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Titel: TÄUSCHUNG. DIE METHODE REAGAN – eine interessante Dokumentation zur nachhaltigen Beschädigung des vernünftigen Ziels gemeinsamer Sicherheit in Europa

Datum: 6. Mai 2015 um 16:58 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Aufbau Gegenöffentlichkeit, Strategien der Meinungsmache
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Gestern Abend um 23:00 (!) Uhr lief eine arte-Doku, die eigentlich zur besten Sendezeit des ZDF oder der ARD gesendet hätte werden müssen. Denn bei dieser Sendung konnte man viel lernen. Amerikanische Militärs räumen darin ein, in den 80ern Sichtungen angeblich sowjetischer U-Boote vor der schwedischen Küste mit eigenen Booten inszeniert zu haben. Das dadurch erzeugte Bedrohungsgefühl drehte die öffentliche Meinung gegen Olof Palmes Entspannungspolitik. Unterstützt wurden sie dabei von traditionellen schwedischen Machteliten einschließlich Teile des schwedischen Militärs. Am Ende des Films wird die Vermutung geäußert, Palme sei wegen seiner Entspannungspolitik ermordet worden. Sicher weiß man das nach wie vor nicht. Albrecht Müller.

Hier zunächst unter A. der Einführungstext von Arte etc., dann B. Stichworte zu dem, was man aus meiner Sicht aus dieser Dokumentation lernen kann und dann C. Bezüge zu aktuellen Ereignissen, auf die der Hinweisgeber und NachDenkSeiten-Leser aufmerksam machte.

  1. Vorspann der arte-docu
    TÄUSCHUNG. DIE METHODE REAGAN
    Unter Reagan ändert sich die Strategie der USA im Kalten Krieg: Angriff statt Verteidigung. Besonders das „Komitee für Täuschungsoperationen“ leistete unermüdliche Zersetzungsarbeit in der Sowjetunion – auch auf Kosten der Souveränität demokratischer Staaten. Hochkarätige Zeitzeugen und neue Beweise geben Einblick in das Ausmaß der geheimen Kriegsführung.

    Zum Ablauf:
    Die Dokumentation beginnt mit der Schilderung der Änderungen der Strategie mit dem Amtsantritt Ronald Reagans. Angriff statt Verständigung, Politik der Stärke statt Abrüstung.
    Ab Minute 22 wird der Umgang mit Schweden und insbesondere dem damaligen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme geschildert.

    Wiederholungstermine:
    Die Dokumentation wird bei Arte wiederholt:
    Dienstag, 12. Mai um 8:55 Uhr (53 Min.)
    Montag, 18.05. um 8:55 Uhr

  2. Was man aus dieser Dokumentation lernen kann:
    1. US-Präsident Ronald Reagan war kein Trottel. Im Gegenteil, er war hoch intelligent und umsichtig, leider für die falschen Ziele.
    2. Die Politik der Entspannung und des Aufbaus einer Ordnung gemeinsamer Sicherheit in Europas einschließlich Russlands, also zwischen Ost und West, wurde nicht erst ab 1990 durch Präsident Clinton unterlaufen.
    3. Reagan wollte keinen Frieden mit der Sowjetunion bzw. Russland als Partner. Ihm ging es um die Destabilisierung und dabei vor allem um die ökonomische Destabilisierung durch Zwang zu immer größeren militärischen Ausgaben. Reagan legt es darauf an, die Sowjetunion ökonomisch und technologisch nieder zu konkurrieren. In der Dokumentation wird die Überlegenheit demonstriert.
    4. In der Dokumentation wird sichtbar, welche tödliche Rolle Deutschland bei einer kriegerischen Auseinandersetzung hätte spielen müssen – es wäre so vernichtet worden, dass nicht einmal Flugplätze für die vom Atomkrieg zurückkehrenden Flugzeuge des Westens übrig geblieben wären. Das neutrale Schweden war als alternativer Flugzeugträger vorgesehen.
    5. Die USA haben unter Reagan in die Innenpolitik und in die Außenpolitik Schwedens hinein regiert. Indem sie mit NATO Partnern zusammen einen sowjetischen U-Boot Einsatz inszenierten, beeinflussten sie zusammen mit den schwedischen Militärs und Medien die Stimmung in Schweden und untergruben die Mehrheit für Olof Palmes entspannungspolitische Linie.
    6. Der Film zeigt, wie stark die Stimmung in der Bevölkerung eines Landes manipuliert werden kann. Vor der Operation des „Komitees für Täuschungsoperationen“ fühlten sich nach Umfragen 27 % der Schweden von der UdSSR bedroht; nach Auftauchen der vermeintlich sowjetischen U-Boote stieg der Anteil der Verängstigten auf 83 % (im Film beginnend bei Minute 37).
    7. Die Dokumentation zeigt, wie eine nichtgewählte Gruppe finanziell, medial und politisch Mächtiger die politischen Entscheidungen und die politische Linie eines Landes beeinflussen kann. Diese Gruppe und das schwedische Militär konspirierten gegen den eigenen Ministerpräsidenten.
    8. Wenn man rechtzeitig und clever genug dafür sorgt, die Belege für eine solche Verschwörung zu beseitigen, dann kann man sogar in der bewunderten schwedischen Demokratie einer Anklage und Verurteilung entgehen.
    9. Die Dokumentation ist ein weiterer Beleg dafür, wie albern und wirklichkeitsfremd die geläufigen Vorwürfe sind, Vorgänge, wie in der Dokumentation geschildert, seien das Produkt von Verschwörungstheoretikern. Wieder einmal wird belegt: die Wirklichkeit ist viel schlimmer, als sich dies fantasievolle Verschwörungstheoretiker vorstellen könnten.
  3. Bezüge zu aktuellen Ereignissen, auf die der Hinweisgeber und NachDenkSeiten-Leser aufmerksam macht

    Seit letzten Oktober (2014) gibt es wieder regelmäßige Sichtungen russischer U-Boote vor skandinavischen Küsten:


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