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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 24. Oktober 2014 um 9:24 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Sehr geehrte Damen und Herren der NachDenkSeiten,
auch wenn ich nicht gerade studiert habe und daher vielleicht auch nicht ausreichend intellektuell erscheine, so erlaube ich mir dennoch im Zuge der Streiks von GDL und Cockpit auf 2 Phänomene aufmerksam zu machen, die aus meiner Sicht zu wenig Beachtung finden!1. Streik von Cockpit:
In der gestrigen Sendung “Anne Will” machte der Sprecher von Cockpit, Herr Ilja Schulz, mehrfach darauf aufmerksam, daß es bei den Piloten in erster Linie nicht um Gehaltserhöhungen geht sondern um einseitig, durch den Arbeitgeber Lufthansa, gekündigte Vorruhestandsregelungen, für die die Piloten in der Vergangenheit durch Verzicht von Gehaltsbestandteilen und anderweitiger Privilegien eigenständig Rücklagen gebildet hatten, die nun einfach durch die Lufthansa einkassiert werden sollen! (unzählige Politiker
schwadronieren immer wieder: “Verträge seien einzuhalten!”(ab Minute 45:00 Herr Schulz von Cockpit)) Sollte dies gelingen, wäre dies in etwa gleichzusetzen mit der Verbeitragung von Krankenkassenbeiträgen auf Direktversicherungen, die 2004 per Gesetz durch Einführung des GMG auch auf Altverträge erhoben werden durften und zum Teil tiefgreifende Einschnitte in der Alterssicherungsplanung bei den Betroffenen zur Folge hatte und hat! (auch wenn die Piloten nicht gleich am Hungertuch nagen würden!)2. Auch bei Ihnen wurde schon mehrfach aufgezeigt wie wenig ein Lokführer für seine verantwortungsvolle Arbeit eigentlich hierzulande verdient! Man spricht von einem Brutto von 2.500-3.000 Euro im Monat, was im ersten Moment auch für viele nicht wenig erscheint, da sie selbst noch wesentlich weniger verdienen! Und würden die Lokführer heutzutage auch noch verbeamtet sein wie es einmal der Fall war, dann könnten sie selbst mit diesem Brutto auf eine gute Pension hoffen, von der die meisten Rentner nur träumen können! Aber wie wir ja alle wissen wurde die DB privatisiert und damit das Beamtentum in diesem Unternehmen abgeschafft! (ab Minute 34:30 Herr Weselsky von GDL)
Und hier genau liegt das Problem auf das ich, auch bei Ihnen, schon aufmerksam gemacht habe! Selbst mit diesem Brutto-Gehalt von 3.000 Euro erwirbt dieser Lokführer gerade mal knapp 1,0 Rentenpunkte bei der DRV, da man für diesen 1,0 Rentenpunkt in diesem Jahr 34.857,00 Euro Durchschnittseinkommen erzielen oder monatlich 2.904,75 Euro Brutto verdienen muß! Würde man dann 45 Jahre lang immer in Höhe des Durchschnittseinkommen verdient haben entspräche dies einer heutigen Altersrente von in diesem Jahr 1.266,30 Euro Brutto! Was diese Rente heute, und erst recht für einen jetzigen Berufseinsteiger in 45 Jahren, wert ist und sein wird, dürfte anhand der feststehenden weiteren Absenkung des Rentenniveaus, der Erwerbsbiografien und einhergehender Teuerungseffekte eigentlich klar sein und auch für die “private Altersvorsorge” fehlt immer mehr arbeitenden Menschen das Einkommen wie Spiegel-online berichtet!In der breiten Bevölkerung scheint diese Problematik aber nicht angekommen zu sein, worauf ich auch meine beiden Töchter, die glücklicherweise eine unbefristete Stelle als Industriekauffrauen mit jeweils ca. 2.400,00 Brutto monatlich erhalten haben, erst aufmerksam machen mußte! Sie waren mehr als sprachlos!
Ich weiß, daß die NachDenkSeiten und auch Andere unzählige Artikel über die Altersversorgung gebracht haben, dennoch scheint den Meisten hierzulande der Zusammenhang von Brutto-Löhnen und Renten zu fehlen und ich glaube es wäre mal an der Zeit diesbezüglich den arbeitenden Menschen vor Augen zu führen, warum es wichtig, wenn nicht sogar überlebenswichtig, ist für gute Tarifabschlüsse zu sorgen! Egal wer, wie lange und wie hart dafür gerade streikt! Nachfolgend noch einmal der Link zur gestrigen Sendung von Anne Will!
