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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages II
Datum: 13. Juni 2014 um 16:10 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung JB: Starker Tobak. Niemand bezweifelt ernsthaft, dass es auch in Russland PR-Agenturen gibt, die mit unlauteren Mitteln in Sozialen Netzwerken und den Kommentarbereichen von Online-Medien Meinungsmache betreiben. Dies ist ohne wenn nun aber zu kritisieren. Nun so zu tun, als sei dies ein russisches Phänomen, ist jedoch unlauter. „Astroturfing“, wie dieses Vorgehen in der PR genannt wird, ist ein sehr bekanntes Problem. Die Deutsche Bahn zahlte beispielsweise 2007 knapp 1,3 Mio. Euro für die „verdeckte Beeinflussung der Öffentlichkeit“ – dabei wurden u.a. die Kommentarbereiche der großen Nachrichten-Portale von bezahlten Schreiberlingen mit Pro-Bahn-Beiträgen geflutet. Legendär sind die Versuche Israels mit unlauteren Mittel Online-Debatten und -Umfragen im eigenen Sinne zu manipulieren. Die USA sind bei solchen Aktionen natürlich auch mit dabei. Und spätestens seit den Snowden-Enthüllungen sollte klar sein, dass jenseits des Atlantiks sehr professionell an der Manipulation von Online-Debatten gearbeitet wird. Um nicht missverstanden zu werden: Es macht die russischen Manipulationsversuche um kein Jota besser, wenn auch Israel und die USA zu solchen Mitteln greifen. Zu kritisieren sind sämtliche Manipulationsversuche.
Der Artikel ist der Süddeutschen ist hochgradig manipulativ. Man berichtet zunächst formal korrekt über die Enttarnung einer russischen PR-Firma, die den Unterlagen zufolge in den USA bei Online-Debatten manipuliert haben soll. Das ist ok und auch informativ und interessant. Dann dreht man die Story jedoch, so dass beim Leser der Eindruck entstehen muss, diese oder ähnliche PR-Firmen seien auch für Online-Kommentare verantwortlich, die in deutschen Medien – vor allem natürlich in der SZ selbst – abgesetzt wurden. Dafür hat die SZ jedoch ganz offenbar nicht den geringsten Hinweis. Technisch wäre es ohne Probleme möglich, die geographische Herkunft der Kommentatoren anhand der IP-Adresse zu bestimmen. Und selbst Hilfsmittel zur Verschleierung (wie z.B. Proxys) lassen sich zumindest als solche feststellen, auch wenn man dann nicht mehr so einfach herausfindet, wer am anderen Ende sitzt. Man findet jedoch heraus, dass derjenige seine Herkunft verschleiert.
Wenn die SZ also mutmaßt, die kritischen Leserkommentare in ihrer Onlineausgabe kämen von „Putins Trollen“, so könnte sie dies ohne gegen geltende Gesetze zu verstoßen, anhand der Logfiles ihrer IT-Abteilung (oder wer sonst bei der SZ dafür zuständig ist) auch handfest belegen. Dies tut die SZ jedoch nicht und man muss davon ausgehen, dass sie es deshalb nicht tut, weil sie diese Belege nicht erbringen kann, da die Theorie schlich falsch ist.
Liebe SZ, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Wenn Sie anhand der Logfiles belegen können, dass kritische Leserkommentare auffällig häufig aus dem russischen IP-Raum oder über Proxys o.ä. kommen, dann werde ich mich bei Ihnen hoch offiziell entschuldigen und Asche auf mein Haupt streuen. So lange dies nicht der Fall ist, unterstelle ich Ihnen jedoch vorsätzliche Manipulation.
Anmerkung eines Lesers: “Laut Allensbach-Institut bekennen gerade einmal acht Prozent der Deutschen, sie hätten “eine gute Meinung von Putin” (das entspricht etwa dem Ergebnis der Linkspartei bei der jüngsten Bundestagswahl).“
Also bitte – was wird denn da für ein Zusammenhang hergestellt? Linke-Wähler sind Putin-Unterstützer?
