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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 26. Mai 2015 um 9:13 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/JK/AM/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung AM: Die spanischen Medien haben sich im Wahlkampf schon deutlich gegen Podemos und zugunsten der rechten Bürgervereinigung Ciudadanos positioniert. Das ist das bekannte Schema in allen Staaten des Westens. Es darf keine Alternative geben. Und wenn dann wird mit aller Macht dagegen angegangen.
Die PP verlor gegenüber den Wahlen von 2011 landesweit zehn Punkte, blieb aber mit 27 Prozent stärkste Partei. Die PSOE erreichte 25 Prozent, ein Minus von drei Punkten.
Die erst vor 14 Monaten gegründete linksalternative Gruppierung Podemos (Wir können) konnte sich auf Anhieb als dritte Kraft durchsetzen, doch koalierte Podemos in vielen Orten und einigen Regionen mit anderen Gruppierungen, so dass der Wahlleiter keine Prozentzahlen für das ganze Land auswies. […]
Die früher marginalen Ciudadanos (Bürger), die, vergleichbar mit der deutschen FDP, für Marktwirtschaft und eine liberale Gesellschaft eintreten, konnten ihren Stimmanteil gegenüber 2011 verdreifachen. Sie kamen landesweit allerdings nur auf knapp sieben Prozent und somit weniger als in den Umfragen vorausgesagt.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Anmerkung unseres Lesers M.L.: Die Einschätzung, dass (wie andernorts) aus sogenannten Sozialisten bzw. Sozialdemokraten längst bürgerliche Gruppierungen geworden sind, ist zutreffend und zugleich (wie andernorts) Teil des Problems bzw. politischen und sozialen Nährbodens für erfolgreiche Bürgerbewegungen und Parteien wie Podemos. Daher liegt die Schlussfolgerung eines Zusammengehens der bürgerlichen Gruppierungen bzw. geringer Chancen einer Regierungsbeteiligung der neuen politischen Gruppierungen keinesfalls so nahe, wie abschließend insinuiert, insbesondere nicht auf lokaler und regionaler Ebene bzw. in den großen Städten bzw. Metropolen wie Madrid und Barcelona.
Auch die übliche Titulierung von Podemos als ‘radikale Linke’ ist schlichtweg propagandistisch diskreditierende Etikettierung, da sich deren Programm und Gesellschaftsmodell ausdrücklich auf nordeuropäische sozialdemokratische Erfolge und Traditionen bezieht. Zumindest im gemeinhin diskreditierenden Verständnis solcher Etikettierung als ‘radikal links’. Denn buchstäblich ist diese Bezeichnung durchaus zutreffend, sofern ‘links’ als generell in der Tradition der Aufklärung und Menschenrechte stehend sowie ‘radikal’ in Sinne von ‘an der Wurzel packend’ verstanden wird. Beides spielt aktuell (nicht nur) in Spanien sehr wohl eine zentrale Rolle, sofern das vorherrschende Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell Menschen- und Bürgerrechte zunehmend ‘strukturell reformierend’ einschränkt sowie politisch korrumpierte und korrumpierende Eliten hervorbringt bzw. etabliert. Beides bedingt und verstärkt sich gegenseitig, weshalb beides Teil desselben Protest und seiner politischen und sozialen Formierungen bzw. Bewegungen ist und sein muss. Und weshalb eine vermeintliche Protestpartei wie Ciuadadons keine wirkliche Lösung sondern selbst Teil des Problems ist, soweit deren Programm (wie die PP selbst) sich lediglich auf die sichtbare Oberfläche der Korruption beschränkt (reduziert auf ‘individuelle Einzelfälle’ und ‘charakterliche Mängel’, PP, bzw. auf institutionelle Mängel, Ciudadanos), und somit die wesentlichen Fragen nicht stellt, sondern verdeckt und nötigenfalls diskreditiert (‘linksradikal’ etc.). Podemos und andere benennen genau dieses (buchstäblich) zentrale Problem und stellen genau diese entsprechend zentralen Fragen, um überhaupt passende und wirkliche Antworten finden zu können, auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen demokratischer Selbstorganisation und Regierung.
