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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 10. Oktober 2007 um 9:42 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung: Die niedrige Zahl von zehn Befragten bietet allerdings einen nicht unerheblichen Angriffspunkt, auch wenn ausdrücklich von einer nicht repräsentativen Befragung die Rede ist.
Anmerkung: Lesens- und sehenswert.
Anmerkung eines Lesers: Der Online-Beitrag enthält dabei nicht einmal die Schärfen des im Fernsehen gesendeten Beitrags. Da wurde es (wieder mal) als Selbstverständlichkeit hingestellt, dass die Hartz4- Reformen wirken, und dass das die Mehrheit auch so sieht. Neben dem im Online-Artikel zu Wort kommenden “Experten” Hilmar Schneider (Postinstitut IZA) gab es im Fernsehbeitrag auch ein Wiedersehen mit Meinhard Miegel. Soviel zu den Experten.
Im anschließenden heute journal wurde dann zum gleichen Thema noch Thomas Straubhaar interviewt. Hier kam dann wenigstens auch ein Vertreter der Hans-Böckler-Stiftung zu Wort. Mit dem darauf folgenden Statement von Hundt wurde dann das gewünschte Mehrheitsverhältnis der abgebildeten Meinungen wieder hergestellt.
Fazit: ZDF: Frontal gegen Beck
Quelle: ver.di
Anmerkung: Eine schöne Antwort auf unsere Kritik
Anmerkungen von M.B.: Immerhin, das ist wesentlich mehr Aufklärung als in anderen Medien geboten wird. Damit erfahren aufmerksame Leser/innen von Interessenverflechtung und käuflicher Wissenschaft. Es hätte aber gerne noch ein bisschen mehr sein dürfen.
Professor Raffelhüschen ist
Das von Raffelhüschen geleitete Forschungszentrum Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau ist alles Andere als ein unabhängiges Forschungszentrum. Dieses Institut hat einen Förderverein, dessen Vorsitzende Günther Knortz (ehemaliger Vorstand der ERGO-Versicherungsgruppe in Altersteilzeit) und Bernd Raffelhüschen (eben Aufsichtsrat bei der ERGO-Versicherungsgruppe). Durch den Förderverein wirkt das Forschungszentrum Generationenverträge mit freundlicher finanzieller Unterstützung von:
Quelle 1: ERGO Versicherung
Quelle 2: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
Quelle 3: Nachdenkseiten vom 19.03.2006
Quelle 4: LobbyControl vom 10.06.2005
Quelle 5: MLP
Quelle 6: Generationenverträge-Förderverein (Vorstand)
Quelle 7: ERGO-Versicherung (u. A. zu Günter Knortz / s. letzter Absatz)
Quelle 8: Generationenverträge-Förderverein (Sponsoren)
Und weil es so schön ist: der Klassiker !
Quelle 9: ARD-Monitor vom 16.03.2006 (Lautsprecher an)
Die auch von Raffelhüschen gerne praktizierte Prognose der Beitrags- oder Bevölkerungsentwicklung über mehrere Jahrzehnte wird in diesem älteren Beitrag gut demontiert. Dabei muss man sich nur vorstellen, eine 30-Jahres-Prognose wäre ein paar Jahre vor dem Ersten Weltkrieg gemacht worden.
Quelle 10: Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Fazit: Professor Dr. Bernd Raffelhüschen ist ein Versicherungsvertreter mit Professorentitel, und das von ihm geleitete Forschungsinstitut ist ein wissenschaftlicher Schreibtisch der Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche.
Und dazu noch:
Arm durch Arbeit. Arbeitnehmer – die wahre Unterschicht
Die Einkommen der Arbeitnehmer haben sich in den vergangenen Jahren viel schlechter entwickelt als die von Selbständigen, Rentnern oder Pensionären. Schuld ist eine Fehlkonstruktion des Sozialstaats, der abhängig Beschäftigte abstraft.
