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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages II
Datum: 23. Mai 2014 um 16:47 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (WL/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung JB: Und das alles ausgerechnet in der BILD-Zeitung. Manchmal ist die Realität schlimmer als jede Satire. Was hat die SPD sich nur dabei wieder gedacht?
Anmerkung JB: So „unabhängig“, wie SPIEGEL Online es darstellt, scheint Golos nicht zu sein. Als Finanziers der „kremlkritischen“ NGO treten neben Chodorkowski auch das National Endowment for Democracy (NED) und USAID auf – letztere bezahlen Golos laut Informationen von Life News übrigens pro gemeldeter „Wahlfälschung“. Da findet offenbar zusammen, was zusammen gehört.
Anmerkung WL: Die Antworten sind nichtssagend, aber den Fragen lohnte es sich nachzugehen.
Anmerkung: Hier die Sendung mit Anne Will.
dazu: New Deal 4 Europe
Der Text der EUROPÄISCHE BÜRGERINITIATIVE:
Titel: NEW DEAL 4 EUROPE – EIN EUROPÄISCHES SONDERPROGRAMM ZUR NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG UND BESCHÄFTIGUNG
Gegenstand: Ein öffentliches Investitionsprogramm mit dem Ziel, Europa durch die Entwicklung der Wissensgesellschaft und die Schaffung neuer Arbeitsplätze speziell für junge Leute aus der Krise zu führen.
Hauptziele:
Quelle: New Deal 4 Europe
dazu: Willkommen im Lager
Nirgendwohin schiebt Deutschland mehr Menschen zurück als nach Polen. Das Land setzt in Sachen Asyl auf Knast: Flüchtlinge werden eingesperrt, bis sie ihren Antrag wieder zurückziehen und ausreisen.
Quelle: taz
Anmerkung Orlando Pascheit: Wir sind immer noch nicht auf der Höhe der Zeit. Verwiesen sei noch einmal auf Umberto Eco, der bereits vor über 20 Jahren von Völkerwanderung sprach, als einem Naturereignis, dem wir uns nicht entziehen können, als einem weiteren Kapitel “in der Geschichte des Planeten, der die Kulturen seit jeher im Gefolge großer Migrationsströme entstehen und vergehen sah.”. Begreifen wir Migration als ein Ereignis dieser Qualität, können wir dem Philosophen Alfred Pfabigan folgen. Eco habe “einen Weg gefunden, diese unheilige Trias im Diskurs über massenhafte Zuwanderung zu umgehen: die der Apostel der humanitären Verpflichtung, die der Kaufleute mit ihrer Notwendigkeit von Zuwanderung zur Stabilisierung maroder Sozialsysteme und die der Blutfetischisten, die über Umvolkung klagen.”. Wenn wir nicht intelligenter reagieren als einen neuen Limes aus Frontex und Abschreckung zu bauen, werden auch wir überrannt oder unsere Menschlichkeit über Bord werfen.
Anmerkung Orlando Pascheit: Und natürlich werden, wenn diese Dienstleistungen bei IBM, Hewlett-Packard (HP) und Atos konzentriert sind, diese Konzerne die Preise senken. Vor allem werden sich die Aktionäre freuen, durch Kostensenkung einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. – Die Crux liegt eigentlich bei der Privatisierung der Lufthansa, von Versorgern (z.B. EON), der Telekom, der Post, geplant bei der Bahn. Die Privaten sind aber, koste es den Bürger, was es wolle, auf Profitmaximierung angelegt. Für den Staat reicht es aus, dass die Unternehmen profitabel arbeiten – unter Beibehaltung von Beschäftigungsniveau und Einkommen der Beschäftigten, zum Wohle der Gesamtwirtschaft. Geht nicht? Eine der besten Bahnen der Welt, die Schweizerische Bundesbahnen SBB, macht Gewinn. Italiens Staatspost macht Gewinn. Und schon denkt auch die italienische Regierung darüber nach, zumindest einen Teil an die Börse zu bringen. Das übliche Spiel. Der Staat erfreut sich kurzfristiger, größerer Einnahmen und verscherbelt das Staatssilber, statt sich langfristige Einnahmen zu sichern. Natürlich haben Staatsunternehmen auch Probleme, worauf die wartende Privatwirtschaft nicht müde wird hinzuweisen. Am Ende finden sich Staat und Privatwirtschaft. Und am Ende der Marktbereinigung, d.h. des folgenden Konzentrationsprozesses? Höhere Preise für uns und satte Gewinne für das Kapital.