Dazu: Oskar Lafontaine – “Der die Menschenwürde verachtende Kapitalismus ist nicht das Ende der Geschichte”
Bei den Kommunalwahlen in Spanien hat die linksalternative Gruppierung Podemos (“Wir können”) beachtliche Erfolge erzielt. Der Wahlblock um Podemos stellt in Barcelona die stärkste und in Madrid die zweitstärkste Stadtratsfraktion. Aber: “Es wird erwartet, dass die PSOE (die spanische SPD), die längst eine bürgerliche Gruppierung geworden ist, vielerorts ein Zusammengehen mit der PP (der spanischen CDU) einer Koalition mit der radikalen Linken Podemos vorzieht”, schreibt die “Süddeutsche Zeitung”. Die etablierten Parteien sind in vielen Ländern Europas auf dem Rückzug, weil die Menschen zunehmend das Machtkartell aus Banken, Konzernen und etablierten Parteien durchschauen. Aber noch setzt sich der neoliberale Block zur Wehr, wie der Kampf gegen Syriza zeigt. Ausgang offen. Es wird auch Rückschläge geben, aber der Kampf um eine freiheitliche, gerechtere Wirtschaftsordnung geht weiter. Der die Menschenwürde verachtende, auf Enteignung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gründende Kapitalismus ist nicht das Ende der Geschichte.
Quelle: Oskar Lafontaine
Anmerkung unseres Lesers M.L.: Eine recht guter Überblick über die politische Lage in Spanien im ‘Superwahljahr 2015’, in dem neben den aktuellen Lokal- und Regionalwahlen im Herbst noch die Wahlen in Katalonien (mit dem deutlichen Unterton eines Unabhängigkeitsplebiszits) und anschließend in Gesamtspanien (Parlamentswahlen) stattfinden, und darüber hinaus womöglich die letzte Wahl (im März) in Andalusien wiederholt werden muss (dann ebenfalls im Herbst), sollte dort die nötige Parlamentsmehrheit zur Wahl der amtierenden und geschäftsführenden Präsidentin Díaz (PSOE) weiterhin nicht zustande kommen.
Insbesondere zutreffend der Fokus auf die Partei ‘Ciudadanos’, die anders als ‘Podemos’ keine neue Formation ist, sondern seit 2006 in Katalonien (‘Ciutadans’) aktiv ist und sich erst ab 2014-2015 national formierte. Diese Formation wird vielerorts offen als ‘Marca blanca’ (Handelsmarke) des ‘Partido Popular’ eingeschätzt. Nicht von ungefähr, gleichen doch die Führungsebenen des Partido Popular auf allen politischen Ebenen immer offensichtlicher denen (institutionalisierten) organisierten Verbrechens und entsprechender ‘Versorgungsagenturen’ (Posten und Personen). Mit der Folge, dass im Rahmen der Finanzkrise bzw. der massiv unpopulären Krisenpolitik seit 2008, umgesetzt durch beide belastete ‘Systemparteien’ des Nach-Franco-Regimes seit 1978, das etablierte politische System (PSOE-PP) insgesamt systemgefährdend (wie in Griechenland) zu kollabieren droht (von gut 80% auf ca. 40% halbiert, d.h., selbst eine ‘Große Koalition’ wäre keine Rettung mehr). Weshalb jede ‘neue’ und ‘saubere’ bzw. alternative politische Strömung jenseits der Systemfrage (generell bzgl. des Kapitalismus in seinem jetzigen Stadium, sowie speziell bzgl. des Nach-Franco-Regimes) mehr als nur gelegen käme, als ‘Alternative’ zu erklärtermaßen alternativen und systemgefährdenden Bewegungen und Parteien (Bürgerbewegungen und Podemos), die jedoch keine wirkliche Alternative bietet, sondern allenfalls kosmetische Korrekturen und frische Gesichter fürs ‘bewährte System’ – nach dem bewährten Motto, man ändere alles, damit sich nichts ändert.
