ergebnis der Studie lässt sich wie folgt zusammenfassen:

Der Einfluss von Arbeitsmarktregulieren auf das Wachstum der Arbeitsproduktivität ist ambivalent:
Auf der einen Seite erhöhen Regulierungen die Anpassungskosten des Faktors Arbeit, was die Produktivität negativ beeinflussen kann, aber auf der anderen Seite, erhöhen Regulierung (wie Kündigungsschutz, Flächentarife, soziale Standards) aus verschiedenen Gründen die Arbeitsmotivation und den Arbeitseinsatz und (die (tarifliche) Koordination von Lohnverhandlungen) stimuliert vor allem arbeitssparenden technischen Fortschritt und dadurch einen Anstieg der Produktivität.
Die Studie stellt empirische Befunde aus einem Querschnitt von 20 OECD-Ländern (1984 – 1997) dar, die belegen, dass relativ „rigide“ (z.B. regulierte oder koordinierte) Arbeitsmärkte das langfristige Wachstum der Arbeitsproduktivität steigern.

Die ILO erhofft sich, dass die Ergebnisse dieser Studie einen Einfluss auf die allgemeine ökonomische Diskussion über den Einfluss von Arbeitsmarktregulierung auf die Wirtschaft haben.

Dazu müssten unsere, in ihrer großen Mehrheit weitgehend eindimenisonal denkenden „Deregulierer“ aber solche Studien erst einmal zur Kenntnis nehmen.

Unter Benutzung aller möglichen Suchmaschinen habe ich nur die ILO als Quelle für diese Studie gefunden, aber hunderte von Einträgen die davon ausgehen, dass Regelungen auf dem Arbeitsmarkt das Wachstum allgemein hemme, die Produktivität negativ beeinflusse, die Arbeitslosigkeit erhöhe oder Ursache für die Schattenwirtschaft usw. usf. seien. Wir können solche Aussagen nahezu täglich hören und lesen.
Es wird also wohl noch lange dauern, bis die Empirie die herrschenden Dogmen schleifen kann.

Die Studie lohnt sich zu lesen, damit Sie wenigstens belegen können, dass die gängigen Behauptungen allenfalls die halbe Wahrheit sagen. Und halbe Wahrheiten sind ja bekanntlich oft ganze Lügen.


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