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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 17. Juni 2015 um 9:03 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
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dazu: Die Rentenlüge und Gabriels Kommunisten
Die Diskussion über die neue Regierung in Athen und die in Berlin orchestrierte Krisenpolitik der Gläubiger war seit Januar immer auch eine über den Kampf um die öffentliche Meinung hierzulande. Kann man dazu noch was Neues beitragen? Man kann.
Denn was bei aller Diffamierung von SYRIZA-Politikern, vor lauter neoliberalen Sprach-Rastern und einer allgegenwärtigen Rhetorik der Alternativlosigkeit, welche die Wahlentscheidung der Griechen nicht zu respektieren gedenkt – was bei all dem doch noch überrascht: dass die SPD es schafft, die Union und deren Claqueure rechts zu überholen.
Quelle: Tom Strohschneider auf Neues Deutschland
Dazu auch Thomas Fricke via Facebook
Jetzt hat doch diese nette Studentin aus Aachen beim Günther Jauch als erste die 50-Euro-Frage nicht richtig beantwortet. Natürlich peinlich. Dabei hat die Frau sich eigentlich nur im Tag geirrt. Sie hätte am Sonntag zu Jauch gehen sollen, da sitzen ganz oft Politiker, die in Makroökonomie keine einzige 50-Euro-Frage beantworten könnten.
Yanis Varoufakis hat kürzlich auf einer Konferenz übrigens mal im Nebensatz fallen gelassen, dass er beim Finanzministertreffen dafür angemotzt worden zu sein, über Makroökonomisches reden zu wollen. Wahrscheinlich von unserem Vollökonomen Schäuble. Klar, was soll das auch, in der größten makroökonomischen Krise der vergangenen 80 Jahre etwas von Makroökonomie zu verstehen. Da kommt ja nur sowas raus wie, dass Austerität Krisen in der Regel verschlimmert und die Probleme nicht löst. Wir reden über den Griechen an sich – Wie sind die Griechen? Antwort A bis D: faul – (und verwirrte Studentinnen). 50 Euro! Basta!
Quelle: Facebook
Dazu: Der Schuldenschnitt kommt in jedem Fall
Aus deutscher Sicht gibt es zwei Lösungen der Griechenland-Krise. Entweder verlieren wir die ganzen 80 Milliarden Euro an Griechenland-Krediten. Oder wir verlieren nur einen Teil davon. Es ist die offizielle Position der Bundesregierung, dass sie unbedingt alles verlieren will. Es verbleiben jetzt nur wenige Wochen, in der wir die bislang größte deutsche Lebenslüge des 21. Jahrhunderts korrigieren können.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie tief diese Lebenslüge in der deutschen Gesellschaft verankert ist. Es wundert mich nicht, dass Angela Merkel in den Jahren 2010 und 2012 die Griechenland-Krise mit unrealistischen Auflagen unter den Teppich kehrte. Erstaunlicher ist, dass ihr heutiger Regierungspartner, die SPD, dem nichts entgegensetzte. Merkel hat sich mit dem Griechenland-Kredit verzockt, und keiner sagt etwas.
Griechenland braucht einen Schuldenschnitt. Aber wenn Sie über das Thema mit Sozialdemokraten reden, dann kommt immer die Antwort: Das sehen wir im Prinzip genauso, nur können wir das in Deutschland nicht thematisieren. Das Einzige, was gehen würde, wäre eine Verlängerung von Laufzeiten und eine Reduzierung von Zinsen, weil man dann den impliziten Schuldenschnitt einer solchen Aktion nicht sieht.
Quelle: Wolfgang Münchau auf Spiegel Online
Anmerkung JB: Es lebe die Schizophrenie! Gehen wir doch einmal ein wenig in der Zeit zurück. In der Planungsphase des Euros war es doch die politische Linke, die eine demokratische und damit politische EZB haben wollte. Die geldpolitischen Falken rund um Helmut Kohl und die Bundesbank waren es hingegen, die eine EZB haben wollten, die politisch unabhängig ist und haben sich damit auch durchgesetzt. Nun haben wir eine politisch unabhängige EZB, die zudem ein Statut hat, dass eher an die Bundesbank, also eine nationale Zentralbank, angelehnt ist und für eine Gemeinschaftswährung schlicht ungeeignet ist. Und man weiß nicht, ob man nun weinen oder lachen soll, wenn der EuGH der EZB einen „Freibrief“ ausstellt. Die Verwirrung ist nun nämlich perfekt: Nun sind es die geldpolitischen Falken die den Beschluss kritisieren. Warum? Weil heute die europäische Politik voll und ganz von den Monetaristen und Falken kontrolliert wird und heute eine „politische“ EZB mehr oder weniger die Positionen vertreten würde, die ihnen in den Kram passt. Eigentlich sollte sich da doch die politische Linke freuen. Doch weit gefehlt. Auch die politische Linke kritisiert das Urteil, da es die Unabhängigkeit zementiert und das Zentralbanksystem damit auch weiterhin weit davon entfernt sein dürfte, demokratisch kontrolliert oder gar legitimiert zu sein. Im Grunde hat die politische Linke damit freilich ja auch Recht. Andererseits muss man jedoch auch sehen, dass die EZB momentan die einzige in die Eurokrise involvierte Institution ist, bei der Vernunft zumindest in Spuren zu finden ist. Anders gesagt: Hätten wir heute eine demokratisch legitimierte und kontrollierte Zentralbank wäre bei der momentan vorherrschenden Kräfteverteilung innerhalb der Politik die Eurozone wohl schon längst zerbrochen und der Schaden unermesslich. Daher kann man das Urteil des EuGH zwar aus grundsätzlichen Erwägungen heraus falsch finden, es aus praktischen und realpolitischen Gründen heraus dennoch begrüßen … verrückte Welt.