Anmerkung JK: Zu köstlich, dieser Kommentar erscheint wie bestellt. Kaum verzeichnen linke politische Kräfte in Spanien Wahlerfolge, schon sehen die Neoliberalen ihre Felle davon schwimmen. Dies zeigt wie eminent wichtig die sogenannte Euro-Krise und die Krisenpolitik für die europaweite Durchsetzung der neoliberalen Agenda sind. Allerdings ist die Ausgangslage in Spanien anders als in Griechenland. Sollte es der Podemos bei den Parlamentswahlen im Herbst tatsächlich gelingen eine regierungsfähige Mehrheit zusammen zu bekommen, dann können Schäuble & Co mit der immerhin fünftgrößten europäischen Volkswirtschaft kaum so erpresserisch umspringen wie mit Griechenland. So ist die spannende Frage was nun bis zum Herbst mit Griechenland geschieht? Der Druck auf Tsipras und die Syrizia wird sicher massiv erhöht werden. Denn nach der neoliberalen Logik muss die griechische Linksregierung scheitern um einen weiteren Wahlerfolg der Podemos in Spanien zu verhindern.
Passend dazu: Spanien In linker Frauenhand
In Madrid und Barcelona werden wohl bald Politikerinnen aus der linken Szene regieren. Nach den Regional- und Kommunalwahlen sind Ada Colau und Manuela Carmena die neuen Gesichter der spanischen Politik.
Ada Colau, eine 41 Jahre alte Frau aus der Hausbesetzerszene, hat beste Aussichten, künftig Spaniens zweitgrößte Stadt Barcelona als Bürgermeisterin zu regieren. Manuela Carmena, eine 71 Jahre alte pensionierte Richterin, die einmal der Kommunistischen Partei angehörte, hat ebenso gute Chancen, die Hauptstadt Madrid zu führen. Die beiden Frauen sind die neuen Gesichter der spanischen Politik und zugleich die augenfälligsten Symbole des Wandels, der sich am Pfingstsonntag bei den Regional- und Kommunalwahlen in Spanien zugetragen hat.
Die Krise und vor allem die Korruptionsskandale haben der konservativen Volkspartei von Ministerpräsidenten Mariano Rajoy einen krachenden Schlag versetzt.
Quelle: FAZ
Anmerkung unseres Lesers U.D.: In der Analyse der spanischen kommunalen Wahlergebnisse rücken nicht die eigentlichen Ursachen der Bürgerverdrossenheit in den Vordergrund, sondern beschränkt sich im Wesentlichen auf die Aufzählung von “verwerflichen” Aktivitäten der linken Spitzenkandidaten in den Augen neoliberaler Kreise. Die eigentlichen Ursachen – die Bankenspekulationskrise und der Hoffnungslosigkeit einer ganzen, jungen Generation sowie die Gerechtigkeitsdebatte mit ihren immer größer werdenden Abstand zwischen den unteren 60% der Einkommen und den oberen 10% der Besitzenden, wird so gut wie nicht erwähnt.
Anmerkung JK: In der Tat andere Kritik als persönliche und diffamierende (Hausbesetzer, Kommunisten), fällt den Neoliberalen nicht ein. Es kann ja unmöglich sein, dass der Wahlerfolg der Linken in Spanien etwas mit der neoliberalen Austeritätspolitk zu tun hat. Man beachte auch die sonstige Terminologie, die Podemos, die lediglich die Beendigung der Austeritätspolitik fordert, ist natürlich ultralinks.
Quelle: Vincenc Navarro
Von Vicenç Navarro, veröffentlicht in der Kolumne “Pensamiento Crítico” der Tageszeitung PÚBLICO, 19.05.2015. Freundlicherweise von unserem Leser M.L. aus dem Spanischen übersetzt.
