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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 30. Mai 2014 um 9:04 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Das ist wirklich frech, ein starkes Stück Propaganda. Im Artikel werden recht(sextrem)e Parteien, die definitiv gegen die EU und/oder den Euro und/oder Ausländer auftreten, durcheinander geworfen mit linken Parteien, die eben gerade nicht “den Euro abschaffen, die Grenzen dichtmachen oder gar die ganze Europäische Union sprengen”. Prominenteste Beispiele sind sicher die SYRIZA, die sich immer wieder *für* die EU und den Euro ausgesprochen hat (aber gegen Merkels Austeritätspolitik), und die niederländische SP. Letztere schreibt z. B. auf ihrer Homepage: “De Europese Unie brengt ons al ruim 50 jaar vrede en welvaart. Samenwerking in Europa is ook broodnodig om mondiale problemen aan te pakken zoals klimaatveranderingen en grensoverschrijdende criminaliteit. Samen sta je sterker.” (…) “Die EU bringt uns allen seit rund 50 Jahren Frieden und Wohlfahrt. Die Zusammenarbeit in Europa ist auch zwingend notwendig, um weltweite Probleme wie die Klimaveränderung und grenzüberschreitende Kriminalität anzupacken. Zusammen ist man stärker”, um anschließend die neoliberale und unsoziale Entgleisung der EU zu beklagen. (Die SP ist durchaus für das Zurückholen von Kompetenzen aus der EU in die Niederlande und gegen die ungebremste Erweiterung der EU ein, nicht aber für die Auflösung der EU.) Hauptsache, der SPIEGEL hat mal wieder rechts und links als gleichermaßen “Extreme” und “Radikale” in einen Topf geworfen.
Anmerkung Orlando Pascheit: Schlimm genug, dass Frankreichs Sozialisten keinen Weg aufzeigen konnten, wie die Deindustrialisierung Frankreichs gestoppt werden könnte. Schlimm genug, dass sie keinen Kontrapunkt zur Europapolitik der deutschen Regierung setzen konnte. Jetzt knickt sie auch noch in Rekordgeschwindigkeit vor der Front National ein. Es bestätigt sich, dass die größte Gefahr nicht von den rechtsextremen Parteien selbst ausgeht, sondern von der Übernahme rechtsextremer, angeblich erfolgreicher Thematik durch die anderen Parteien.
Hinweis: Hier die aktuelle Ausgabe der Kontext:Wochenzeitung am Samstag auch als Beilage zur taz.
Quelle: SPIEGEL Online
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Die Anspruchshaltung und das Gejammer der Konzerne sind unglaublich. Ein Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent genügt nicht, ein Mindestlohn von 180 Euro in Peking bzw. 210 Euro in Shanghai, bei den üblichen Arbeitszeiten also ca. 1 Euro pro Stunde, sind schon zu teuer und, oh Gott, nur noch bei 2/3 der befragten Unternehmen ist die Gewinnspanne höher als im globalen Durchschnitt – das sind wahrlich “düstere Aussichten”, nachdem sich die Firmen anscheinend in den letzten Jahren oder Jahrzehnten in China dumm und dusselig verdient haben.
Anmerkung RS: Offenbar muss man von der Sache nicht viel verstehen, um für den Wirtschaftsteil der SZ zu schreiben. Eine Kostprobe:
„Zudem ist zweifelhaft, dass der Strafzins für Banken viel bewirken wird. Im Ernstfall legen Institute die Extrakosten auf den Kreditnehmer um.“
Welche Extrakosten denn, wenn das Geld an Kreditnehmer verliehen wird, anstatt zu einer negativen Rendite bei der Zentralbank zu lagern? Diese Extrakosten sollen gerade der Anreiz sein, dass das Geld bis auf die Mindestreserve verliehen wird, anstatt bei der Zentralbank nutzlos liegen zu lassen.