Dazu auch: Unabhängig von der Politik, nicht vom Recht
Die Europäische Zentralbank ist nicht der liebe Gott Europas. Die Richter des EuGH erlauben zwar umstrittene Anleihenkäufe, nutzen das Urteil aber, um Grenzen aufzuzeigen. Das ist richtig so.
Europas Stärke ist das Recht, nicht das Geld. Nicht der Euro hält Europa im Innersten zusammen, sondern die Kraft des Rechts und der Glaube daran. Der Europäische Gerichtshof verkörpert die Kraft des Rechts. Diese Kraft hat er in seinem Urteil zur Europäischen Zentralbank betont – vorsichtig, nicht auftrumpfend, aber doch bestimmt. Die EZB, so sagen die höchsten Richter Europas, sei zwar unabhängig, aber nicht ungebunden. […] Aber die europäische Idee ist nicht die vom Recht des Stärkeren, sondern die von der Stärke des Rechts.
Quelle: Heribert Prantl in der Süddeutschen
Anmerkung AT: Wie sinnvoll das Recht ist, das Prantl da glorifiziert, bleibt offen. Die Zentralbank macht doch im Grunde nur das, was eine Zentralbank tun muss, wenn sie zu der Erkenntnis gelangt, dass die Politik auf ganzer Linie versagt hat. Die EZB hat allein mit der Ankündigung, notfalls alle Anleihen aufzukaufen, der Spekulation gegen einzelne Eurostaaten einen Riegel vorgeschoben, ohne auch nur einen Cent tatsächlich auszugeben. Und sie hat die Deflation als reale Gefahr für den gesamten Euroraum erkannt. Doch was tut die Politik dagegen? Nichts. Sie versteckt sich lieber hinter einem Konstruktionsfehler und will Recht haben.
Anmerkung unseres Lesers U.D.: Diese Meldung, die in der gesamten Medienlandschaft verbreitet wurde, ist nicht überraschend. Die US-Medien schreiben die Auswirkungen eines Atomschlages herunter, denn nur so ist die Meldung einer angeblichen “Petition für einen nuklearen Präventivschlag der USA gegen Russland” zu erklären – jedoch war über diese fiktive Petition in der Presse nichts zu lesen.
Anmerkung unseres Lesers O.B.: …man will den Russen zwar Atom-Raketen vor deren Grenzen platzieren, aber wenn die Russen ihr Arsenal ausbauen, dann ist es Säbelrasseln?
Anmerkung unseres Lesers: S.L.: Es wird konkret – willkommen zurück im 18. Jahrhundert.
Dazu: Rühe-Kommission will Beschneidung des Parlamentsvorbehalts durch die Hintertür
„Die Vorschläge der Rühe-Kommission stellen einen Angriff auf den Charakter der Bundeswehr als Parlamentsarmee dar”, erklärt Sevim Dagdelen, Sprecherin für Internationale Beziehungen der Fraktion DIE LINKE, anlässlich des heute vorgestellten Berichts der so genannten Rühe-Kommission zur zukünftigen Ausgestaltung des Parlamentsvorbehalts bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr.
Alexander S. Neu, Obmann der Fraktion DIE LINKE im Verteidigungsausschuss, führt fort: „Mittels einer Kategorisierung des ‘Einsatzbegriffs‘ in diverse ‘Einsatztypen‘ versucht die Rühe-Kommission das Parlamentsbeteiligungsgesetz zu schleifen: Einsätze, wie zum Beispiel Ausbildungsmissionen, sollen zukünftig nicht mehr als zustimmungspflichtige Militäreinsätze gelten. Insgesamt wurden sieben nicht zustimmungspflichtige ‚Einsatztypen‘ festgelegt. Mit diesen Ausnahmekategorien wird der Parlamentsvorbehalt zum Schweizer Käse.
Quelle: Linksfraktion
Dazu: Schmerzhaft besetzte Leerstelle
Der Umgang mit Toten gehört zu den Grundfesten von Kulturkreisen. Die Aktion des „Zentrums für Politische Schönheit“ zeigt, woran es bisher mangelt. […]
Zynisch ist nicht dieses Projekt. Zynisch ist eine Gesellschaft, die buchstäblich über Leichen stolpern muss, um hoffentlich wahrzunehmen, dass die Flüchtlinge keine statistische Größe sind, sondern Menschen, die ein Recht auf unsere Unterstützung haben. Und denen man auch über ihren Tod hinaus mit Würde begegnen muss, wenn man denn das Grundgesetz achtet, nach dem die Würde des Menschen unantastbar ist.
Quelle: Ines Pohl in der taz
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