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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 16. Juni 2015 um 9:14 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JK/JB)
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung JK: Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das neuste Narrativ der Griechenland-Hetzer in den Mainstreammedien, dass es Tsipras als angeblichen Anhänger der sogenannten Spieltheorie, nur um ein Spielchen mit der Troika und Berlin gehe, um zu sehen wer als erster kneift. Dabei steht der Verlierer in diesem, allein von Brüssel und Berlin inszenierten, miesen Spiel schon lange fest, es ist das griechische Volk, dass seit mehreren Jahren mit einer beispiellosen humanitären und ökonomischen Katastrophe konfrontiert wird.
Dazu: Griechenland ist Verlierer in diesem Spiel
Die Schlinge um Griechenland zieht sich weiter zu. Schuld daran sei vor allem die griechische Regierung, meint DIW-Experte Kritikos. Ihre Politik sei verantwortungslos. Im tagesschau.de-Interview erklärt er, wer in dem gefährlichen Spiel welche Strategie verfolgt.
tagesschau.de: Die Verhandlungen zwischen Griechenland und den internationalen Geldgebern scheinen festgefahren. Ist das ein Spiel mit dem Feuer?
Alexander Kritikos: Aus Sicht der Eurogruppe spielt vor allem die griechische Regierung mit dem Feuer. Vor allem in den zurückliegenden zwei Monaten ist deutlich geworden, dass die griechische Regierung sich darum drücken möchte, irgendeine Art von Reformpaket durchs griechische Parlament zu bringen. Die Angst, keine Mehrheit zu bekommen, ist groß. Denn das würde ein vorzeitiges Ende der eigenen Regierungszeit bedeuten. Die Tsipras-Regierung versucht also derzeit alles zu tun, um an die letzten Milliarden des Rettungspakets zu kommen, ohne eine eigene Gegenleistung zu erbringen.
Quelle: Tagesschau
Wir hatten auf diesen Herren schon einmal hingewiesen. Es ist schon seltsam, dass dieser „Experte“ immer wieder auftaucht wenn es um Hetzartikel gegen Griechenland geht (z.B. auch hier in der SZ). Aber das ist sicher reiner Zufall. Ansonsten müssten wir unseren „Qualitätsmedien“ wieder einmal einseitige Berichterstattung unterstellen.
Und: Ohne Reformen kein Geld mehr
Weitere Griechenland-Hilfe nur gegen weitere Reformen, fordert FDP-Chef Christian Lindner. Die größte Gefahr sei nicht der “Grexit”, sondern dass Griechenland unter falschen Bedingungen in der Eurozone verbleibe. Würde man dem Land nun Rabatt gewähren, könnten auch andere Forderungen nach einer laxeren Finanzpolitik stellen.
Lindner: Dann muss man aber trotzdem eben konsequent dabei bleiben. Hilfe nur gegen Reformen – kommen keine Reformen, dann keine Hilfe. ….. Die Griechen wollen sich aus der Verantwortung stehlen mit der Regierung Tsipras. Würde man jetzt Herrn Tsipras Rabatt geben, wäre das ein Konjunkturprogramm für Linkspopulisten überall in Europa, zum Beispiel in Spanien. Also die größte Gefahr heute ist nicht das Ausscheiden Griechenlands, ich sehe die größte Gefahr heute darin, dass Griechenland im Euro verbleibt und zwar unter den falschen Bedingungen.
Remme: Wie wichtig sind bei all diesen Fragen übergeordnete Gründe in der Richtung, dass Griechenland in einer sehr unruhigen Region in Südosteuropa an der Seite der europäischen Partner gehalten werden muss?
Lindner: Das ist ein ganz wichtiges geostrategisches Argument. Deshalb ist mein Wunsch auch, dass Herr Tsipras eine 180-Grad-Wende abschließt, um dann in der Eurozone bleiben zu können. Es geht auch jetzt gar nicht um neue rigide Sparmaßnahmen, da ist doch viel bereits erreicht worden unter der Vorgängerregierung von der jetzigen Koalition dort. Das muss man aufnehmen, dann geht es um Fragen der Marktöffnung, der Privatisierung,
Quelle: Deutschlandfunk
Anmerkung unseres Lesers HR.v.M. : Zu der Anti-Syriza-Kampagne in den deutschen Medien und bei deutschen Politikern passt das Interview im Deutschlandfunk mit Christian Lindner ( FDP).
Was andere Leute hinter wirtschafts- und finanzpolitischen Geschwafel zu verstecken suchen, bringt Lindner klar auf den Punkt, es geht darum die neoliberale Politik mit aller Gewalt europaweit durchzusetzen.