Quelle: Spiegel-Online
Kommentar unseres Lesers J.K. aus Nürnberg: Hier ein Hinweis auf ein neues Machwerk aus dem Spiegeldunstkreis. Im Stil von Steingart & Co macht Michael Sauga in seinem Buch “Wer arbeitet, ist der Dumme” den Sozialstaat für sinkende Löhne und Realeinkommen verantwortlich.
Agenda 2010, Harz IV, permanente Steuersenkungen für Vermögensbesitzer und Unternehmen, skrupellose Manager, Privatisierung, Shareholder Kapitalismus und grenzenlose Profitgier von Private Equity und Hedgefonds sowie eine falsche, wie von den NachDenkSeiten oft genug dargestellt, einseitig angebotsorientierte Wirtschaftspolitik haben damit natürlich rein gar nichts zutun.
Absurder kann man gar nicht argumentieren; gäbe es den Sozialstaat nicht, würde es den Menschen besser gehen (wie jenen erwerbstätigen Bundesbürgern, die das Glück haben, als Selbstständige nicht in die Sozialkassen einbezogen zu sein.)
Da fällt einem unter anderem Michaels Moores neuer Film “Sicko” ein, der vielleicht etwas überspitzt die Segnungen des komplett privat organisierten, US-amerikanischen Gesundheitssystems darstellt.
Gerade die unteren Einkommensklassen könnten selbst wenn sie die gegenwärtigen Abzüge für Renten-, Arbeitlosen- und Krankenversicherung auf den Lohn aufgeschlagen bekämen nie und nimmer die Aufwendungen für eine komplett private Absicherung erbringen.
Die obligatorische Hetze gegen die angeblich schmarotzenden Alten (Seniorenparadies Deutschland) darf ebenso wenig fehlen wie der Hinweis auf die metaphysische Macht der Globalisierung.
Ob jemand den absurden Thesen des Herrn Sauga folgt? Man muss wohl befürchten, dass es genügend Nachplapperer insbesondere aus der Politik geben wird.
Ergänzender Kommentar AM : Die Fragwürdigkeit des Textes von Sauga können Sie schon an der Einleitung zum zweiten Text erkennen. Ich wiederhole:
Die Einkommen der Arbeitnehmer haben sich in den vergangenen Jahren viel schlechter entwickelt als die von Selbständigen, Rentnern oder Pensionären. Schuld ist eine Fehlkonstruktion des Sozialstaats, der abhängig Beschäftigte abstraft.
Die Einkommen der Arbeitnehmer haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten, insbesondere seit 1993, viel schlechter entwickelt als die Einkommen aus Gewinnen und Vermögen und die Einkommen der Besserverdienenden, weil durch eine bewusste Dämpfung der Konjunktur die Arbeitsmarktlage der Arbeitnehmer und ihr Gewicht auf dem Arbeitsmarkt und damit auch die Verhandlungsposition der Gewerkschaften immer schlechter wurde. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es spätestens seit 1993 keinen fairen Wettbewerb. Die Hauptschuldigen dafür sind die miserable, die Beschäftigungspolitik ignorierende Geldpolitik der Zentralbanken Bundesbank und EZB und die falsche Makropolitik auf Seiten der Bundesregierung. Aber dieses wird die Redaktion des Spiegels nie verstehen, weil es in ihrem Weltbild so etwas wie Konjunktur und Makropolitik nicht gibt.
Die von Herrn Sauga bemühte „Fehlkonstruktion des Sozialstaats“ würde er gar nicht bemerken, wenn Geld- und Fiskalpolitik für ausreichende Beschäftigung gesorgt hätten, jedenfalls sich darum bemüht hätten.
Anmerkung: Gegen Ende des Artikels heißt es: „Umstritten ist, ob nicht auch die Ausbildung der Fachkräfte verbessert werden sollte.“ Warum so vorsichtig? In anderen Ländern ist eine akademische Ausbildung für Erzieher und Erzieherinnen eine Selbstverständlichkeit. Siehe dazu „Warum auch Erzieherinnen eine akademische Ausbildung brauchen“.
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