Anmerkung Orlando Pascheit: Liebe “taz” geht’s noch? Warum wohl hat Eulex die drei nach Priština verlegt? Priština ist Hauptstadt und Regierungssitz des Kosovo mit Sitz u.a. von EULEX, KFOR und UNMIK, mit dem wichtigsten Krankenhaus des Kosovo. – Verbrecher flüchten allgemein, weil sie der Strafe entgehen wollen. Die geflüchtete Angeklagten, darunter Sami Lushtaku, Bürgermeister der Kleinstadt Skenderaj, gehören zur sogenannten Drenica-Gruppe (15 Personen), die angeklagt sind, im Sommer 1998 im Gefangenenlager Likovc der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) Zivilisten gefoltert und ermordet zu haben. Unter den Angeklagten befindet sich auch Sylejman Selimi, der Botschafter des Kosovo in Albanien.
Unser Leser T.V. scheibt uns:
Sehr geehrter Herr Berger,
liebe Nachdenkseiten,vielen Dank zunächst für Ihre außerordentlich gute Arbeit, ich und viele Bekannte schätzen die Nachdenkseiten als notwendige Erweiterung der täglichen Information sehr.
Sie (JK) schreiben dort in Ihrem Kommentar: “Da muss man sich schon fragen wofür dieser sogenannte Ethikrat eigentlich steht, wenn von dessen Mitgliedern einfach neoliberale Propaganda nachgeplappert wird? Mit der Ethik scheint es dort nicht weit her zu sein.”
Von “Nachplappern” zu reden, dürfte eine massive Verharmlosung sein. Tatsächlich hat Wolfgang Huber in seiner Zeit als Ratsvorsitzender der EKD (2001-2009) die evangelische Kirche nach neoliberalem Vorbild umgestaltet. (“Erhöhung der Taufquote”)
Hierzu diente vor allem die im Jahr 2006 gegen jede Kritik durchgepaukte Agenda “Kirche der Freiheit – Perspektiven für die evangelische Kirche im 21. Jahrhundert. Ein Impulspapier des Rates der EKD” – im Folgenden kurz ‘KdF’
„Da jubeln sie, die Markt-Schreier, und fallen im Siegesrausch gleich mit dem gesamten Arsenal an Folterwerkzeugen, das in den letzten zwei Jahrzehnten in den think tanks des Neoliberalismus ausgetüftelt worden ist, um unsere Ohren zu peinigen, über die armen Christenmenschen her: „Kerngeschäft“ und „Kernangebote“, „Imageschaden“, „Qualitätsmanagement“, „good-practice-Orientierung“, „Angebotsorientierung“, „360-Grad-Feedback“, „Alleinstellungsmerkmal“, „Agendasetting“, „Aufwärtsagenda“, „Kundenbindungsinstrumente“, „Profilierungskompetenz“ und sogar, man möchte es nicht glauben, „kybernetisch-missionarische Kompetenz“. Das läßt sich nicht mehr steigern? Doch: „gabenorientierte Motivations- und Qualifikationskompetenz“.“ (Ludwig Trepl)Maßgeblich beteiligt waren, außer Huber als Vorsitzendem der Perspektivkommission, elf handverlesene Mitglieder:
1. Dr. Peter Barrenstein*), München (McKinsey)
2. OKR Thomas Begrich, Hannover (GF, Leiter der Finanzabteilung)
3. Landesbf. Jochen Bohl, Dresden (genannt “der Bischof mit Managerqualitäten”)
4. Bernhard Fischer-Appelt, Hamburg, (PR-Agentur mit enger Verbindg. zur Atlantikbrücke)
5. OKR Thies Gundlach, Hannover (GF), („theolog. Kerngeschäft“)
6. Prof. Dr. Renate Köcher, Allensbach, (GF Allensbach und Aufsichtsrat Allianz AG)
7. OKR Dr. Michael Nüchtern, Karlsruhe, (Weltanschauungsfragen)
8. Direktorin Margit Rupp, Stuttgart, (Dienst- u. Arbeitsrecht)
9. Prof. Dr. Klaus Tanner, Halle (Evangelische Ethik)
10. Direktorin Marlehn Thieme, Frankfurt (Deutsche Bank)
11. Präsident Dr. Echardt von Vietinghoff, Hannover (Rechtswissenschaft)McKinsey, Deutsche Bank, Allensbach, Allianz, Atlantikbrücke, Managerqualitäten und PR-Agentur, … das ganze abgesichert durch Fachleute aus dem Finanzbereich und dem Dienst- und Arbeitsrecht: So also sehen für Huber die Schwerpunkte aus, nach denen er seine Perspektive für die EKD entwickelt hat.