Anmerkung JB: Die ZEIT dreht sich die Welt mal wieder so, wie es ihr gefällt. Nun sollen als Russland und Iran dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass der Westen und die Araber – ohne Sinn und Verstand – die Islamisten in Syrien unterstützt hat? Dazu fällt einem nun wirklich gar nichts mehr ein. Aber eins muss man Herrn Thumann lassen: Auf so was muss man auch erst mal kommen!
siehe auch: Gekaufte Spiele: Aufzeichnungen einer öffentlichen Veranstaltung in Frankfurt am Main
Traum oder Albtraum
Die sozialen Unruhen in vielen brasilianischen Städten und Regionen im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft. Von Claudia Fix, Redaktionsmitglied der Lateinamerika-Nachrichten in Berlin
Mythos Maracanã
Die Geschichte des legendären Stadions in Rio de Janeiro ist mehr als ein Fußballmärchen. Von Thomas Fatheuer, Vorstandsmitglied bei Kooperation Brasilien e.V. (KoBra)
Weltkonzern Fußball
Das System Blatter und Fußball als Modernisierungsmythos. Ein Vortrag von Jens Weinreich, Sportjournalist und FIFA-Kritiker
Quelle: BIG Business Crime via Der Freitag
Quelle: Hans-Böckler-Stiftung Report Mai 2014 [PDF]
Dazu: Scheidende EU-Kommission stellt Regeln zur Beteiligung am Arbeitsplatz in Frage
Die scheidende EU-Kommission stellt Regeln zum Schutz und zur Beteiligung von Arbeitnehmern auf den Prüfstand. Die Argumente und Verfahren dafür sind fragwürdig, zeigt eine neue Untersuchung. (Siehe oben, WL)
Mehr demokratische Beteiligung war ein großes Thema bei der Europawahl. Erstmals soll das Ergebnis bei der Kür des Kommissionspräsidenten berücksichtigt werden. Bei der Teilhabe am Arbeitsplatz scheint der Trend indes in die Gegenrichtung zu laufen: Unter dem Titel “Refit – Fit for Growth” überprüft die amtierende Kommission europäische Richtlinien. Erklärtes Ziel: “Bürokratieabbau”, vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen. Doch dabei könnten wichtige Arbeitnehmerrechte ausgehebelt werden, warnt Dr. Norbert Kluge, Mitbestimmungsexperte in der Hans-Böckler-Stiftung….
Eine weitere Initiative, die mit dem “Refit”-Programm zumindest indirekt zu tun hat, vertieft die Skepsis der Forscher: Kürzlich hat die Kommission das umstrittene Projekt einer “Ein-Personen-Gesellschaft” (SUP) wiederbelebt. Solche Unternehmen mit einem Alleingesellschafter sollen per Online-Registrierung ohne Identitätsprüfung mit einem Mindestkapital von nur einem Euro gegründet werden können (siehe auch die Hintergrundinformationen). Das Vorhaben blieb 2008 laut ETUI im europäischen Gesetzgebungsprozess stecken, damals noch unter dem Namen “Europäische Privatgesellschaft”. Deutschland und Schweden hatten schwerwiegende Bedenken gegen die Seriosität der geplanten Rechtsform im Verhältnis zu Beschäftigten, Kunden und Gläubigern. Im Oktober 2013 wurde der ursprüngliche Vorschlag im Rahmen von “Refit” zurückgezogen. Nun habe die Kommission einen zweiten Anlauf gestartet – auf anderer rechtlicher Basis, sodass diesmal bei der Abstimmung unter den Mitgliedsländern keine Einstimmigkeit erforderlich sei.
Hintergrund: Umstrittene SUP
Mit der europäischen Ein-Personen-Gesellschaft (Societas Unius Personae, SUP) will die EU-Kommission Unternehmern die Gründung von Tochtergesellschaften im Ausland erleichtern. Anfang April hat sie einen Vorschlag für eine Richtlinie vorgelegt. Er sieht vor, dass sich solche Unternehmen mit einem Gesellschafter innerhalb von nur drei Werktagen online registrieren lassen können und ein Mindestkapital von nur einem Euro nachweisen müssen. Außerdem sollen sie die Möglichkeit haben, den rechtlichen Firmensitz (“Satzungssitz”) und den Ort des operativen Geschäfts zu trennen. Dadurch kann sich der Gründer einen EU-Staat aussuchen, nach dessen Rechtsregeln er sich richtet.
Der Kommissionsvorschlag ist umstritten. So lehnt ihn der DGB ab, weil damit der Wettlauf um niedrigste Steuern und Sozialstandards weiter angetrieben werde. Die SUP könnte dazu genutzt werden, Mitbestimmungsrechte zu umgehen. Auch das bayerische Justizministerium warnt vor einem “Wettbewerb nach unten”, der nicht den Mittelstand fördere, “sondern die Entstehung zwielichtiger Briefkastengesellschaften”.
Quelle: Pressmitteilung der Hans-Böckler-Stiftung
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=22052