Hier das Köstlichste:
„Die Welt hat damals mehr Geld ausgegeben, als sie es sich leisten konnte.“
Ja, da stellt sich sofort die Frage: Wenn die (unsere) Welt mehr Geld ausgegeben hat, als sie es sich leisten konnte, welche Welt hat es denn bekommen? Mars? Da hat einer wohl nicht verstanden, dass wenn jemand auf der Welt Geld ausgibt, bekommt es ein anderer auf der Welt. Die Welt als Ganzes kann also nicht mehr ausgeben, als sie es sich leisten kann. Das ist ein so einfacher Zusammenhang, dass man sich wirklich fragen muss, wie es sein kann, dass die SZ jemanden schreiben lässt, der das nicht begreift. Das ist einfach zu dumm, um wahr zu sein.
„Bei einem Zins nahe null verlieren die Währungshüter die Kontrolle über die Geldnachfrage.“
Das ist richtig, aber nicht in dem Sinne, wie der Autor meint. Die Zentralbank kann bei einem Zins nahe null die Geldnachfrage nicht erhöhen, denn weiter kann sie die Zinsen nicht senken. Wird die Geldnachfrage zu hoch, kann sie aber immer die Zinsen erhöhen. Das ist ja gerade der Grund, weshalb Deflation schwer zu bekämpfen ist, während die ZB ohne größere Probleme die Inflation bekämpfen kann.
„Nun aber die Hortung von Geld auch noch zu bestrafen, würde diese Hilflosigkeit nur unterstreichen.“
Die Hortung von Geld ist das Schlimmste, was einer Volkswirtschaft passieren kann. Denn das bedeutet, dass Produkte nicht gekauft werden, die erzeugt werden, was zu einem Abbau von Investitionen führt, was den Verlust von Arbeitsplätzen nach sich zieht. Hier hat der Autor schon wieder nicht verstanden, dass man nur Geld verdienen kann, wenn ein anderer es ausgibt.
„Für die Sparer sind Nullzinsen – und schon gar ein Strafzins – doppelt gefährlich. Ihre Altersvorsorge wird durch die niedrigen Zinsen empfindlich geschmälert. Zudem senden Zentralbanker das gefährliche Signal aus, hemmungsloses Prassen sei dem vernünftigen Umgang mit den eigenen Mitteln vorzuziehen. Das Gegenteil ist richtig. Sparen ist wichtig. Es muss sich zumindest ein wenig lohnen.“
Hier hat der Autor sich nicht eine ganz einfache Frage gestellt: Wer soll die Zinsen Zahlen? Zahlt sie die Banken, weil sie sich freuen, das Geld anderer lagern zu dürfen? Nein, natürlich nicht, die Schuldner zahlen sie. Aber wer zahlt sie dann, wenn es keine Schuldner gibt? Der liebe Gott?
Anmerkung Orlando Pascheit: Anscheinend haben sich unsere Medien von der Propaganda der staatlich kontrollierten Medien Ägyptens beeindrucken lassen. Sonst hätten sie nicht die Botschaft weitgehend übernommen, dass Abdelfattah al-Sisi von der Mehrheit der Bevölkerung getragen sei. Dabei musste jedem klar sein, dass all die Wähler, die seinerzeit Mursi in das Amt brachten, nicht verschwunden sein konnten. Es dürfte einer der größten Fehler des früheren ägyptischen Militärchefs sein, dass er nicht einen Weg für moderate Muslimbrüder, sondern stattdessen einen Krieg gegen alle Muslimbrüder eröffnete, als ob das alle militante Islamisten gewesen wären. Praktisch die Hälfte – wenn nicht mehr- der Bürger Ägyptens haben die Wahl Sisis boykottiert. Was wird wohl geschehen, wenn der zum Heilsbringer stilisierte neue Präsident scheitert? Und eigentlich kann er nur scheitern, denn die Probleme Ägyptens sind zu groß als dass sei auch nur mittelfristig gelöst werden könnten. Dann stehen er und das Militär allein da. Das Protestpotential deutet sich schon in dieser Wahl an.
dazu: Eins-zu-Eins, Der Talk in memoriam Hans-Peter Dürr
Quelle: BR [Audio, MP3]
Anmerkung JB: 20 Franken sind 16,40 Euro. 3467 Franken sind 2840 Euro.
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