Anmerkung JK: Der Verdacht liegt nahe, dass es sich bei den Ciudadanos um eine bewusst gegen die Podemos aufgebaute politische Bewegung handelt. Wie auch in Deutschland ja die FDP durch die „Qualitätszeitungen“ massiv hochgeschrieben wird um ihr ein politisches Überleben möglich zu machen.
Anmerkung JK: Die Hetze gegen die Gewerkschaften geht munter weiter. Selbstverständlich liegt den Qualitätsjournalisten nur das Wohl unbeteiligte Bürger am Herzen. Nachdem mit der Umsetzung der Agenda 2010, der Druck auf Löhne und Arbeitnehmer massiv erhöht wurde, sind nun in der marktkonformen Demokratie also die Gewerkschaften an der Reihe. Die beispiellose und womöglich gesteuerte Kampagne gegen die GDL und insbesondere gegen ihren Vorsitzenden Claus Weselsky, darf als die entsprechende Begleitmusik angesehen werden. Die Ironie dabei, an sonst wird staatliche Regulierung durch die neoliberalen Apologeten in den Redaktionen der Qualitätszeitungen stets als des Teufels verdammt, bei der Einschränkung des Streikrechtes darf der Staat aber gerne eingreifen. Wie gut, dass auch sofort wissenschaftliche Experten mit den entsprechenden Gutachten und Vorschlägen bereitstehen. Allerdings sollten der DGB und die großen Industriegewerkschaften aufpassen, dass sie mit der Unterstützung des Tarifeinheitsgesetzes nicht ihr eigenes Grab schaufeln.
Dazu: Offener Brief an Ralf Stegner
Dass dieses Tarifeinheitsgesetz, versehen mit der Handschrift beider Tarifparteien – Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) und Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) – von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles eingebracht wurde, ist ihrer Auffassung von der Rolle als Kabinettsmitglied in der Großen Regierungskoalition geschuldet. Dass maßgebliche Vorsitzende der DGB Gewerkschaften das Tarifeinheitsgesetz befördern, ist aus ihrer Interessenlage als mächtige und erfolgreiche Tarifparteien durchaus nachvollziehbar. Allerdings gibt es hierzu, wie Du sicherlich weißt, unterschiedliche Einschätzungen, wobei gerade die vor allem von der Konkurrenz der Spartengewerkschaften betroffene Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und auch andere kleinere DGB Gewerkschaften eine abweichende Auffassung vertreten.
Zu Recht warnen sie vor den negativen Folgewirkungen einer derartigen gesetzlichen Kodifizierung des Tarifrechtes. Wenn erst einmal der grundgesetzlich verbriefte Anspruch auf Tarifautonomie nicht mehr wie bisher durch die Tarifparteien selbst und Richterrecht geregelt werden, sondern durch den Gesetzgeber, ist der Weg in Reglementierungen und Einschränkungen des Streikrechtes nicht mehr weit. Wohin die Reise dann gehen wird, machen die Forderungen aus Wirtschaft und CDU deutlich. Tarifautonomie und Streikrecht sollen eingeschränkt werden- insbesondere durch lange Zeiten der Vorankündigung, Zwangsschlichtungen oder Zulässigkeit von Streiks erst als „Ultima Ratio“. Deine wiederholten Beteuerungen, dies sei mit der SPD nicht zu machen, klingen eher wie das „Pfeifen im Walde“. Wie sollen denn die dafür erforderlichen politischen Mehrheiten innerhalb und außerhalb der SPD in der Zukunft sichergestellt werden? Die Umfragewerte der SPD dürften jedenfalls zu Optimismus wenig Anlass geben.
