Titel: Wie bestellt – Spiegel Online meldet: Unterwasser-Objekte, Kampfflieger, Drohungen: Skandinaviens Angst vor Russland
Parallel zur Einstellung des gestrigen Beitrags „TÄUSCHUNG. DIE METHODE REAGAN …“ erzählt Spiegel Online am 6. Mai eine ähnliche Geschichte, wie sie in der arte-Doku vom Autor Pohlmann für Anfang der achtziger Jahre berichtet worden war: russische U-Boote, Ausspähung, Drohung. Diesmal könnten es richtige russische U-Boote sein und nicht vom Westen unterschobene Unterwasserfahrzeuge. Die Reaktion ist ähnlich wie anfangs der achtziger Jahre: Aufrüstung, Demonstration der Stärke des Westens. – Wichtiger als der Hinweis auf die Spiegel Online Geschichte von gestern ist der Hinweis und der Link auf ein spannendes Interview des Autors der arte-Doku Dirk Pohlmann mit Ken Jebsen. Albrecht Müller.
Das Gespräch zwischen Dirk Pohlmann (Täuschung – Die Methode Reagan) und KenFM
Veröffentlicht am 05.05.2015 – Der Vorspann:
„Wer Gegenwartsgeschichte verstehen will, muss eigentlich nur ins Archiv gehen. Geschichte wiederholt sich. Muster und Methoden, die sich bewährt haben, werden von den Machthabern schlichtweg wiederholt. So ist auch Krieg als Mittel der Politik bis heute ein Werkzeug, das von den Eliten angewandt wird, um den eigenen Vorteil auszubauen oder aber die Gegenseite endlich auf Normgröße zurückzustutzen. …“
Das Gespräch ist 1 Stunde und 44 Minuten lang. Es ist trotzdem sehenswert, auch wenn man nicht alle geäußerten Meinungen teilt.
Anmerkungen zum Gespräch und zugleich Ergänzungen zu der Fragestellung im gestrigen Beitrag: Was man aus der arte-Dokumentation und dem Interview lernen kann:
- 1983 gab es eine echte Kriegsgefahr, die nur durch eine zufällige Fügung abgebogen werden konnte.
- Pohlmann berichtet von Spionageflugzeugen und der Absetzung von Spionen im Ostblock während des kalten Krieges – eine Welt, von der wir nichts erfuhren. Filmemacher Pohlmann führt eine extrem große Explosion an einer sowjetischen Pipeline auf das Wirken des Westens zurück.
- Der Autor und Filmemacher erläutert, warum aus seiner Sicht die interviewten Mitwirkenden an Raegans Sondereinheit für die Täuschungsmanöver zu ihren Aussagen bereit waren: ältere Männer, die darüber enttäuscht sind, dass ihre Heldentat bisher nicht richtig gewürdigt wurde und schon deshalb dem deutschen Interviewer einigermaßen freimütig Auskunft gaben.
- Der Blick in die Gesichter der interviewten US-Amerikaner machte mich schaudern. Prüfen Sie selbst.
- Reagan hatte zwei Strategieelemente zum wirtschaftlichen Niederringen der Sowjetunion: 1. zu hören Ausgaben für Militär zwingen und 2. die Einnahmen reduzieren, durch Senkung des Erdgas- und Erdölpreises, und dies mithilfe der Saudis. Das erklärt zugleich die starke Position der Saudis im weiteren Verlauf der Geschichte.
- Noch einmal: Militär bestimmt die Politik. Das schwedische Militär hat mit den US Militärs zusammen- und gegen die eigene gewählte schwedische Regierung gearbeitet. Eigentlich Hochverrat, aber nicht geahndet.
- Gute Bemerkungen zu der westlichen, von den Nazis und dann auch nach dem Zweiten Weltkrieg gepflegten aggressiven Ideologie gegen die Slawen – Versklavung der slawischen Völker.
- Gorbatschow habe die Hand ausgestreckt und diese sei ihm auf den Rücken gedreht worden.
- Der Filmemacher hat eine klare Lösungsvorstellung und lehnt sich dabei an Olof Palme, Willy Brandt und Egon Bahr an: gemeinsame Sicherheit. Zusammenarbeit statt Drohung und Erniedrigung des politischen Gegners. Er artikuliert seine Enttäuschung über die SPD, die nicht an ihren früheren Erkenntnissen anknüpft. Diese Einsicht betrübt die NachDenkSeiten Macher schon seit längerem.
- Im Interview wird beschrieben, dass die NATO-Untergrundorganisation Gladio auch in Schweden tätig war.
- Die Medien haben mitgespielt. Das bedrückt den Filmemacher in besonderer Weise. Uns auch. Eigentlich hätten Journalisten die Aufgabe, die Wahrheit zu berichten und Lügen und Täuschung wegzulassen, so Pohlmann. Schön gedacht, aber die Realität ist leider ganz anders.
- Interviewter und Interviewer sehen in der deutschen Politik im Umgang mit dem Ost-West-Konflikt eine positiv abgehobene eigene Linie. Das würde ich gerne so sehen, aber der Glaube fehlt mir.