Von 1994-2009 war Huber Landesbischof der EKBO (Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz). Dort setzte er 2007 die „Durchführungsverordnung“ des neoliberalen Programms für die Landeskirche durch (“Salz der Erde”). Auch hier saß – als einziger der vorgenannten außer Huber – wieder Peter Barrenstein von McKinsey in der ersten Reihe. Barrenstein ist Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern – gab es in der EKBO selbst keine geeigneten Kandidaten für eine Perspektivkommission?
“Seit vielen Jahren gibt es eine Beziehung zwischen Ev. Kirche und Mc Kinsey. Mitte der 90-ger Jahre legte das Institut unter dem Titel „München-Programm“ eine Studie vor, die eine Analyse der Ev. Kirche in München enthielt und verband sie mit weitreichenden Empfehlungen. Unter Begleitung des Instituts wurden diese Empfehlungen bis 1998 umgesetzt und wirken bis heute fort. Dem München-Programm folgten eine Reihe weiterer Aufträge an Mc Kinsey aus dem Bereich der evangelischen und der katholischen Kirche.”
„Erschreckend dabei ist zweierlei: die Unverdrossenheit, mit der das grandiose Scheitern dieser Strategie an vielen Stellen, zum Beispiel dem Evangelischen München-Programm oder der bayerischen Kommunikationsinitiative, verdrängt wird; und die Unbekümmertheit, mit der die theologische Frage nach Wesen und Auftrag der Kirche gerade in ihrer Handlungsorientierung verabschiedet wird.“ (aus Publik Forum 9/2009 – auch unter www.aufbruch-gemeinde.de )“ (Hans Jürgen Volk)Es ist interessant , die Verflechtungen der neoliberalen Kirchenstrategen nachzuvollziehen.
Barrenstein / McKinsey ist nicht nur maßgeblicher Mitverfasser der beiden Perspektivprogramme von EKD und EKBO. Er und sein Perspektivkollege Manager-Bf. Bohl sind zusammen mit Friedhelm Loh (BDI) auch Kuratoriums-Mitglieder der evangelikalen Gruppe ProChrist.Bischof Bohl wiederum war zusammen mit seiner grünen Parteifreundin Katrin Göring-Eckardt (2009-2013 Präses der Synode der EKD) verantwortlich für den Kirchentag in Dresden. Die beiden Grünen Göring-Eckardt und Bohl sind zudem – u.a. zusammen mit Friedhelm Loh (BDI) – Kuratoriumsmitglieder der “Internationalen Martin Luther Stiftung”. Loh und Hans-Peter Keitel (bis 2013 BDI-Präsident) gehörten zu den 40 Managern, die 2010 von Merkel mit einer öffentlichen Kampagne lautstark eine Laufzeitverlängerung der AKWs einforderten. Selten wird die neoliberale Verflechtung der EKD mit den Größen der Industrie so bildhaft deutlich wie in der Verleihung der “Lutherrose für gesellschaftliche Verantwortung und Unternehmercourage” an den Atomlobbyisten Keitel durch Göring-Eckardt. Die Stellungnahme von Göring-Eckardt zu dieser delikaten Personalie kann kaum als gelungene Distanzierung gewertet werden.
Drei der KdF Mitverfasser (McKinsey-Barrenstein, Dt.-Bank-Thieme und Tanner) sind zudem Mitglieder im “Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer”. Vorsitzender dort ist Michael Freiherr Truchsess von der Deutschen Bank, McKinsey-Barrenstein ist sein Stellverteter.
Die hamburger PR-Agentur Fischer-Appelt erhielt 2012 namhafte Aufträge von der Diakonie und ist durch ihr Vorstandsmitglied Frank Behrend Mitglied der Atlantikbrücke.
In dem Zusammenhang der neoliberalen Zentralisierung der EKD ist natürlich auch das neue Pfarrdienstrecht zu sehen, das die Gemeindeautonomie über das Personalrecht an die Kandare nimmt. Wenn man das neoliberale Netzwerk überblickt, das sich die Evangelische Kirche angeeignet hat, kann es da noch verwundern, wenn die EKD zwar unlängst ihren Militärbischof zur Vollzeitstelle erweitert hat, ansonsten aber die laufenden Kriegsvorbereitungen – bis auf ein kurzes Gebet – mit Schweigen unterstützt?
Wenn sich ein Mann wie Wolfang Huber explizit neoliberal äußert, dann ist das mit Sicherheit kein “Nachplappern”. Den Pakt mit dem Mammon ist er schon vor vielen Jahren eingegangen.
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