Dass Du als erklärter Exponent des „linken Flügels“ der SPD in den Chor der Rechtfertigung des Tarifeinheitsgesetzes lautstark einstimmst, lässt mich an der Zukunftsfähigkeit der SPD erheblich zweifeln. Dies gilt insbesondere, wenn Du als besonders wichtig hervorhebst, dass die Gewerkschaften und Arbeitnehmer in den vergangenen fünf Jahrzehnten mit dem Prinzip „Ein Betrieb- eine Gewerkschaft“ bis zur Aufgabe des Prinzips der Tarifeinheit durch das Bundesverfassungsgericht 2010 gut gefahren seien. Außerdem fülle das Tarifeinheitsgesetz eine Gesetzeslücke, wie vom Bundesverfassungsgericht angemahnt.
Ich hatte während meiner 25-jährigen Mitgliedschaft im Bundesvorstand der SPD meine Aufgabe auch immer darin gesehen, meinen Beitrag zur Anpassung unserer SPD Politik an die veränderten Wirtschafts- und Sozialbedingungen im Interesse der Arbeitnehmer zu leisten. Dabei ist seit Jahren eine zunehmende Erosion der Tariflandschaft und des Normalarbeitsverhältnisses erfolgt. Auch Tarifautonomie und Tarifpolitik können hieran nicht vorbeigehen. Tarifpluralität kann durchaus hilfreich sein, um Arbeitnehmern in den personenbezogenen Dienstleistungen mit unfairer Entlohnung und Arbeitsbedingungen eine wirksame gewerkschaftspolitische Interessenvertretung zu ermöglichen.
Quelle: Engelen-Kefer
Anmerkung unseres Lesers S.K.: Man sollte an dieser Stelle noch einmal ganz klar darauf hinweisen, dass sich kein privates Unternehmen eine solche finanzielle Eigenschädigung erlauben könnte. In diesem Arbeitskampf wird deutlich, wie stark die aktuelle Regierung einseitig Arbeitgeberinteressen vertritt. Die einzigen, die ein Interesse daran haben, Streiks pauschal als unverhältnismäßig etc. darzustellen, sind die großen Unternehmen. Jedoch könnten diese selber eine solch außergewöhnliche Konstellation wie in diesem Arbeitskampf niemals erzeugen, da das nur geht, wenn das Unternehmen massive finanzielle Einbußen in Kauf nimmt. Hier kommt das Staatsunternehmen DB in doppelter Hinsicht gerade recht: Zum einen wird hier auf Kosten der Staates, also aller Bürgerinnen und Bürger, Stimmung gegen das Streikrecht der Gewerkschaften, insbesondere der kleinen Spartengewerkschaften gemacht (die großen Gewerkschaften und der DGB sind ja selber schon große Unternehmen geworden). Zum anderen kann die Privatwirtschaft auf diese Art und Weise der Bahn Geschäftsanteile abgraben, was auf dem “freien Markt” so niemals möglich gewesen wäre. Für die Privatwirtschaft ist das eine Win-Win-Situation, und die treibende Kraft dahinter ist die Bundesregierung bzw. diejenigen, die Einfluss auf diese haben.
Dazu aber: Fachkräftesituation in Deutschland
Aktuell zeigt sich nach der Analyse der Bundesagentur für Arbeit kein flächendeckender Fachkräftemangel in Deutschland. Es gibt jedoch Engpässe in einzelnen technischen Berufsfeldern sowie in Gesundheits- und Pflegeberufen. Im Zuge der moderateren wirtschaftlichen Entwicklung seit 2013 und steigender Studienabsolventenzahlen hat sich die Engpasssituation in zahlreichen Mangelberufen etwas entspannt. Die Probleme zeigen sich aber weiterhin. Gegenüber der letzten Analyse vom Juni 2014 ist neu hinzugekommen ein Mangel an Fachkräften im Bereich der Medizin-, Orthopädie- und Rehatechnik.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Anmerkung C.R.: Obwohl die zuständige Bundesagentur ausdrücklich schreibt, dass „kein flächendeckender Fachkräftemangel“ existiert, berichtet FAZ-Redakteur Astheimer das Gegenteil. Eine Prognose ist eine Prognose und eben nicht die tatsächliche Zukunft. Fazit: Die FAZ beteiligt sich an der Legende des Fachkräftemangels.
