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Titel: Glosse: Der ganz normale Wahnsinn – Deutschland und der Krieg
Datum: 4. Juli 2014 um 9:51 Uhr
Rubrik: Aktuelles, Außen- und Sicherheitspolitik, Militäreinsätze/Kriege
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Der Drang deutscher Politiker nach politischer Normalität für Deutschland scheint unerschöpflich. Buchstäblich von allen Seiten hagelt es politische Selbstbekenntnisse über den Krieg als letztes Mittel der Politik und der deutschen Verantwortung, endlich wieder mitzumischen. Endlich wieder normal sein, das wäre es doch.
Die Ironie, die darin steckt, deutsche Normalität ausgerechnet als Rückkehr zum Krieg als Mittel der Politik zu definieren, scheint der politischen Klasse dabei vollständig zu entgehen. Von Erik Jochem
Anormalität ist ihr zu Folge der Zustand, dass Deutschland als Anzettler des 2. Weltkriegs (der 1. Weltkrieg war ja, wie wir inzwischen wissen, angeblich nur ein wahnsinnig blöder Zufall unter deutscher Beteiligung) mit dem Krieg führen erst mal pausieren musste. Aber jetzt soll endlich Schluss sein mit der Pause und wieder janz normal Krieg geführt werden. Die Deutschen sollen zurück aufs Spielfeld (Steinmeiers „Seitenlinie“) und die Analogie zum Fußball ist nicht vollkommen unschuldig. (Armer Fußball)
Der Krieg als Gegenstand deutschen Selbstverständnisses in der Welt. Hätte, wer so etwas als christlicher Pfarrer mit leidenschaftlicher Vehemenz vertritt, nicht vielleicht auch im Weltkrieg gerne deutsche Kanonen geweiht? Eben. Der Bundespräsident ist das déjà-vu, das er so entschieden bestreitet. Aber selbstverständlich wäre ein deutscher Krieg heutzutage etwas ganz anderes. Außer für die Leichen.
Dass es die vornehmste Aufgabe der Politik ist, die Aufrechterhaltung der mitmenschlichen Normalität, also die Vermeidung von Konflikten und das gute friedliche Zusammenleben zu organisieren, steht nicht mehr wirklich zur Debatte.
Stattdessen steht Deutschland im Begriff, nach Verabschiedung der sozialen Marktwirtschaft nun auch die weltpolitische Leistung eines aus der eigenen Geschichte lernfähigen Volkes – übrigens zeitgleich wie die weltpolitisch bedeutsame deutsche Umweltpolitik – im besagten Mülleimer zu entsorgen.
Im Brennpunkt all dieser Entwicklungen stehen die Grünen. Auf ihrem Konto steht nicht nur Beihilfe zum wirtschaftspolitischen Meuchelmord. Umweltpolitisch ist ihre Stimme mit Rücksicht auf ein plattes Versöhnlertum mit den Gewinninteressen der Industrie längst verstummt. Gerüstet sein für den Anruf der Kanzlerin lautet die Devise. Die neue grüne Antwort auf die Herausforderungen des Club of Rome aber lautet: Rohstoffkriege im Namen unserer Humanität müssen führbar sein.
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