Quelle: Hans-Böckler-Stiftung
dazu: Reiche sind viel vermögender als gedacht
Wie gerecht ist Deutschland? Gewerkschaftsnahe Ökonomen legen eine neue Berechnung vor. Demnach ist die Ungleichheit viel größer als bisher gedacht.
Die reichsten zehn Prozent besitzen laut der Studie der Böckler-Stiftung durchschnittlich rund 1,4 Millionen Euro. Das ist 80 Mal so viel wie der Durchschnittsverdiener in einem Jahr netto verdient. 2002 lag dieses Verhältnis noch bei 50. […]
Die Böckler-Ökonomen kommen nun zu einem ganz anderen Ergebnis (PDF). Sie kombinieren die Daten des DIW mit weiteren Zahlen des Statistischen Bundesamts. Damit schätzen sie, dass die reichsten zehn Prozent aller Haushalte in Deutschland im Schnitt ein Vermögen von rund 1,4 Millionen Euro pro Kopf haben. […]
Die unterschiedlichen Ergebnisse lassen sich dadurch erklären, dass Reichtum schwer messbar ist. Das DIW berechnet den Gini-Koeffizient aufgrund des sozioökonomischen Panels. Das ist eine große Umfrage, in der mehr als zehntausend Haushalte regelmäßig berichten, wie viel Geld sie verdienen und besitzen. Im Panel tauchen aber vor allem Superreiche praktisch nicht auf. Das Problem ist Ökonomen lange bekannt und trotzdem kaum zu beheben. Denn es gibt nur relativ wenige Milliardäre – und die sind meistens öffentlichkeitsscheu, um Neider und Kriminelle nicht auf sich aufmerksam zu machen. Weil es keine Vermögensteuer gibt, sind auch staatliche Daten löchrig. Die Ökonomen des Böckler-Instituts nähern sich nun mit einem technischen Trick der tatsächlichen Vermögensverteilung, indem sie Informationen aus der sogenannten gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanz des Statistischen Bundesamts mit dem sozioökonomischen Panel kombinieren. Doch auch die so gewonnenen Ergebnisse, fürchten die Forscher, könnten die wirkliche Ungleichheit noch unterschätzen.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Anmerkung JB: Die Berechnung des IMK ist sicher schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Die Zahl von 1,4 Millionen Euro für „die obersten 10 Prozent“ ist übrigens selbst im Vergleich der seriösen Reichtumsstudien keinesfalls hoch. Die PHF-Studie der Bundesbank, die – wie das SOEP des DIW – auf Befragungen setzt und dabei de facto keinen einzigen der „Superreichen-Haushalte“ in die Daten hat eingehen lassen, kommt auf ein Nettovermögen von 1,2 Millionen Euro für diese Gruppe. Der echte Wert, der die Supereichen ebenfalls abbildet, ist jedoch noch wesentlich höher, da es selbst innerhalb dieser 10% eine massive Ungleichverteilung gibt. In einer Sonderstudie hat das DIW im Jahre 2011 einmal die auf Schätzungen basierenden Werte der „TOP-500-Liste“ des Manager-Magazins, in der die Vermögen der 500 reichsten Deutschen gelistet sind, mit seinen SOEP-Daten kombiniert und kam zu folgendem Ergebnis bei der Vermögensverteilung:
Das Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland liegt heute bei rund 9.800 Mrd. Euro und verteilt sich auf rund 40 Millionen Haushalte. Nach dieser Rechenmethode kommt bei den obersten 10% bereits auf eine Summe von 1,62 Millionen Euro pro Haushalt. Nimmt man nun nur das oberste Prozent, kommt jedoch bereits auf 11 Millionen Euro pro Haushalt und beim obersten Promille (dies sind die 40.000 reichsten Haushalte des Landes) kommt man sogar auf 55,3 Millionen Euro pro Haushalt.