Anmerkung JK: Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „… wir werden nicht die überzogenen Wahlversprechen einer zum Teil kommunistischen Regierung durch die deutschen Arbeitnehmer und ihre Familien bezahlen lassen.“ Nein, das Zitat stammt nicht von einem Hinterbänkler der CDU, sondern von Wirtschaftsminister Gabriel. Publiziert natürlich, wo sonst, in Springers Hetzblatt der BILD. Liebe SPD-Mitglieder schämt ihr euch über gar nichts mehr?
Quelle: Time
Anmerkung Albrecht Müller: Ein bemerkenswerter Vorschlag zur Lösung des Problems
Anmerkung JB: Verrückte Welt. SPON klärt ausnahmsweise mal über eine Kampagne auf und kritisiert vollkommen zu Recht die „Sunday Times“. Mit keinen Wort geht SPON jedoch darauf ein, dass auch der Rest der deutschen Medien voll auf den Kampagnenzug aufgesprungen ist:
Es ist übrigens kein Wunder, dass die BILD ausgerechnet den „Geheimdienst-Experten“ John Schindler ausgewählt hat.
Der Mann ist in den USA – um es mal vorsichtig zu sagen – stark umstritten:
Natürlich ist nicht nur die BILD dabei, sondern auch die „Qualitätszeitung“ FAZ …
… und die stets äußerst korrekt recherchierende Tagesschau:
Anmerkung JK: Ein interessanter Blick aus den USA auf die Entwicklung in Deutschland.
Anmerkung JK: Da soll noch einer sagen uns ginge es nicht gut.
Dazu passt: Soziale Ausgrenzung in Bayern Am Rand – Alleinerziehende und Asylsuchende
Zum Start ihrer Aktionswoche hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) einen Atlas zur Sozialen Ausgrenzung in Bayern vorgestellt. Demnach sind vor allem Alleinerziehende, Kinder von Hartz-IV-Eltern und Asylsuchende betroffen.
Bayern ist ein reiches Land. Das weiß auch Thomas Beyer, Chef der bayerischen AWO. Und trotzdem, oder genau deshalb, weist er darauf hin, dass mehr als 1,7 Millionen Menschen in Bayern als arm oder armutsgefährdet gelten. Bei den Älteren gilt das für jeden Fünften. Noch schlimmer ist es bei den Alleinerziehenden: Hier gelten laut AWO über 40 Prozent als armutsgefährdet. Das Sozialministerium spricht von knapp 34 Prozent. Und noch eine Zahl: In Bayern leben 120.000 Kinder von Hartz IV.
Die AWO fordert deshalb unter anderem vom Freistaat eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Steuergerechtigkeit und zielgerichtete Sozialleistungen. Beispiel Kindergeld: Das würden reiche Familien bekommen, bei Hartz-IV-Empfängern sei es dagegen teilweise in die Leistung miteingerechnet. Soziale Ausgrenzung gibt es für die AWO aber auch noch an vielen anderen Stellen, zum Beispiel bei psychisch Kranken. Immerhin ist fast ein Drittel der Erwerbstätigen laut Barmer Gesundheitsreport davon betroffen. Soziale Ausgrenzung erfahren laut AWO auch viele der fast 2,5 Millionen Migranten in Bayern und natürlich auch Asylsuchende.
Quelle: br.de
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Meine Güte, man faßt es nicht. Natürlich ist es wünschenswert, Flüchtlinge möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Nur wollen die Unternehmen damit zum Einen den Ausgang eines Asylverfahrens präjudizieren, also das Recht in die eigenen Hand nehmen. (Nichts Neues, daß sich die Arbeitgeberseite über geltendes Recht hinwegsetzen will, aber besonders eklatant.) Und zum Anderen: was soll das heißen, die “Unternehmen würden händeringend Mitarbeiter suchen”? Bei offiziell 3,8 Millionen, in Wirklichkeit eher 6 Millionen Arbeitslosen alleine in Deutschland, über 20 Millionen Arbeitslosen in der EU werden die Unternehmen nicht fündig für die Ausübung von Tätigkeiten, für die ganz offensichtlich u. a. keine oder fast keine Deutschkenntnisse erforderlich sind, also vermutlich hauptsächlich Arbeiten im unqualifizierten Bereich mit Löhnen, von denen man nicht leben kann??? So daß dann der viel zu starke Druck auf die Löhne in einem Bereich, der faktisch fast unreguliert ist, noch einmal erhöht werden und sich Hunderttausende schon hier lebende Arbeitslose mit Hunderttausenden Asylbewerbern um sehr wenige, dafür sehr schlecht bezahlte, miese Arbeitsstellen kloppen sollen? Die Arbeitgeberseite hat gegenüber sozialen Belangen wirklich ein Gemüt wie ein Fleischerhund.
Anmerkung JK: Eigentlich gehört so etwas Essentielles wie ein Dach über dem Kopf nicht in die Hände privater Spekulanten.
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