Anmerkung JK: Es ist inzwischen mehrfach nachgewiesen, dass sich sogenannte PPP nicht rechnet und am Ende sogar mehr Kosten verursacht als eine öffentliche Finanzierung der Bauvorhaben. Hier sollen also klar die Interessen der Finanzindustrie bedient und Steuergelder in private Taschen umgeleitet werden. Da fragt man welchen Interessen sich der Verkehrsminister Dobrindt eigentlich verpflichtet fühlt? Und man muss kein Prophet sein um vorherzusagen, dass nach Dobrindts politischer Karriere sicher ein lukrativer Posten in der Privatwirtschaft bereit stehen wird.
Anmerkung AM: Der Kommentar von Uri Avnery vom 23. Mai 2015 zur politischen Situation nach der neuen Regierungsbildung in Israel ist lesenswert. Avnery stellt fest, mit Ausnahme der Regierung Rabin habe keine bisherige israelische Regierung den Frieden wirklich gewünscht. Die Erwähnung von Grenzen des israelischen Staatsgebietes sei immer vermieden worden. Er räumt auch auf mit dem Aberglauben, Israel sei die einzige Demokratie im Nahen Osten. Mit einem der Schlüsselwörter im Nazi-Lexikon, Gleichschaltung, beschreibt er die in Israel sichtbare Tendenz der Beherrschung der Medien und des Erziehungswesens.
dazu: Gefährdung der Verfassung geht vom Staat aus
Acht Bürgerrechtsorganisationen ziehen eine kritische Bilanz zum Umgang mit Bürger- und Menschenrechten in Deutschland im Jahr 2014. Seinen Schwerpunkt legt der Bericht auf die Spähaffäre durch NSA und BND. Selbst zwei Jahre nach den Enthüllungen durch Edward Snowden habe sich in Fragen der Menschenwürde und der informellen Selbstbestimmung nichts getan, erklärte Constanze Kurz, Datenschutz-Expertin und Sprecherin des Chaos Computer Clubs, bei der Präsentation des alternativen Verfassungsschutzberichts in Karlsruhe.
Im Gegenteil: Durch technisierte Ausspähung und Überwachung werde immer hemmungsloser in die Grundrechte eingegriffen. “Es steht leider zu erwarten, dass wir auch 2015 noch tiefer in die Abgründe der Überwachung blicken müssen”, so Kurz
“Die Gefährdung der Verfassung geht vom Staat aus”, heißt es in der Einleitung zum aktuellen Grundrechte-Report, den die Bürgerrechtler heute in Karlsruhe vorgestellt haben. Dieser erscheint seit 1997 jährlich und versteht sich als “alternativer Verfassungsschutzbericht”. Zu den Verfassern gehören die Humanistische Union, die Internationale Liga für Menschenrechte und die Neue Richtervereinigung. Sie wollen aufzeigen, in welchen Bereichen “staatliche Behörden Grundgesetz und Grundrechte immer wieder verletzen”.
Harsche Worte findet in dem Report der Bremer Jurist und Publizist Rolf Gössner. Er kritisiert, dass der BND aus der Spähaffäre gestärkt hervorgehe, die Überwachungsmaschinerie also noch aufgerüstet werden solle. In Bezug auf die Einstellung eines Ermittlungsverfahrens wegen der massenhaften Überwachung schreibt er von “Realitätsverleugnung” und “regierungsamtlich organisierter Verantwortungslosigkeit”.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Dazu: Grundrechte-Report 2015
Anmerkung C.R.: Es sind solche Entwicklungen, die die Frage aufwerfen, ob die USA Partner anderer Staaten wie Deutschland sind oder eben ganz andere, eigene Interessen verfolgen, die nicht deckungsgleich mit denen der „Freunde“ oder „Partner“ sein müssen.