In meinem Buch „Wem gehört Deutschland?“ gehe ich diesen Zahlen näher auf den Grund und arbeite bei den näheren Berechnungen – obgleich dies sicher wissenschaftlich angreifbar ist – ebenfalls nach der Methode der DIW-Sondererhebung, die die Schätzwerte der „Top 500“ mit einbezieht. Alle anderen Berechnungen, bei denen die Superreichen direkt oder indirekt ausgenommen werden, kann bei derart extremen Reichtumskonzentration an der Spitze nun einmal nicht zu aussagekräftigen Ergebnissen kommen. Die Kernaussagen bzgl. der Reichtumsverteilung aus „Wem gehört Deutschland?“ sind:
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Hallo SPIEGEL, auch schon aufgewacht? Ach ja, der SPIEGEL kann natürlich nicht zugeben, dass es den Deutschen überhaupt nicht gut geht, dass die Verteilung der Einkommen und Vermögen so ungleich ist wie nie, und dass sein – des SPIEGELs eigener – Beitrag zu dieser sozialen Ungerechtigkeit und den daraus resultierenden volkswirtschaftlichen Problemen kaum überschätzt werden kann. Liest man weiter, dann erkennt man, dass es um die Wiedergabe einer Studie der Sparkassen und eben nicht um die Forderung nach höheren Löhnen oder gar – Gott bewahre – gesetzliche Renten zum Leben, sondern den kaum verhohlenen Appell der Sparkassen geht, “der Staat” möge die “private” Altersvorsorge mit noch mehr Subventionen fördern. Insofern bleibt der SPIEGEL dann seiner Linie als Sprachrohr der Finanzinstitute treu. Ganz lächerlich die Aussage von Fahrenschon: “Gerade im Blick auf mittlere und einkommensschwache Haushalte muss die Bedeutung des Sparens zum Vermögensaufbau wieder besonders betont werden.” – wie denn und von welchem Geld, nachdem er gerade selber festgestellt hat, dass sich diese Menschen kaum ihr tägliches Leben, geschweige denn Altersvorsorge leisten können? “Wie die Umfrage zeigt, sind es vor allem Menschen mit geringem Einkommen, die nicht vorsorgen.” Wer hätte das gedacht, wo doch gerade Einkommensschwache normalerweise im Champagner baden? Und wie war das noch mal mit der Verzichtbarkeit auf die gesetzliche Rente und die “Eigenverantwortung” bei der Altersvorsorge?
Anmerkung JB: Sehr lesenswert!
Anmerkung WL: Der stellvertretende Chefredakteur des Handelsblatts, Stefan Menzel, äußert schon die Sorge, dass Österreich womöglich unter den Rettungsschirm müsse.
Anmerkung WL: Es ist auch ziemlich unrealistisch, dass Hoeneß die Geschäfte alleine und ohne Wissen und Hilfe von Anderen abwickelte.
Anmerkung AM: Eine lesenswerte Kolumne. – Den Eindruck der Liberalität kann ich um eine persönliche Erfahrung mit einem anderen Repräsentanten der AfD ergänzen, mit Hans-Olaf Henkel. Als mein Buch „Die Reformlüge“ 2004 erschienen war, kam auch zugleich ein Buch von Henkel im gleichen Verlag, bei Droemer, auf den Markt. Wir waren danach zufällig in der gleichen Phoenix-Runde zu Gast und gerieten uns wie zu erwarten in die Haare. Nach der Sendung bei Schnittchen und Rotwein stellte Henkel im Gespräch fest, dass wir den gleichen Verlag hatten. Seine Reaktion, durchaus nicht lustig gemeint: Da müsse er mal mit dem Verlag reden. Denn es ging ja nicht, dass dieser zugleich auch ein Buch von mir verlege. – Die dabei erkennbare Intoleranz hat sich mir als gefährlich tief eingeprägt.
Anmerkung unseres Lesers S.W.: Typisch für grün-rot: Es wird eine arbeitnehmerfeindliche Politik gefahren, angeblich “alternativlos” – und das ist dann das Vorbild für die freie Wirtschaft…
Anmerkung unseres Lesers J.A: Fängt die ganze verquere Diskussion wieder von vorne an? Warum fordert der Uni-Präsident das Geld von den Habenichtsen und nicht mal von den Habeallesen? Warum keine Forderung nach Rücknahme der unglaublichen Senkungen von Körperschaftsteuer-, Spitzensteuer- und Erbschaftsteuersätzen? Warum nicht die Forderung nach höheren Gehältern für die Absolventen? Denn dann zahlen die Studenten nach dem Studium richtig: Steuern. Wenn sie reich geworden sind, hohe Gehälter erwirtschaften und erfolgreiche Unternehmen gründen. Im selben SPIEGEL ein Bericht über den schrecklichen Zustand der privaten Altersvorsorge. Ist denn kein Redakteur des SPIEGELs in der Lage, einen Zusammenhang herzustellen zwischen armen Studenten und “Menschen bis 29, die sich keine private Altersvorsorge leisten können”?
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