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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 22. Mai 2007 um 9:23 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Anmerkung: Leider verharren die Autoren auf einer abstrakten Ebene und ignorieren besorgniserregende und sehr konkrete Entwicklungen der jüngsten Zeit. So schreiben sie etwa: „Teilweise überlässt er (der Staat, KR) neue Aufgaben wie die Erhebung der Straßenmaut oder den Aufbau einer kapitalgedeckten Säule der Rentenversicherung gleich von Anfang an privaten Akteuren … Der Einfluss der privaten Akteure bleibt aber jeweils auf die Implementation beschränkt und erstreckt sich nicht auf die umzusetzenden kollektiv-verbindlichen Entscheidungen selbst. Diese verbleiben in der Entscheidungskompetenz des Staates. Der Staat – und nicht die privaten Versicherungen, die solche Produkte vertreiben – bestimmt, welchen Mindestanforderungen Riester-Rentenprodukte genügen müssen.“
Das ist schlicht falsch. Der Einfluss der privaten Akteure ist viel größer: Eine Reihe von Lobbyorganisationen wie z.B. die INSM und die Bertelsmannstiftung nehmen gemeinsam mit den einschlägig bekannten, professoralen Mietmäulern in Form koordinierter Kampagnen Einfluss auf die öffentliche Meinung. Die Politik gehorcht dem eingeredeten Sachzwang und setzt so genannte Strukturreformen in Gang. Von Interessenverbänden in die Ministerien entsandte Honorarkräfte verfassen schließlich Gesetzesvorlagen. Von den ausführenden Politikern taucht ein großer Teil nach dem Ausscheiden aus dem Amt auf den Gehaltslisten der Unternehmen auf, die von der Privatisierungspolitik profitiert haben. Nachzulesen u.a. in den NachDenkSeiten.
Siehe dazu auch:
Wie der Hedge-Fonds-Private-Equity-Zwitter Cerberus die Dienste ehemaliger Politiker nutzt
Quelle: FAZ
Ein konkretes Beispiel:
Der darin erwähnte Rudolf Scharping vermittelt PPP-Projekte
Quelle 1: sab-bodensee.de
Quelle 2: rsbk.de
Kommentar AM: In den NachDenkSeiten konnten Sie das schon am 27. April im Beitrag eines Anwalts incl. Gerichtsurteil lesen: „Eine wichtige Information für Arbeitnehmer mit betrieblicher Altersversorgung und für Betriebsräte“
Anmerkung: In dem Artikel heißt es:
„Wir vermuten, dass die Gesundheitssysteme und die hohe soziale Sicherheit der Europäer günstigere Bedingungen für Heranwachsende schaffen als das amerikanische Gesundheitssystem”, so Komlos. “Soweit wir wissen, wurde die Ernährung von amerikanischen und europäischen Kindern noch nicht direkt verglichen, obwohl zweifellos große Unterschiede bestehen. Es gibt aber bereits Anhaltspunkte, dass die amerikanische Ernährung in verschiedenen Bereichen mangelhaft ist.” Ein weiterer wichtiger Faktor sind wohl auch die großen sozioökonomischen Unterschiede zwischen den amerikanischen Bevölkerungsschichten. Je geringer die durchschnittliche Körpergröße in einer Population ausfällt, desto größer ist die Ungleichheit in der Bevölkerung.
Große Unterschied zeigen sich auch in den Gesundheitssystemen: Ganze 15 Prozent der US-Population leben ohne medizinische Versorgung, während in weiten Teilen Europas ein medizinischer Grundschutz für die gesamte Bevölkerung garantiert ist. Ähnliches gilt für die Arbeitslosenversicherung. Anders als in den USA steht sie fast der gesamten Bevölkerung in Nord- und Westeuropa zur Verfügung, wodurch auch der Lebensstandard der davon abhängigen Kinder gesichert ist.“
In Deutschland kann dank der rot-grün-schwarzen „Strukturreformen“ leider keine Rede mehr davon sein, dass der Lebensstandard von Kindern gesichert sei. Siehe dazu u.a. Hinweis Nr. 3 der NachdenkSeiten vom 16. Mai dieses Jahres:
Ein Fünftel aller Kinder psychisch auffällig
Viele Kinder in Deutschland leiden unter Ängsten, zahlreiche auch unter Depressionen. Die Hauptrisikofaktoren sind einer Studie zufolge ein ungünstiges Familienklima und Armut.
Quelle: Netzeitung
Warum überhaupt diese Veranstaltung mit der INSM?
Meines Wissens wurde die INSM nachträglich ins Boot geholt, und zwar von Seiten der hessischen Arbeitgeberverbände. Die FR wollte demnach diese Zusammenarbeit nicht. Deswegen haben wir diesen Aspekt auch nicht weiter kommuniziert. Zu dem Zeitpunkt, als die INSM dazu stieß, war die Organisation der Veranstaltung schon zu weit gediehen, um noch wieder auszusteigen. Soviel zur Hintergrundinformation. Kann schon sein, dass die INSM das geschickt eingefädelt hat. Ich hoffe, dass die verantwortlichen Stellen in unserem Haus daraus lernen.“
Quelle: FR-Blog
Anmerkung: Ein ziemlich unkritischer Beitrag der FR wird noch durch ein passendes Interview mit der Privatisierungsberaterin ergänzt, die natürlich nicht gefragt wird, was sie an solchen PPP-Projekten verdient.
Quelle: FR
Und dann noch ein wohl kritisch gemeinter Kommentar, der gleichfalls kein Wort darüber verliert, wie die Beraterbranche an der PPP verdient oder wie es um die über Jahrzehnte abgesicherten Gewinngarantien steht, für die die Steuerzahler aufkommen müssen.
Quelle: FR
Anmerkung: Vielleicht sollte man sicherheitshalber noch verfügen, dass Demonstrationen gegen den Gipfel nur in einem zeitlichen Abstand nach Abschluss der Sicherheits-Show-Veranstaltung an möglichst dünn besiedelter Stelle in der Uckermark stattfinden dürfen.
Kommentar Orlando Pascheit: Spanien im Zementrausch, das konnte nicht gutgehen. Spanien verbaut – entlang der Mittelmeerküste und rund um Madrid – pro Jahr und Einwohner weit über eine Tonne Zement, das Vier- oder Fünffache vergleichbarer Länder. Die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt ist im wahrsten Sinne des Wortes auf Zement gebaut: 15 Prozent des Bruttosozialprodukts werden offiziell im Bausektor erwirtschaftet.
Neben einer baulichen Erbmasse von erschütternder Hässlichkeit und einem kaum abzuschätzenden ökologischen Desaster wird das Ende des Baubooms einen beachtlichen Wachstumseinbruch nach sich ziehen mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit vor allem unter den fast 5 Millionen Immigranten; aber auch die Mittelschicht wird schlagartig einbrechen und die Last ihrer Hypotheken zu spüren bekommen.
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