Es kann der Eindruck entstehen: Wer solche Regierungssysteme als „Freunde“ auffasst, muss wohl kaum Angst vor feindlichen Systemen haben.
Passend dazu: “Gefährdung der Verfassung geht vom Staat aus”
Acht Bürgerrechtsorganisationen ziehen eine kritische Bilanz zum Umgang mit Bürger- und Menschenrechten in Deutschland im Jahr 2014. Seinen Schwerpunkt legt der Bericht auf die Spähaffäre durch NSA und BND. Selbst zwei Jahre nach den Enthüllungen durch Edward Snowden habe sich in Fragen der Menschenwürde und der informellen Selbstbestimmung nichts getan, erklärte Constanze Kurz, Datenschutz-Expertin und Sprecherin des Chaos Computer Clubs, bei der Präsentation des alternativen Verfassungsschutzberichts in Karlsruhe.
Im Gegenteil: Durch technisierte Ausspähung und Überwachung werde immer hemmungsloser in die Grundrechte eingegriffen. “Es steht leider zu erwarten, dass wir auch 2015 noch tiefer in die Abgründe der Überwachung blicken müssen”, so Kurz
“Die Gefährdung der Verfassung geht vom Staat aus”, heißt es in der Einleitung zum aktuellen Grundrechte-Report, den die Bürgerrechtler heute in Karlsruhe vorgestellt haben. Dieser erscheint seit 1997 jährlich und versteht sich als “alternativer Verfassungsschutzbericht”. Zu den Verfassern gehören die Humanistische Union, die Internationale Liga für Menschenrechte und die Neue Richtervereinigung. Sie wollen aufzeigen, in welchen Bereichen “staatliche Behörden Grundgesetz und Grundrechte immer wieder verletzen”.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Anmerkung C.R.: Überschrift und weite Teile des Artikels lenken vom brisanteren Teil des Inhalts ab: Den Umgang des Sicherheitskabinetts mit dem Thema. Das und die Erwägung des Einsatzes eines Sonderermittlers verdeutlichen die eingeschränkte Souveränität Deutschlands. Lesen Sie dazu bitte erneut den Hinweis 1d Debatte um US-Spitzeleien: “Ein Akt der Unterwerfung”
Dazu: BND-Affäre: SPD setzt eine Art Ultimatum
SPD-Generalsekretärin Fahimi fordert bis zum 8 Juni Klarheit, wie der Bundestag die Selektorenliste prüfen kann
Die SPD übt weiter Druck auf die Kanzlerin und die Union aus. Generalsekretärin Yasmin Fahimi setzte nun über die Bild am Sonntag Merkel und dem Bundeskanzleramt eine Art Ultimatum, die von der NSA stammenden Selektorenlisten den für Geheimdienste zuständigen Bundestagsgremien auch ohne Zustimmung der USA zu übergeben, nachdem SPD-Chef Gabriel die Regierung, der er auch angehört, ebenfalls in der BamS aufgefordert hat, endlich mehr “Rückgrat” gegenüber den USA zu zeigen.
Daraufhin hatte Unionsfraktionsvize schon einmal Neuwahlen ins Spiel gebracht, um die SPD daran zu erinnern, dass sie dann wohl verlieren und aus der Regierung ausscheiden könnte. Offenbar zog der Druck nicht, die SPD will hartnäckig bleiben und glaubt wohl, damit punkten zu können. Nach dem letzten DeutschlandTrend gehen fast Zweidrittel der Deutschen davon aus, dass Merkel sich nicht um Aufklärung bemüht. Tatsächlich haben Merkel und die Union die angebliche Notwendigkeit der weiteren Zusammenarbeit mit den amerikanischen Geheimdiensten stets über eine Aufklärung und Einstellung der Massenüberwachung gesetzt.
Quelle: Telepolis
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