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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Buchtipp: Recht auf Arbeit – Recht auf Faulheit –
Datum: 10. März 2007 um 8:12 Uhr
Rubrik: Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Rezensionen
Verantwortlich: Albrecht Müller
Udo Achten, Petra Gerstenkorn, Holger Menze
Arbeit: Haben oder Nichthaben bestimmt das Sein
Dazu die Besprechung von Gunter Lange in „ver.di NEWS“ 04/2007
Wie eine Gesellschaft mit Erwerbslosen umgeht, sagt viel über gesellschaftliche Strukturen, Denk- und Handelsweisen aus. In Deutschland gibt es Menschen, die zuviel Arbeit haben, Menschen mit schlecht bezahlter Arbeit und noch immer über vier Millionen Arbeitslose – schön gerechnet versteht sich. Und es gibt Vorurteile gegenüber denjenigen, die keine Arbeit haben. “Es gibt kein Recht auf Faulheit” donnerte im Frühjahr 2001 der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder per “Bild”-Zeitung ins Land, wohlkalkulierend, Ressentiments damit zu beleben.
Arbeit haben und keine Arbeit haben, das hat politisch wie auch kulturell viele Facetten. Sie werden in diesem hervorragend ausgestattetem Band ausgebreitet. Federführend war die gewerkschaftliche Erwerbsloseninitiative. Peter Heller, Vorsitzender des ver.di-Bundeserwerbslosenausschusses, reklamiert zu Recht das Recht auf Arbeit. Und hält jenen entgegen, die von einer “Pflicht zur Arbeit” reden: “Wenn es eine Pflicht zur Arbeit gibt, in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit jedoch nur für 20 Prozent der Erwerbslosen Arbeit verfügbar ist, dann müsste es doch für die verbleibenden 80 Prozent ein Recht auf (zeitweilige) Faulheit geben.”
Das gemeinsam von IG Metall und ver.di herausgegebene Buch fächert auf vielfältige Weise das Spannungsverhältnis von Arbeit und Arbeitslosigkeit auf. Anliegen ist es, dem Gegeneinanderausspielen von Erwerbstätigen und Erwerbslosen auf dem politischen Parkett etwas entgegenzusetzen. Und nicht zuletzt, den Arbeitslosen, den durch falsche Ökonomie Ausgegrenzten, etwas an Würde zurückzugeben.
Themen wie auch die Darstellungsformen sind in diesem Buch breit aufgefächert. Erinnert wird an die Forderung von Stephan Born nach einem Recht auf Arbeit 1848, an die Massenarbeitslosigkeit während der Weimarer Republik, an die Arbeitsplatzvernichtung in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung. Einige Beiträge sind den heutigen Jobkillern auf der Spur. Und vermittelt wird, wie notwendig die Solidarität der Menschen mit und ohne Job ist.
Dieses anschauliche Lesebuch verbindet Texte von Hannah Arendt, Heinrich Böll, Erich Kästner, Detlef Hensche und Petra Gerstenkorn mit Gedichten von Kurt Tucholsky sowie mit einprägsamer Fotografie von Walter Ballhaus und Zeichnungen von Gertrude Degenhardt und Fotomontagen von John Heartfield. Insgesamt ein opulentes Werk.
Recht auf Arbeit – Recht auf Faulheit – Udo Achten, Petra Gers-tenkorn, Holger Menze, 2007, 392 Seiten, 39,80 Euro, ab 5 Bestellungen Rabatt mit einem Einzelpreis von 23,88 Euro. Zu beziehen über ver.di b+b gGmbH, Mörsenbroicher Weg 200, 40470 Düsseldorf, Tel.: 0211/ 9046 823, Fax 0211/ 9046818, E-Mail verlag@ verdi-bub.de, www.verdi-bub.de
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