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Titel: Nochmals Krake Bertelsmann: Auch bei ver.di und der Hans Böckler Stiftung hat er seine Fangarme
Datum: 10. April 2007 um 7:31 Uhr
Rubrik: Lobbyorganisationen und interessengebundene Wissenschaft
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
In einem Beitrag vom 3. April haben wir unser Erstaunen ausgedrückt, dass ver.di und die Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung das 5. Potsdamer Forum für Führungskräfte im öffentlichen Dienst unter dem Motto „Der öffentliche Dienst – besser als sein Ruf! – Leistungsfähigkeit für Menschen und Demokratie“ veranstaltet.
Ein Insider hat uns dafür Hintergründe dargestellt.
Der Beitrag vom 3. April über die Zusammenarbeit der Gewerkschaft ver.di, der Hans-Böckler-Stiftung und Bertelsmann ist nicht allzu verwunderlich, wenn man weiss, wer bei ver.di für diese Zusammenarbeit verantwortlich zeichnet. Es ist das Bundesvorstandsmitglied Christian Zahn, aus der Gewerkschaft DAG kommend, SPD-Mitglied, Inhaber diverser Aufsichtsrats- und Vorstandsmandate, der zum Kreis der IZA Policy Fellows gehört und auch deren Gründungsmitglied im Jahre 2005 war. Das IZA ist zuletzt mit der Unterstützung der Pläne von Wirtschaftsminister Glos, der die Arbeitslosenzahlen durch Schaffung von Stellen für Geringverdiener um 1,4 Mio. entlasten will, aufgefallen. Das IZA ist eines der neueren neo-liberalen Netzwerke.
Zu den Reformvorschlägen des IZA für den deutschen Arbeitsmarkt zählen das Workfare-Konzept als Alternative zum Kombilohn-Modell, die Ablehnung der flächendeckenden Einführung von Mindestlöhnen, flexiblere (längere) Arbeitszeiten, die Lockerung des Kündigungsschutzes sowie die Anhebung des Renteneintrittsalters. Darüber hinaus fordert das IZA eine stärkere Berücksichtigung ökonomischer Aspekte im Zuwanderungsgesetz. Laut einer Meldung des Magazins Focus präsentierte der IZA-Direktor für Arbeitsmarktpolitik Hilmar Schneider auf einer Tagung den Vorschlag einer „Arbeitslosen-Auktion“, bei der Unternehmen Arbeitskraft ersteigern können.
Innerhalb der Gewerkschaft ver.di ist Zahn zuletzt wegen seiner unkritischen Kommentierung der Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre auf Widerstand gestoßen.
Wie jetzt zu vernehmen war, steht Zahn der Gewerkschaft in den nächsten vier Jahren nicht mehr zur Verfügung. Er will sich anderen Aufgaben zuwenden. Vielleicht ein Job bei Bertelsmann?
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